Kurz: Handwerkskunst

Die Bahn hat ja das Früh­stücks­an­ge­bot im ICE-Bis­tro radi­kal gekürzt. Im Prin­zip auf eine Opti­on: Menu IV – Crois­sant plus Heiß­ge­tränk, 3,90 Euro. Ent­schei­dungs­frei­hei­ten bestehen nur bei der Kaf­fee­zu­be­rei­tung. Mei­ne Wahl heu­te mor­gen, Lat­te Mac­chia­to, führ­te mich zu einer inter­es­san­ten Beob­ach­tung im Sin­ne der Sen­nett­schen Lob­lie­der auf Hand­werks­ethos und Qualitätsarbeit.

Statt auf eine Tas­te zu drü­cken, und den Auto­ma­ten ein stan­dar­di­sier­tes Pro­dukt aus­spu­cken zu las­sen, erwies sich der Bar­mann als kunst­vol­ler Hand­wer­ker. Zur Zube­rei­tung eines Lat­te ließ er den Auto­ma­ten erst mehr­fach Milch­schaum gene­rie­ren. Nach Errei­chen der gewünsch­ten Füll­hö­he nahm er das Sieb der Auf­fang­wan­ne ab, um am obe­ren Glas­rand mehr Platz zu haben, ließ Espres­so ein, klopf­te mit dem Glas auf den Tisch, um schließ­lich eine wei­te­re Schicht Milch­schaum hin­zu­zu­fü­gen und das Gan­ze dann zu servieren.

Nach dem Sinn gefragt, ver­wies der Bar­mann dar­auf, dass die Maschi­ne allei­ne kei­nen anseh­li­chen Lat­te zustan­de bräch­te. „Wir haben Auto­ma­ten, da sieht das [Ergeb­nis] nicht gut aus, wenn ich auf den Knopf drücke!“

Öko-Praktiken in Ratgebern – Manuskript

Im Novem­ber 2005 nahm ich am Kon­gress kul­tur­wis­sen­schaft­li­che Tech­nik­for­schung des gleich­na­mi­gen Kol­legs der Uni Ham­burg teil. Ich habe dort damals auch vor­ge­tra­gen, näm­lich etwas zum nach­hal­ti­gen Umgang mit Din­gen anhand der pra­xis­theo­re­ti­schen Ana­ly­se von Öko-Ratgebern. 

Vor ein paar Wochen ist mir nun zufäl­lig beim Auf­räu­men mei­ner Fest­plat­te das Manu­skript für mei­nen Bei­trag für den Kon­gress­band wie­der in die Hän­de gefal­len. Der Kon­gress­band ist seit gerau­mer Zeit „im Druck“. „Im Druck“ ist so unge­fähr das sel­be wie die wis­sen­schaft­li­che Ver­si­on der katho­li­schen Vor­höl­le. Auch eine Nach­fra­ge bei der kul­tur­wis­sen­schaft­li­chen Tech­nik­for­schung konn­te lei­der nicht auf­klä­ren, obwann mit einem Wech­sel des Sta­tus von „im Druck“ zu „erschie­nen“ zu rech­nen ist. 

Ich habe mich des­we­gen ent­schie­den, dass dort ein­ge­reich­te Manu­skript zu mei­nem Vor­trag hier publik zu machen – ich glau­be, dass es für alle, die sich für eine umwelt­so­zio­lo­gi­sche Anwen­dung von Pra­xis­theo­rie und Akteur-Netz­werks-Theo­rie inter­es­sie­ren, durch­aus inter­es­sant sein könn­te. Das Manu­skript ist (bis auf die ein­gangs ein­ge­füg­te Notiz zur Zitier­wei­se) auf dem Stand von 2005/2006 – aber bes­ser so als nie: