Nachdem ich mir vor ein paar Tagen die ersten zehn Jahre des Blogs angeschaut habe, gibt es jetzt den Gesamtüberblick.
Feststellung eins: Früher war alles besser … die Zahl der Beiträge hat fast kontinuierlich abgenommen, und liegt aktuell nochmal deutlich niedriger, als ich das vermutetet hatte. Bis Ende 2021 sind insgesamt 2480 Blogbeiträge zusammengekommen. Über die gesamte Zeit betrachtet entfällt ein Drittel aller Beiträge auf das „Foto der Woche“ als Grundkonstante meines Blogs – interessant dabei auch zu sehen, wie sich zum einen über zwanzig Jahre die Motive (und Texte dazu) wiederholen, und wie sich auch die Nutzung dieses Formats ändert – mal geht es nur um das Bild, mal wird es mit kürzeren oder längeren politischen Statements oder Tagebuch-Einträgen verbunden. Insofern täuscht der große Block „Foto der Woche“ etwas, denn zum Teil verbergen sich darunter auch andere Formate und Themen.
Feststellung zwei: Es ist interessant, welche Streiche einem das eigene Erinnerungsvermögen spielt. Beispielsweise gab es Beiträge aus dem Jahr 2014, bei denen ich mir ziemlich sicher war, dass sie maximal zwei Jahre alt sind. Und dann bin ich auch alles andere als konsistent, Formate und Textformen verändern sich und variieren beträchtlich.
Feststellung drei: Wahlen aller Art (OB-Wahl, Kommunalwahl, Landtagswahl, Bundestagswahl) und die dazugehörigen Vorberichte, Wahlprogramme, Kandidaturen, Analysen usw. führen zu einem recht regelmäßigen Muster der Berichterstattung. Jenseits der Wahlen (und dem Grundthema „Grüne“) schwankt der thematische Fokus meines Blogs beträchtlich – Netzpolitik (diverse Großthemen, die Piraten!), Wissenschaft(spolitik) (im Blick insbesondere, solange ich selbst in der Wissenschaft tätig bin, also bis etwa 2011), Ökologie – 2019 mit Fridays for Future und der wieder im Fokus der Aufmerksamkeit stehenden Klimakrise gibt es einen ganzen Schwung Texte dazu – und gesellschaftspolitische Fragen (2012–2015) geraten mal in den Blick und dann auch wieder aus dem Blick.
Feststellung vier: Blog und Leben sind korrespondierende Röhren. Nicht nur mehr oder weniger starker privater Stress hat einen Einfluss darauf, was und wie viel ich blogge (regelmäßig gibt es dazu kurz vor Weihnachten Nörgeleinträge), sondern auch meine Arbeit. Was ja irgendwie logisch ist. Solange ich an der Uni war, spielt die Lokalpolitik rund um die Uni eine größere Rolle, ebenso wissenschaftspolitische Fragen und Wissenschaft selbst. Im Landtag habe ich als Parlamentarischer Berater für die grüne Fraktion zwar die Themen Hochschule, Kultur, Medien bearbeitet, dazu aber teilweise genau deswegen weniger geschrieben. Und seit ich als Grundsatzreferent übergeordnet zuständig bin, nimmt die Zahl meiner öffentlichen Meinungsäußerungen zur Lage der Partei eher ab.
Feststellung fünf: Corona hat in den letzten zwei Jahren dazu geführt, dass viele Events ausgefallen sind, über die ich sonst geschrieben habe – und dass ein beträchtlicher Teil meiner Blogartikel auf meine tagebuchartige Sammlung „Zeit des Virus“ und auf Dinge wie Brotrezepte und Spaziergänge entfallen sind. Zusammen mit den Wechselwirkungen beruflicher Art führt auch das zu einem Rückgang der dezidiert auf Politik blickenden Beiträge – wobei natürlich auch darüber gestritten werden kann, wie weit so etwas wie mein Coronatagebuch politisch ist.
Feststellung sechs: Einen Teil der Funktionen, insbesondere kurzer Kommentierungen zur Lage der Dinge, die vorher das Blog hatte, landen zunehmend bei Twitter, erst recht, seit es dort Mode geworden ist, längere Tweet-Ketten zu schreiben.
Das mal als Bestandsaufnahme, die auch ein Stück weit erklärt, warum die Zahl der Zugriffe auf das Blog eher im Sinkflug begriffen ist. Ich könnte jetzt die große Frage „Was würdet ihr gerne lesen?“ in die Runde werfen, aber ich glaube, dass das die falsche Haltung ist. Vielleicht macht es mehr Sinn, mich daran zu orientieren, was ich interessant und festhaltenswert genug finde, um es der Welt mitzuteilen. Wenn das auf Leser*innen stößt, gerne.