Die fetten Jahre sind vorbei: Antiglobalistas vs. Alt-68er

Wie bei jedem gutem Film lässt sich der grund­le­gen­de Plot von Die fet­ten Jah­re sind vor­bei in weni­gen Sät­zen zusam­men­fas­sen. Jan und Peter sind Teil der Ber­li­ner Sze­ne und seit lan­gem gut befreun­det. Nachts machen sie „ihr Ding“, bre­chen als die Erzie­hungs­be­rech­tig­ten in Gru­ne­wäl­der Vil­len ein, um dort deut­li­che Spu­ren zu hin­ter­las­sen, und die Aus­sa­ge: Die fet­ten Jah­re sind vor­bei, du hast zuviel Geld – mach Dir mal Sor­gen! Jule zieht für ein Tagen bei den bei­den ein, weil sie aus ihrer Woh­nung gewor­fen wird – Miet­rück­stän­de und ein gro­ßer Schul­den­berg, der nur wütend machen kann. Bei einem Ein­bruch (soviel darf ver­ra­ten wer­den), bleibt den drei­en dann nichts ande­res übrig, als den über­ra­schend auf­tau­chen­den Besit­zer der Vil­la, Jus­tus Har­den­berg, zu ent­füh­ren. Wohin jetzt? Auf der Tiro­ler Berg­hüt­te ler­nen die vier sich näher kennen.

Hans Wein­gart­ners Film sind eigent­lich zwei Fil­me, die sich deut­lich in Stil und Atmo­sphä­re unter­schei­den. Der Wen­de­punkt ist die Fahrt nach Tirol. Vor­her ist der Film ein Film über die aktu­el­le anti­ka­pi­ta­lis­ti­sche Sze­ne, und hat hier ziem­lich genau hin­ge­schaut, zumin­dest was das Sty­ling angeht. Sozi­al­be­richt­erstat­tung. Die Fron­ten zwi­schen Gut und Böse sind klar ver­teilt, Möbel­rü­cken als revo­lu­tio­nä­rer Akt liegt nahe. Bis zur Fahrt nach Tirol ist der Film span­nungs­ge­la­den – von anfäng­li­chen Prü­ge­lei­en bei einer Demo und kur­zen Bli­cken ins Inne­re der Prot­ago­nis­tIn­nen über haut­na­he Ihr-da-oben-wir-da-unten-Wut bis zu den schon erwähn­ten Ein­brü­chen. Und dazwi­schen bahnt sich auch noch eine Drei­ecks­ge­schich­te an. Die­ser ers­te Teil dreht sich viel­leicht um die Fra­ge: „Ich wür­de ger­ne an was glau­ben und revo­lu­tio­när sein, aber es gibt ja kei­ne Jugend­be­we­gung mehr.“ 

Teil II des Fil­mes fängt mit der unge­plan­ten und hilf­lo­sen Ent­füh­rung an. Danach „kön­nen wir nicht mehr zurück in unser altes Leben, soviel ist klar“. Aber was tun mit dem Ent­füh­rungs­op­fer? Die­ser Teil ist lang­sa­mer, theo­rie­ge­la­den. Lan­ge Gesprä­che am Küchen­tisch, und irgend­wann erzählt Har­den­berg von sei­ner revo­lu­tio­nä­ren Jugend im SDS. So inter­es­sant der Aus­tausch über die Gene­ra­tio­nen hin­weg sein kann: etwas muss pas­sie­ren. In der enge der Berg­hüt­te blüht die Drei­ecks­ge­schich­te auf, bis zum sinn­lo­sen Ende. Bei genaue­rem Hin­se­hen nicht ganz unschul­dig dar­an: Har­den­berg, habi­tu­ell zur K‑Grup­pen-Intri­ge ver­an­lagt. Der ers­te Schluss des Films ist erwart­bar, jeden­falls scheint es so. Doch das Sys­tem wird aus­ge­trickst, am Ende hängt ein Zet­tel da – man­che Men­schen ändern sich nie – und wer will, kann die­sen zwei­ten Teil des Films zusam­men­fas­sen zu „Wie kann ein Men­schen mit sol­chen Idea­len heu­te so ein Leben füh­ren?“ Es bleibt uns Zuschau­en­den über­las­sen, uns für „Fami­lie, Kin­der, Schul­den, Sicher­heit, Arbeit, Arbeit, Arbeit, CDU“ zu ent­schei­den, oder für den mäch­ti­gen Vor­wurf gegen die Alt-68er von den Kin­dern der Revo­lu­ti­on, der der Schluss­punkt des Fil­mes eben auch ist. 

Bei aller Schwarz-Weiss-Male­rei ist es dann auch die­se Unent­schlos­sen­heit, die sich bei genaue­rem Hin­se­hen durch den Film durch­zieht. Die kla­re, mora­li­sche Bot­schaft: „Revol­te ist rich­tig, die guten Ideen über­le­ben“ steht auf der einen Sei­te – und der Rück­schlag in Form der Auf­ar­bei­tung der nähe­ren Ver­gan­gen­heit (wie ja auch schon in der Serie an RAF-Fil­men der letz­ten Jah­re gesche­hen) auf der ande­ren. Jan, Peter und Jule trick­sen, wie gesagt, das Sys­tem aus. Nach dem Schluss kommt noch ein Schluss, hap­py Kapitalismuskritik.

Was lässt sich über die­sen stre­cken­wei­se dann doch theo­rie­lan­gen (aber in der Theo­rie teil­wei­se inter­es­san­te­ren), stre­cken­wei­sen in ein­fa­chen Kli­schees gehal­te­nen Film noch sagen? Auf­ge­fal­len ist mir der Stil: vie­les wirkt impro­vi­siert und zugleich sehr echt – von Jules kick­sen­dem Lachen über die Abgrün­de der all­täg­li­chen Revol­te bis zu den Türen der lin­ken WG. Hand­ka­me­ra­wa­ckeln, Brü­che zwi­schen Dun­kel­heit und Licht, ganz nor­ma­le Leu­te: all das trägt sicher­lich dazu bei. Ganz auf­schluss­rei­che wäre es viel­leicht, Die fet­ten Jah­re sind vor­bei mal mit Die Träu­mer, dem Film über das pri­va­te Leben im revo­lu­tio­nä­ren 1968er-Paris par­al­lel zu set­zen. Und sich Fra­gen dar­über zu stel­len, ob hin­ter den vor­der­grün­di­gen Ähn­lich­kei­ten von Jugend­be­we­gung, Revol­te und pri­va­tem Drei­eck nicht doch selbst in die­sen bei­den Kunst­wel­ten gra­vie­ren­de Unter­schie­de zwi­schen der Chan­ce zu nai­ver Kri­tik damals und der viel­fa­chen Refle­xi­ons- und Bre­chungs­not­wen­dig­keit des „Revo­lu­tio­nä­ren“ heu­te sicht­bar werden. 

http://www.diefettenjahre.de/ (nur mit Flash)

Nach­trag: auch in u‑as­ta-info #727 vom 2.12.2004, S. 7.

An interactive dreamscape

An inter­ac­ti­ve dreamscape

Lei­der nur mit Flash anschau­bar, aber dafür umso erstaun­li­cher: http://www.cyphic.net/zoomquilt/zoom.htm – Escher meets Frak­ta­le, oder viel­leicht auch nur ein Gefloch­te­nes End­lo­ses Band. Anschauen!

T‑Shirts falten

Hin­ter dem Link http://homepage.usask.ca/~kvl014/tshirt.mpg ver­birgt sich ein japa­ni­sches Anlei­tungs­vi­deo über das Fal­ten von T‑Shirts. Sehens­wert, total ein­fach, funk­tio­niert aber nicht mehr, wenn es ein paar Tage spä­ter erneut ver­sucht wird. Zen.

Umzug

I. Ich bin von Xan­ga zum Live­Jour­nal umge­zo­gen. Ob ich dadurch häu­fi­ger was schrei­be, weiß ich nicht; ins­ge­samt gefällt’s mir aber bes­ser. Und wie immer bei der­ar­ti­gen Umzü­gen: es steckt ein biß­chen Arbeit dar­in, die alten Ein­trä­ge zu kon­ver­tie­ren (schließ­lich woll­te ich sie nicht weg­wer­fen, in so was bin ich schlecht).

II. Umge­zo­gen bin ich aber auch im Real­Li­fe: Zusam­men mit mei­ner Freun­din (und Kat­ze) in eine Erd­ge­schoss­woh­nung in einem alten Haus in Gün­ter­s­tal. Da woh­ne ich jetzt schon ein­ein­halb Mona­te, inzwi­schen haben wir uns ziem­lich kom­plett ein­ge­rich­tet, es sind wirk­lich alle Kis­ten aus­ge­packt, etc. Das Leben kann also weitergehen.

Und ansons­ten: Grün­de dafür, war­um ich momen­tan kaum dazu kom­me, viel zu schrei­ben, gibt es auch jen­seits des Umzugs eini­ge: da ist mei­ne Diss., die irgend­wann mal fer­tig wer­den will, da ist Wiki­pe­dia, und da ist mei­ne Arbeit als Sozio­lo­ge im Insti­tut für Forst­be­nut­zung und Forst­li­che Arbeits­wis­sen­schaft mit der End­pha­se eines Projekts.

Altes aus Xanga, Teil XIV (und Schluss)

Fri­day, August 13, 2004

Google goes Olympia …

… und scheint dies­mal grie­chi­sche Göt­tIn­nen beim sport­li­chen Wett­kampf zu zeigen.


Thurs­day, August 12, 2004

taz heute in konsequenter kleinschreibung – rechtschreibreform und regelwut

mei­ne eige­nen erfah­run­gen mit tex­ten, die kon­se­quent klein geschrie­ben sind, beru­hen mehr oder weni­ger nur auf über­schrif­ten, ein­lei­tungs­tex­ten und dem einen oder ande­ren pla­kat für den u‑asta frei­burg, dass in – irgend­wie an links-70er-tra­di­tio­nen erin­nern­der – klein­schrei­bung erschie­nen ist. 

die taz geht heu­te einen schritt wei­ter (der link unten zum per­len­tau­cher faßt zusam­men) und erscheint kom­plett in gemä­ßig­ter klein­schrei­bung. das heißt, sie schreibt nur eigen­na­men und satz­an­fän­ge groß, alles ande­re klein. auf den ers­ten blick sehr gewöh­nungs­be­dürf­tig; es dau­ert eine zeit, bis sich der gewohn­te lese­fluss ein­stellt – dann aber durch­aus angenehm.

> perlentaucher.de (12.08.2004)

am schöns­ten aller­dings fin­de ich an der heu­ti­gen taz nicht das klein­schreib-expe­ri­ment (auch wenn’s eine net­te vol­te gegen sprin­ger und spie­gel ist), son­dern das essay von rein­hard kahl zum zivi­li­sa­to­ri­schen gewinn durch die recht­schreib­re­for­m­un­si­cher­hei­ten: statt sich per­ma­nent an regeln hal­ten zu müs­sen, sind die­se damit ein stück weit auf­ge­weicht und ent­ver­selbst­ständ­licht wor­den. hier kann ich kahl nur zustim­men: regel­wut tut sel­ten gut!

> rein­hard kahl: die list der rechtschreibreform


Mon­day, May 10, 2004

Der Grafiker hinter Googles Grafiken

Irgend­wo auf den Goog­le-Sei­ten gefun­den: Com­pu­ter artist dood­les ood­les of ‚Google’s


Fri­day, April 23, 2004

Google-Galerie

Schön aus­ge­führ­te Früh­lings­land­schaft mit Fisch zum Earth-Day 2004:


earthday04.gif (GIF-Gra­fik, 276x139 Pixel)


Sun­day, March 28, 2004

Weapons of Mass Destruction endlich gefunden …

… sie­he die­se Frie­dens­de­mo in den USA:

> What is war?


Wed­nes­day, March 17, 2004

Frühling in Freiburg heißt Sommer

Irgend­wie erscheint die Stadt wie ver­än­dert, kaum dass die war­me Jah­res­zeit ange­bro­chen ist. Das sprich­wört­li­che süd­länd­li­sche Flair wird ange­schal­tet, Fens­ter wer­den auf­ge­ris­sen, die Eis­ca­fes haben wie­der auf (Scho­ko­or­an­ge­zimt!). Und alle Welt rennt im T‑Shirt her­um und sitzt im Stra­ßen­ca­fe. Noch abends um sechs hat es jetzt 27°C: eine Stadt erwacht aus dem Winterschlaf.