Kein ganz neues Motiv, aber immer wieder hübsch: der Freiburger Hauptbahnhof mit sich spiegelnden Wolken.
Kurz: Angebadet
Was ich am Rieselfeld vermisse, ist unter anderem die Nähe zum Opfinger See. Da war es möglich, im Sommer vor der Arbeit oder am Nachmittag mal schnell zum See zu radeln und ein paar Züge zu schwimmen. Sehr schöne Sache!
Und ja, ich weiß, bezüglich Baggerseen gibt es ganz unterschiedliche Philosophien. Die einen ekeln sich vor Schlingpflanzen, Algen und Fischen, die anderen lieben ausgelassene Grillpartys am See. Ich mag den See sehr viel lieber als Schwimmbäder, auch weil er – gerade morgens oder unter der Woche – recht leer ist. Ungestört ein bisschen vor mich hinzuschwimmen, ohne großen sportlichen Anspruch, vielleicht noch ein Kapitel zu lesen und dann wieder aufzubrechen – das ist meins. Und das klappt gut, wenn ein paar Minuten Radfahrt reichen, um hinzukommen.
Aus Gundelfingen sind es leider gut 45 Minuten – in eine Richtung. Machbar, aber nicht „mal eben“, sondern dann am Wochenende oder wie jetzt in den Pfingstferien. Heute war ich da, es gab deutlich mehr Libellen als Menschen, und bis ich mich ins eisige Wasser traute, dauerte es etwas. Einmal drin, war es dann eher erfrischend als kalt, stellenweise sogar richtig warm. Ein bisschen geschwommen, und dann zurück gefahren. Ja, Aufwand, aber ich freue mich, mich überwunden zu haben und am See gewesen zu sein. Da kann kein Schwimmbad mithalten.
Photo of the week: Railway station, Freiburg
Neulich bin ich vom Bahnhof Freiburg ein Stück gelaufen, musste allerdings immer mal wieder stehenbleiben – die blaue Abenddämmerung war doch zu verlockend und musste fotografiert werden. Im Detail sind hier leider deutlich die Spuren von Apples Foto-Automatik zu sehen, trotzdem gefällt mir das Bild, das dabei vom Freiburger Bahnhof (bzw. der Wand des IC-Hotels) herausgekommen ist. Ähnlich schön finde ich dieses hier.
Der Fall der Brandmauer
Weil gerade schon fleißig andere Geschichten in die Welt gesetzt werden, fange ich mit dem an, was geschehen ist. Herr Merz von der CDU hat einen (hart rechtsaußen positionierten) Fünf-Punkte-Plan aufgeschrieben. Er hat angekündigt, diesen im Bundestag als Antrag einbringen zu wollen. SPD und Grüne könnten ja mitstimmen – wenn nicht, würde er auch eine Mehrheit mit der AfD in Kauf nehmen. Aus emotionaler Erregung heraus. Und ganz im Gegensatz zu dem, was er ein paar Wochen zuvor noch als Angebot und „Brandmauer“ zur AfD verkündet hatte.
SPD und Grüne haben sinnvollerweise abgelehnt, hier mitzugehen. Herr Merz hat den Antrag eingebracht – und mit Hilfe der FDP und vor allem der AfD auch eine Mehrheit dafür erhalten. Damit ist das jetzt ein offizieller Appell des Bundestags an die Bundesregierung (die allerdings nicht verpflichtet ist), irgendwie darauf zu reagieren.
Nach der Abstimmung saß die CDU/CSU ziemlich bedröppelt da, die AfD feixte und freute sich. Und tapfere Jungunionist*innen verbreiteten schnell die Erzählung, Grüne und SPD hätten die Mehrheit ja verhindern können, wenn sie denn bloß vollzählig da gewesen wären. Und überhaupt: das alles sei ja bloß so eine Art Notwehr gewesen, weil SPD und Grüne bisher keine CDU-Politik machen wollten.
Handlungen haben Folgen. In diesem Fall: eine scharfe Rüge durch die Altbundeskanzlerin Merkel – mitten im Wahlkampf. Erste Austritte aus der CDU, Friedmann als bekanntester Name. Ankündigungen CDU-mitregierter Bundesländer, im Bundesrat gegen das scheußlich benannte „Zustrombegrenzungsgesetz“ zu stimmen, das Herr Merz als nächstes in den Bundestag einbringen will. Und, am wichtigsten: rund hunderttausend Menschen, die überall in der Republik, teilweise vor CDU-Zentrale, teilweise einfach so, auf die Straße gegangen sind. Um die Brandmauer zu verteidigen.
Kurz: Habeck hat Kanzlerformat, Merz gibt den Trump
Robert Habeck reist zur Zeit durch die Republik; in Freiburg waren 3000 Leute in der Sick-Arena, weitere standen in der Schlange, kamen aber nicht mehr rein. Die Rede war eindrucksvoll, hatte Niveau, kanzlerangemessen. Es ging um Trump, um China, um autokratische Verlockungen und darum, dass Europa gemeinsam gegen den Populismus stehen muss, wenn heutige und künftige Freiheit – Klima! – eine Chance bekommen soll.
Richtung Merz machte Habeck sehr deutlich, dass wir weder Österreich noch Ungarn sind. Er erinnerte an die europäische Tradition der Konservativen und fragte, ob Merz diese wirklich in einer unangemessenen Kurzschlussreaktion des Verschärfens und des Flirtens mit der AfD über den Haufen werfen will – so kurz vor dem Wortbruch (hier die entsprechende Geste dazudenken).
Zur Tragik dieser ersten großen Wahl nach Trump gehört allerdings die Feststellung, dass es sein kann, dass am Schluss eine Koalition mit der Union (Schwarz-Rot, Schwarz-Grün, Kenia) der einzige Weg ist, Merz daran zu hindern, leider-leider mit der AfD zusammenarbeiten zu müssen.
Wünschen würde ich mir das nicht. Und genau deswegen finde ich es wichtig, dass jede*r sich fragt, ob seine/ihre Stimme eine Kanzlerschaft Merzens wahrscheinlicher macht oder nicht. Mit Robert Habeck gibt es einen Kandidaten mit Format. Wer ihn will, muss grün wählen. So einfach und so kompliziert ist das.