flickr sperrt Deutsche aus?! (Update 47 und Schluss)

Nicht mit uns! Think flickr, think!

Seit kur­zem gibt es für den Bil­der­dienst flickr ein mehr­spra­chi­ges Inter­face. Das wur­de groß auf der Web­site beju­belt. Weni­ger pro­mi­nent dage­gen eine zwei­te Ände­rung: Nut­ze­rIn­nen aus Sin­ga­pur, Korea, Hong­kong und Deutsch­land – wie auch immer die­se doch etwas selt­sam anmu­ten­de Län­der­samm­lung zusam­men­ge­kom­men ist – dür­fen ab sofort kei­ne Bil­der mehr anschau­en, die als „unsafe“ oder „rest­ric­ted“ ein­ge­stuft wur­den – also z.B. etwas gewag­te­re Akt­fo­tos. War­um, weiss bis­her nie­mand; ein offi­zi­el­les State­ment steht noch aus. Was aber schon gibt, ist eine klei­ne und wach­sen­de recht gro­ße Pro­test­be­we­gung.

War­um blog­ge ich das? Weil mich flick­rs Vor­ge­hen hier gewal­tig ärgert.

Update: Wich­tig viel­leicht noch: Nut­ze­rIn­nen aus meint nicht die Staats­bü­ger­schaft o.ä., son­dern die Tat­sa­che, dass die für flickr ver­wen­de­te Yahoo-ID bei Yahoo Sin­ga­pur, Korea, Hong­kong oder Deutsch­land regis­triert ist.

Update 2: Mei­ne Kopie des Pro­test­bil­des ist inzwi­schen das Bild mit den meis­ten Favo­ri­ti­sie­run­gen in mei­nem Stream – bei eini­gen ande­ren dürf­te das ähn­lich sein. Jeden­falls hat’s eines davon es bis in die Explo­re-Start­sei­te geschafft. Auch in diver­sen Blogs wird inzwi­schen über das Pro­blem berich­tet – hier ein Über­blick. Hier übri­gens der Start­punkt der Pro­test­ak­ti­on. Von flickr noch immer kei­ne Reaktion …

Update 3: Noch immer kei­ne offi­zi­el­le Reak­ti­on, aber dafür tau­chen (neben vie­len inter­es­san­ten Pro­test­bil­dern) neue Bos­haf­tig­kei­ten auf: anschei­nend ist auch die Unter­stüt­zung für Pay­pal der Loka­li­sie­rung zum Opfer gefal­len. Das ist ziem­lich kon­tra­pro­duk­tiv. Soll­te jetzt irgend­wo irgend­wer zufäl­li­ger­wei­se in den nächs­ten Tagen einen net­ten, am Ori­gi­nal-Flickr ori­en­tier­ten Dienst mit einer Import­mög­lich­keit für FlickR-Accounts anbie­ten (tech­nisch wäre das dank FlickR-API wohl mög­lich), gäbe es sicher ein gro­ßes Inter­es­se daran.

P.S.: Wahr­schein­lich hät­te es einem schon ver­däch­tig vor­kom­men müs­sen, dass seit ein paar Wochen das Logo nicht mehr „flickr beta“ bzw. „flickr gam­ma“, son­dern „flickr loves you“ ist. Orwells gro­ßer Bru­der auch.


CC-BY-NC-SA, Paul Trebor

Update 4: Noch ein Über­blick über Blog-Einträge.

Update 5: (14.06.2007, 0:45 Uhr) – vor etwa einer Stun­de gab es dann die ers­te offi­zi­el­le Reak­ti­on – der FlickR-Staff war auf diver­sen Par­tys welt­weit (um die neu­en Spra­chen ein­zu­wei­hen) – und ist erst jetzt in der Lage, zu reagieren. 

Update 6: (11:30 Uhr) – die ers­te ech­te offi­zi­el­le Reak­ti­on ist ein „Non-State­ment“ – aus irgend­ei­nem Grund ist Flickr/Yahoo davon über­zeugt, dass zusam­men mit der deut­schen Sprach­ver­si­on auch har­te Zen­sur­vor­schrif­ten ein­zu­füh­ren sind. War­um, sagen sie immer noch nicht. 

Update 7: Ich habe mal die PR-Abtei­lung der deut­schen Yahoo-Nie­der­las­sung in einer höf­li­chen Mail ange­fragt, was das gan­ze soll. Mal schau­en, ob was zurückkommt.

Update 8: Neben hei­se berich­tet jetzt auch golem.de und das Font­blog.

Update 9: (13:00) – wei­te­re State­ments des Flickr-Staffs (trotz spä­ter Nacht in Kali­for­ni­en); dies­mal klingt es zumin­dest so, als sei­en sie ernst­haft dar­an inter­es­siert, eine Lösung zu fin­den. Ich wür­de ja wirk­lich ger­ne wis­sen, was da eigent­lich pas­siert ist (wäre ein schö­nes Fall­bei­spiel für Latours ANT).

Update 10: Neben Hei­se und Golem berich­ten jetzt auch Com­pu­ter­wo­che, Focus und PC Maga­zin. Wo bleibt Spie­gel Online und der Rest?

Update 11: (15:30 Uhr) – Spie­gel Online berich­tet jetzt auch in einem lan­gen Arti­kel – inklu­si­ve der Spe­ku­la­ti­on, dass der Hin­ter­grund des gan­zen die deut­sche Foren­haf­tung sein könn­te, und der Ver­such, statt teu­rer mensch­li­cher Mode­ra­ti­on lie­ber ein­fach alles weg­zu­fil­tern. Inter­es­sant auch die Tat­sa­che, dass die deut­sche Yahoo-Nie­der­las­sung für einen Kom­men­tar nicht zur Ver­fü­gung stand.

Update 12: (22:30 Uhr) – Es gibt noch immer kei­ne Erklä­rung über das War­um. Dafür inzwi­schen 1250 Dis­kus­si­ons­bei­trä­ge, etwa 6000 regis­trier­te Mit­glie­der in der Against-Cen­sor­ship-Grup­pe und inzwi­schen auch Berich­te in der eng­lisch­spra­chi­gen Pres­se (Boing­Bo­ing, Salon).

Update 13: (15.06.2007, 11:30 Uhr) – Nachts um 2.00 Uhr kam dann zumin­dest mal eine Erläu­te­rung: der Grund für das gan­ze sind die Jugend­schutz­be­stim­mun­gen; „The cen­tral pro­blem is that Ger­ma­ny has much more strin­gent age veri­fi­ca­ti­on laws than its neigh­bor­ing count­ries and spe­ci­fies much hars­her pen­al­ties, inclu­ding jail time, for tho­se with direct respon­si­bi­li­ty“. Viel mehr steht da noch nicht, aber auch: „We’­ve made and admit­ted to a cou­ple of big mista­kes late­ly, and as many of you have com­men­ted, we should have hand­led this issue dif­fer­ent­ly.“ Immer­hin. Aller­dings bringt das State­ment des Flickr-Staffs die toben­den Mas­sen auch nicht wirk­lich zur Ruhe – das Pro­blem Jugend­schutz schei­nen ande­re Web­sites (z.B. mit Post­ident ja irgend­wie auch hin­ge­kriegt zu haben (und wenn das gan­ze nur wegen der neu­en Sprach­ober­flä­che gemacht wur­de, sol­le die – eh schlecht über­setzt und vom Flair her falsch – dann doch eh lie­ber wie­der weg.) Außer­dem bleibt unklar, war­um Flickr erst jetzt damit her­aus­rückt – nach fast zwei Tagen Spe­ku­la­ti­on über mög­li­che Grün­de und hef­ti­gen Ver­schwö­rungs­theo­rien. Außer­dem wird Yahoo vor­ge­wor­fen, über­vor­sich­tig mit dem Jugend­schutz­me­di­en­staats­ver­trag umzu­ge­hen – ande­re Sei­ten sei­en da deut­lich gelas­se­ner: „I think it is not so much the Ger­man laws, but Yahoo’s bra­in­dead inter­pre­ta­ti­on.“. Und letzt­lich durch die Art der Fil­te­rung das Ziel doch nicht zu erreichen. 

Update 14: Inzwi­schen gibt’s Flickr State­ment auch als dpa-Mit­tei­lung. Wirk­lich hilf­reich ist das nicht – und es klingt auch nicht so, als wür­de sich die Situa­ti­on bald ändern.


„@flickr: put­ting things tog­e­ther“, Flickr-User Velo­zi­pe­dist, CC-BY

Update 15: Das Han­dels­blatt schreibt: „Voll in die Hose gegan­gen ist in die­ser Woche die Inter­na­tio­na­li­sie­rung von Flickr, der Foto-Com­mu­ni­ty aus dem Hau­se Yahoo.“ Genau!

Update 16: (21:00 Uhr) – Flickr scheint genug von den Pro­tes­ten zu haben; es gibt Beschwer­den ande­rer Nut­ze­rIn­nen dar­über, dass auf Explo­re Pro­test­pla­ka­te auf­tau­chen, des­we­gen wer­den die­se jetzt zensiert.

Update 17: (23:30 Uhr) – ich habe gera­de einen förm­li­chen Pro­test­brief an den Geschäfts­füh­rer von Yahoo Deutsch­land, Ter­ry von Bibra, geschrie­ben.

Update 18: Noch immer alles offen (und inzwi­schen grau), aber dafür habe ich ’nen schö­nen Blog­ein­trag über die Beson­der­hei­ten von Web2.0‑Diensten gefun­den – dar­über mache ich mir auch gera­de eini­ges an Gedanken.

Update 19: (16.06.2007, 10:30 Uhr) – Inzwi­schen gibt es ein wei­te­res State­ment von Flickr-Grün­der Ste­wart But­ter­field. Kurz­ge­fasst: wir hören wei­ter zu, kön­nen der­zeit aber nichts tun, und unter ande­rem wegen des Wochen­en­des wird es noch eini­ge Zeit dau­ern, bis wir was neu­es zu berich­ten haben. Dazu wird es dann einen neu­en Thread geben. Außer­dem ein impli­zi­ter Hin­weis dar­auf, dass die Ver­mu­tung rich­tig ist, dass Flickr wei­ter­hin ver­sucht, eine bes­se­re Lösung zu fin­den, aber dass das der­zeit nicht dis­ku­tie­ren darf. Und schließ­lich noch die eben­falls zwi­schen den Zei­len zu inter­pre­tie­ren­de Aus­sa­ge (wie­der­um S.B.), dass Nut­ze­rIn­nen aus Öster­reich und der Schweiz sich ja nicht über Yahoo Deutsch­land ein­log­gen müs­sen, son­dern yahoo.com ver­wen­den kön­nen, um die Zen­sur­maß­nah­men zu umgehen.

Inzwi­schen berich­ten auch AP und die US-Medien.

Update 20: (11:45 Uhr) – eine neue Mel­dung bei Hei­se fasst den Stand der Dis­kus­si­on und das State­ment von Yahoo zusammen.

Update 21: Einen schö­nen offe­nen Brief, der gut zusam­men­fasst, war­um es so viel Pro­test gegen das Vor­ge­hen von Flickr gibt, hat Kawa­zu geschrie­ben – ich kann ihm nur zustimmen.

Update 22: (13:20 Uhr) – Dis­kus­si­on dar­über, wie­so auf ein­mal kei­ne Pro­test­bil­der in „Explo­re“, dem Flickr-Schau­fens­ter, mehr zu sehen sind. Ergeb­nis: für 2 bis 3 Tage wur­den die Sicher­heits­maß­nah­men, die sonst ver­hin­dern, dass jemand den Algo­rith­mus aus­nutzt, aus­ge­setzt – das dürf­te dazu bei­getra­gen haben, dass der Pro­test auf Flickr sehr sicht­bar war. Inter­es­sant ist nun natür­lich die Fra­ge, was für ein Inter­es­se der Flickr-Staff dar­an hat­te, den Pro­test hier sicht­bar wer­den zu lassen.

Update 23: Ein Arti­kel im Wired-Blog Epi­cen­ter.

Update 24: (17.06.2007, 0:30 Uhr) – Das Flickr-Deba­kel ist auch HAL in sei­ner Wochen­schau einen Bei­trag wert. Ich zitiere:

*** Wie die Stra­te­gie funk­tio­niert, wenn eine „moral panic“ aus­ge­löst wer­den soll, kann man auch abseits des lei­di­gen The­mas Ter­ro­ris­mus sehen, beim noch lei­di­ge­ren The­ma Kin­der­por­no­gra­fie. Es muss­te als Begrün­dung dafür her­hal­ten, dass der Start des deut­schen Flickr gründ­lich miss­lin­gen konn­te. Natür­lich wird in keins­ter Wei­se Zen­sur aus­ge­übt, son­dern nur nach Recht und Gesetz gesperrt. Ubi bene, ibi patria, oder wie das auf Chi­ne­sisch heißt. Ganz furcht­bar getrof­fen hat es so man­che Blog­ger mit mar­kan­ten Inhal­ten, bei denen Wer­bung nicht von Her­zen kommt.

Und ein wei­te­rer Medi­en­link: ZDF heu­te online.

Update 25: (23:00 Uhr) – im Dis­kus­si­ons­fo­rum zwar inzwi­schen deut­lich über 3000 Ein­trä­ge, in der Pro­test­grup­pe deut­lich über 10.000 Mit­glie­der, aber inhalt­lich nichts neu­es (doch – der ers­te „Pro Zensur“-Demonstrant/Troll warnt davi­or, dass Kin­der Fotos sich paa­ren­der Löwen sehen könn­ten; außer­dem die Fra­ge nach dem Flickr-Orga­ni­gramm, die nie­mand so rich­tig bean­wor­ten kann, vor allem auch nicht nach den genau­en Zusam­men­hän­gen zwi­schen Yahoo, Yahoo Deutsch­land und Flickr), aber wohl hef­ti­ge Dis­zi­pli­nar­maß­nah­men gegen ein­zel­ne Flickr-Nut­zer (Update dazu). Und ein paar har­te Fak­ten über die Mit­glie­der­zah­len von Yahoo, von Flickr, den Umsatz usw.

Update 26: (18.06.2007, 0:30 Uhr) – es gibt Gerüch­te dar­über, dass Flickr die Pro­test­grup­pe Against Cen­sor­ship zuma­chen will oder als „unsi­cher“ ein­ge­stuft hat. Bis­her ist unklar, aus wel­chem Hin­ter­grund her­aus eini­ge Accounts nicht auf die­se Grup­pe zugrei­fen können.

Update 27: Aktu­el­ler Stand der Din­ge: der Inhalt der Grup­pe „Against Cen­sor­ship“ ist der­zeit für Nicht-Grup­pen­mit­glie­der nicht zugäng­lich. Hin­ter­grün­de wei­ter­hin unklar. (Update: inzwi­schen ist die Grup­pe wie­der zugäng­lich; wie es dazu kam, ist wei­ter­hin mysteriös).

Update 28: Wie ich gera­de sehe, hat Flickr auf eine zu Beginn der gan­zen Sache ein­ge­reich­te Beschwer­de inzwi­schen geant­wor­tet. Ich zitie­re (Her­vor­he­bung von mir):

Hel­lo,

Thank you for your email. We kind­ly ask that you read our offi­ci­al respon­se in the forum:

www.flickr.com/help/forum/42597/page16/#reply230304

Again, thanks for wri­ting. We hope that you will con­ti­nue to be pati­ent with us as we work towards the best solu­ti­on for everyone.

Kind regards,

Michel­le

Update 29: (14:30 Uhr) – Die Dis­kus­si­on dreht sich im Kreis, noch kein neu­es Staff-State­ment, aber ein Kom­men­tar im Guar­di­an.

Update 30: (16:45 Uhr) – Obwohl jetzt auch in Kali­for­ni­en wie­der Arbeits­wo­che herrscht, noch immer nichts neu­es vom Flickr-Staff. Dafür ein Hin­weis dar­auf, dass auch die heu­ti­ge FAZ eine kur­ze Notiz zu Flicks Deutsch­land-Deba­kel ent­hal­ten hat.

Update 31: The Regis­ter hat einen kur­zen Arti­kel (inzwi­schen auch bei Red­dit recht weit vorne).

Update 32: (19.06.2007, 11:30 Uhr) – Nach lau­ter wer­den­den Beschwer­den dar­über, dass von Sei­ten Flick­rs aus nichts zu hören ist, hat sich Ste­wart But­ter­field erneut zu Wort gemel­det. Haupt­aus­sa­ge: noch gibt es kei­ne Lösung, aber es wird wei­ter dar­an gear­bei­tet; inner­halb von etwa 24 Stun­den ist hof­fent­lich etwas gefun­den, was zumin­dest bes­ser ist als der Sta­tus Quo. Ste­wart ent­schul­digt sich für das Schwei­gen, begrün­det wird es damit, dass nicht vor­schnell Din­ge ver­kün­det wer­den sol­len, die dann doch nicht gehen (und mit der lau­fen­den trans­at­lan­ti­schen Kom­mu­ni­ka­ti­on). Er räumt ein, dass eini­ges hät­te bes­ser lau­fen kön­nen, sagt aber auch: „but for tho­se of you who do have some trust in us, let me say that it is not as simp­le as it looks from the out­side.“ Ich jeden­falls bin froh, ein Lebens­zei­chen von Flickr zu sehen und gespannt, was dann mor­gen als Lösung vor­ge­stellt wird.

Update 33: Yahoo-CEO abge­setzt – hat wohl nicht direkt was mit Flickr zu tun, aber immer­hin wird das Flickr-Deba­kel in dem Arti­kel als Bei­spiel für die man­gel­haf­te Kom­mu­ni­ka­ti­on von Yahoo mit Pres­se und Öffent­lich­keit genannt. Viel­leicht war’s ja auch der Trop­fen, der das Fass zum über­lau­fen brachte.

Update 34: Der Spie­gel online hat einen zwei­ten, umfang­rei­chen Arti­keln dazu, was bei Flickr alles falsch gelau­fen ist.

Update 35: (16.30 Uhr) – Ein­zel­ne Nut­ze­rIn­nen berich­ten dar­über, dass auch mit deut­schen Accounts (aber nicht mit allen) Saf­eSe­arch wie­der aus­ge­schal­tet wer­den kann.

Update 36: (20.06.2007, 11:00 Uhr) – Die ange­kün­dig­te Lösung ver­schiebt sich noch um etwa 6 Stun­den, d.h. heu­te nach­mit­tag soll­te es soweit sein. Außer­dem möch­te ich noch auf einen Arti­kel von mir hin­wei­sen, der heu­te in der Tele­po­lis erschie­nen ist und sich mit dem The­ma „Wech­sel nicht mög­lich – Der Fall Flickr: Sozia­le Netz­wer­ke als Ware“ aus­ein­an­der­setzt (Update: sie­he hier für ein paar rah­men­de Worte).

Update 37: Nichts neu­es, aber eine schö­ne sze­ni­sche Dar­stel­lung des mög­li­chen Ver­hält­nis­ses zwi­schen Yahoo und Flickr, gefun­den in der gro­ßen Dis­kus­si­on (Ric­car­do Mori):

Yahoo: Do this and that, and thou shalt not dis­c­lo­se (that is, shut up), OK?
flickr staff: But it’s not…
Yahoo: (Opens the suit­ca­se, takes out con­tract) You signed here, remember?
flickr staff: Yes, but…
Yahoo: (A faint smirk) You did­n’t read the small print, did you?
flickr staff: – – –
Yahoo: Sor­ry, you can’t talk about this. But I’m sure you can be fri­end­ly, you can do that.
flickr staff: (Weak­ly) You don’t have the fain­test idea of the out­cry this is going to create…
Yahoo: We’ll see. Now, the meeting’s off, we have busi­ness to do and a CEO to sack… erm… repo­si­ti­on. See ya.
flick staff: (Gulps)

Update 38: (15:00 Uhr) – Noch immer nichts aus der Flickr-Lei­tung, aber eine neue Nach­richt im Hei­se-Ticker: ein Ver­tre­ter von jugendschutz.de erklärt, dass die von Yahoo/Flickr durch­ge­führ­ten Maß­nah­men weit über das recht­lich erfor­der­li­che hin­aus­ge­hen, und dass es sei­ner Kennt­nis nach auch kei­ne Auf­for­de­rung an Yahoo gab, einen der­ar­ti­gen Fil­ter einzuführen.

Update 39: (20:0022:00 Uhr) – Das lan­ge erwar­te­te State­ment ist noch immer nicht erschie­nen, und liegt inzwi­schen dreifünf Stun­den hin­ter der ange­kün­dig­ten Zeit dafür. Die Stim­mung schwankt zwi­schen „War­ten auf’s Christ­kind“ und „War­ten auf Godot“.

Update 40: (21.06.2007, 0:15 Uhr) – Eini­ge zuneh­mend müde & albern wer­den­de Deut­sche dis­ku­tie­ren tap­fer wei­ter, aber die gro­ße Lösung ist noch immer nicht da (ver­mut­lich weil sie auf Dis­kus­si­ons­ein­trag Nr. 5000 fal­len soll) – ich gehe jetzt jeden­falls ins Bett, bevor das hier twit­ter-arti­ge Aus­ma­ße annimmt.

Update 41: (11:45 Uhr) – Die Lösung kam dann gegen 3 Uhr nachts – und ent­täuscht inso­fern, als sie ein­fach nur dar­in besteht, dass jetzt zumin­dest die Kate­go­rie der als „mode­ra­te“ ein­ge­stuf­ten Bil­der auch Nut­ze­rIn­nen von Yahoo.de wie­der zugäng­lich ist. Für die Bil­der der Kate­go­rie „rest­ric­ted“ wird wei­ter­hin nach einer Lösung gesucht (d.h. einer den deut­schen Jugend­schutz­be­stim­mun­gen ent­spre­chen­den Alters­ve­ri­fi­ka­ti­on für die Kate­go­rie „rest­ric­ted“). War­um das drei Tage dau­er­te, bleibt eben­so unklar wie die äußerst strik­te Inter­pre­ta­ti­on des Jugend­me­di­en-Staats­ver­trag (sie­he Hei­se-Mel­dung oben). Ich habe die über 500 Reak­tio­nen dar­auf noch nicht durch­ge­se­hen, kam mir aber kaum vor­stel­len, dass das Ergeb­nis vie­le zufrie­den­stellt. Vor allem bleibt offen, wie­so Yahoo den Jugend­schutz plötz­lich so ernst nimmt.

Update 42: Inter­es­sant am neu­en Thread sind die vie­len Ein­las­sun­gen des Staffs – teil­wei­se (Hea­ther) in Rich­tung „benehmt euch bloß, sonst wer­fen wir euch raus“, teil­wei­se (z.B. Eric, noch­mal Eric, und noch­mal – und vie­le ande­re Staff-Mit­glie­der, die ihm zustim­men) eher in Rich­tung „bit­te habt Ver­ständ­nis für uns, wir ver­su­chen, etwas zu tun, aber es ist halt nicht so ein­fach“ und, jetzt mal im Wortlaut: 

„If we could say more than we have, we would. It might cau­se you to lose faith in us that we can’t talk. Sad­ly, that does not chan­ge the fact. […] We did not hand­le this well at all. But we’­re just people.“

Was ist das los? Geht’s wirk­lich um Non-Dis­clo­sure-Agree­ments mit Yahoo? Lei­der wei­gern sich die Flickr-Leu­te, die recht­li­che Sei­te des gan­zen zu diskutieren.

Spie­gel Online berich­tet auch bereits.

Unklar bleibt wei­ter­hin, war­um es kei­ne offi­zi­el­le Ent­schul­di­gung gibt, und wie­so die Modi­fi­ka­ti­on des Fil­ters eine Woche gedau­ert hat. Jeden­falls sind die Grup­pen­dy­na­mi­ken in der Dis­kus­si­on span­nend zu beob­ach­ten – ins­be­son­de­re die Staff-Pos­tings, die sehr viel häu­fi­ger sind als im letz­ten Thread. Kei­ne Ahnung, ob das ein Wech­sel der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­po­li­tik ist, oder ob da ein­fach alle nur noch genervt sind. Benj erklärt es damit, dass die Stim­mung im letz­ten Thread so feind­se­lig war, dass nie­mand Lust hat­te, sich zu äußern. Wun­dert mich etwas – eini­ge Dis­kus­sio­nen in Against­Cen­sor­ship habe ich so emp­fun­den, die Stim­mung in der gro­ßen Dis­kus­si­on aber eher nicht (ande­ren geht es ähn­lich).

Update 43: (12:30 Uhr) – Ste­wart But­ter­field äußert sich zu den recht­li­chen Hin­ter­grün­den, ver­weist ziem­lich expli­zit auf inter­ne Kon­tro­ver­sen und begrün­det, war­um er so vor­ge­gan­gen ist, wie er es getan hat. Außer­dem gibt’s end­lich mal eine Entschuldigung.

Update 44: (22.06.2007, 14.00 Uhr) Bzw.: kein Update, nur der Hin­weis, dass das ver­spro­che­ne zwei­te State­ment von Ste­wart But­ter­field zur Beant­wor­tung offe­ner Fra­gen noch immer nicht vorliegt.

Update 45: (23.06.2007, 17.00 Uhr) Das ver­spro­che­ne State­ment ist inzwi­schen da und han­delt vor­nehm­lich die Fra­ge ab, ob Flickr eine Com­mu­ni­ty dar­stellt (nein, son­dern einen Rah­men, in dem es vie­le Grup­pen gibt) und ob eine stär­ke­re Betei­li­gung der Nut­ze­rIn­nen erwünscht ist (nein, weil die Mathe­ma­tik nicht mit­spielt). Als Reak­ti­on dar­auf gibt es vie­le lan­ge Bei­trä­ge, die ich jetzt nicht alle ver­lin­ke, und die von Zustim­mung über Ableh­nung („es zäh­len nur noch die Zah­len, oder?“) bis hin zu Vor­schlä­gen rei­chen, wie eine sehr gro­ße, glo­ba­le Web-Com­mu­ni­ty trotz­dem par­ti­zi­pa­tiv gestalt­bar ist.

Update 46: (27.06.2007, 10:00 Uhr) Heu­te gab es noch­mal eini­ge Reak­tio­nen von Flickr auf ein paar Tage zuvor gestell­te Fra­gen, ansons­ten pas­siert gera­de wenig (na gut, die sel­ben Dis­kus­sio­nen haben sich ein paar Mal im Kreis gedreht) – wer gehen woll­te, ist gegan­gen, wer pro­tes­tie­ren woll­te, hat pro­tes­tiert, wer wei­ter bei Flickr blei­ben will, war­tet (mit eher schlech­tem Gefühl dabei) ab.

Update 47 und Schluss: (29.06.2007, 22:00 Uhr) Die gro­ße Dis­kus­si­on, Teil II tröp­felt so lang­sam aus, offi­zi­el­len Sta­tus hat sie auch nicht mehr. Ein paar Auf­rech­te dis­ku­tie­ren seit Tagen hin und her, wie genau die deut­schen Geset­ze zu inter­pre­tie­ren sind und war­um alles nicht so ein­fach ist. Ich mache die­se Update-Orgie jetzt ein­fach mal zu – wenn’s was neu­es geben soll­te, wer­de ich einen neu­en Bei­trag dazu schrei­ben und ein Track­back hier­hin ein­rich­ten. Bis dahin allen eif­ri­gen Lese­rIn­nen (weit mehr als bei jedem ande­ren Blog­ein­trag bis­her) viel Ver­gnü­gen bei Flickr oder anderswo.

Weil ich mein Ping­back immer noch nicht repa­riert habe, hier manu­ell: Alex Degen­hardt, Sebas­ti­an Nohn, Kos­mar, All­tags­ka­kap­ho­nie und eine Krä­he. Neu dabei: zanzig.com und franz­too.Außer­dem Bureau­Blu­men­berg, Dream­CAT­cher sowie Font­blog und u1amo01 (die es irgend­wie geschafft haben, einen Track­back zu set­zen). Und noch ein paar: Punc­ti­lio, /bin/basti, frank hunck, Wis­sen belas­tet und macvillage.de. Noch neu­er: Würz­blog und Link­dump.

G8-Polizeitaktik: Panne oder üble Absicht? (Update 6)

Im Vor­feld und wäh­rend der G8-Gip­fels war ja – wie auch hier, da und dort bereits im Blog zu lesen – das Vor­ge­hen der Poli­zei ein durch­aus berich­tens­wer­tes The­ma. Von der einst­mals ange­kün­dig­ten Dees­ka­la­ti­ons­stra­te­gie ließ sich da nicht mehr viel fin­den. War wohl doch eher Rhe­to­rik als tat­säch­li­ches Ziel des Polizeieinsatzes. 

Glück­li­cher­wei­se hat sich die Befürch­tung, dass das poli­zei­li­che Vor­ge­hen nach dem Gip­fel eben kein The­ma mehr sein wird, nicht bewahr­hei­tet (vgl. Bun­des­wehr beob­ach­tet Camps, Käfig­hal­tung (bei­de SpOn), offe­ne Fra­gen ins­ge­samt (Tele­po­lis), Pro­ble­ma­tik der Poli­zei-Mel­dun­gen im dpa-Ticker (taz), Tages­schau-Kri­tik inkl. Zivil­po­li­zei­ein­satz, eini­ges aus der Süd­deut­schen und Hin­weis auf Kla­gen des RAV, dito (Gip­fel­b­log, Gip­fel­b­log und noch­mal taz) usw.). 


Pho­to von Ras­ta­fa­bi, CC-Lizenz

Viel­leicht sind es doch zuvie­le unan­ge­neh­me Ein­zel­hei­ten, die da ans Licht gekom­men sind, um sie ein­fach tot­zu­schwei­gen. Ich fra­ge mich dabei immer noch: war das jetzt ein­fach das Ergeb­nis einer unfä­hi­gen, uner­fah­re­nen und komi­schen Denk­mus­tern ver­haf­te­ten Poli­zei­füh­rung und ‑aus­füh­rung – oder steck­te da doch Kal­kül dahin­ter? Und wenn ja: cui bono? 

Wenn es der Plan gewe­sen sein soll­te, Vor­wän­de für noch mehr „Sicher­heits­staat“ zu bekom­men (wie es zwi­schen­zeit­lich mit GSG9- und Gum­mi­ku­gel-For­de­run­gen als Reak­ti­on auf die Aus­schrei­tun­gen bei der anfäng­li­chen Groß­de­mo wirk­te), dann ist das jeden­falls erst­mal gründ­lich in die Hose gegan­gen. Bleibt nur zu hof­fen, dass bei den anste­hen­den Ermitt­lun­gen, Pro­zes­sen und Bun­des­tags­an­fra­gen jetzt auch wirk­lich was raus­kommt – und lang­fris­tig ein Kurs­wech­sel bei der „Inne­ren Sicher­heit“ wie­der ein wenig wahr­schein­li­cher wird.

War­um blog­ge ich das? Als ein ers­tes Zwi­schen­fa­zit zu die­sem The­ma – und weil Wes­ter­wel­le in der taz heu­te deut­lich gemacht hat, dass die FDP Bür­ger­rech­te nicht mehr so rich­tig ernst nimmt – Grü­ne dage­gen schon, wie das Vor­ge­hen von Künäst und Strö­be­le deut­lich gemacht hat. 

Update: Hin­weis von Mar­kus: Claus Chris­ti­an Mal­zahn bringt das Vor­ge­hen in Spie­gel Online auf den Punkt: 

Wie pro­du­zie­re ich eine neue Gene­ra­ti­on von linken
Ter­ro­ris­ten? Ich ord­ne wegen eines gefälsch­ten Schü­ler­aus­wei­ses Haus­durch­su­chun­gen an, sper­re Welt­ver­bes­se­rer in Käfi­ge und las­se Zelt­be­woh­ner von Kampf­jets ablich­ten. Der Rest kommt schon von selbst.

Update 2: Thors­ten berich­tet davon, dass ein befreun­de­ter AKJ­ler in einem der Ros­to­cker Käfi­ge lan­de­te, weil in dem Bus, in dem ange­reist war, zwei Schals und eine Tau­cher­bril­le gefun­den wur­den. Was ist eigent­lich los in die­sem Land?

Update 3: In der Tele­po­lis ist jetzt ein umfang­rei­cher Bericht über die Arbeit der diver­sen Rechts­an­walts­grup­pen beim G8-Gip­fel zu finden.

Update 4: Über­blicks­ar­ti­kel über das wei­te­re Vor­ge­hen (SpOn).

Update 5: Noch ein Über­blicks­ar­ti­kel zum wei­te­ren Vor­ge­hen, dies­mal in der Tele­po­lis.

Update 6: Info über ein Tref­fen zwi­schen Poli­ti­ke­rIn­nen der grü­nen Bun­des­tags­frak­ti­on und Ver­tre­te­rIn­nen von Attac, RAV und der Gewerk­schaft der Polizei.

Statement zum Grundeinkommen

Wie treu­en Lese­rIn­nen des Blogs bereits bekannt, dis­ku­tie­ren Bünd­nis 90/Die Grü­nen LV Baden-Würt­tem­berg seit eini­gen Mona­ten über Grund­ein­kom­men und Grund­si­che­rung oder ganz ande­re Model­le. Als ers­ter Zwi­schen­schritt lie­gen inzwi­schen nicht nur diver­se Model­le, son­dern auch ein (rela­tiv vages) Eck­punk­te­pa­pier vor, das auf dem nächs­ten Lan­des­aus­schuss am 30.6. in Pforz­heim beschlos­sen wer­den soll. Die grü­ne Debat­te um die Zukunft der sozia­len Siche­rungs­sys­te­me wird auch von eini­gen Bei­trä­gen in der Mit­glie­der­zeit­schrift Grü­ne Blät­ter beglei­tet – u.a. wur­de auch ich gebe­ten, in einem State­ment zu erläu­tern, war­um ich mich für ein bedin­gungs­lo­ses Grund­ein­kom­men ein­set­ze. Und weil der Arti­kel so kurz ist (so ist das mit gedruck­ten Din­gen …), doku­men­tie­re ich ihn hier in vol­ler Gänze:
„State­ment zum Grund­ein­kom­men“ weiterlesen

G8-Gipfel: langweilige und spannende Aktionen

Wirk­lich klas­se fand ich heu­te die Nach­rich­ten (Indy­me­dia, Spie­gel online, NDR) dar­über, dass es den Demons­tran­tIn­nen in Hei­li­gen­damm gelun­gen ist, mit Hil­fe einer bei den Cas­tor-Trans­por­ten (X1000-mal-quer) schon mehr­fach ange­wand­ten Stra­te­gie orga­ni­sier­ter Des­or­ga­ni­sa­ti­on – dar­an erin­ner­ten mich jeden­falls die Berich­te dar­über – Hei­li­gen­damm zu blo­ckie­ren. Dass der Ort bis auf weni­ge Kon­troll­punk­te abge­rie­gelt wur­de – der berühmt-berüch­tig­te Sicher­heits­zaun – hat sich hier als gro­ßes Man­ko erwie­sen. David-gegen-Goli­ath-Judo wäre viel­leicht eine tref­fen­de Bezei­chung dafür. Und dass die über­rum­pel­te Poli­zei dann zu Was­ser­wer­fern und Schlag­stö­cken gegen fried­li­che Sitz­blo­ckie­re­rIn­nen gegrif­fen hat, passt in das Bild einer über­hol­ten Stra­te­gie, die mit Dees­ka­la­ti­on wenig, mit Uner­fah­ren­heit mit Groß­de­mos viel zu tun hat.

G8-Kundgebung Freiburg VI
Rum­ste­hen und zuhö­ren: Frei­burg (Mehr Fotos)

Soweit die span­nen­den Aktio­nen. Sehr viel lang­wei­li­ger war dage­gen die Kund­ge­bung in Frei­burg heu­te. Gut natür­lich, dass über­haupt jemand was macht. Aber was, war dann doch eher abschre­ckend. Auf dem Rat­haus­platz waren etwa 40 bis 50 Leu­te, je nach­dem, wer von denen, die eher vor­sich­tig auf Abstand blie­ben, dazu­ge­zählt wird. Links­par­tei, DKP, DGB und ein paar weni­ge unge­bun­de­ne Lin­ke (und zwei, drei Grü­ne) stan­den etwa eine Stun­de auf dem Rat­haus­platz rum. Anfangs gab’s Che-Ver­herr­li­chungs­mu­sik und Arbei­ter­kampf­lie­der­mach­er­lie­der („weg mit Hartz IV, wir wol­len Arbeit“). Nicht mein Ding. Danach dann eine Rei­he von Rede­bei­trä­gen. Plus­punkt: nicht alle Red­ne­rIn­nen kamen aus den Rei­hen der Linkspartei/WASG. Alle waren jedoch kaum zu ver­ste­hen (zu klei­ne Anla­ge) und stan­den irgend­wo in der Men­ge. Ins­ge­samt also ein eher beschau­li­ches Ereig­nis, von dem ver­mut­lich auch kaum jemand Notiz genom­men hat. Auch für Soli-Kund­ge­bun­gen sind phan­ta­sie­vol­le­re For­men denk­bar. Nächs­tes­mal hät­te ich ger­ne ein Pro­test­früh­stück auf einer beleb­ten Stra­ße oder der­glei­chen mehr …

War­um blog­ge ich das? Beob­ach­tung der Anti-G8-Pro­tes­te und Memo to self: beim nächs­ten Mal recht­zei­tig anfan­gen, selbst aktiv zu werden.

Update: Mein X1000-Mal-Quer-Wie­der­erken­nen scheint zu stim­men, jeden­falls laut einem gera­de auf­ge­tauch­ten zusam­men­fas­sen­den SpOn-Arti­kel. Und auch die Web­site „Block G8“ klingt sehr nach der X1000-Mal-Quer-Stra­te­gie – macht nostalgisch.

Update 2: Sehr schön das heu­ti­ge taz-Titel­bild:

taz-Titel 7.06.2007
Titel der taz vom 7.06.2007

Und hier der dazu­ge­hö­ri­ge Bericht der taz sowie der Titel­sei­ten­kom­men­tar.

Update 3: Inter­es­sant ist der Blick auf das gan­ze aus Sicht der inter­na­tio­na­len Pres­se – die scheint sich mehr oder weni­ger kom­plett auf die Poli­zei­be­richt­erstat­tung zu ver­las­sen (oder kennt von zu Hau­se aus deut­lich hef­ti­ge­re Pro­tes­te). Aber manch­mal muss gar nicht so weit weg geschaut wer­den – laut netzpolitik.org griff selbst der ört­li­che NDR für eine Repor­ta­ge auf direkt von der Poli­zei kom­men­des dpa-Mate­ri­al zurück, statt selbst zu recher­chie­ren – inklu­si­ve nicht vor­han­de­ner Molotow-Cocktails.

Update 4: Ein paar Ein­drü­cke aus Hei­li­gen­damm bei Han­no Böck.

Deeskalation nicht verstanden

Da hat jemand nicht ganz ver­stan­den, wie Dees­ka­la­ti­on funk­tio­niert – oder will es allen recht machen:

Abra­mow­ski wies Kri­tik des GdP-Vor­sit­zen­den Kon­rad Frei­berg an der Ein­satz­füh­rung vom Sams­tag zurück. Auch wenn es eine hohe Anzahl an ver­letz­ten Poli­zei­be­am­ten gege­ben habe, sei das Ziel erreicht wor­den, die 3000 Gewalt­tä­ter nicht in die Ros­to­cker Innen­stadt gelan­gen zu las­sen. Das Kon­zept der Dees­ka­la­ti­on sei sofort nach Beginn der Aus­ein­an­der­set­zun­gen im Stadt­ha­fen durch ein ent­schie­de­nes Vor­ge­hen ersetzt wor­den. Frei­berg hat­te ein här­te­res Vor­ge­hen der Poli­zei gegen die Kra­wall­ma­cher gefordert.
[Spie­gel Online, Herv. T.W.]

Wenn es denn stimmt, ein bezeich­nen­des Zitat.

War­um blog­ge ich das? Eigent­lich nur ein wei­te­res Update zum Bei­trag Eska­la­ti­ons­stra­te­gie.

Update: Deutsch­land­ra­dio Kul­tur inter­viewt den Mün­che­ner Poli­zei­psy­cho­lo­gen Sie­ber – ins­ge­samt sehr inter­es­sant; Sie­ber macht die poli­ti­sche Zuspit­zung im Vor­feld mit für die Eska­la­ti­on ver­ant­wort­lich, kri­ti­siert aber auch den kon­kre­ten Poli­zei­ein­satz, u.a.:

Sie­ber: Es ist so: Eine Eska­la­ti­on bestand ja bereits, lan­ge bevor das rich­tig anfing dort in Ros­tock. Was jeder sehen konn­te, dass Poli­zei­be­am­te doch in sehr unge­wöhn­li­cher Aus­rüs­tung antra­ten, die konn­te man glatt mit Mari­nes im Irak ver­wech­seln auf den ers­ten Blick. Und die Poli­zei reagier­te sehr schnell auf Sach­be­schä­di­gung mit Kör­per­ver­let­zung. Und ich den­ke, da ist irgend­wo ein Damm gebro­chen, der jetzt natür­lich nur sehr schwer wie­der zu fli­cken ist. 

Update 2: Ein Arti­kel in der Tele­po­lis unter der Über­schrift „Opfer­zah­len der Ran­da­le in Ros­tock weit über­trie­ben“ weist dar­auf hin, dass es wohl deut­lich weni­ger ernst­haft ver­letz­te Poli­zis­tIn­nen gab als von der Poli­zei gemeldet.

Update 3: Inzwi­schen sind die Ver­mu­tun­gen über deut­lich nied­ri­ge­re Ver­letz­ten­zah­len auch bei Spie­gel Online ange­kom­men. In other news: Platz­ver­wei­se wegen Hand­schuh­be­sitz, Beschlag­nah­mung von Fahr­rä­dern, erken­nungs­dienst­li­che Behand­lung bei Klein­kin­dern und eine über­ra­schend erfolg­rei­che Blo­cka­de des auf weni­ge Zugangs­mög­lich­kei­ten redu­zier­ten Ortes Hei­li­gen­damm (Indy­me­dia, Spie­gel Online).

Update 4: Die Rol­le der Poli­zei wird immer dubio­ser. Anschei­nend wur­de ein Zivil­po­li­zist beim akti­ven Eska­lie­ren beob­ach­tet – der (erstaun­lich sach­li­che) WELT-Ticker berich­tet dies als „Ver­klei­de­ter Poli­zist soll Demons­tran­ten zum Stei­ne­wer­fen auf­ge­for­dert haben“, SpOn kann das Spin-Dok­to­ren nicht las­sen und hebt einen Neben­aspekt her­vor: „Poli­zist soll ver­prü­gelt wor­den sein“. Wie auch immer: eini­ges deu­tet dar­auf hin, dass nach jedem Vor­wand gesucht wird, gegen die Demos und Pro­test­ak­tio­nen vor­zu­ge­hen – und dass dort, wo kei­ner zu fin­den ist, dann eben ger­ne auch eska­lie­rend ein­ge­grif­fen wird.

Update 5: Die jun­ge welt berich­tet über ein State­ment der Kam­pa­gne „Block G8“, nach der die Poli­zei bewusst Falsch­mel­dun­gen – nicht nur zur Zahl der Ver­letz­ten, son­dern auch über angeb­lich gefun­de­ne Molo­tow-Cock­tails oder auf­ge­lös­te, tat­säch­lich aber wei­ter­hin exis­tie­ren­de Blo­cka­den – streut [via]. ((Update zum Update: hier das Ori­gi­nal der Falsch­mel­dungs­mel­dung bei „Block G8“.))

Update 6: Die taz erläu­tert, wie es zu den stark vari­ie­ren­den Anga­ben über Ver­letz­te kommt – und bezif­fert den städ­ti­schen Sach­scha­den durch die Ran­da­le auf 50.000 Euro (direkt danach war noch von „Mil­lio­nen­hö­he“ die Rede).

Update 7: Eine Zusam­men­stel­lung der Des­in­for­ma­tio­nen gibt es bei blogdoch.net.

Update 8: Sowohl der Spie­gel­fech­ter als auch das Kon­sum­blog stel­len eben­falls die ver­schie­de­nen Falsch­mel­dun­gen und Gerüch­te­kü­chen über­sicht­lich zusam­men. Ins­ge­samt ergibt das ein Bild, das durch­aus zu den­ken gibt – lag’s nur an der Unüber­sicht­lich­keit der Lage, oder haben wir es hier tat­säch­lich mit „psy­cho­lo­gi­scher Kriegs­füh­rung“ zu tun?

Update 9: Und noch die Tages­schau mit einem kri­ti­schen Bericht über die Zustän­de in den „Gefan­ge­nen­sam­mel­stel­len“.

Update 10: Demen­ti-Demen­ti: Poli­zei bestä­tigt Ein­schleu­sen von Zivil­be­am­ten (SpOn).

Update 11: Zum sel­ben The­ma auch noch mal das Blog der ZEIT – pole­misch zuge­spitzt und des­we­gen hier in einem etwas län­ge­ren Zitat wiedergegeben:

Für die Demons­tran­ten hat sich damit zum ers­ten Mal ein Ver­dacht bestä­tigt, den sie schon seit Jah­ren hegen: dass der Staat ihre Rei­hen unter­wan­dert. Einen zwei­ten und noch viel – sagen wir –, inter­es­san­te­ren Vor­wurf aber demen­tiert die Poli­zei wei­ter: Die zivi­len Beam­ten hät­ten nie­man­den zu Straf­ta­ten ange­stif­tet. […] Die Sze­ne wird dar­über wohl nur lachen. er Vor­fall, um den es geht, spiel­te sich am Mitt­woch­abend vor dem Kon­troll­punkt an der Galopp­renn­bahn bei Bad Doberan ab. In einem Feld neben der Stra­ße war meh­re­ren Demons­tran­ten eine Grup­pe von fünf schwarz Geklei­de­ten auf­ge­fal­len – vor allem des­halb, weil ihre Kla­mot­ten so neu und modisch erschie­nen. Eini­ge davon sol­len ver­sucht haben, ein paar tsche­chi­sche Demons­tran­ten zu über­re­den, mit Stei­nen zu schmei­ßen. […] „Der Ein­satz sol­cher zivi­len Kräf­te ist Bestand­teil der Dees­ka­la­ti­ons­stra­te­gie“, so die Poli­zei. Dees­ka­lie­rend wirk­te der Ein­satz nicht. […] Aller­dings, solan­ge sich die Zivil­po­li­zis­ten so ver­hal­ten wie der ent­tarn­te, müs­sen sich Demons­tran­ten nicht wirk­lich Sor­gen machen. Er fiel vor allem des­halb auf, weil er Umste­hen­de siez­te, bei sol­chen Demons­tra­tio­nen ein eher unüb­li­ches Gebah­ren. Außer­dem sprach er leicht ver­quast. Auf die Auf­for­de­rung, sich aus­zu­wei­sen, ant­wor­te­te er, das tue er nur gegen­über „auto­ri­sier­ten Stellen“.

Update 12: Ein letz­ter Hin­weis auf den News­ti­cker der Poli­zei Meck­len­burg-Vor­pom­mern – „Lage angspannt, nach wie­der­hol­ten Angrif­fen auf die Poli­zei rückt die Poli­zei vor, Ein­satz meh­re­rer Was­ser­wer­fer“ etc.