Part of Schauinsland 2006 set.
Schwarze Schleifen
Auf Initiative der Fotojournalistin Tatiana Cardeal tragen mehr und mehr FlickR-„Buddy Icons“ schwarze Schleifen oder werden ganz dadurch ersetzt. Warum? Um ein Zeichen des Protestes dafür zu setzen, dass die Waffengewalt beider Seiten im Nahen Osten keine Lösung darstellen kann. Man mag dieser Haltung vorwerfen, dass sie naiv ist – richtig ist sie trotzdem. Und mehr als 3000 FlickR-NutzerInnen aus der ganzen Welt haben sich der Initiative schon angeschlossen.
„Freiburger Kessel“ – die Grüne Jugend meldet sich zu Wort
Sehr viel sympathischer als die unten kommentierte Pressemitteilung der Jungen Union ist mir die der Grünen Jugend Freiburg. Leider scheint die Website gerade nicht zu funktionieren, deswegen dokumentiere die Pressemitteilung (und lasse sie ansonsten mal unkommentiert):
Grüne Jugend verurteilt Polizeieinsatz und kritisiert OB Dieter Salomon
Die Grüne Jugend Freiburg verurteilt aufs Schärfste das unverhältnismäßige und rechtswidrige Vorgehen der Polizei gegen friedliche DemonstrantInnen am vergangenen Samstag.
Entgegen anderweitiger Stellungnahmen stand diese Demonstration in keinem erkennbaren Zusammenhang mit der schweren Verletzung eines Polizeibeamten in der Nacht zum Freitag. Während die Grüne Jugend diesen Angriff aufs Deutlichste verurteilt, kann er nicht zur Rechtfertigung eines Polizeieinsatzes herangezogen werden, der eine friedliche Versammlung zwei Tage später einkesselt und damit das Grundrecht der Versammlungsfreiheit verletzt.
„Dass sich der grüne OB Dieter Salomon trotz lautstarkem Protest in Presse, Öffentlichkeit und Partei anscheinend blind auf die Versicherungen der Polizei verlässt und sich kritiklos hinter das Vorgehen der Polizei stellt, ist völlig unverständlich“, so Julian Karwath von der Grünen Jugend. Die Grüne Jugend kritisiert außerdem die Art und Weise, wie am Dienstag das Gelände der „Straßenpunks“ am Eselswinkel geräumt wurde. Es ist nicht verständlich, dass die Stadtverwaltung hier nicht auf die vollziehende Gewalt einwirkt, um so eine Entspannung der Lage zu fördern.
Die Grüne Jugend fordert die Stadtverwaltung dazu auf, von dieser provozierenden Strategie abstand zu nehmen und sich konsequent für den Erhalt der liberalen und offenen Atmosphäre Freiburgs einzusetzen.
Wer jedoch, wie der JU-Vorsitzende Daniel Sander und die CDU-Fraktionsvorsitzende Feierling-Rombach, die alternative Szene in Freiburg pauschal für den Übergriff Einzelner verantwortlich macht, schadet nicht nur der gesamten Stadt. „Hier offenbart sich ein von Vorurteilen und Verallgemeinerungen geprägtes Gesellschaftsbild, das einer ernsthaften politischen Diskussion nicht würdig ist“ so Henrike Hepprich von der Grünen Jugend. „Im Gegenteil rufen wir alle FreiburgerInnen dazu auf, sich dafür einzusetzen, dass Freiburg eine offene und tolerante Stadt bleibt.“
Daher ruft die Grüne Jugend alle FreiburgerInnen zur friedlichen Teilnahme an der für Samstag um 14 Uhr angekündigten Demonstration auf.
Update zur Debatte um den „Freiburger Kessel“
Zeitgleich mit den Geschehnissen rund um DIY-Festival und „Freiburger Kessel“ fand in Freiburg auch die Mitgliederversammlung von fzs und ABS statt (also der Studierendenvertretungen und des Aktionsbündnisses gegen Studiengebühren). Nebenbei bemerkt: da hätte der u‑asta auch ein bißchen mehr Außenwerbung für machen können. Jedenfalls führte die Zeitgleichheit von fzs/ABS-MV und DIY-Festival dazu, dass auch ein paar Berliner Delegierte aus den dortigen ASten da waren und hautnahe Erfahrungen mit der neuen Freiburger Polizeitaktik machen konnten. Der eindrückliche Bericht darüber ist hier nachzulesen: http://www.astafu.de/aktuelles/archiv/a_2006/presse_08-03
Am konservativsten von allen …
… ist die Junge Union Freiburg (und damit schon wieder so richtig niedlich). Jedenfalls fordern die in einer Pressemitteilung folgendes:
1. Streichung aller öffentlichen Gelder für die KTS (Grund: andere Einrichtungen bräuchten das Geld eher, die KTS hält sich nicht an Polizeibefehle)
2. Streichung aller öffentlichen Gelder für die „sog. Schattenparker“ (keine Ahnung, ob die überhaupt welche kriegen oder was die JU damit meint, Grund: andere Einrichtungen bräuchten das Geld eher, die Schattenparker halten sich nicht an Polizeibefehle)
3. Keine Koalition der CDU mit den Grünen (Grund: gefährliche Anarchistenfreunde, die sich nur hinter einer bürgerlichen Fassade verstecken)
Während (1) und (2) so in etwa dem entspricht, was von einer ultrakonservativen Gruppe zu erwarten ist (und selbst aus dieser Sicht ziemlich dämlich ist – die JU würde glaube ich als erste protestieren, wenn das KTS-Publikum nicht mehr vorwiegend in der KTS, sondern vorwiegend z.B. in der Innenstadt oder auf der Straße zu finden wäre), ist die Aussagen zu (3) in der Pressemitteilung richtig amüsant. Zitat:
„Frau Viethen und die Grünen versuchen wohl mit ihrer demonstrativen Unterstützung der Anarchisten und mit ihrer polemischen Kritik an der Freiburger Polizei wieder Boden im linken Lager gut zu machen, den sie beim Beschluss für den Verkauf der Freiburger Stadtbau verloren haben. Damit zeigen die Grünen ihr widersprüchliches Gesicht und machen sich unglaubwürdig“, so Daniel Sander. […]
Die Äußerungen von Frau Viethen und Co. und deren Unterstützung der sinnlosen und gefährlichen Aktionen gegen den Staat hätten gezeigt, dass der bürgerliche Anschein, den die Grünen beim Wohnungsverkauf gewonnen hätten, nur Fassade sei. „Unter diesen Umständen ist auf absehbare Zeit keine kommunale Koalition mit den Freiburger Grünen und der CDU denkbar“, so Daniel Sander.
Mal abgesehen davon, dass im baden-württembergischen Kommunalrecht eh keine Koalitionen vorgesehen sind, und eine sachbezogene Politik anders aussieht, als in der pauschalen Ablehnung jeder Zusammenarbeit mit der stärksten Fraktion, so scheint mir die CDU – und insbesondere die JU – vor allem noch nicht ganz kapiert zu haben, dass es tatsächlich sowas wie eine „neue Bürgerlichkeit“ gibt, dass Grüne in Freiburg längst nicht nur von Linksalternativen gewählt werden. Deutschlandweit wird das beispielsweise in den Milieustudien des SINUS-Instituts deutlich: bis Anfang der 1990er Jahren gab es demzufolge in Deutschland ein „Alternatives Milieu“, das etwa 4 % der Bevölkerung ausmachte, und eine Art (jugendliche) Subkultur darstellte. In den aktuellen SINUS-Studien gibt es dieses Milieu nicht mehr – dafür die „Postmateriellen“, eines der gesellschaftlichen Leitmilieus und mit etwa 12 % mindestens so stark wie die Konservativen.
Die Existenz dieser „verbürgerlichten Alternativen“ – in Freiburg sicher deutlich mehr als 12 % – haben Teile der CDU/JU noch nicht begriffen. Sie laufen Feindbildern aus den 1980ern hinterher, die es so nicht mehr gibt. Und sie kapieren nicht, dass es inzwischen möglich ist, hohen Bildungsstatus und hohes Einkommen – mit allen Folgeerscheinungen wie dem Wohneigentum etc. – also die alten Insignien des Bürgertums – mit einem grün-bürgerrechtsliberalen Wertemuster zu verbinden, zu dem sowohl die Suche nach vernünftigen Haushalten als auch die Offenheit für kulturelle Experimente und alternative Lebensformen gehört.