Es gab diesen Moment gestern beim Wahlabend der Fraktion im Neuen Schloss, als Winfried Kretschmann in den Wahlsendungen von ARD, ZDF und SWR gleichzeitig zu sehen war. Triumph, mit 30,3 Prozent stärkste Partei, 46 Direktmandate – aber auch die bittere Erkenntnis, dass eine wahrlich dubiose AfD es auf Anhieb mit 15 Prozent als drittstärkste Kraft in den Landtag schafft. Sah es am Anfang des Wahlabends noch knapp aus, wollte und wollte sich doch keine Mehrheit für Grün-Rot einstellen. Seltsamer Schwebe- und Zwischenzustand, weil es erst weitergeht, wenn FDP, CDU oder SPD sich bewegen. Entweder in Richtung der belgischen Ampel, die knapp über eine Mehrheit verfügen würde, oder in Richtung Ampel oder Grün-Schwarz. Die neue grüne Fraktion: nochmal deutlich größer, viele neue Gesichter, mit 47 Prozent Frauenanteil wohl die weiblichste Fraktion, die Baden-Württemberg je hatte. Dank der Verluste der CDU an die AfD gehören zu den neu gewonnenen grünen Wahlkreisen auch welche, die bisher noch nie ein grünes Mandat hatten. Tragik des Wahlsystems: Wer auf grüner Seite kein Direktmandat erlangt hat, ist (mit einer Ausnahme, WK Wangen im RP Südwürttemberg) trotz Rekordergebnissen überall nicht reingekommen. Menschlich ganz besonders bitter im WK Wiesloch, wo unser AK-Vorsitzender Wissenschaft, Kai Schmidt-Eisenlohr, um 147 Stimmen den Wiedereinzug verfehlt hat. Aber auch in den beiden AfD-Direktmandatswahlkreisen Pforzheim und Mannheim lagen die grünen Kandidat*innen nur wenig hinter den gewählten Direktmandataren der AfD.
Insofern: Ein historisches Ergebnis für uns Grüne, für Winfried Kretschmann – aber auch ein Ergebnis mit bitteren und dunklen Untertönen. Jetzt heißt es: Warten darauf, wie es weitergeht.
Wahlkreisergebnisse beim SWR (interaktive Karte) und beim Statischen Landesamt.