Der grüne Bundestagsabgeordnete Hermann Ott hat nach der Wahl von Joachim Gauck zum Bundespräsidenten eine wichtige Bemerkung getwittert:
Ich bin da sehr viel skeptischer als Hermann, dass Gauck hier lernbereit ist. Aber die Bemerkung, dass zur Vorbedingung von Freiheit auch die sozialen und die ökologischen Möglichkeiten für Freiheit gehören, ist eine extrem wichtige. Und eine, von der ich fest überzeugt bin, dass sie so etwas wie den Kern eines originär grünen Freiheitsverständnisses ausmacht. Aus dem heraus dann Debatten über so etwas wie ein Grundeinkommen, über die Gerechtigkeit zwischen Nord und Süd oder über die intergenerationale Gerechtigkeit, die Nachhaltigkeit ausmacht, entwachsen. Wer es sich nicht leisten kann, sich zu entscheiden, ist nicht frei. Und wer – das ist der ökologische Aspekt – in Zukunft keine Spielräume mehr hat, weil wir heute alle Spielräume aufgefressen haben, ist ebenfalls nicht frei. Kurz: Wer glaubt, dass es in einer ungerechten Welt echte Freiheit geben könnte, trägt dazu bei, eine Illusion aufrecht zu erhalten, nichts anderes.
Ich würde mich freuen, wenn Hermann recht behält, und wenn Gauck sich hier als lernfähig erweist. Die Skepsis bleibt.
Ich denke Gaucks Freiheitsverständnis ist etwas ursprünglicher: Er setzt sich m.E. für die Möglichkeit ein grundsätzliche Freiheit genießen zu können. Die Frage ob die dann sozial und/oder ökonomisch gerecht verteilt ist, muss erst danach geklärt werden. Dass Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen sehr viel mehr Anstrengungen unternehmen müssen um z.B. studieren zu können ist nicht fair: Dass sie aber die Möglichkeit dazu haben egal ob sie schwarz,weiss,jüdisch,islamisch oder schwul usw sind: das ist wichtig und das ist Freiheit und dafür steht Gauck meiner Ansicht nach und ist damit für mich definitiv eine Lösung mit der ich leben kann und auch glücklich bin.
Schon klar. Aber genau ein solches Freiheitsverständnis ist letztlich kontraproduktiv – weil es, sobald formale Rechte garantiert sind, „der Politik“ ermöglicht, sich auf die faule Haut zu legen.
richtig: gleichzeitig ist es aber auch eine mahnung die selbstverständlichkeit unserer bestehenden freiheit in frage zu stellen : das find ich sehr wichtig und passt nach meinem verstaendnis mehr auf die rolle des bp als eine detail-auseinandersetzung mit themen die von partei zu partei bereits sehr unterschiedlich diskutiert werden. ich denke er wird (und sollte) die distanz zu allzu typisch parteipolitischen themen wahren – für mich ist das auch einfach nicht sein job