Kurz: Qual der Sozialwahl

Wie­der Sozi­al­wahl. Wie­der doch gewählt. Aber mit Bauch­weh. Weil ich eigent­lich nicht so genau weiß, wen ich da für was gewählt habe. Mein Vor­schlag: Statt Unmen­gen an Geld in inhalts­lo­se Wer­be­kam­pa­gnen zu ste­cken, braucht’s mehr Trans­pa­renz*, kla­re Unter­schei­dungs­mög­lich­kei­ten** und dem­entspre­chend auch tat­säch­li­chen inhalt­li­chen Ein­fluss***. Dann wird schon gewählt wer­den. Ein Gesund­heits­mi­nis­ter z.B. der FDP könn­te sich da wun­der­bar als Bür­ger­be­tei­li­gungs­mi­nis­ter pro­fi­lie­ren. Aller­dings bezweif­le ich, dass das auf der FDP-Agen­da steht.

Wer trotz­dem wäh­len will: jetzt den Wahl­brief in den Brief­kas­ten werfen!

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Uff, Kinder ins Bett gebracht

Puh. Es ist halb zehn. Zora und Ras­mus schla­fen end­lich. Zum Ritu­al gehört: Schlaf­an­zug anzie­hen, Zäh­ne put­zen, je Kind min­des­tens ein Buch vor­le­sen, ins Bett ste­cken, und dann noch ein paar Lie­der sin­gen (Wobei ich zuge­ben muss, dass mein Reper­toire an aus­wen­di­gen Lie­dern sich mehr oder weni­ger auf „Schlaf, Anne, schlaf“ und „Rit­ter Rufus“ erstreckt, dann gibt’s noch ein paar Lieb­lings­lie­der aus dem Lie­der­buch. Und sin­gen kann ich auch nicht wirk­lich, also nicht so mit Noten und so …). Und dann schla­fen die Kin­der, meis­tens.* Wenn sie nicht noch was trin­ken wol­len, Hun­ger bekom­men, ein Kuschel­tier ver­mis­sen, eine Decke mehr/weniger brau­chen oder noch­mal die Hand gehal­ten haben wol­len oder auf den Schoß krab­beln möch­ten. Oder mit­ter­nachts auf­wa­chen und Eltern suchen.

Dass es nicht nur mir so geht, zeigt die gro­ße Reso­nanz, die die­ser Link (pdf) u.a. bei Face­book her­vor­ge­ru­fen hat. Hin­ter dem Link steckt ein (urhe­ber­recht­lich wohl eher frag­wür­di­ger) Scan des Buchs Go the fuck to sleep (gefun­den via Boing­Bo­ing).

Go the fuck to sleep scheint das idea­le Buch für ermü­de­te Eltern zu sein. Geschrie­ben von Adam Mans­bach und illus­triert von Ricar­do Cor­tés kommt – in klas­si­schem Kin­der­buch­for­mat, aber wohl nicht unbe­dingt zum Vor­le­sen gedacht ;-) – all das vor, was den abend­li­chen All­tag von Eltern klei­ner Kin­der so aus­macht. Der Wie­der­erken­nungs­fak­tor ist jeden­falls extrem hoch …

Klei­nes Bei­spiel gefällig?

The cats nest­le clo­se to their kit­tens now.
The lambs have laid down with the sheep.
You’re cozy and warm in your bed, my dear.
Plea­se go the fuck to sleep.** 

Das Buch ist bei ama­zon gra­de ent­we­der aus­ver­kauft oder noch nicht wirk­lich erschie­nen, aber trotz­dem sehr beliebt. Mit­te Juni soll es wie­der erhält­lich sein. Wer’s vor­be­stel­len mag, kann das unter die­sem Link tun.

War­um blog­ge ich das? Weil ich das For­mat „Bil­der­bü­cher für Eltern“ span­nend finde.

* So läuft das ab, wenn Zora und Ras­mus zur glei­chen Zeit ins Bett gebracht wer­den. Meis­tens aber will Zora län­ger auf­blei­ben als Ras­mus, was am bes­ten funk­tio­niert, wenn zwei Eltern­tei­le gleich­zei­tig da sind.

** Frei übersetzt: 

Kätz­chen und Kat­zen schmie­gen sich an
Läm­mer haben’s bei Scha­fen gemütlich
Du kuschelst dich ins Bett, mein Liebling -
Ver­dammt noch mal, jetzt schlaf endlich!

Piraten! Drei Sätze anlässlich des Wahlausgangs in Bremen

Da ist eine Kleinst­par­tei, die zwei Tage vor der Wahl in Bre­men in der natio­na­len und inter­na­tio­na­len Pres­se heiß dis­ku­tiert wird (#ser­ver­ga­te), die kurz vor­her einen in allen über­re­gio­na­len Medi­en beglei­te­ten Par­tei­tag hat­te, die in einem Umfeld antritt, in dem es ein sehr moder­nes Wahl­recht gibt, in der Kleinst­par­tei­en tra­di­tio­nell immer mal wie­der ger­ne gewählt wer­den, wo die Wahl­be­tei­li­gung nied­rig ist, in der der Wahl­aus­gang im Prin­zip schon fest­steht, so dass Pira­ten­stim­men kei­ne ver­lo­re­nen Stim­men sind, und in der sogar die 5%-Hürde durch das Bre­men/­Bre­mer­ha­ven-Prin­zip nur ein­ge­schränkt gilt – und trotz­dem holt sie (nach aktu­el­lem Stand der Hoch­rech­nun­gen) nicht mal zwei Pro­zent. Felix Neu­mann scheint recht zu haben – hier eta­bliert sich eine sta­bi­le Mini­mi­lieu­par­tei, die es aber in abseh­ba­rer Zeit nicht schaf­fen wird, lan­des­par­la­men­ta­risch zu wer­den. Die letz­te rea­lis­ti­sche Chan­ce, das in die­sem Jahr doch noch hin­zu­krie­gen, ist Ber­lin – aber ich glau­be noch nicht daran.

Auf dem Weg zur Platz-2-Partei

Journey of waiting XXI: Bremen keyNach Baden-Würt­tem­berg jetzt wohl auch in Bre­men: Die zweit­stärks­te Par­tei mit deut­lich über zwan­zig Pro­zent sind wir Grü­ne. Dass das jetzt so aus­sieht, hat was mit Stutt­gart 21, mit Fuku­shi­ma, mit dem Aus­stieg aus dem Aus­stieg zu tun, und viel auch damit, dass sowohl SPD als auch CDU bun­des­weit nicht mehr als glaub­wür­di­ge und kohä­ren­te Par­tei­en erschei­nen. (Und die FDP erst recht). 

Die ver­schie­de­nen Ereig­nis­se und die­se Stim­mung zusam­men haben etwas kata­ly­siert und beschleu­nigt, was sonst viel­leicht noch län­ger gebraucht hät­te – Grü­ne als ernst­haf­te Alter­na­ti­ve, als eine der „gro­ßen“ Par­tei­en. Aber auch ohne die­sen Kon­text bin ich über­zeugt, dass eine Bewe­gung in die­se Rich­tung statt­fin­det – und dass wir davon aus­ge­hen kön­nen, dass ein Poten­zi­al von zwan­zig bis fünf­und­zwan­zig Pro­zent für Grün in Zukunft rea­lis­tisch sein kann. Ein wich­ti­ger Fak­tor dabei: Das über Jahr­zehn­te gute Abschnei­den in jün­ge­ren Alters­grup­pen ist jetzt bis in die Alters­grup­pe 50+ hochgewachsen.

Bei der Gele­gen­heit noch ein Sei­ten­hieb auf die taz – die hat in ihrer Wochend­aus­ga­be näm­lich einen Arti­kel über grü­ne Flü­gel, und sieht im har­mo­ni­schen Zusam­men­spiel von Lin­ken und Rea­los einen Grund für die grü­ne Popu­la­ri­tät. Ich fin­de es gar nicht so blöd, mal über die nicht-offen­sicht­li­chen Funk­tio­nen von Flü­geln nach­zu­den­ken. Der Arti­kel behaup­tet zwar, das zu tun, greift aber deut­lich zu kurz – und ist in eini­gen Aus­sa­gen auch schlicht falsch. 

Mein Ein­druck: Wir haben der­zeit zwei selbst­be­wuss­te, star­ke Flü­gel. Wir haben kei­nen „Flü­gel­kampf“ im Sin­ne eines Ver­suchs, den einen oder den ande­ren Flü­gel raus­zu­mob­ben oder stän­dig zu über­stim­men – sowas gab es mal. Kurz: ja, wir zei­gen, dass es einen kon­struk­ti­ven Umgang mit inner­par­tei­li­chen Dif­fe­ren­zen geben kann, und dass orga­ni­sier­te Inter­es­sen auch inner­halb von Par­tei­en sinn­voll sind. Insze­niert ist das nicht. Und ob es zu unse­rer Außen­wahr­neh­mung als Volks­par­tei in der Nuss­scha­le bei­trägt, mag ich nicht beurteilen. 

Zurück nach Bre­men: Ich bin gespannt, wel­ches Sena­to­ren­amt die stär­ker gewor­de­nen Grü­nen der SPD abneh­men wer­den – und wer in die Bür­ger­schaft ein­zie­hen wird. Das neue Wahl­recht macht das span­nend, und ver­län­gert die Aus­zähl­zei­ten erheb­lich. Da heißt es also noch ein biss­chen warten.

War­um blog­ge ich das? Als grü­nes Wort zum Wahlsonntag.