Noch ist ja recht unklar, wie sich die GAL in Hamburg bezüglich der Fortsetzung ihrer Koalition verhalten wird. Aber ganz egal, ob schwarz-grün die Koalition aus GAL und CDU in Hamburg fortgesetzt wird oder nicht, möchte ich doch eine Idee aus der Mailingliste der Grünen Linken aufgreifen, die im Rahmen von Austrittsüberlegungen einzelner Personen und Debatten mit Nicht-Mehr-Grünen entstanden ist: wer unzufrieden damit ist, wie sich Bündnis 90/Die Grünen entwickeln, und Mitglied ist, sollte die Zähne zusammenbeißen und erst recht dabei bleiben – wer noch kein Mitglied ist, und gerne eine andere grüne Partei hätte, sollte eintreten. Der Gedanke hat für mich – nicht zuletzt aufgrund der Fünfprozenthürde – einiges für sich (und passt gut zum Heinrich-Böll-Motto der Heinrich-Böll-Stiftung, dass nämlich Einmischung die einzige Möglichkeit sei, realistisch zu bleiben).
Volltreffer. Das Gegenteil ist nämlich eine self-fulfilling prophecy erster Güte. Verweise auf (mehr oder weniger) aktuelle Entwicklungen im „grünen“ Umfeld in Freiburg drängen sich geradezu auf.
Dass irgendwann Schmerzgrenzen (im Sinne von „Grundüberzeugungen“) erreicht sind, die ein Weitermachen oder Jetzt-erst-recht-Mitmachen verunmöglichen, ist klar. Nur die Schmerzgrenze an einer Stelle ziehen zu wollen, an der grüne Forderungen nicht an mangelnder Durchsetzungskraft oder politischer Überzeugung scheitern, sondern an geltenden Bundesgesetzen, erscheint mir irgendwie sehr seltsam. Wobei das natürlich ein sehr oberflächlicher Vogelperspektiven-Blick ist, den ich auf die Hamburger Auseinandersetzung (leider nur) habe.
An Freiburg habe ich ehrlicherweise beim Schreiben dieses Blogeintrags gar nicht gedacht. Und die Rahmenbedingungen (5%-Hürde etc.) sind auf lokaler Ebene nochmal ein bißchen anders. Aber klar: das beste Mittel, um einen Wahlerfolg der „Grünen Alternative Freiburg“ (GALFR) bei der nächsten Kommunalwahl zu verhindern, ist eine Liste, die die dezidierte Zielgruppe der GALFR ordentlich bedient. Ob im Dezember eine solche Liste aufgestellt wird, bezweifle ich allerdings doch …
Das mit dem Eintreten und die Partei verändern hat ja auch schon bei der SPD wunderbar funktioniert :) Auch wenn ich grundsätzlich deine Argumentation teile. Die Leute machen es nicht…
@Robin: beachte die ganz unterschiedlichen Größenverhältnisse (SPD: 800.000 oder so Mitglieder, ~ 30 % der WählerInnen; Grüne: 45.000 Mitglieder, ~ 10 % der WählerInnen). Insofern ist das Argument bezogen auf kleine Parteien doch noch um einiges gewichtiger – sowohl in Bezug auf die Veränderungsfähigkeit der Partei als auch in Bezug auf die Risiken von Aufsplitterungen.