Die Universität Siegen arbeitet mit der linken Rosa-Luxemburg-Stiftung zusammen – und erwartete von einem neuen Mitarbeiter die dazu passende politische Haltung. Auch wer an einem Siegener Promotionskolleg teilnehmen will, muss sich direkt bei der Stiftung bewerben.
Schreibt der Spiegel (in dem Fall der Unispiegel auf Spiegel-Online). Und regt sich mächtig auf. Ohne jetzt den konkreten Fall zu kennen, kommt mir das so seltsam gar nicht vor – auch die grün-nahe Heinrich-Böll-Stiftung oder die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung haben schon Promotionskollegs organisiert (und wohl auch finanziert), bei denen die Auswahl der Promovierenden durch die jeweilige Stiftung erfolgt. Dass es wenig Sinn macht, ein z.B. marxistisch ausgerichtetes Promotionsprogramm durch einen RCDSler koordinieren zu lassen, sollte auch dem Spiegel einleuchten (den Fall andersherum gibt’s ja nun leider auch).
Kurz gesagt: mir ist die Aufregung nicht so ganz klar. Schließlich ist die Uni zwar öffentlich finanziert, aber aus gutem Grund gibt es weiterhin die grundgesetzliche Freiheit von Lehre und Forschung. Darunter fällt dann auch die Möglichkeit, kritisch an Kapitalismus und Demokratie ranzugehen.
Auf „Spiegelkritik“ wird die Meldung als Zeitungsente im Sommerloch bezeichnet (genauer: der Satz, daß der Koordinator sich den Zielen der Stiftung verbunden fühlen muß).
Möglicherweise, aber das ist reine Spekulation, hat diese „Ente“ etwas mit den aktuellen Auseinandersetzungen an der Uni Siegen zu tun, siehe http://www.scienceblogs.de/mathlog/2008/08/unternehmerische-universitat.php
Hier noch der Link zu Spiegelkritik – inzwischen scheint sich herausgestellt zu haben, dass es keine Ente war, sondern der Satz „Bewerber sollte sich den Zielen der Stiftung verbunden fühlen“ tatsächlich in der Stellenanzeige stand. Was okay wäre, wenn die Stelle von der Stiftung ausgeschrieben worden wäre, bei einer von der Rosa-Luxemburg-Stiftung finanzierten Stelle an der Uni Siegen ist das natürlich ein Problem … und wird vermutlich trotzdem vielfach so gemacht (nur nicht in die Stellenanzeige reingeschrieben). Aufregung im Sommerloch?