Photo of the week: Pearls of dew I

Pearls of dew I

 
Angeb­lich sol­len es die letz­ten gol­de­nen Herbst­ta­ge für die­ses Jahr sein. Ich habe mir jeden­falls ges­tern erst mal mei­ne Kame­ra geschnappt und noch ein paar Fotos gemacht. Wenn ich ehr­lich bin: Früh­ling und Herbst mag ich bei­de sehr viel lie­ber als Som­mer und Win­ter. Gibt es Gegen­den, wo es das gan­ze Jahr über nur Früh­ling und Herbst hat?

Von glit­zern­den Tau­trop­fen zum GDL-Streik fällt mir jetzt kein guter Über­gang ein, aber zwei drei bis vier Din­ge woll­te ich dazu doch noch sagen, nach­dem der Streik u.a. auf mei­ner Face­book-Sei­te mas­si­ve Debat­ten aus­ge­löst hat.

So ein Streik ist ja mehr­di­men­sio­nal – es gibt stra­te­gi­sche Inter­es­sen der jewei­li­gen Gewerk­schaft, es gibt die poli­ti­sche Groß­wet­ter­la­ge, es gibt bestimm­te Arbeits­be­din­gun­gen, die als bes­ser oder schlech­ter bewer­tet wer­den kön­nen, es gibt sowas wie „com­mon decen­cy“ (eine Erwar­tung, die ich an Mit­men­schen habe, egal, auf „wel­cher Sei­te“ sie ste­hen), und es gibt die kon­kre­ten Streik­fol­gen für die Betrof­fe­nen. Und spä­tes­tens seit den 1970er Jah­ren fängt die kla­re Unter­schei­dung „abhän­gi­ge Beschäf­tig­te hier, Kapi­tal da“ zu brö­seln an. Es gibt Schein­selbst­stän­di­ge, allein­selb­stän­di­ge Sub­un­ter­neh­mer und Arbeit­neh­me­rIn­nen, an die ähn­li­che Erwar­tun­gen hin­sicht­lich Fle­xi­bi­li­tät und Eigen­in­itia­ti­ve gestellt wer­den wie an Selbst­stän­di­ge. Es gibt Patch­work­bio­gra­phien, Pre­ka­ri­tät und Arbeits­lo­sig­keit. In die­ser dop­pel­te Melan­ge aus Mehr­di­men­sio­na­li­tät des Streiks und unkla­rer gewor­de­nen Arbeits­ver­hält­nis­sen nervt mich der laten­te Vor­wurf, dass jede/r, die sich mit dem Streik nicht soli­da­risch erklärt, die – ich sag’s mal so dras­tisch – Klas­sen­in­ter­es­sen ver­ra­ten wür­de. So ein­fach ist das nicht. Und des­we­gen fin­de ich nach wie vor, dass es mög­lich ist, Streiks gene­rell legi­tim zu fin­den, die­sen kon­kre­ten Streik aber als unver­hält­nis­mä­ßig anzu­se­hen. Nicht jeder Streik ist gut, und nur weil irgend­wo „Gewerk­schaft“ drauf steht, muss das nicht hei­ßen, dass innen nicht ganz viel Ego­is­mus steckt.

Und dann ist mir auf­ge­fal­len, dass ich ja immer ger­ne von mei­ner eige­nen Lebens­si­tua­ti­on auf ande­re schlie­ße, was nicht unbe­dingt immer stim­men muss. Ich habe kei­nen Füh­rer­schein. Ich bin beruf­lich auf die Bahn ange­wie­sen. Viel­leicht wird das Aus­maß des GDL-Streiks man­chen, die sich schnell soli­da­risch erklä­ren, deut­li­cher, wenn wir für einen Moment mal anneh­men, dass hier die Gewerk­schaft der Last­wa­gen­fah­re­rIn­nen (alle Sub­un­ter­neh­mer­un­klar­hei­ten mal aus­ge­blen­det) strei­ken wür­de. Und dass sie für drei Tage die Auto­bah­nen blo­ckie­ren wür­de. Und alle wich­ti­gen Sei­ten­stra­ßen. Um eine deut­li­che Lohn­er­hö­hung und den Allein­ver­tre­tungs­an­spruch für alle Beru­fe, die was mit Autos zu tun haben, her­aus­zu­han­deln. Immer noch soli­da­risch? Immer noch verhältnismäßig?

Damit zurück zu den letz­ten schö­nen Herbst­ta­gen. Die ich jetzt genie­ßen werde.

Kurz: Schulanfang

Ehr­lich gesagt, bin ich ganz froh, dass am Mon­tag die Schu­le wie­der anfängt. Mein Schul­kind war in den letz­ten Tagen schon ziem­lich grum­me­lig – in die­sen lan­gen Feri­en­wo­chen mit sich klar­zu­kom­men, ist nicht ganz einfach. 

Apro­pos Schul­an­fang: Ich bin nach wie vor recht zufrie­den mit unse­rer Schu­le – eine staat­li­che Grund­schu­le, die sich an Montesso­ri anlehnt und Fami­li­en­klas­sen (je sechs Kin­der aus einem Jahr­gang bil­den zusam­men eine Klas­se mit 24 Kin­dern) anbie­tet. Das funk­tio­niert, weil Montesso­ri viel Eigen­ar­beit der Schü­le­rIn­nen bedeu­tet – und heißt dann umge­kehrt auch, dass die Leh­re­rIn­nen recht inten­siv auf die ein­zel­nen Schü­le­rIn­nen ein­ge­hen muss.

Passt für uns sehr gut – aber selbst in die­sem Set­ting ist es für mein Schul­kind nicht immer ganz ein­fach, von Schu­le moti­viert zu blei­ben. Üben ist müh­sam. Aber jetzt bin ich trotz­dem erst ein­mal froh, dass die Schu­le wie­der anfängt.

Kurz: Splitting nein danke!

Klei­ner Nach­trag zum vor­he­ri­gen Blog­post, der sich ja auch auf KGEs Äuße­rung zum Ehe­gat­ten­split­ting bezog. Begrün­det wird die Exis­tenz des Ehe­gat­ten­split­tings ja immer mit dem Schutz von Ehe und Fami­lie. Fak­tisch ist es ein steu­er­li­cher Anreiz zu nicht-ega­li­tä­ren Ehen (sprich, im empi­ri­schen Nor­mal­fall: nahe­zu allei­ne ver­die­nen­der Mann / mit­ver­sorg­te Frau); Kin­der sind dem Split­ting dage­gen eher egal. 

Das ist aus prin­zi­pi­el­len Erwä­gun­gen falsch, etwa im Hin­blick auf den Gleich­stel­lungs­auf­trag. Es ist auch falsch, weil Fami­lie zuneh­mend anders aus­sieht – unver­hei­ra­te­te Eltern, Allein­er­zie­hen­de, Patch­works. Und ja, die steu­er­li­che Bevor­zu­gung der Ehe ärgert mich auch per­sön­lich: Wir hat­ten uns damals den Luxus geleis­tet, nicht zu hei­ra­ten. Wir haben ver­ein­bart, Fami­li­en- und Erwerbs­ar­beit glei­cher­ma­ßen ega­li­tär auf­zu­tei­len. Inzwi­schen leben wir – ohne ner­vi­ge Schei­dung – getrennt; die Kin­der­er­zie­hung erfolgt immer noch ziem­lich gleich ver­teilt, eben­so der Kin­der­geld­an­spruch. Ein an Kin­dern und nicht an nicht-ega­li­tä­rer Ehe ori­en­tier­tes För­der­instru­ment wür­de uns jetzt hel­fen, eben­so wie es frü­her eine will­kom­me­ne Unter­stüt­zung gewe­sen wäre – die Kos­ten sind ja da, und sie sind durch das getrennt-gemein­sa­me Erzie­hen der Kin­der nicht klei­ner gewor­den. Auch das wäre „Wahl­frei­heit“.

Auch des­we­gen ärgert es mich, wenn ein zen­tra­ler grü­ner Pro­gramm­punkt wie die Umwand­lung des Ehe­gat­ten­split­tings in eine Kin­der­för­de­rung mal eben zur Debat­te gestellt wird. Dass dar­über kurz vor den Land­tags­wah­len im Osten Streit aus­bricht, ist nicht schön, aber not­wen­dig. Mei­ne Lebens­rea­li­tät – und die vie­ler ande­rer Men­schen heu­te – sieht anders aus als die impli­zi­te Gesell­schafts­vor­stel­lung im Steuerrecht.

P.S.: Auf dem Smart­phone getippt, des­we­gen habe ich dar­auf ver­zich­tet, Links zu den vie­len guten State­ments in die­ser Debat­te raus­zu­su­chen. Wei­ter­füh­ren­de Links: