Kurz: Einige Tücken des Elterngeldbezuges (Update)
Manchmal kann es ganz schön hart sein, sich für nicht standardisierte Lebensverhältnisse zu entscheiden. Beispielsweise, wenn es um den Elterngeldbezug und die Krankenversicherung geht. Der Normalfall ist hier die unbefristete Beschäftigung, die unterbrochen wird, um Elternzeit zu nehmen und während dessen Elterngeld zu beziehen. In dem Fall laufen dann Kranken- und Pflegeversicherung beitragsfrei weiter.
Und was mache ich? Ich werde Elterngeld im Anschluss an einen auslaufenden befristeten Vertrag beziehen. Dementsprechend muss ich mich freiwillig weiterversichern, um in der (gesetzlichen) Krankenkasse zu bleiben. Das Elterngeld wird zwar nicht zur Berechnung des Krankenkassenbeitrags herangezogen, der Mindestsatz der – in meinem Fall – Techniker Krankenkasse ist aber nicht wirklich niedrig. Nun denn, ganz unerwartet kommt diese Nachricht nicht, ärgerlich ist es schon (vor allem, weil es natürlich Tricksereien gäbe, um das zu umgehen – die ich aber nicht machen will).
Gleichzeitig schlägt Normalfall zwei zu: wenn ich mit meiner Partnerin verheiratet wäre, bestünde die Möglichkeit der kostenfreien Familienmitversicherung. Ein Beispiel dafür, wie stark doch (auch neben dem Ehegattensplitting) der Staat finanzielle Anreize dafür setzt, dem klassischen Heiratsmodell (und implizit auch klassischen Erwerbs-Hausarbeits-Teilungen) zu folgen. Hier hätte ich manchmal gerne ein Instrument unterhalb der normativ hoch aufgeladenen Heirat – z.B. eine Verpartnerung auch für Heteros oder sowas wie den französischen Zivilpakt.
Update (26.01.2010): Erfreulich: die Techniker Krankenkasse hat sich nach einem nochmaligen Telefonat dann doch bereiterklärt, mich – wohl analog zu „normalen“ Unterbrechungen von Arbeitsverhältnissen – für die Zeit des Elterngeldbezuges beitragsfrei weiterzuversichern. Manchmal lohnt sich das Hinterhertelefonieren doch …
Köhler und der Doktortitel – oder: wissenschaftliche Praktiken und der Wunsch nach dem Skandal
Der neuen Familienministerin Kristina Köhler kann einiges vorgeworfen werden, insbesondere scheint sie sich, wenn es um Migration und um die Auseinandersetzung mit dem Islam geht, irgendwo am rechten Rand der CDU zu befinden. Aktuell jedoch geht es in der Debatte vor allem um den Doktortitel der jungen Ministerin. Zum Beispiel hier in der Frankfurter Rundschau. Ausgangspunkt dafür dürfte Kai Diekmann (BILD) sein – um Weihnachten gab es schon einmal Auseinandersetzungen zwischen Diekmann und Köhler, und jetzt ein Interview.
Kern des Ganzen scheint die – bezahlte – Beteiligung eines Assistenten von Köhlers Doktorvater an der Erstellung ihrer Arbeit zu sein. Was Weihnachten noch nach dem großen Skandal klang, wird nach Lesen des Interviews aber dann doch eher zu relativ normalen Prozessen und Praktiken empirischer Wissenschaft. Besagter Assistent hat Daten codiert und in SPSS eingegeben und das Inhaltsverzeichnis und die Formatierung der Dissertation bearbeitet.
Bei Diekmann heißt es dazu:
Nur formatieren, layouten, Datensätze nach ihren Vorgaben abtippen – das kann auch eine Sekretärin. Braucht man dazu einen top-ausgebildeten wissenschaftlichen Assistenten gerade seines Doktor-Vaters?
Interessant ist hier die Gegenüberstellung „Sekretärin“ vs. „top-ausgebildeter wissenschaftlicher Assistent“. Meiner Erfahrung nach sind das – Codierung, Dateneingabe, Formatierungen – Dinge, die im wissenschaftlichen Alltag heute ziemlich selbstverständlich von – geprüften oder ungeprüften – „HiWis“ erledigt werden. Und nicht von SekretärInnen. Dass das nicht unbedingt zur Qualifikation passt, ist ein Hinweis darauf, wie Wissenschaft heute bezahlt und bewertet wird, entspricht aber – wie gesagt, meinen Erfahrungen nach – durchaus dem Alltag wissenschaftlicher Arbeit. Und dass z.B. zwischen zwei Drittmittelprojekten ein wissenschaftlicher Mitarbeiter derartige Tätigkeiten übernimmt, ist so ungewöhnlich nun auch wieder nicht.
Mit diesem Wissen im Hintergrund reduziert sich der angebliche Skandal dann doch deutlich. Interessanter als die Frage, wer Fragebögen layoutet und eingetippt hat, und ob Köhler ihre Dissertation selbst formatiert hat, ist doch der Inhalt. Da kann ich aktuell nichts zu sagen, werde aber vielleicht mal reinschauen. Und mich dann noch einmal zu Wort melden.
Es kann also durchaus sein, dass das folgende Resümee zutrifft:
Und der Deutschlandfunk resümierte, Köhler habe „eine mustergültige Typ-II-Arbeit vorgelegt, also ein Werk, das weniger vom Interesse an der wissenschaftlichen Arbeit, sondern mehr von dem Wunsch nach einem akademischen Titel geprägt ist“.
Für eine Arbeit, die neben einem Bundestagsmandat in kurzer Zeit entstanden ist, kann ich mir das gut vorstellen. Trotzdem – ein Skandal ist das nicht, auch nicht, wenn eine Bundesministerin daran beteiligt ist. Da gibt es genügend anderes.
Vielmehr stellt sich im Kontext dieser Debatte (auch im Hinblick auf die „gekauften Doktortitel“, die unlängst mal wieder gemeldet wurden) einmal mehr die Frage danach, wozu eigentlich der akademische Doktortitel existiert, und was eine Doktorarbeit ausmacht (und in welche Richtung der Bologna-Prozess hier geht).
Warum blogge ich das? Aus persönlichem Interesse an Promotionsprozessen, und weil ich es interessant finde, wie Skandale gemacht werden – und dabei die eigentlich skandalösen Politiken ausgeblendet werden.
In eigener Sache: Braucht dieses Blog einen Namen?
Am Anfang stand Xanga. Das war ungefähr 2002. Dann wanderte mein Blog („das Blog“!) zum LiveJournal. Seit knapp drei Jahren liegt es als WordPress-Installation auf meinem Webspace. Danach gab’s noch diverse Versionsupdates (2.9.1 steht auch noch an …).
Mein Blog ist also schon einige Jahre in der Welt. Nur: einen Namen hat es nicht wirklich. Jedenfalls lässt sich darüber streiten, ob „till we *)“ mehr ist als mein generelles Online-Label („_tillwe_“, „tillwe“, etc.), und letztlich auch nicht viel mehr als eine Abkürzung meines Namens.
Insofern dieses Blog hier letztlich ja doch eine recht bunte Mischung von Dingen ist, die ich interessant finde, passt das irgendwie. Andererseits macht die Namenslosigkeit es ein bißchen schwer, das Blog zu referenzieren. Entweder heißt es im Gespräch „ich habe in deinem Blog gelesen“, oder im Web „Till Westermayer schreibt“ (gerne auch mal mit „ey“ statt „ay“), aber das Blog als „Marke“ taucht nicht so richtig auf. Hmm.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich diesen Zustand ändern möchte. Braucht ein Blog einen Namen? Braucht mein Blog einen Namen („Wunderland“ zum Beispiel)? Oder sind Namen für Blogs eh überbewertet? (Oder liegt das möglicherweise gar nicht so problematische Problem tiefer: nämlich darin, dass das Blog keinen Themenschwerpunkt hat?)