Wer wird dem 16. Landtag von Baden-Württemberg angehören?

Stormy green

Die Land­tags­wahl in Baden-Würt­tem­berg liegt jetzt auch schon wie­der zwei Wochen zurück, die ers­ten Gesprä­che zwi­schen den mög­li­chen Koali­ti­ons­part­nern GRÜNE und CDU haben statt­ge­fun­den, und ab 1. Mai läuft die Wahl­pe­ri­ode des 16. Land­tags von Baden-Würt­tem­berg und er wird sich offi­zi­ell kon­sti­tu­ie­ren. Anlass genug, um ein­mal der Fra­ge nach­zu­ge­hen, wer eigent­lich im zukünf­ti­gen Land­tag sit­zen wird. 

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Photo of the week: Osterzopf

Osterzopf

 
Ges­tern gab’s selbst­ge­ba­cke­nen Rosi­nen­zopf – ver­mut­lich dies­mal dank lan­ger Geh­zei­ten gut gelun­gen – zum Oster­früh­stück. Und gefärb­te Eier. Und nach­mit­tags dann einen Besuch bei den Groß­el­tern, mit Rüb­li­tor­te und Suche nach vom Oster­ha­sen („Den gibt’s ja gar nicht, das seid ihr!“, R. (7)) ver­steck­ten Süßig­kei­ten für Kin­der und Erwach­se­ne. So fei­ern wir tra­di­tio­nell Ostern, als Früh­lings-Fami­li­en­fest mit Eiern und Hasen und öster­li­cher Dekoration. 

Photo of the week: Daisy

Daisy

 
End­lich Früh­ling! Nachts ist es zwar noch emp­find­lich kalt, aber immer­hin wird es wie­der halb­wegs früh hell (und erst halb­wegs spät dun­kel). Das macht defi­ni­tiv einen Unter­schied in mei­nem Wohl­be­fin­den aus, gera­de an den Tagen, an denen ich nach Stutt­gart pend­le. Im Dunk­len los­zu­fah­ren und im Dunk­len wie­der anzu­kom­men, nervt. Und dass es über­all anfängt, grün zu wer­den, hat ja auch was. Also: End­lich Frühling!

Gelesen: Fifty Shades of Merkel

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Die Ex-Poli­ti­ke­rin (Pira­ten) und Poli­tik­wis­sen­schaft­le­rin Julia Schramm schreibt über – Ange­la Mer­kel. Das Ergeb­nis ist mehr Blog auf Papier als klas­si­sches Buch. Genau­er gesagt nähert sich Schramm dem Phä­no­men Mer­kel in Fif­ty Shades of Mer­kel (Hoff­mann & Cam­pe, 2016) in fünf­zig Vignet­ten an. Die behan­deln so dis­pa­ra­te The­men wie „Ucker­mark“, „Anden­pakt“, „Par­tei“, „Reli­gi­ons­un­ter­richt“, „Pflau­men­ku­chen“ oder „#Neu­land“, grob chro­no­lo­gisch geordnet.

Das Ergeb­nis – manch­mal etwas bou­le­var­desk, immer im locke­ren Info­tain­ment-Stil eines reich­wei­ten­star­ken Blogs gehal­ten, voll mit Netz­re­fe­ren­zen – kann sich durch­aus sehen las­sen. Es liest sich weg, und danach wirkt die Per­son Mer­kel ver­trau­ter. Viel­leicht sogar sym­pa­thi­scher. (Ein Nach­teil des For­mats: man­ches, etwa die Dar­stel­lun­gen der Beschimp­fun­gen Mer­kels im Netz, wie­der­holt sich. Wer das Buch „in einem Zug“ liest, merkt das.)

Wer sich dafür inter­es­siert, wie die Per­son Mer­kel aus­se­hen könn­te, wird hier fün­dig. Dabei gilt: Nicht alle Zuschrei­bun­gen, denen Schramm in den Fif­ty Shades nach­geht, wir­ken glei­cher­ma­ßen plau­si­bel. Mer­kel als „post­de­mo­kra­ti­sche Natio­nal­staats­ma­na­ge­rin“ (S. 101) oder als „Iro­nic Lady“ (S. 209) zu beschrei­ben, emp­fin­de ich als plau­si­bler als die „spi­ri­tu­el­le Leh­re­rin der Deut­schen“ (S. 157). Die „Mut­ter der Flücht­lin­ge“ fehlt dage­gen weit­ge­hend – Fluch der Tages­ak­tua­li­tät. Und ob Mer­kel als „Außen­sei­te­rin“ (S. 80) und „Nerd“ (S. 162) zutref­fend beschrie­ben ist, dar­über muss ich doch erst noch­mal nach­den­ken. Schön in die­sem Zusam­men­hang das Kapi­tel­chen zum „Han­dy“ (S. 175), Tele­fon und SMS als bewusst ange­eig­ne­te Macht­werk­zeu­ge der Kanzlerin.

Drei Leit­mo­ti­ve durch­zie­hen die ein­zel­nen Kapi­tel: Das gro­ße Schwei­gen (Mer­kels Sti­l­in­stru­ment, aber eben auch das immer wie­der geschil­der­te Pro­blem feh­len­der rede­be­rei­ter Quel­len – Schramm bezieht sich, von einem Aus­flug in die Ucker­mark abge­se­hen, rein auf Sekun­där­quel­len, Zei­tungs­ar­ti­kel, Netz­be­rich­te und diver­se Mer­kel-Inter­views und ‑Bücher). Geschlech­ter­ver­hält­nis­se (vom „Vater­mord“ und dem stra­te­gi­schen Aus­spie­len der CDU-Män­ner­cli­quen bis zum „Hosen­an­zug“ und den klei­ne­ren und grö­ße­ren Dis­kri­mi­nie­run­gen, die selbst gegen­über der der­zeit mäch­tigs­ten Frau der Welt fort­be­stehen; dem Buch ist anzu­mer­ken, dass Schramm hier­bei auf eine gefes­tig­te femi­nis­ti­sche Hal­tung zurück­grei­fen kann, die nicht beim bewusst ver­wen­de­ten „_“ in vie­len Per­so­nen­be­zeich­nun­gen auf­hört). Und die Per­spek­ti­ve auf Mer­kel aus Sicht der Netz­ge­ne­ra­ti­on. (Klei­ner Gim­mick am Ran­de: die Sei­ten­zah­len sind in –< >– ein­ge­fasst, also der Mer­kel-Rau­te in ASCII).

Das Buch zeich­net ins­ge­samt Mer­kel als Meis­te­rin der Stra­te­gie mit sym­pa­thi­schen Cha­rak­ter­zü­gen. Schramm lobt Mer­kel immer wie­der, betont posi­ti­ve Eigen­schaf­ten wie die Selbst­iro­nie, den Humor, das Spiel mit der Boden­stän­dig­kei­ten. Man­ches erscheint als Deu­tungs­ver­such in Rich­tung grün-schwarz. Die har­te Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit einem über wei­te Stre­cken klar neo­li­be­ra­len Kurs Mer­kels blitzt nur ganz ver­ein­zelt auf, etwa im Kapi­tel „Frei­heit“.

Letzt­lich blei­ben Fif­ty Shades of Mer­kel ergeb­nis­of­fen. Ein Urteil fällt Schramm nicht. Oder, um es sozi­al­wis­sen­schaft­li­cher aus­zu­drü­cken, auch wenn die Fif­ty Shades wohl eher als Poli­tain­ment gedacht sind: das Buch bleibt Zet­tel­kas­ten, bleibt Samm­lung von Memos mit ers­ten Ansät­zen zur Kate­go­rie­bil­dung, for­mu­liert aber – jeden­falls nicht expli­zit – kei­ne Theo­rie über Mer­kel. (In Groun­ded-Theo­ry-Begrif­fen: der Inte­gra­ti­ons­schritt fehlt). Aber viel­leicht bleibt es ja nicht dabei. 

War­um blog­ge ich das? Weil ich beim Ange­bot eines Rezen­si­ons­exem­plars nicht nein sagen konn­te. Und gera­de in Zei­ten, in denen allent­hal­ben über neue Koali­ti­ons­op­tio­nen gere­det wird, ist der facet­ten­rei­che Blick auf die Leit­wöl­fin der CDU nicht uninteressant.

Photo of the week: Dreifach

Dreifach

 
Es gab die­sen Moment ges­tern beim Wahl­abend der Frak­ti­on im Neu­en Schloss, als Win­fried Kret­sch­mann in den Wahl­sen­dun­gen von ARD, ZDF und SWR gleich­zei­tig zu sehen war. Tri­umph, mit 30,3 Pro­zent stärks­te Par­tei, 46 Direkt­man­da­te – aber auch die bit­te­re Erkennt­nis, dass eine wahr­lich dubio­se AfD es auf Anhieb mit 15 Pro­zent als dritt­stärks­te Kraft in den Land­tag schafft. Sah es am Anfang des Wahl­abends noch knapp aus, woll­te und woll­te sich doch kei­ne Mehr­heit für Grün-Rot ein­stel­len. Selt­sa­mer Schwe­be- und Zwi­schen­zu­stand, weil es erst wei­ter­geht, wenn FDP, CDU oder SPD sich bewe­gen. Ent­we­der in Rich­tung der bel­gi­schen Ampel, die knapp über eine Mehr­heit ver­fü­gen wür­de, oder in Rich­tung Ampel oder Grün-Schwarz. Die neue grü­ne Frak­ti­on: noch­mal deut­lich grö­ßer, vie­le neue Gesich­ter, mit 47 Pro­zent Frau­en­an­teil wohl die weib­lichs­te Frak­ti­on, die Baden-Würt­tem­berg je hat­te. Dank der Ver­lus­te der CDU an die AfD gehö­ren zu den neu gewon­ne­nen grü­nen Wahl­krei­sen auch wel­che, die bis­her noch nie ein grü­nes Man­dat hat­ten. Tra­gik des Wahl­sys­tems: Wer auf grü­ner Sei­te kein Direkt­man­dat erlangt hat, ist (mit einer Aus­nah­me, WK Wan­gen im RP Süd­würt­tem­berg) trotz Rekord­ergeb­nis­sen über­all nicht rein­ge­kom­men. Mensch­lich ganz beson­ders bit­ter im WK Wies­loch, wo unser AK-Vor­sit­zen­der Wis­sen­schaft, Kai Schmidt-Eisen­l­ohr, um 147 Stim­men den Wie­der­ein­zug ver­fehlt hat. Aber auch in den bei­den AfD-Direkt­man­dats­wahl­krei­sen Pforz­heim und Mann­heim lagen die grü­nen Kandidat*innen nur wenig hin­ter den gewähl­ten Direkt­man­da­ta­ren der AfD.

Inso­fern: Ein his­to­ri­sches Ergeb­nis für uns Grü­ne, für Win­fried Kret­sch­mann – aber auch ein Ergeb­nis mit bit­te­ren und dunk­len Unter­tö­nen. Jetzt heißt es: War­ten dar­auf, wie es weitergeht.

Wahl­kreis­er­geb­nis­se beim SWR (inter­ak­ti­ve Kar­te) und beim Sta­ti­schen Lan­des­amt.