Kurz: Tief durchdachte Kunst

Deep Art - BeispielIch bin durch­aus beein­druckt davon, was DeepArt.io kann. DeepArt.io ist ein aus For­schun­gen der Uni Tübin­gen, der ETH Lau­sanne und der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät Löwen her­vor­ge­gan­ge­nes Pro­jekt, das tie­fe neu­ro­na­le Netz­wer­ke zur Bil­der­ken­nung ver­wen­det. (Ja, das geht in eine ähn­li­che Rich­tung wie das, was Goog­le mit Deep Lear­ning und Ten­sor­Flow macht). 

Wie gut die kom­mer­zi­el­len Ange­bo­te von DeepArt.io funk­tio­nie­ren, habe ich nicht aus­pro­biert. Für hoch­auf­lö­sen­de Bil­der, Dru­cke oder Lein­wän­de muss gezahlt wer­den – oder auch dafür, die heu­te im Schnitt 50 Minu­ten dau­ern­de War­te­schlan­ge zu umge­hen. Ich habe aber mit eini­gen Fotos her­um­pro­biert, und als „Style“ Gemäl­de von mir ver­wen­det. Das funk­tio­niert erstaun­lich gut, solan­ge es eine gewis­se Über­ein­stim­mung zwi­schen dem neu­en Bild­mo­tiv und der Stil­vor­la­ge gibt. Wenn also, wie links, bei­des eher in Rich­tung Landschaft/Gebäude geht, oder wenn bei­des ein Por­trät ist. Soweit, einen Stil völ­lig vom Motiv zu abs­tra­hie­ren, ist DeepArt.io noch nicht – aber um aus einem Gemäl­de eine gan­ze Rei­he in einem ähn­li­chen Stil gehal­te­ner „Fäl­schun­gen“ ähn­li­cher Moti­ve zu machen, dafür eig­net sich das Pro­gramm sehr gut. Spa­ßes­hal­ber habe ich auch ein­mal aus­pro­biert, was pas­siert, wenn Motiv und Style bei­des Fotos sind – also z.B. ein Foto von Kin­dern und ein Foto von Blü­ten. Tech­nisch kommt DeepArt.io damit natür­lich klar. Das Ergeb­nis ist dann aller­dings weni­ger über­zeu­gend, son­dern sieht mehr wie eine etwas dane­ben gegan­ge­ne Dop­pel­be­lich­tung aus. 

Auch aktu­el­le Bild­be­ar­bei­tungs­soft­ware hat Funk­tio­nen, die durch die algo­rith­mi­sche Fil­te­rung von Bil­dern Effek­te erzeu­gen sol­len, die nach Ölge­mäl­de oder Blei­stift­skiz­ze aus­se­hen sol­len. Das funk­tio­niert halb­wegs gut, aber längst nicht so über­zeu­gend wie die Kunst­ko­pien, die DeepArt.io lie­fert. Was die Fra­ge auf­wirft, was eigent­lich einen künst­le­ri­schen Stil aus­macht, wie die­ser (bei Men­schen) erlernt, ver­fes­tigt und repro­du­ziert wird, und wie ein­ma­lig gro­ße Kunst­wer­ke noch sind, wenn nicht nur Fälscher*innen in müh­se­li­ger Klein­ar­beit, son­dern auch Soft­ware in weni­gen Minu­ten neue Bil­der im sel­ben Stil pro­du­zie­ren kann (und wem der abs­tra­hier­te Stil eines Künst­lers oder einer Künst­le­rin eigent­lich gehört …). Das Kunst­werk in den Zei­ten der digi­ta­len Repro­du­zier­bar­keit betrifft eben nicht mehr nur die 1:1‑Kopie in glän­zen­den Bits, son­dern inzwi­schen auch das algo­rith­mi­sche Imi­tat eines bestimm­ten Stils. Tie­fe Fra­gen, die ange­wand­te KI hier auf­wirft. (Vgl. auch Visu­al Turing Test, Bericht der SZ dazu vom Februar).

Photo of the week: Rainy sky II

Rainy sky II

 
Man­che mögen es gewöh­nungs­be­dürf­tig fin­den, aber ich mag mei­nen Stadt­teil. (Hier: der Maria-von-Rud­l­off-Platz mit der Beton­front der Maria-Mag­da­le­na-Kir­che). Und die­ses düs­te­re Blau, wenn auf der einen Sei­te noch Son­nen­schein und auf der ande­ren schon Regen­wol­ken sind – oder umge­kehrt -, das mag ich auch.

Koalitionsvertragswordles

wordle.net ist ein Tool, dass die häu­figs­ten Wör­ter aus Tex­ten in einer Wort­wol­ke (Grö­ße ent­spricht häu­fig) visua­li­sie­ren kann. Ich habe Word­le mal für die 200 häu­figs­ten Wör­ter über die Koali­ti­ons­ver­trä­ge aus Baden-Würt­tem­berg (Grün-Schwarz), Rhein­land-Pfalz (Rot-Grün-Gelb) und Sach­sen-Anhalt (Schwarz-Rot-Grün) drü­ber­lau­fen lassen. 

Die Aus­sa­ge­kraft der Ergeb­nis­se mögen ande­re beur­tei­len – auf­fäl­lig ist, dass das mit Abstand häu­figs­te Wort jeweils der Lan­des­na­me ist, und dass Ver­ben wie „unter­stüt­zen“, „för­dern“, „stär­ken“ (in Baden-Würt­tem­berg auch „ermög­li­chen“ und „wei­ter­ent­wi­ckeln“) eine gro­ße Bedeu­tung zukommt. Bei den Sub­stan­ti­ven sind vor allen poli­ti­schen The­men­fel­dern die „Men­schen“, das „Land“ und (in Sach­sen-Anhalt und Rhein­land-PFalz) die „Koali­ti­ons­part­ner“ zu nen­nen. Erst danach tau­chen dann „Unter­neh­men“ und „Hoch­schu­len“, „Schu­len“ und „Kom­mu­nen“ sowie The­men wie „Inte­gra­ti­on“, „Digi­ta­li­sie­rung“ (BW) und „Arbeit“ (RLP) auf.
Wordle Baden-Württemberg

Wordle

Wordle Sachsen-Anhalt

(Etwas auf­wän­di­ger wäre die Fra­ge, was pas­siert, wenn alle Begrif­fe weg­ge­nom­men wer­den, die in allen drei Koali­ti­ons­ver­trä­gen auf­tau­chen. Ob dann ein Pro­fil übrigbleibt?)

Kurz: Nicht der Typ für audiovisuellen Overkill

Es ist nicht so, dass ich nie You­tube-Vide­os oder Streams anschaue. Dass bei­spiels­wei­se die Ple­nar­sit­zun­gen des Land­tags von Baden-Würt­tem­berg gestreamt wer­den, fin­de ich sehr prak­tisch, um – selbst wenn ich mal in Frei­burg sit­ze – das aktu­el­le Gesche­hen zu ver­fol­gen. Und auch über den Stream des SWRs zur Koali­ti­ons­ver­trags-Pres­se­kon­fe­renz habe ich mich gefreut. 

Trotz­dem: Pod­casts, Video-Blogs, You­tube etc. haben zwei gewal­ti­ge Nach­tei­le. Der eine hat was damit zu tun, dass ich ziem­lich schnell lese (und noch schnel­ler über­flie­ge). Für mich ist es deut­lich weni­ger anstren­gend, Infor­ma­tio­nen via Text auf­zu­neh­men, als einer Ton­spur zu fol­gen. Mag bei ande­ren anders sein, bei mir ist es defi­ni­tiv so. Auch so Prak­ti­ken wie „ein­mal schnell run­ter­scrol­len, dann da und dort hän­gen­blei­ben“ sind mit Ton­auf­nah­men und mit Vide­os kaum zu machen (bei You­tube-Vide­os, die mir zu lang­at­mig sind, fal­len mir ana­lo­ge Ver­hal­tens­wei­sen dazu ein – so lan­ge klit­ze­klei­ne Aus­schnit­te anpick­sen, bis die Stel­le gefun­den ist, die eigent­lich inter­es­sant ist …). Ähn­lich übri­gens bei Filmen/Serien: ein Buch kann ich unter­bre­chen, noch eine eine Vier­tel­stun­de lesen, weg­le­gen, zwei Tage spä­ter wei­ter­le­sen. Bei Fil­men geht das zwar auch, fän­de ich aber sehr selt­sam. Oder macht das jemand so?

Das ande­re Pro­blem sind schlicht die Kopf­hö­rer. Wenn ich zuhau­se sit­ze, las­se ich ger­ne Musik lau­fen, schaue mir durch­aus mal ein Video an (Pod­casts trotz­dem eher nicht, sie­he oben – dass das Deutsch­lands­ra­dio sei­ne Bei­trä­ge zumeist auch tran­skri­biert, hat durch­aus Vor­tei­le). Wenn ich da die Woh­nung beschal­le, stört das meis­tens nie­mand (oder maxi­mal mei­ne Kin­der …). Im Büro, und erst recht in der Bahn, geht das nicht. Also müss­te ich Musik, Vide­os, Pod­casts – sofern ggf. die Netz­ver­bin­dung mit­spielt – über Kopf­hö­rer hören. Was ich dann wie­der­um eher ner­vig fin­de. Dann lie­ber kei­ne Musik und erst recht kei­ne gespro­che­ne Sprache. 

P.S.: Bil­der, Illus­tra­tio­nen, von mir aus auch ani­mier­te – da habe ich über­haupt nichts gegen. Ger­ne mehr davon!