Kurz: Kaffee im eigenen Becher

imageIch hat­te hier vor eini­ger Zeit mal geschrie­ben, dass ich statt Kaf­fee mor­gens Tee in der Ther­mos­kan­ne zum Pen­deln mit­neh­me, um der Ein­weg­be­cher­pro­ble­ma­tik zu ent­ge­hen (Tee, weil der im Halb­schlaf kurz vor Auf­bruch zuzu­be­rei­ten ist). Inzwi­schen bin ich doch wie­der beim Kaf­fee gelan­det – über­wie­gend im Mehr­weg­be­cher. Den hat­te ich mal von mei­nen Eltern zu Weih­nach­ten geschenkt bekom­men, im Schrank ver­staut, und jetzt nach län­ge­rer Zeit wie­der rausgekramt. 

Was hat sich geän­dert? Den Anstoß, das mit dem Mehr­weg­be­cher mal aus­zu­pro­bie­ren, hat für mich der Auf­kle­ber „Eige­nen Becher mit­brin­gen – ger­ne“ (sinn­ge­mäß) an der Schei­be des Back­wa­ren­im­biss am Bahn­hof gege­ben. Und der klebt da, weil sich das all­ge­mei­ne poli­ti­sche Kli­ma in die­ser Sache ver­scho­ben hat. Ein­mal aus­pro­biert, zeig­te sich: das geht ganz gut. Der Becher hat einen Deckel, der ver­hin­dert das Aus­lau­fen von Milch­kaf­fee­res­ten in die Tasche; mein Büro ver­fügt über ein Wasch­be­cken – das Aus­spü­len ist also auch kein Pro­blem, wenn ich’s nicht vergesse. 

Manch­mal habe ich den Mehr­weg­be­cher nicht dabei; manch­mal auch bewusst, weil es orga­ni­sa­to­risch nicht passt, oder ich das zumin­dest glau­be, oder den­ke, dass die Becher­mit­nah­me umständ­lich wäre. Aber im Regel­fall trin­ke ich den Mit­nah­me­kaf­fee fürs Son­nen­auf­gangs­früh­stück im Zug inzwi­schen aus mei­nem eige­nen Becher statt aus Papier.

Photo of the week: Alte Parteischule, Erfurt (GDR, 1969)

Alte Parteischule, Erfurt (GDR, 1969) Alte Parteischule, Erfurt (GDR, 1969)

 
Letz­te Woche bin ich nicht zum Foto der Woche gekom­men, und jetzt ist es auch schon wie­der Diens­tag – aber dafür gibt’s zwei Fotos der Woche (wer sie grö­ßer sehen will, ankli­cken und zu Flickr) gehen, die ich am Wochen­en­de auf­ge­nom­men habe, als in Erfurt zum The­ma Online­be­tei­li­gung vor­ge­tra­gen habe. Zu sehen ist die Alte Par­tei­schu­le („Rotes Klos­ter“) – einst Ort der DDR-Indok­tri­na­ti­on, heu­te, wenn ich das rich­tig ver­stan­den habe, eine Mischung aus Ver­an­stal­tungs­ort, Gäs­te­haus, Platz für Tech­no-Par­ties und Bil­lard-Clubs usw. 

Nicht nur der hier gezeig­te Bereich über dem Foy­er mit Struk­tur­ta­pe­te, 1960er-Jah­re-Kron­leuch­tern und Wand­ge­mäl­de, auch die Hör­sä­le wirk­ten noch weit­ge­hend ori­gi­nal, inklu­si­ve ver­schlie­ße­ner Bezü­ge auf den Holz-Klapp­sit­zen und inklu­si­ve der Elek­tro­in­stal­la­ti­on … His­to­risch jeden­falls, und ein biss­chen gruselig.

Kurz: Netzbeteiligungsgeschichte

Kur­zer Hin­weis, dass ich heu­te bei der schnu­cke­lig klei­nen #evotecon18 in Erfurt über den Vir­tu­el­len Par­tei­tag (der im Jahr 2000 statt­fand und 2001 das The­ma mei­ner Magis­ter­ar­beit war) und Online-/Off­line-Betei­li­gung bei Bünd­nis 90/Die Grü­nen vor­ge­tra­gen habe. Die Foli­en kön­nen auf SlideSha­re ange­schaut wer­den, wenn ich dazu kom­me, schrei­be ich auch noch ein biss­chen aus­führ­li­cher etwas dazu.

Kurz: Merkels Minister*innen

Inzwi­schen hat Ange­la Mer­kel die CDU-Minister*innen für die mög­li­che Neu­auf­la­ge der Gro­ßen Koali­ti­on vor­ge­stellt, und es ist doch eini­ges anders, als vor­her spe­ku­liert wur­de. Ins­ge­samt beweist das Per­so­nal­pa­ket, dass Mer­kel wei­ter­hin über ein aus­ge­präg­tes stra­te­gi­sches Geschick ver­fügt – das fängt bei Noch-Minis­ter­prä­si­den­tin Anne­gret Kramp-Kar­ren­bau­er aus dem Saar­land als Gene­ral­se­kre­tä­rin der CDU an und endet nicht bei der Ein­bin­dung von Jens Spahn in die Kabi­netts­dis­zi­plin. Auch die Frau­en­quo­te ist posi­tiv hervorzuheben.

Eine Per­so­na­lie aber irri­tiert mich, weil ich sie nicht ein­ord­nen kann. Das ist die desi­gnier­te neue Bil­dungs­mi­nis­te­rin Anja Kar­lic­zek. Die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te aus Nord­rhein-West­fa­len (nein, kei­ne „Frau aus dem Osten“, wie BILD noch vor ein paar Tagen ver­mu­te­te) war bis­her im Finanz­aus­schuss tätig und kommt aus einem als Fami­li­en­be­trieb geführ­ten Tra­di­ti­ons­ho­tel. Von ihrer Aus­bil­dung her ist Kar­lic­zek Bank­kauf­frau, Hotel­fach­frau und hat ein berufs­be­glei­ten­des BWL-Stu­di­um abgeschlossen. 

Bil­dungs- oder wis­sen­schafts­po­li­tisch ist sie mir bis­her nicht begeg­net. Eine Pro­mo­ti­on (Scha­van) oder eine Pro­fes­sur (Wan­ka) sind aus mei­ner Sicht kei­ne Vor­aus­set­zun­gen, um Bil­dungs­mi­nis­te­rin zu wer­den – The­re­sia Bau­er zeigt das in Baden-Würt­tem­berg sehr erfolg­reich. Aber gewis­se Berüh­rungs­punk­te zum Feld hal­te ich doch für sinn­voll, und sei­en sie aus der poli­ti­schen Tätig­keit her­aus erwach­sen, etwa als Fach­spre­che­rin für das The­men­feld. Eine gute Minister*in muss aus mei­ner Sicht Din­ge ein­schät­zen kön­nen (dazu ist fach­li­che Exper­ti­se not­wen­dig) und poli­tisch durch­set­zungs­fä­hig sein. Letz­te­res kann ich bei Kar­lic­zek nicht beur­tei­len, für ers­te­res sehe ich bis­her kei­ne Indizien. 

Inso­fern bin ich gespannt und auch etwas besorgt, wel­ches Gewicht Bildungs‑, For­schungs- und Wis­sen­schafts­po­li­tik in der zukünf­ti­gen Bun­des­re­gie­rung ein­neh­men wird – erst recht, weil die­ses Feld oft (mei­ner Mei­nung nach – Wis­sens­ge­sell­schaft, Inno­va­ti­ons­land, … – zu Unrecht) als eines ange­se­hen wird, das poli­tisch nicht zen­tral ist, und in dem weder gro­ße Kon­flik­te zu erwar­ten noch gro­ße Meri­ten zu ern­ten sind. „Hier kann mal expe­ri­men­tiert werden.“ 

(Ande­re Mei­nung, durch­aus lesens­wert: Georg Löwisch in der taz)