Kurz: Science Fiction weiterhin weltoffen

Im April schrieb ich über den Kul­tur­kampf um das ima­gi­nä­re Land – den Ver­such diver­ser Rechts­au­ßen­grup­pie­run­gen („Sad Pup­pies“, „Rabid Pup­pies“), das Sci­ence-Fic­tion-Fan­dom zu über­neh­men, und ins­be­son­de­re die „Hugo Awards“ für sich zu erobern. Dazu wur­den gesam­melt Stim­men für die Nomi­nie­run­gen für die­se Prei­se abge­ge­ben (um die 200 Stim­men reich­ten oft schon, um auf die vor­de­ren Plät­ze zu kom­men), so dass in vie­len Preis­ka­te­go­rien nur oder fast nur Ver­tre­te­rIn­nen der „Pup­pies“ zur Wahl stan­den. Seit­dem ist eini­ges pas­siert. Es wur­de mobi­li­siert, eini­ge von den „Pup­pies“ Nomi­nier­te woll­ten damit nichts zu tun haben, und zogen zurück, ande­re Vor­schlä­ge waren aus for­ma­len Grün­den nicht wähl­bar. Trotz­dem domi­nier­ten bei den Nomi­nie­run­gen in vie­len Kate­go­rien zunächst die „Puppy“-Nennungen.

Ges­tern abend (Orts­zeit) wur­den nun auf der World­Con die Ergeb­nis­se bekannt­ge­ge­ben. Und es zeigt sich: die über­wäl­ti­gen­de Mehr­heit der knapp 6000 abstim­men­den SF-Fans begeis­tert sich für gut erzähl­te Sci­ence Fic­tion und ist dabei welt­of­fen und libe­ral. Nur etwa 10 % der Stim­men [ande­re Quel­len sagen: max. ein Drit­tel …] kamen von Anhän­ge­rIn­nen der „Pup­pies“. Letzt­lich konn­te sich in kei­ner Kate­go­rie ein ori­gi­nä­rer „Puppy“-Vorschlag durch­set­zen. Dafür wur­de fünf­mal – so oft wie nie zuvor – „No Award“ (kein Preis) auf Platz 1 gewählt, der Hugo in der jewei­li­gen Kate­go­rie also nicht ver­ge­ben. Beim bes­ten Roman hat Liu Cixins The Three-Body Pro­blem knapp vor Kathe­rin Addi­sons The Goblin Emper­or gewon­nen – 200 Stim­men Unter­schied. Bei­des sind auf jeden Fall lesens­wert und zei­gen die gan­ze Band­brei­te zeit­ge­nös­si­scher Sci­ence Fic­tion & Fan­ta­sy; ein leben­di­ges Genre! 

Ins­ge­samt ist die dies­jäh­ri­ge Hugo-Ver­lei­hung glimpf­lich* aus­ge­gan­gen. Ich rech­ne damit, dass die „Pup­pies“ sich nicht davon abhal­ten las­sen, auch im nächs­ten Jahr zu ver­su­chen, „ihre“ Cham­pi­ons kon­zer­tiert zu nomi­nie­ren. Gleich­zei­tig gehe ich davon aus, dass der Nomi­nie­rungs­pro­zess grö­ße­re Auf­merk­sam­keit als bis­her erfah­ren wird. 2014 haben sich in den gro­ßen Kate­go­rien knapp 2000 Per­so­nen dar­an betei­ligt, bei klei­ne­ren („Best Fan Wri­ter“ etc.) waren es eini­ge Hun­dert. Die­se Zah­len dürf­ten zuneh­men; ich gehe auch davon aus, dass es regel­rech­te „Nomi­nie­rungs­kam­pa­gnen“ geben wird, um den einen oder ande­ren guten Roman oder die eine oder ande­re gute SF-Geschich­te auf den Hugo-Stimm­zet­tel zu brin­gen – sofern das Nomi­nie­rungs­ver­fah­ren nicht geän­dert wird. Neben­bei zei­gen die Hugos, dass ein Prä­fe­renz­wahl­ver­fah­ren gut funk­tio­nie­ren kann.

* Glimpf­lich, weil ohne die Pup­py-Kam­pa­gne eine gan­ze Rei­he span­nen­der Leu­te und Geschich­ten zur Abstim­mung gestan­den wären.

P.S.: WIRED berich­tet in einer aus­führ­li­chen Repor­ta­ge über die gan­ze Sache.

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