Kurz: Wir sind (zu) viele

Das Pro­jekt „Deutsch­lands Blogger_innen“ (Update: Ver­si­on 2.0 mit Such­funk­ti­on), das in den letz­ten 24 Stun­den von Luca Ham­mer umge­setzt wur­de – eine inter­ak­ti­ve Visua­li­sie­rung der Face­book-Kon­tak­te von Blog­ge­rIn­nen – ist zunächst mal eine beein­dru­cken­de Spie­le­rei. Aber es führt auch noch ein­mal sehr ein­drück­lich vor Augen, wie vie­le Blog­ge­rIn­nen es in Deutsch­land gibt. Dar­ge­stellt ist ja nur der Teil, der sich in die dazu ange­leg­te Face­book-Grup­pe ein­ge­tra­gen hat (oder ein­ge­tra­gen wur­de), und der über­haupt bei Face­book aktiv ist. 

Mir ist auf­ge­fal­len, dass mir ein gro­ßer Teil der Blog­ge­rIn­nen über­haupt nichts sagt. Das betrifft auch eini­ge der „dicken Punk­te“, gut ver­netz­te Blog­ge­rIn­nen. (Mal abge­se­hen davon, ob Face­book-Ver­net­zun­gen viel über Inter­blog-Kom­mu­ni­ka­ti­on aus­sagt, bei mir zumin­dest läuft die eher über Twit­ter). Struk­tu­rell bie­tet sich das typi­sche Bild des power laws der Netz­werk­ge­sell­schaft: eini­ge weni­ge stark ver­netz­te, und dann schnell eine sehr gro­ße Zahl wenig ver­netz­ter Blogs. Wer möch­te, kann hier von A bis Z durchzählen.

Vie­le Blog­ge­rIn­nen – das ist erst ein­mal gut so. Ande­rer­seits heißt das auch, das nur weni­ge über klei­ne Bla­sen hin­aus wahr­ge­nom­men wer­den kön­nen. Und die Auf­merk­sam­keits­span­ne, die Zahl der Blogs, die von vie­len gele­sen wer­den kön­nen, ist natur­ge­mäß begrenzt. Hier wäre ein Ver­gleich mit klei­ne­ren Sprach­ge­mein­schaf­ten oder Län­dern span­nend: Wenn 500.000 Men­schen die Grund­ge­samt­heit bil­den, in der sich Blogs ver­net­zen und wahr­ge­nom­men wer­den, sieht das anders aus als bei etwa 100 Mio. im deut­schen Sprach­raum. Noch­mal anders ist es, wenn der Sprach­raum so groß ist, dass die rich­tig gro­ßen Blogs gut davon leben kön­nen und selbst für Spe­zi­al­the­men im Long Tail noch eine kri­ti­sche Mas­se an Blog­ge­rIn­nen und akti­ven Lese­rIn­nen erreicht wird. Bei letz­te­rem erscheint mir die Situa­ti­on im deut­schen Sprach­raum grenz­wer­tig – dafür sind wir zu weni­ge. Und für „gene­ral inte­rest“ und Blogs als Mei­nungs­ko­lum­nen dann wie­der zu vie­le. Anders gesagt: Wir sind zu vie­le, und des­we­gen müs­sen wir mehr werden!

Kurz: Rotkäppchen im Stil unserer Zeit


Slags­måls­klub­ben – Spon­so­red by desti­ny from Tomas Nils­son on Vimeo.

„Faux info­gra­phics“ ist einer der gro­ßen zeit­ge­nös­si­schen visu­el­len Sti­le. Oder so. Obi­ge Musik­vi­deo-Ver­fil­mung des Grimm’schen Mär­chens „Rot­käpp­chen“ besticht durch eben­so zeit­ge­nös­si­sche Musik („Slags­måls­klub­ben“, Tomas Nils­son) und eine gan­ze Rei­he amü­san­ter Abwe­ge, die erst beim zwei­ten Hin­se­hen bemerkt wer­den. Des­we­gen – ich tue das ja nicht so ger­ne – mal wie­der ein ein­ge­bet­te­tes Info­gra­fik-Video. Via Boing Boing Gad­gets.

Kurz: Eine Idee für Twitter und die Politik 2.0

Der „Bun­dest­weet“ von wahl.de oder auch das „Par­tei­ge­flüs­ter wür­den an Aus­sa­ge­kraft gewin­nen, wenn fol­gen­des dort mög­lich wäre: die aktu­el­len Tweets – mög­li­cher­wei­se auch nach Par­tei­en oder Ebe­nen gefil­tert – sol­len nicht nur line­ar dar­ge­stellt wer­den, son­dern auch als Wort­wol­ke. Das könn­te dann unge­fähr so aus­se­hen (alle Bil­der wur­den mit Word­le erstellt und ste­hen unter CC-BY; Daten­grund­la­ge ist der wahl.de-Bundestweet):

wahl-wordpress-wordle1
Aktu­el­ler Beta-Bun­dest­weet gesamt

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Neus­te Pos­tings grü­ner PolitikerInnen

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Neus­te Pos­tings von der FDP

Das gan­ze dann bit­te dyna­misch aktua­li­siert und am bes­ten als fil­ter­ba­res (nur grü­ne MdBs …) Wid­get bereit­ge­stellt. Und dann noch mit ein biß­chen Intel­li­genz ver­se­hen, um „Guten Mor­gen“ raus­zu­wer­fen, Poli­ti­ker­na­men zusam­men­zu­schrei­ben („Ange­la Mer­kel“ statt „Ange­la“ und „Mer­kel“ ein­zeln zu behan­deln). Mit der sel­ben Daten­ba­sis könn­te dann auch sowas wie die TOP-10 poli­ti­scher Begrif­fe gene­riert wer­den – und über die Zeit beob­ach­tet wer­den. Wer macht’s?

P.S.: Auch schon eine ein­fa­che, alpha­be­tisch sor­tier­te Word-Cloud a la Tag-Cloud mit intel­li­gen­tem Hand­ling von Namen und poli­tisch unin­ter­es­san­ten Begrif­fen wäre schon ganz spannend.

Landkarte des Internets


Quel­le: Rand­all Mun­roes xkcd.org, CC-BY-NC‑2.5 – für eine grö­ße­re Ver­si­on anklicken

Der heu­ti­ge xkcd-Comic ist eine Land­kar­te des Inter­nets. Also die Raum­me­ta­pher mal wört­lich genom­men. Das Ergeb­nis fin­de ich vor allem des­we­gen span­nend, weil die Grenz­zie­hun­gen, die Rand­all Mun­roe ver­wen­det, ja auch etwas über die Iden­ti­tät der Grup­pen inner­halb der Gren­zen aus­sagt (und über die Fremd­zu­schrei­bun­gen). Sei­ne Kar­te hat eine Ori­en­tie­rung – oben die Mas­sen, unten die „Intellec­tu­als“, links die Din­ge mit Real-life-Bezug, rechts Spie­le, Fik­ti­ves und Sub­kul­tu­ren (bzw. der „Focus on the Web“). Die Anord­nung inner­halb der gro­ben Ori­en­tie­rung sagt etwas aus über Nach­bar­schafts­be­zie­hun­gen (sowohl funk­tio­na­ler als auch kul­tu­rel­ler Art), die Grö­ße soll in etwa wie­der­ge­ben, wie attrak­tiv von den Nut­zer­zah­len ein Ange­bot ist.

Inter­es­sant fin­de ich aber nicht nur gene­rell den Ver­such, die ver­schie­de­nen „web‑2.0“-Communities gra­fisch dar­zu­stel­len, son­dern auch die per­sön­li­che Ein­ord­nung: die Diens­te, die ich nut­ze, lie­gen z.B. alle unter­halb der Kar­ten­mit­te (OpenBC/XING ist nicht ein­ge­zeich­net, das wäre mög­li­cher­wei­se links oben) und ten­den­zi­ell eher in der Mit­te (FlickR, div. Blogs, del.ico.us, Wiki­pe­dia, nicht unbe­dingt Last.fm, aber ähn­li­che Ange­bo­te, und auch das hier unter­ge­tauch­te Usenet).

Außer­dem hät­te ich jetzt ger­ne ein Online-Rol­len­spiel, das die­se Kar­te als Grund­la­ge nimmt.

War­um ich das blog­ge? Weil mich inter­es­siert, wo ande­re sich wie­der­fin­den. Und ob die Kar­te den „men­tal maps“ der Inter­net­nut­ze­rIn­nen entspricht.