Nachtrag zur fehlenden Diversität in „Medienwandel kompakt“

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Ges­tern hat­te ich ja kurz auf Medi­en­wan­del kom­pakt 2011 – 2013 hin­ge­wie­sen. Ein Punkt, den ich dabei nur in einem Neben­satz ange­spro­chen habe, ist die arge Unter­re­prä­sen­tanz von Frau­en in die­sem Sam­mel­band. Genau­er gesagt: sechs Bei­trä­ge sind von Autorin­nen, 67 von Autoren, einer von einem Mann und einer Frau gemein­sam geschrie­ben. Wenn ich mich jetzt nicht ver­zählt habe, aber es kommt hier auf die Grö­ßen­ord­nun­gen an, nicht auf die genau­en Zahlen.

Das ist auch ande­ren auf­ge­fal­len, und seit ges­tern grum­melt es ein biss­chen in den sozia­len Medi­en. Es grum­melt so sehr, dass sich mit Chris­toph Kap­pes einer der Her­aus­ge­ber genö­tigt sah, zu erklä­ren, wie die­ser Frau­en­an­teil von unter zehn Pro­zent zustan­de gekom­men ist. 

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In eigener Sache: Medienwandel kompakt

Medienwandel kompaktPrint lebt! Die­se Woche habe ich mein Beleg­ex­em­plar von Medi­en­wan­del kom­pakt 2011 – 2013 bekom­men, einem von Chris­toph Kap­pes, Jan Kro­ne und Leo­nard Novy her­aus­ge­ge­be­nen Sam­mel­band, in dem ein paar Dut­zend Online­tex­te, vor­nehm­lich Blog­tex­te, zu Medi­en­po­li­tik, Jour­na­lis­mus und ähn­li­chen The­men ver­sam­melt sind. Eini­ge davon lie­fen auch schon bei Car­ta. Erschie­nen ist das gan­ze bei Sprin­ger VS, Kos­ten­punkt rund 40 Euro. 

Wenn’s dazu bei­trägt, dass wich­ti­ge Netz­tex­te auch off­line und län­ger­fris­tig im Wis­sen­schafts­be­trieb zugäng­lich sind, dürf­te so ein Sam­mel­band eine gute Sache sein. Aktu­ell sehe ich einen Bedarf, aber mit der zuneh­men­den Online-Affi­ni­tät von Wis­sen­schaft­le­rIn­nen auch in den Geis­tes- und Sozi­al­wis­sen­schaf­ten dürf­ten Aggre­ga­to­ren wie Car­ta in Zukunft doch eine wich­ti­ge­re Rol­le spie­len. Vgl. auch die Debat­te zu den Zitier­häu­fig­kei­ten von Open-Access-Publikationen.

Von mir ist ein Text zu para­so­zia­len Inter­ak­tio­nen und Twitter/Facebook ent­hal­ten, der auch in die­sem Blog bzw. bei Car­ta zu fin­den ist. Was mir am Buch­kon­zept nicht so gut gefällt, ist die Idee, die Links im Text zwar optisch sicht­bar zu machen, aber nicht in Form von Lite­ra­tur­an­ga­ben oder Fuß­no­ten hin­zu­zu­fü­gen, son­dern statt­des­sen einen gro­ßen QR-Code am Tex­ten­de hin­zu­bal­lern (der bei mei­nem Text nicht funk­tio­niert?!). Aber gut, ich füh­le mich geehrt, in der Samm­lung ver­tre­ten zu sein.

Wie weit die Her­aus­ge­ber es geschafft haben, die wich­tigs­ten medi­en­po­li­ti­schen Debat­ten der letz­ten drei Jah­re abzu­bil­den, kann ich (noch) nicht beur­tei­len, da ich erst ein biss­chen im Buch rum­ge­blät­tert habe. Die meis­ten Autoren­na­men – ja, fast nur Män­ner – sind einem in die­sem oder jenen netz- oder medi­en­po­li­ti­schen Kon­text schon mal begeg­net. The­men wie Poli­tik 2.0, Post-Pri­va­cy, „Recht auf Ver­ges­sen­wer­den“, Big Data und Daten­jour­na­lis­mus, Leis­tungs­schutz­recht, „Netz­ge­mein­de“, Jugend­me­di­en­schutz oder auch das Ver­hält­nis von Jour­na­lis­mus zu Ver­la­gen bzw. Inter­net­platt­for­men tau­chen beim Durch­blät­tern des Inhalts­ver­zeich­nis­ses auf – inso­fern passt das, was hier auf über 400 Sei­ten ste­hen, ganz gut zu den Debat­ten, die mensch so in Erin­ne­rung hat. 

P.S.: Chris­toph Kap­pes erläu­tert hier, wie der Preis zustan­de kommt, war­um Papier im Wis­sen­schafts­dis­kurs wei­ter­hin rele­vant ist und spricht auch an, dass in der Spie­ge­lung des Netz­dis­kur­ses die selbst gesetz­te Frau­en­quo­te von 30 Pro­zent deut­lich ver­fehlt wurde.

Kap­pes, Chris­toph / Kro­ne, Jan / Novy, Leo­nard (Hrsg.) (2014): Medi­en­wan­del kom­pakt 2011 – 2013. Netz­ver­öf­fent­li­chun­gen zu Medi­en­öko­no­mie, Medi­en­po­li­tik & Jour­na­lis­mus. Wies­ba­den: Sprin­ger VS. Ver­lags­sei­te.

Blended Participation: Grüner Mitgliederentscheid gestartet

Wäh­rend es bei der SPD „Das Wir ent­schei­det“ heißt, lau­tet das Leit­mo­tiv des am 2. Mai 2013 gestar­te­ten Mit­glie­der­ent­scheids von Bünd­nis 90/Die Grü­nen „Hier bist Du ent­schei­dend!“. Nach der Urwahl ihrer Spit­zen­kan­di­da­tIn­nen set­zen die Grü­nen damit zum zwei­ten Mal einen Betei­li­gungs­ak­zent im Vor­feld der Bun­des­tags­wahl 2013. 

In Anleh­nung an „blen­ded lear­ning“, also die Mischung von Online- und Off­line-Antei­len in Kur­sen und Semi­na­ren, kann dabei von „blen­ded par­ti­ci­pa­ti­on“ gespro­chen wer­den. Statt wie beim „Vir­tu­el­len Par­tei­tag“ allei­ne auf „online“ zu set­zen, inte­griert der Mit­glie­der­ent­scheid „klas­si­sche“ For­men der par­tei­in­ter­nen Mei­nungs­bil­dung mit Online-Aspek­ten. In den ein­zel­nen Pha­sen gibt es dabei unter­schied­li­che Akzentuierungen.

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Kurz: Carta, mal durchgezählt (mit langen Updates)

Ich schät­ze Car­ta sehr. Laut Selbst­be­schrei­bung ist Car­ta ein „Autoren­blog für digi­ta­le Öffent­lich­keit, Poli­tik und Öko­no­mie“. Ich neh­me es eher als kura­tier­te, neue Form digi­ta­ler Öffent­lich­keit wahr denn als Blog, fast schon mehr ein Maga­zin neu­en Typs. Umso mehr freut es mich, dass eini­ge mei­ner Tex­te auch bei Car­ta erschie­nen sind. Und ich lese Car­ta eben­falls sehr gerne.

Heu­te aller­dings wun­der­te ich mich – nicht zum ers­ten Mal – über das Gefühl, in einem rei­nen Män­ner­me­di­um zu lesen. Jeder Arti­kel ist mit einem klei­nen, schwarz-wei­ßen Autoren­bild ver­se­hen, und es sind eben ganz über­wie­gend Män­ner, die einen da anbli­cken. So jeden­falls mein Gefühl. Und weil so ein Gefühl trü­gen kann, habe ich halb­wegs empi­risch ein­fach mal die letz­ten 100 Bei­trä­ge genom­men – ein Zeit­raum, der von Mit­te Febru­ar bis heu­te reicht – und durch­ge­zählt. Mei­nem sub­jek­ti­ven Emp­fin­den nach ist das kein Zeit­raum, der durch beson­de­re Män­ner­the­men gekenn­zeich­net gewe­sen wäre, Fuß­ball oder so; ich ken­ne mich da aller­dings zuge­ge­be­ner­ma­ßen nicht so beson­ders aus, was Män­ner­the­men wären. 


AutorIn­nen der zwi­schen Mit­te Febru­ar und heu­te erschie­ne­nen 100 Arti­kel in Car­ta, geord­net nach Anzahl der Arti­kel pro Autor/pro Autorin. Lese­bei­spiel: Der Autor mit den meis­ten Arti­keln hat im Unter­su­chungs­zeit­raum elf Arti­kel ver­öf­fent­licht, die Autorin mit den meis­ten Arti­keln zwei. Klei­nes Bild: Geschlech­ter­ver­tei­lung der AutorIn­nen bezo­gen auf die 100 zuletzt erschie­nen Artikel.

Jeden­falls bestä­ti­gen die Daten mein Gefühl doch recht deut­lich. 89 Pro­zent der Bei­trä­ge stamm­ten von Män­nern. Von den 53 Per­so­nen, die in die­sem Zeit­raum auf Car­ta ver­öf­fent­lich haben oder ver­öf­fent­licht wur­den, waren gera­de ein­mal sie­ben Frau­en (13% der Per­so­nen, 8/100 Bei­trä­gen). Fast alle davon sind nur mit einem ein­zi­gen Bei­trag in die­sem Zeit­raum ver­tre­ten, eine ein­zi­ge Frau mit zwei Bei­trä­gen. Das wun­dert mich dann doch, weil es natür­lich sehr viel mehr Frau­en gibt, die zu „digitale[r] Öffent­lich­keit, Poli­tik und Öko­no­mie“ lesens­wer­te Din­ge im Netz schrei­ben. War­um tau­chen die auf Car­ta kaum auf? Ich las­se das jetzt ein­fach mal so ste­hen. Viel­leicht löst es ja eine Debat­te aus.

* * *

P.S.: Vera Bun­se von Car­ta mach­te mich dar­auf auf­merk­sam, dass die­se Debat­te nicht ganz neu ist (und sie kei­ne Lust dar­auf hat, sich aktu­ell dar­an zu betei­li­gen). Was ich ein Stück weit nach­voll­zieh­bar finde.

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Der Fluss ohne Form. Eine Kritik der Liquid Culture Declaration

River art I

Jörg Blum­tritt, Bene­dikt Köh­ler und Sab­ria David haben vor eini­gen Wochen eine Erklä­rung abge­ge­ben – die Decla­ra­ti­on of Liquid Cul­tu­re.

Dem Spiel mit dem Adjek­tiv liquid (flüs­sig, auch: liqui­de, zah­lungs­fä­hig; viel­leicht auch sowas wie das neue open) ent­spre­chend neh­men die AutorIn­nen als ihr Leit­mo­tiv das Bild des Flus­ses der Geschich­te, der jetzt – an den Marsch­lan­den der Post­mo­der­ne vor­bei – in die kon­tu­ren­lo­se offe­ne See der Gegen­wart fließt. Ori­en­tie­rung auf die­sem Meer – im Zusam­men­hang mit dem Inter­net kein neu­es Bild (Bickenbach/Maye 1997) – geben nur noch die Sterne.
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