Ich sage es ja ungern, aber manchmal ist Amazon wirklich Gold wert – zum Beispiel dann, wenn es darum geht, obskure englischsprache SF-Taschenbücher günstig zu erwerben. Im Dezember las ich bei BoingBoing in einem Nebensatz, dass die SF-Schriftstellerin Pat Murphy (die mir bisher nichts sagte), den Hobbit ins Weltall verlegt habe. Gesehen, bestellt, und inzwischen angekommen und gelesen.
Und: hat mir gut gefallen. In There and Back again, by Max Merriwell (1999) verschiebt Murphy Tolkiens Hobbit in den Weltraum: Der Norbit Bailey Beldon, im gemütlichen Astroidengürtel zuhause und dort mit einer Teekessel-Rakete unterwegs, eine Nachricht. Die mystische Gitana schaut vorbei, und weniger später dann auch die Klone. Das Abenteuer beginnt. Sehr erkennbar, und doch sehr anders. Jede Station in Tolkiens Hobbit findet ihr Äquivalent in der Bailey Beldons Reise durch Raum und Zeit. Das Buch unterhält auf zwei Ebenen: Da ist der Wiedererkennungseffekt (ach, das ist hier die Seestadt, und das ist Gollum!), der allen Spaß machen könnte, die den Hobbit – also das Buch – kennen. Aber There and Back again ist auch für sich genommen eine gelungene Queste mit eigener Tiefe, die deutlich über eine oberflächliche Parodie hinausweist. Auch ohne Mittelerde-Hintergrund ist Murphys Buch ein spannendes Weltraumabenteuer, das manchmal ins Surreale abdriftet.
Ach ja: Der Grund, warum There and Back again bei BoingBoing erwähnt wurde, ist vielleicht auch noch nennenswert. Das auffällig ungleiche Geschlechterverhältnis im Hobbit verkehrt sich hier ins Gegenteil. Funktioniert auch.

Aka ist eine Welt, die nur aus einem Kontinent besteht. Vor etwa siebzig Jahren gab es den ersten Kontakt zur Hainish-Ekumene, und in diesen siebzig Jahren hat sich Aka zu einem Musterbeispiel eines Corporate-State entwickelt, in dem Bürokratie, Gewalt, Konsum und ein unermüdlicher Fortschrittsglaube den Alltag bestimmen. Die Kehrseite davon war eine Art Kulturrevolution – die alte ideographische Sprache ist verboten, die alten Dialekte sind verboten, die alten Bücher sind verboten und werden verbrannt. Und die Maz, die Erzählenden, werden verfolgt und umerzogen.
Ein SF-Roman von Ursula K. LeGuin, der im Hainish-Universum spielt. Es handelt sich dabei um den Bericht des »Erstkontakters« Gently Ai (ein Terraner), der versucht, den Planeten Winter/Gethen in die Ekumene einzubinden. Winter ist ein Planet in der Eiszeit, auf dem es zwar Technologien wie Radio, Motoren, etc. gibt, der aber keine industrielle Revolution erlebt hat. Außerdem gibt es keine Männer oder Frauen – die BewohnerInnen(?) sind geschlechtslos, bis auf eine kurze Phase jeden Monat, in dem sie je nach Zufall, Partner etc. männlich oder weiblich werden (Kemmer) und Sex haben können.
Eine großartig geschriebene 170 Seiten lange Metapher, die für die Ambivalenz von Zukunftsentwürfen und die Notwendigkeit einer Balance zwischen Wirklichkeit und Traum steht. George Orr [G. Orwell???] hat die Fähigkeit, mit seinen Träumen Dinge wirklich zu machen, die geschehen sind. Auf den ersten Blick sieht das aus wie die Fähigkeit, die Welt zu verändern.