Townscaper: Regelgeleitete Kreativität im Städtebau

Screenshot Townscaper

Die Zahl der Com­pu­ter­spie­le, die ich wirk­lich ger­ne mag, ist sehr begrenzt. In den letz­ten Tagen ist eines dazu gekom­men, das kom­plett gewalt­frei ist. Ob Oskar Stål­bergs Town­s­caper wirk­lich ein Com­pu­ter­spiel ist, oder viel­leicht eher eine Medi­ta­ti­on über den Zusam­men­hang zwi­schen Begren­zun­gen, Ästhe­tik und Krea­ti­vi­tät, ist mir dabei noch nicht ganz klar. Den­noch lässt sich Zeit damit ver­brin­gen. Dabei ent­ste­hen dann Städ­te wie die oben gezeig­te, die an Vene­dig erinnern.

Anfangskonfiguration TownscaperDas Spiel­prin­zip ist ein­fach: am Anfang steht eine schein­bar unbe­grenz­te Was­ser­flä­che, unter der ein orga­nisch geform­tes Git­ter liegt. An jedem Punkt die­ses Ras­ters las­sen sich per Maus­klick Bau­ele­men­te plat­zie­ren, auf­ein­an­der sta­peln oder löschen. Aus­wähl­bar ist die Far­be aus 15 vor­ge­ge­be­nen Farb­tö­nen, wobei jede Far­be auch sub­ti­le Ände­run­gen in der Gestal­tung mit sich bringt. Mit der Maus lässt sich die 3D-Ansicht steuern.

Das ist alles. Alles wei­te­re ent­schei­det ein aus­ge­klü­gel­tes, aber vor­ge­ge­be­nen Regel­werk – schrä­ges Dach oder Flach­dach, Tür oder Fens­ter, Innen­hof mit Begrü­nung oder Stra­ßen­flä­che – all das hängt davon ab, wel­che Ele­men­te in der Umge­bung plat­ziert sind. Bei­spiels­wei­se wird eine von Häu­sern kom­plett umschlos­se­ne Flä­che begrünt, wenn auch nur ein Haus fehlt, wird sie als Platz, Ter­ras­se oder Flach­dach dargestellt. 

Beispiele für Townscaper

Aus dem Mit­ein­an­der von har­tem Regel­werk (das aller­dings im Spiel auch erst ent­deckt wer­den muss), einer aus­ge­spro­chen schö­nen Gestal­tung der ein­zel­nen Ele­men­te und klei­nen Details wie auf­flie­gen­den Tau­ben oder Schmet­ter­lin­gen ergibt sich der Reiz die­ses Spiels. Die Städ­te und Bau­wer­ke, die so ent­ste­hen, haben eine durch­ge­hen­de Ästhe­tik, kön­nen aber doch ganz unter­schied­lich aus­se­hen – und laden dazu ein, sich Geschich­ten dazu auszudenken. 

Town­s­caper gibt es als Vor­ab-Ver­si­on u.a. bei Steam, kos­tet dort etwa 5 €. 

Photo of the week: Big ball I

Big ball I

 
Ein archi­tek­to­ni­scher Fix­punkt am Fluss­lauf der Drei­sam ist der gro­ße Gas­be­häl­ter, des­sen Kugel weit­hin sicht­bar ist. Zeit­al­ter der fos­si­len Indus­trien, wohin auch geschaut wird – selbst im beschau­li­chen Freiburg.

Photo of the week: Messe Leipzig

Messe Leipzig

 
Seit Frei­tag war ich auf der grü­nen Bun­des­de­le­gier­ten­kon­fe­renz in Leip­zig. Ein rund­um gelun­ge­ner Par­tei­tag, der deut­lich gemacht hat, dass wir die Par­tei der Vie­len sind, bei der Euro­pa­lis­te einen erfolg­rei­chen Gene­ra­ti­ons­wech­sel voll­zie­hen wer­den, und dass wir die Par­tei sind, die um und für Euro­pa kämpft. Viel­leicht schrei­be ich noch­mal mehr dazu. Hier als Foto der Woche jeden­falls ein klei­ner Ein­druck von dem sehr, sehr weit­läu­fi­gen Leip­zi­ger Mes­se­ge­län­de. Ein­drucks­voll, aber irgend­wie auch erschreckend.

Kurz: Together! – Vitra Design Museum

Frank Gehry architecture I Together! Exhibition - II Together! Exhibition - V Together! Exhibition - X 
Ich habe heu­te die Aus­stel­lung „Tog­e­ther! Die Neue Archi­tek­tur der Gemein­schaft“ im Vitra Design Muse­um in Weil besucht. Auch wenn der Wow!-Effekt fehl­te, ist’s eine gut gemach­te Aus­stel­lung zu gemein­schaft­li­chem Woh­nen und der dazu­ge­hö­ri­gen Architektur. 

Das Vitra Design Muse­um ist halb­wegs über­sicht­lich; die Aus­stel­lung ist auf vier Räu­me auf­ge­teilt: Uto­pie – Archi­tek­tur­mo­del­le – Innen­sicht – Pro­jek­te. Die Uto­pie fängt im 18./19. Jahr­hun­dert mit Arbei­ter­sied­lun­gen und der Phal­an­stère Fou­riers, aber auch mit US-ame­ri­ka­ni­schen Appart­ment-Hotels, an. Die auf­ge­bau­ten Archi­tek­tur­mo­del­le erläu­tern (unter Rück­griff auf Farb­codes von Le Cor­bu­si­er), wie sich Pri­vat­heit und (Halb-)Öffentlichkeit in ver­schie­de­nen Bau­pro­jek­ten und Ent­wür­fen begeg­nen. Das Zim­mer zur Innen­sicht simu­liert gemein­schaft­li­ches Woh­nen – so ein biss­chen wirkt es wie ein begeh­ba­rer Ikea-Kata­log. Nett sind hier die Details, etwa die Hartz-IV-Selbst­bau-Möbel im Gemein­schafts­raum, die Lite­ra­tur­aus­wahl im Bücher­re­gal oder das sorg­sam arran­gier­te Cha­os in Emils Kin­der­zim­mer. Im vier­ten Raum schließ­lich wer­den eini­ge Pro­jek­te an Schreib­ti­schen im Detail vor­ge­stellt – was waren die Ideen, wie wur­den sie rea­li­siert, wo gab’s Hür­den. Auch das ist nett gemacht.

Das war’s dann auch schon. Für mei­nen Geschmack lag der Blick etwas zu sehr auf der Archi­tek­tur, und zu wenig auf der sozia­len Sei­te der Neu­en Archi­tek­tur der Gemein­schaft. Das Schei­tern der Uto­pien bei­spiels­wei­se fehl­te, soweit ich das wahr­ge­nom­men habe, eben­so wie eine ver­tief­te Aus­ein­an­der­set­zung mit der mit sol­chen Wohn­pro­jek­ten immer ver­bun­de­nen Fra­ge nach öffentlich/privat, aber auch nach Inklu­si­on und Exklu­si­on (kommt am Rand bei den Pro­jekt­schreib­ti­schen vor, aber eben auch nur am Rand). Eine wei­te­re Leer­stel­le waren aus mei­ner Sicht „inten­tio­nal com­mu­ni­ties“. Eini­ge der dar­ge­stell­ten Uto­pien und Pro­jek­te gehen in die Rich­tung, aber rich­tig vor kamen weder Klös­ter noch Öko­dör­fer noch Land­kom­mu­nen. Und Nach­hal­tig­keit und Com­mons spiel­te auch nur am Rand eine Rol­le. Da wäre mehr mög­lich gewesen.

Die Aus­stel­lung läuft noch bis 10.9., Ein­tritt 11 €. Web­site.