Neu: jetzt mit Klimafaktor

Die Nach­rich­ten­la­ge der letz­ten paar Tage ist ver­wir­rend. Ich mei­ne damit Schlag­zei­len wie die folgenden:

Oder anders gesagt: zur Zeit ist Kli­ma­schutz so „in“, dass selbst die CSU, die Deut­sche Bank, die Bun­des­re­gie­rung und so gut wie jedes Nach­rich­ten­me­di­um nichts bes­se­res zu tun hat, als Din­ge zu for­dern, für die die Grü­nen vor eini­gen Jah­ren noch Wah­len (Tem­po­li­mit, Auto­fah­ren muss teu­rer wer­den) oder Pos­ten (Fern­rei­se­ver­bo­te!) ver­lo­ren haben. Und jetzt über­schla­gen sich die ein­zel­nen Akteu­re mit Vor­schlä­gen, was noch alles getan wer­den könn­te (Glüh­bir­nen ver­bie­ten, …)? Und das alles „nur“, weil der IPCC-Bericht fest­stellt, dass der men­schen­ge­mach­te Kli­ma­wan­del ers­tens hoch­wahr­schein­lich und zwei­tens nicht mehr kom­plett auf­zu­hal­ten sein wird? Oder, weil irgend­wel­che Stars schon seit einem hal­ben Jahr lie­ber Hybrid als SUV fah­ren und das auch bei der Oscar-Ver­lei­hung ver­kün­den? Ich möch­te ja ger­ne glau­ben, dass die CSU, die Deut­sche Bank, die Bun­des­re­gie­rung und über­haupt alle jetzt von der Not­wen­dig­keit sofor­ti­gen Han­delns für die Ret­tung des Kli­mas über­zeugt sind (die Kom­pe­tenz dafür wird übri­gens wei­ter­hin eher den Grü­nen zuge­schrie­ben). Aber so ganz über­zeugt bin ich noch nicht. So ein biß­chen zu schnell war das Umschal­ten auf grü­ne Paro­len doch, ein biß­chen zu sehr erin­nert das gan­ze an die gan­zen ande­ren media­len Kata­stro­phen der letz­ten Zeit, die von null auf hun­dert in aller Mun­de waren. Und eine Woche spä­ter ver­ges­sen. Ich bin also gespannt, ob den vie­len Ankün­di­gun­gen und Vor­schlä­gen jetzt tat­säch­lich Taten fol­gen – und was davon in ein, zwei Mona­ten doch wie­der ganz anders aussieht. 

Nach­trag: Die Tele­po­lis von heu­te hat einen Arti­kel, der in eine ganz ähn­li­che Rich­tung geht, wie ich gera­de sehe: Thors­ten Ste­ge­mann: Stra­te­gie­spie­le mit grü­ner Tarn­far­be.

War­um blog­ge ich das? Dass beim Kli­ma­schutz (und der Anpas­sung an den Kli­ma­wan­del) was pas­sie­ren muss, fin­de ich poli­tisch not­wen­dig. Die Dis­kurs­si­tua­ti­on fin­de ich dage­gen eher umwelt­so­zio­lo­gisch spannend.

Roter Mond

Heu­te Nacht gab es (genau­er gesagt: gibt es – noch ist sie nicht ganz vor­bei) eine tota­le Mond­fins­ter­nis. Glück­li­cher­wei­se war der Him­mel hier total wol­ken­los und stern­klar, so dass ich mir das gan­ze anschau­en konn­te (trotz Erkäl­tung). Natür­lich konn­te ich es nicht las­sen, auch zu ver­su­chen, den roten Mond (so sieht der näm­lich aus, wenn es eine tota­le Mond­fins­ter­nis gibt, hat irgend­was mit Wel­len­län­gen und so zu tun, sie­he Wiki­pe­dia) zu foto­gra­fie­ren. Eigent­lich war mir schon vor­her klar, dass das nur bedingt gut gehen kann, weil die Brenn­wei­te mei­nes Objek­ti­ves zu klein ist. Hat trotz­dem Spaß gemacht; neben ein paar Bil­dern, auf denen zu erkenn­ne ist, dass der Mond tat­säch­lich rot gewor­den ist, sind auch noch ein paar lus­ti­ge Lang­zeit­nacht­auf­nah­men ent­stan­den. Nur beim Ver­such, den Dorf­bach auch noch beim Voll­mond­plät­schern zu foto­gra­fie­ren, moch­te dann mein Kame­ra­ak­ku nicht mehr. 

One moon to bind them ...

Vom Screen­shot geht’s zu den ein­zel­nen Mond­fo­tos weiter …

Mei­ne Fotos habe ich dann stolz gleich nach FlickR hoch­ge­la­den, bin danach auf mei­ne Home­page dort – und sehe, dass ich nicht der ein­zi­ge war, son­dern dass auch in Stutt­gart, Spa­ni­en und Groß­bri­tan­ni­en flei­ßig rote Mon­de foto­gra­fiert wur­den. Eini­ge der Bil­der las­sen mich regel­recht vor Neid erblas­sen: sie sind ein­fach deut­lich bes­ser gewor­den als mei­ne. Ins­ge­samt ist die­se Mond­fins­ter­nis wohl eine der am bes­ten doku­men­tier­ten überhaupt …

War­um blog­ge ich das? Vor allem, weil ich den FlickR-Screen­shot doch ganz nett finde.

Memo to self: Umgangsformen der Wikipedia

Ich ver­ges­se es immer wie­der, aber jedes­mal, wenn ich aus irgend­wel­chen Grün­den (z.B. weil ich im Blog von Julia See­li­ger eine leb­haf­te Dis­kus­si­on über die ver­such­te Löschung des Ein­trags über sie fin­de) dann doch wie­der in das inter­ne Gefü­ge der deutsch­spra­chi­gen Wiki­pe­dia rein­schaue, fällt mir auf, dass es dort doch sehr wenig „lais­sez-fai­re“, „be bold“ etc. gibt, jeden­falls im Ver­gleich zur eng­lisch­spra­chi­gen Wiki­pe­dia. Ob es an kul­tu­rel­len Tra­di­tio­nen der Über­re­gu­lie­rung und punkt­ge­nau­en Regel­ein­hal­tung liegt, oder an Zufäl­len beim Wiki­pe­dia-Start – jeden­falls ist es so, und führt dann auch jedes­mal prompt dazu, dass ich beim nächs­ten Mal, wenn ich was wis­sen will, lie­ber wie­der in die eng­lisch­spra­chi­ge Wiki­pe­dia gucke. 

War­um blog­ge ich das? Weil ich es doch beacht­lich fin­de, wie sehr sich eigent­lich ähn­li­che Pro­jek­te in ihren inter­nen Details unterscheiden.

Werbung total

Toyo­ta bringt ein neu­es Auto­mo­dell her­aus, und kauft für 30 Mio. Euro sämt­li­che Pla­kat- und Leucht­flä­chen in diver­sen Groß­städ­ten auf. In Frei­burg auch – dabei fällt aller­dings auf, dass das gar nicht so auf­fällt, d.h. trotz der WALL-Flä­chen gibt’s hier gar nicht so viel Wer­be­flä­che. Anders­wo ist mehr zu sehen (sie­he z.B. den Bericht im Font­blog bzw. sei­ne Fort­set­zung). Wer­bung total – oder tota­li­tä­re Wer­bung? Ich hof­fe jeden­falls, dass das nicht ein­reißt. Von der Gestal­tung her geht die Toyo­ta-Kam­pa­gne ja noch, und hat auf Pla­kat­wech­sel­flä­chen sogar ganz wit­zi­ge Moti­ve – aber wenn ich mir jetzt einen Elek­tro­nik­dis­coun­ter o.ä. in dem Umfang vor­stel­le, wird es mir eher schlecht. Oder eine Image-Kam­pa­gne der Bun­des­re­gie­rung. Oder Spruch­bän­der, die die Werk­tä­ti­gen zum Kampf auffordern.

Dabei fällt mir, neben­bei bemerkt, die­se 1999 ent­stan­de­ne Haus­ar­beit von mir ein: Wer­bung & Mas­sen­me­di­en – ein para­si­tä­res Ver­hält­nis? Eini­ges aus die­ser Arbeit passt ganz gut zur Toyota-Kampagne.

War­um blog­ge ich das? Weil’s was doch eher außer­ge­wöhn­li­ches ist. Und inso­fern fast so eine Art Realexperiment.