Ikonographie der IKEA-Toilette (Update)

Eini­ge wis­sen es schon: wir zie­hen end­lich um! In die­sem Zusam­men­hang war ich dann vor ein paar Tagen auch bei IKEA, und habe dort u.a. auch die Toi­let­te besucht. Die Män­ner­toi­let­te war wie folgt beschriftet:

Männertoilette bei IKEA

Was mir prin­zi­pi­ell sehr gut gefal­len hat, im Detail aber noch nach­bes­se­rungs­wür­dig wäre. Gut ist: IKEA bie­tet nicht nur ers­tens gene­rell eine kos­ten­lo­se Toi­let­te an, und zwei­tens (sowohl in der für Män­ner wie in der für Frau­en) auch eine klei­ne­re für Kin­der, son­dern drit­tens in bei­den Räu­men auch einen Wickeltisch. 

Das Signal, dass auch Väter wickeln kön­nen sol­len, wird aller­dings durch die Iko­no­gra­phie teil­wei­se wie­der in Fra­ge gestellt. Auf dem Bild (s.o.) ist ja nun ein­deu­tig zu erken­nen, dass nur Men­schen mit Rock Babys wickeln. Stan­dard­deu­tung: Frau. Es mag eine Klei­nig­keit sein und an die For­de­rung nach Rad­weg­be­schrif­tun­gen mit und ohne Stan­ge (im Rad­bild) erin­nern: aber noch bes­ser fän­de ich es, wenn auf dem Schild ganz selbst­ver­ständ­lich auch ein Mann beim Wickeln zu sehen wäre. Alter­na­tiv­deu­tung: gera­de die Bei­be­hal­tung des Ste­reo­typs macht klar, dass hier nicht nur Män­ner Kin­dern wickeln kön­nen sol­len, son­dern dass sie dadurch ein biß­chen wie ste­reo­ty­pe Frau­en sind, was aber durch­aus – aus Sicht der IKEA-Tür­be­schrif­tung – erwünscht wäre. 

Noch etwas radi­ka­ler gedacht stellt die funk­tio­na­le Auf­wer­tung von Toi­let­ten die Gen­der-Tren­nung in Fra­ge: wie könn­te eine intim­sphä­ren­wah­ren­de Toi­let­ten­an­la­ge aus­se­hen, die auf der sel­ben Grund­flä­che die sel­be Funk­tio­na­li­tät anbie­tet (und den Wickel­raum dann geschlechts­am­big beschriftet?).

War­um blog­ge ich das? Vor allem aus Freu­de über die rela­tiv gro­ße Selbst­ver­ständ­lich­keit eines zwei­ge­schlecht­lich zugäng­li­chen Wickel­tisches bei IKEA.

Update: Es gibt noch einen zwei­ten Feh­ler im Bild, auf den mich „riech­t­laut“ bei Flickr hin­ge­wie­sen hat. Wer fin­det ihn, ohne nachzuschauen?

Kurzeintrag: zu 95 % grün

Zum Wahl­kampf­end­spurt hat die Bun­des­ge­schäfts­stel­le von Bünd­nis 90/Die Grü­nen jetzt den „Grün-o-mat“ ins Netz gestellt. 20 mehr oder weni­ger sug­ges­ti­ve Fra­gen spä­ter weiß jede/r, wie grün (im Sin­ne der grü­nen Beschluss­la­ge) er oder sie wirk­lich ist. Bei mir kom­men jeden­falls 95 % her­aus – kei­ne 100 % v.a. des­we­gen, weil ich das kon­kre­te Min­des­l­ohn­mo­dell der Bun­des­tags­frak­ti­on nicht so gut fin­de. Inter­es­sant wäre jetzt, mal die Pro­gram­me ande­rer Par­tei­en über die Fra­gen zu legen und zu schau­en, wie grün SPD, CDU, FDP und LINKE inzwi­schen sind. Oder so.

Wer’s aus­pro­bie­ren will: http://www.gruen-o-mat.de/

Kurzeintrag: Bürokratie im Internet

Wofür braucht es: 1 x Ein­log­gen in Kun­den­por­tal, 1 x Tele­fon­an­ruf, 1 x Fax und 3 x Umfra­ge über Grün­de & Zufrie­den­heit? Und wor­auf muss dann trotz­dem noch ein hal­bes Jahr gewar­tet wer­den? Rich­tig: anders als das Abschlie­ßen von Ver­trä­gen ist das Kün­di­gen eines DSL-Zugangs bei 1&1 (aber wohl anders­wo ähn­lich) ein durch­aus büro­kra­ti­scher Vor­gang. Und jetzt hof­fent­lich erfolg­reich been­det. Bzw. im August dann.

Ist Nokia jetzt böse? (Update 2)

Auch wenn es ein tief­sit­zen­der Reflex ist, der nicht zuletzt mei­ner Sozia­li­sa­ti­on in der Jugend­um­welt­be­we­gung zu ver­dan­ken ist, Kon­zer­ne anhand der Kate­go­rien „gut“ und „böse“ zu beur­tei­len (McDo­nalds: böse, Goog­le: gut, Micro­soft: böse usw.), zeigt Noki­as Werks­ver­la­ge­rung von Bochum nach Jucu ein­mal mehr, dass es ganz so ein­fach nicht ist. Ich habe inzwi­schen mein drit­tes Nokia-Han­dy, und bin von der Qua­li­tät der Nokia-Pro­duk­te nach wie vor über­zeugt. Wenn jetzt See­ho­fer und Struck ihre Han­dys weg­wer­fen wol­len, dann zeigt das ers­tens, dass Nokia brauch­ba­re Pro­duk­te her­stellt (war­um sonst haben die Tele­fo­ne die­ser Mar­ke) – und zwei­tens, dass die Auf­recht­erhal­tung eines mora­lisch hoch­wer­ti­gen Mar­ken­images so ein­fach nicht ist. 

Phone

Wer ver­sucht, nach­hal­tig zu kon­su­mie­ren, weiss das bereits – auch jen­seits der aktu­el­len Auf­re­gung. Auch Nokia-Han­dys haben rela­tiv hohe SAR-Wer­te, auch Nokia-Han­dys wer­den zu einem gro­ßen Teil aus Kom­po­nen­ten her­ge­stellt, die irgend­wo gefer­tigt wer­den (wo es halt gera­de am bil­ligs­ten ist); und auch Nokia-Han­dys lan­den nach zwei Jah­ren auf dem Müll. Ich jeden­falls wer­de mein Nokia-Han­dy behal­ten – und ver­stärkt über den Stel­len­wert von Kon­sum, Mar­ken und poli­ti­schen Sym­bol­hand­lun­gen nachdenken.

Bleibt die empi­risch offe­ne Fra­ge: kann ein Kon­zern über­haupt erfolg­reich im Sin­ne kapi­ta­lis­ti­scher Wer­te sein und trotz­dem „gut“ (sprich: irgend­wie freund­lich, sym­pa­thisch, mit guten Arbeits­be­din­gun­gen, nach­hal­tig, …) blei­ben? Und wor­an wäre das festzumachen?

War­um blog­ge ich das? Viel­leicht vor allem des­halb, weil ich es etwas schein­hei­lig fin­de, wenn Poli­ti­ke­rIn­nen jetzt gro­ßes Getö­se ver­an­stal­ten, zugleich aber „Stand­ort­wett­be­werb“ für ein sinn­vol­les und zu sub­ven­tio­nie­ren­des Kon­zept halten.

Update: Julia und Den­nis sehen das wohl auch so ähn­lich. Und Hen­ning weist dar­auf hin, dass die Sub­ven­tio­nen das Pro­blem sind. Gro­ße (jung-)grüne Einig­keit über die Rea­li­tä­ten des glo­ba­len Kapitalismus?

Update 2: (24.01.2008) Ganz ver­nünf­tig klingt die Argu­men­ta­ti­on der Attac-Kam­pa­gne zu Nokia, die den Fall zum Anlass neh­men, ganz gene­rell gegen Sub­ven­ti­ons­wett­streit, für euro­pa­wei­te Min­dest­löh­ne und ähn­li­che For­men der Kon­trol­le „des Kapi­tals“ zu strei­ten. Gefun­den wie­der­um bei Julia.