Der große Lavendelbusch in unserem Garten ist derzeit intensiv umschwärmt von allen Arten von Bienen und Hummeln, ab und zu kommt auch mal ein Schmetterling vorbei. Und das gibt dann die Gelegenheit zu Actionfotos wie diesem …
Photo of the week: Länderrat Bad Vilbel
Inhaltlich hatte ich über den grünen Länderrat vom 17.6. ja schon geschrieben; hier nachgereicht jetzt noch ein Foto, das Licht und Schatten im Foyer der Tagungshalle in Bad Vilbel zeigt. Sehr kühl, aber doch ästhetisch.
Lesetagebuch Science Fiction und Fantasy – Juni 2023
Vorsatz: in kürzeren Abständen darüber schreiben, was ich an SF & Fantasy gelesen und angeschaut habe. Mal sehen, wie lange das klappt. Im Juni waren das jedenfalls zwei Filme, ein bisschen Serien und wenige Bücher.
Die Black-Panther-Fortsetzung Wakanda Forever war nicht ganz so überzeugend wie Black Panther selbst, der Plot wirkte ein wenig wirr und manche Entscheidung (warum jetzt ein übermächtiges Wasservolk als Hauptgegner?) konnte ich nicht so richtig nachvollziehen. Trotzdem ansehbar und unterhaltsam.
Sehr begeistert hat mich die Comic-Verfilmung Nimona von ND Stevenson, die – nachdem Disney+ das Studio aufgekauft und die Produktion eingestellt hatte, jetzt bei Netflix zu sehen ist. Der grafische Stil ist spannend, es geht um Ritter in einem futuristischen Königreich, die dieses gegen Monster verteidigen. Bei der Vereidigung des neusten Ritterjahrgangs geschieht eine Katastrophe, die nicht nur die Liebesgeschichte zwischen Ballister Boldheart – dem ersten Ritter aus der Arbeiterschicht – und Ambrosius Goldenloin jäh unterbricht, sondern Boldheart auch in die Rolle des Schurken drängt. Nimona will sein Sidekick werden. Ist sie – als Gestaltwandler*in – das Monster, dass das Königreich zum Untergang bringen wird?
Kurz bevor die Serie abgesetzt wurde, habe ich mir dann mal noch Star Trek: Prodigy angeschaut – tiefgründiger und näher an Star Trek dran, als die Aufmachung mit bunter Animation etc. vermuten lässt. Sollte sie irgendwo mal wieder auftauchen, lohnt es sich, sie anzuschauen.
Und auch die ersten drei Folgen der zweiten Session von Star Trek: Strange New Worlds haben viel Potenzial. Das Zurück zur episodischen Erzählweise – anders als bei Picard oder Discovery – tut der Serie gut, und auch wenn die üblichen Star-Trek-Tropes, etwa die Zeitreise in eine parallele Zeitlinie oder das Gerichtsverfahren mit „richtigem“ Ende nach philosophischen Plädoyer, breit ausgerollt werden, ist das kein bloßer Fanservice, sondern funktioniert. Etwas irritierend: Unterton aller drei Folgen ist ein Rütteln an der Star-Trek-Grundüberzeugung, das gentechnische Veränderungen an Menschen ein Kapitalverbrechen sind und mit den „eugenischen Kriegen“ großes Leid gebracht haben.
Dann zu den Büchern. Ein „richtiger“ Roman war dabei, nämlich SubOrbital 7 (2023) von John Shirley. Der inzwischen 70-jährige Shirley war einer der Cyberpunk-Autoren der späten 1980er, insbesondere seine Eclipse / A Song Called Youth-Trilogie und City Come a‑Walkin‘ dürften einigen bekannt sein. Dass er außer diesen eine ganze Reihe weiterer Romane und Drehbücher geschrieben hat, war mir nicht bekannt. Vor der Erwartungshaltung „Cyberpunk“ enttäuscht SubOrbital 7 – das ist eher Military SF (wobei A Song Called Youth bei genauer Hinsicht gar keinen ganz unähnlichen Blick auf die Welt wirft), und noch dazu aus recht männlicher Perspektive. Inhaltlich geht es in einer nahen Zukunft um die Aufrüstung des Weltraums mit Orbitalstationen und Waffen, um den Konflikt Amerika – Russland und in beiden Fällen um Auseinandersetzungen innerhalb des jeweiligen Staatsapparats und um Spionage, ein bisschen James Bond, ein bisschen Thriller. Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in Russland (ich las den Roman, als die Wagner-Truppen Richtung Moskau fuhren) hat der Roman nochmal seinen ganz eigenen Gruselfaktor.
Abgesehen davon habe ich im Juni Ursula K. LeGuins Essay-Sammlung Words Are My Matter: Writings on Life and Books (2016) gelesen – zur Hälfte sind das Buchrezensionen von ihr, einige haben mich auch nochmal auf andere Werke aufmerksam gemacht, zur anderen Hälfte essayistische Texte, die sich mit Literatur und Schreiben, um die Auseinandersetzung zwischen SF als „Genre“ und „richtiger Literatur“ und um einen feministischen Blick auf den Betrieb richten.
The Best of Greg Egan (2021) trägt diesen Namen völlig zu recht. Das ist eine dicke Sammlung seiner Kurzgeschichten und Novellen; einige davon bilden über mehrere Geschichten hinweg einen Handlungsbogen. Und fast jede dieser Geschichten setzt sich mit tiefen Fragen auseinander – also (durchaus spannende und spannend geschriebene) SF als Medium des Nachdenkens darüber, was die Folgen davon sein könnten, wenn Bewusstseinsfragmente dazu genutzt werden, KIs zu trainieren, die in Spielewelten NPC darstellen sollen. Was passiert, wenn Eingriffe in das Gehirn unsere Wahrnehmung verändern. Wie Religionen entstehen. Etc. Sehr empfehlenswert und ein guter Einstieg in Egans Werk.
Eine zweite dicke Kurzgeschichtensammlung, die ich im Juni gelesen habe, trägt den Titel Life beyond us (2023) – eine vom European Astrobiology Institute herausgegebene Anthologie. Dieses Institut war mir bisher kein Begriff, es scheint eine der Plattformen der European Science Foundation (ESF) in Strasbourg zu sein, das ist ein Dachverband von Wissenschaftsorganisationen wie Helmholtz-Gesellschaft und Max-Planck-Gesellschaft. Life beyond us jedenfalls enthält zahlreiche Kurzgeschichten, teilweise von bekannten Autor*innen wie Malka Older oder Gregory Benford, teilweise von mir bisher unbekannten Verfasser*innen, wohl zum Teil direkt aus der wissenschaftlichen Community. Gemeinsames Thema sind Kontakte mit außerirdischen Lebensformen und die Frage, was eigentlich Leben ist, und wie wir Leben finden können, das ganz anders als unseres ist. Eine Besonderheit an diesem Band – der ja schließlich auch wissenschaftliches „outreach“ darstellt – ist, dass jede Geschichte mit einem Kommentar aus der Wissenschaft versehen ist, samt Fußnoten und Quellen. Diese Texte gehen teilweise direkt auf die Geschichten ein, teilweise sind es eher allgemeine Erläuterungen zum Stand des Wissens, wie Leben entsteht, wie Exoplaneten entdeckt werden usw. Die Mischung aus Kurzgeschichten und Wissenschaftsjournalismus fand ich anregend und lehrreich – jedenfalls mal was anderes.
Photo of the week: Hidden cat
Kurz: Twitterende, Teil 2 von x
Twitter wird mehr und mehr zu einem ungemütlichen Ort. Mit der Auswahl der chronologischen Timeline, einem losen Blockfinger und etwas Gelassenheit ist Twitter noch halbwegs nutzbar. Ja, ich bin da immer noch – ich versuche, auf Mastodon aktiver zu sein und „nette“ Dinge wie z.B. Blumenfotos eher dort zu posten, aber schnelle, politische, journalistische Debatten finden nach wie vor auf Twitter statt. Leider. Die Zahl „blaubehakter“ Idiot*innen ist allerdings groß, und alles, was in Richtung Empfehlungen geht, sollte tunlichst gemieden werden. Da ist dann schon sehr stark spürbar, dass „free speech“ für Musk vor allem freie Bahn für Nazis bedeutet.
Heute dann ein paar Ankündigungen, die sehr nach endgültigem Ende von Twitter klingen. Zum einen lassen sich verlinkte Tweets ohne Account nicht mehr lesen. Damit ist Twitter kein öffentlicher Ort mehr. Und zum anderen wurde heute ein „Timeline limit“ angekündigt.
Musk schrieb: „To address extreme levels of data scraping & system manipulation, we’ve applied the following temporary limits:
- Verified accounts are limited to reading 6000 posts/day
– Unverified accounts to 600 posts/day
– New unverified accounts to 300/day“
Da steht, genau gelesen, dass diese Beschränkungen temporär sind. Ob das stimmt, sei dahingestellt. Vielleicht soll es wirklich das Scraping von Twitter (und das Einfüttern in AIs) unterbinden. Oder es geht darum, Leuten den Bezahlaccount schmackhaft zu machen (never!). Aber dann wäre es unlogisch, auch da eine Grenze einzuziehen.
Pi mal Daumen mal durchgerechnet: ich folge 2000 Leuten, selbst wenn im Schnitt nur ein bis zwei Prozent davon je Stunde einen Tweet schreiben, würde ich die 600 Tweets (pro Tag) im Timelinescrollen schnell erreichen. Und wenn ein paar Poweruser dabei sind, die z.B. einen längeren Tweet retweeten, geht’s noch schneller. Insofern ist eine Begrenzung auf das Lesen von 600 Posts ein echtes Problem. Oder, anders gesagt: Twitter tut gerade sehr viel, um Mastodon etc. attraktiver zu machen. Dann halt so.