Kurz: Propaganda

Irgend­wie sind hier gra­de Athe­is­mus­wo­chen. R. hat ges­tern in der städ­ti­schen Kin­der­ta­ges­stät­te eine „Lese­ta­sche“ fürs Wochen­en­de mit­ge­kriegt. Eigent­lich eine tol­le Sache: ein Stoff­beu­tel mit vier Büchern – alle paar Wochen hängt ein sol­cher Beu­tel für ihn an der Gar­de­ro­be. R. fin­det das pri­ma und freut sich schon, wenn er dran ist.

Mich hat dage­gen der Inhalt ziem­lich geär­gert bzw. auch ein biss­chen rat­los gemacht. Neben drei net­ten Kin­der­bü­chern war dies­mal Butterworth/Inkpen: Wun­der­ba­re Welt! in der Tasche. Ein Sach­buch mit Auf­klapp­ta­feln und Aus­klapp­tie­ren, sehr schön gemacht. Nur lei­der ein Sach­buch, das die Welt mit „Am Anfang trenn­te Gott Licht und Dun­kel­heit“ begin­nen lässt und mit einem Spie­gel – Got­tes Eben­bild – endet. Krea­tio­nis­mus für Kin­der, oder so.

Die Lese­ta­schen­bü­cher sind wohl Spen­den aus ver­schie­de­nen Lese­ak­ti­ons­ta­gen, von Eltern etc. Inso­fern kann ich mir erklä­ren, wie das Buch da rein gera­ten ist. Rat­los bin ich, weil R. ein Buch mit Aus­klapp­tie­ren toll fin­det und vor­ge­le­sen haben möch­te – und weil ich nicht so genau weiß, wie ich der Kita freund­lich nahe brin­ge, dass ich das inak­zep­ta­bel fin­de. Was meint ihr?

P.S.: Kennt jemand ein gutes Buch, das Kin­der­gar­ten­kin­dern die Ent­ste­hung der Welt (Urknall bis heu­te) vermittelt?

P.P.S.: Klap­pen­text des Buches

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Wenn in dem gan­zen Buch „Gott hat xy gemacht“ durch „xy ist ent­stan­den“ ersetzt wird, ist es gar nicht so schlecht – umso mehr ärgert es mich, dass ers­te­res das Buch definiert.

8 Antworten auf „Kurz: Propaganda“

  1. Ich fin­de das nicht son­der­lich pro­ble­ma­tisch. Die Schöp­fungs­ge­schich­te ist eine der gro­ßen Erzäh­lun­gen der Mensch­heit. Voll­kom­men unab­hän­gig davon, ob man Christ ist oder nicht.
    Ich weiß auch nicht, ob in dem Alter ein Buch, das den aktu­el­len Stand der wis­sen­schaft­li­chen Dis­kus­si­on über den Ursprung des Welt­alls dar­stellt, die rich­ti­ge Ant­wort ist. Statt­des­sen wür­de ich eher ande­re Schöp­fungs­ge­schich­ten erzäh­len. Das macht dann deut­lich, dass es sich hier um Geschich­ten han­delt und nicht um die eine Wahrheit.

    1. Wie gesagt, der dis­kur­si­ve Rah­men des Buchs ist nicht „Ich erzäh­le dir jetzt mal eine Geschich­te davin, wie sich Men­schen vor­stel­len, wie die Welt ent­stan­den ist“, son­dern eher „Schau, so ist die Welt entstanden“.

      Abge­se­hen davon neh­me ich an, dass christ­li­che Haus­hal­te durch­aus ein Pro­blem mit „Brah­ma erzeugt das Uni­ver­sum, und Vish­nu ret­tet es – eine wah­re Geschich­te“ hätten.

      1. Ich ken­ne das Buch zwar nicht, aber in aller Regel brin­gen Erzählungen/Geschichten nie einen Dis­clai­mer in der Form „Ich erzäh­le dir jetzt… Ach­tung das ist nur eine Erzäh­lung usw.“ mit, son­dern behaup­ten meis­tens eine eige­ne Rea­li­tät in Form eines „Es ist“ oder „Es war“ oder eben eines „Schau, so ist das“.
        Behaup­tet das Buch denn irgend­wo, eine „wah­re Geschich­te“ zu sein?
        Davon abge­se­hen: Die christ­li­chen Haus­hal­te, die ich so ken­ne, die haben jeden­falls kei­ne Pro­ble­me damit, wenn Kin­der ande­re Mytho­lo­gien ken­nen­ler­nen. Ich habe in mei­nem Bekannt­kreis aller­dings auch kei­ne Evan­ge­li­ka­len oder sons­ti­ge Kreationisten.

      1. Für mich ist Krea­tio­nis­mus die Ableh­nung natur­wis­sen­schaft­li­cher Erkennt­nis­se und Theo­rien bezüg­lich der Erd- und Mensch­heits­ge­schich­te auf Grund­la­ge hei­li­ger Schrif­ten (in die­sem Fall: Schöp­fungs­my­then). Krea­tio­nis­tisch ist das Buch dann, wenn mit Ver­weis auf die Gül­tig­keit Hei­li­ger Schrif­ten Wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis­se offen abgelehnt/angezweifelt werden.
        Im Übri­gen ste­hen für die meis­ten Chris­ten Schöp­fung­ge­schich­ten (Gene­sis 1 und Gene­sis 2 sind ja zwei Schöp­fungs­ge­schich­ten, die nicht deckungs­gleich sind…) und moder­ne Natur­wis­sen­schaft in kei­nem Widerspruch..

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