Kurz: Verdichtung

Tweets sind auf 140 Zei­chen begrenzt. In die­ser for­ma­len Beschrän­kung ähneln sie lyri­schen For­ma­ten. Inso­fern muss der Weg vom Tweet zum Gedicht nicht weit sein.

postrura­le idylle

auf dem dach: solar­an­la­ge, eingeschneit
kind mit schlit­ten in den wald gebracht
puderzuckerschnee

in der fer­ne ste­hen nebelpferde
ganz nah wan­deln schwar­ze krähen
schwär­men klei­ne vögel 

Wie räumt ihr auf?

Auch wenn der Anfang eines neu­en Jah­res letzt­lich vor allem eine sozia­le Kon­ven­ti­on ist, ver­bin­det sich für mich der Jah­res­wech­sel immer auch mit Auf­räum­ar­bei­ten. Und heu­te bin ich gleich drei Mal (beim Auf­räu­men …) über Fra­gen gestol­pert, bei denen ich neu­gie­rig bin, wie ande­re Leu­te das machen. 

1. Wie orga­ni­sie­st du – wenn du zu meh­re­ren wohnst – das Auf­räu­men und Put­zen? Hier (zwei Erwach­se­ne, zwei klei­ne Kin­der) sam­melt sich ziem­lich schnell ziem­lich viel an Cha­os an. Was ist der bes­te Weg, das in den Griff zu krie­gen, wenn die Rand­be­din­gung ist, dass bei­de Erwach­se­ne wenig Zeit haben und bei­de betei­ligt sein sol­len, und der Rück­griff auf einen Putz­mann oder eine Putz­frau aus ver­schie­de­nen Grün­den abge­lehnt wird?

2. Aktu­ell räu­me ich mei­nen Schreib­tisch auf. Dabei stel­le ich – wie jedes­mal – fest, dass da zuviel Zeug drauf liegt, dass ich schlecht dar­in bin, Sachen weg­zu­wer­fen (Bro­schü­re zur grü­nen Außen­po­li­tik von 2008 ist doch sicher auf­be­wah­rens­wert ;-) …), und dass mein bis­he­ri­ges Ord­nungs­sys­tem (Sta­peln, und dann vie­le, vie­le Ord­ner anle­gen) wahr­schein­lich opti­mier­bar ist. Auch hier inter­es­sie­ren mich die Erfah­run­gen und Prak­ti­ken, die ande­re eta­bliert haben (Wie machen das „clean desk“-Leute?“).

3. Eine Sache, die ich ger­ne hät­te, die ich aber nicht habe, und die wohl min­des­tens auch am Medi­en­bruch ana­log-digi­tal schei­tert, ist eine Art „unend­li­che Pinn­wand“. Wis­sen­schaft­li­che Auf­sät­ze oder poli­ti­sche Papie­re pas­sen pri­ma in (ana­lo­ge oder digi­ta­le) Ord­ner. Aber was ist mit dem gan­zen seren­di­piö­sen Krams, der ent­we­der zu schön zum Weg­wer­fen ist (z.B. lus­ti­ge Wer­be­post­kar­te), mal span­nend sein könn­te (z.B. ein Pro­spekt für Las­ten­fahr­rä­der), oder unsor­tier­te Infor­ma­tio­nen ent­hält (z.B. Tele­fon­num­mern, Visi­ten­kar­ten, Todo-Lis­ten, Notiz­zet­tel, raum­grei­fen­de und mit vie­len Pfei­len und Krei­sen ver­se­he­ne Sche­men für Dis­ser­ta­ti­ons­ka­pi­tel usw.)? Abhef­ten ist hier blöd, weil das Zeug dann nicht wie­der­auf­find­bar ist, jeden­falls nicht optisch prä­sent ist. Auf dem Schreib­tisch lie­gen kann’s auch nicht, und mei­ne real exis­tie­ren­de Pinn­wand ist viel­leicht 1,5 qm groß – hat also nur einen sehr beschränk­ten „screen estate“. Eine nach links und rechts scroll­ba­re, ver­schlag­wort­ba­re („tag­ba­re“) Pinn­wand als Com­pu­ter­hin­ter­grund, auf die on-the-fly ein­ge­scann­te Gra­fik­da­tei­en, aber auch exis­tie­ren­de PDFs etc. gelegt wer­den kön­nen, wäre ziem­lich cool. Gibt es sowas?

War­um blog­ge ich das? Weil mich inter­es­siert, wie ande­re das machen (1, 2) – aus Neu­gier­de, und viel­leicht auch, um gut funk­tio­nie­ren­de Prak­ti­ken zu über­neh­men – und weil ich ein opti­sches Pinn­wand-Inter­face tat­säch­lich eine span­nen­de vir­tu­el­le Meta­pher fände.

Kurz: Zora jagt Ungeheuer

Matschtag IWeil Twit­ter so ver­gäng­lich ist, doch auch noch ein­mal für’s Blog …

Ges­tern abend hüpft Zora auf­ge­regt durch den Flur. „Ich brau­che mein Schwert!“ Das war aber nir­gend­wo auf­zu­trei­ben. In einer Woh­nung mit Wald­kin­der­gar­ten­kind lie­gen aber immer eini­gen dicke Stö­cke her­um. Zora greift sich also einen davon.

Außer­dem hat sie den Advents­kranz geplün­dert. Eine dicke, nach Zimt und Vanil­le duf­ten­de Nuss (wir haben bis heu­te nicht her­aus­ge­kriegt, ob’s Sei­fe oder eine Art Duft­ker­ze ohne Docht sein soll). Die hält sie jetzt in der ande­ren Hand.

So aus­ge­rüs­tet, kra­kelt sie laut­hals das Ziel ihres Unter­neh­mens: „Da im Flur sind Unge­heu­er! Und wenn ihr eines seht oder hört, sagt bescheid! Dann kom­me ich, und haue es tot! Mit mei­nem gro­ßen Stock, ich bin näm­lich sehr mutig.“

„Und die­ses hier – „, sie zeigt auf die Duft­ker­ze oder ‑nuss, “ die­ses hier ist, damit die Unge­heu­er der­wei­len etwas Schö­nes zu rie­chen haben.“

Und los geht’s. Den Geräu­schen und dem auf­ge­reg­ten Gehüp­fe nach hat sie gleich meh­re­re Unge­heu­er erschla­gen. „Peng, peng, peng – ich haue es tot!“ Und wie­der. Und wieder. 

Jetzt dürf­te unser Flur unge­heu­er­frei sein. Ach so: dass die Unge­heu­er sich im Flur auf­ge­hal­ten haben, wun­dert nicht – schließ­lich hängt an Zoras Zim­mer­tür ein Schild, das bösen Tie­ren, dar­un­ter fal­len ja wohl auch Unge­heu­er, expli­zit den Zutritt verbietet.