Was ich ja sehr gerne mag, sind tiefblaue, relativ klare Herbst- und Winternächte. Wobei, als Sommernächte mag ich die eigentlich sogar noch mehr – denn dann ist es noch dazu warm. An den Regierungs- und Parlamentsgebäuden in Stuttgart komme ich aber nur im Herbst und Winter bei blauer Dunkelheit vorbei; ganz so lange gehen meine Arbeitstage in Stuttgart auch nicht, dass sich dieses Bild auch im Sommer bieten würde. Deswegen assoziiere ich mit dem hell erleuchteten Schloß und dem golden glänzenden Hirsch auf dem Kunstgebäude den Herbst – jetzt schon zum dritten Mal.
Kurz: Dreizehenspecht, MdL
Es wäre übertrieben, zu behaupten, ich hätte Bruno Latours Das Parlament der Dinge. Für eine politische Ökologie (2001) tatsächlich verstanden. Manchmal würde ich sogar bezweifeln, dass dieser Text, der davon lebt, eine Vielzahl an Begriffen neu zu definieren, überhaupt im Ganzen verständlich ist. Ein zentrales Element des Textes ist die Frage nach dem Rederecht und der Repräsentation nicht-menschlicher Wesen im (hier dann doch eher metaphorischen) Parlament der Dinge, der neuen Verfassung der Welt.
Falls es jemand gibt, der oder die sich intensiver mit diesen Ideen auseinandergesetzt hat, und noch nach einem Beispiel jenseits des von Latour angeführten Rinderwahnsinns sucht, um die Philosophie der politischen Ökologie zu konkretisieren, dann würde ich dem oder der die Debatten im baden-württembergischen Landtag rund um den Nationalpark als Material empfehlen. Der Nationalpark wurde heute im Landtag beschlossen, und sowohl in der Sprache als auch in Form mitgebrachter Fotografien wurden immer wieder die Rechte von Dreizehenspechten, Bartflechten und Auerhühnern angesprochen, insbesondere (aber nicht nur) von den Regierungsparteien und den Bewegungen für den Nationalpark. Auf der anderen Seite kamen dann häufig die Rechte von den in der Nationalparkregion lebenden Menschen zur Sprache, insbesondere (aber nicht nur) von der Opposition und den Nationalparkgegnern ins Feld geführt. Oder die öffentliche Ausschussanhörung: die einen saßen in Form eines Vertreters der Nationalparkgegner im Raum, die anderen wurden vertreten durch Experten etwa des Naturschutzbundes.
Vielleicht liege ich auch falsch, und der Blick auf die Nationalparkdebatte mit Latours politischer Ökologie ist entweder langweilig (weil evident), oder fehl am Platz (weil Natur, Repräsentation und nicht-menschliches Wesen hier per se eine Rolle zugewiesen bekommen) – aber ich glaube, es würde sich lohnen, diese Debatten, von den parlamentarischen Reden bis zu den Zeitungsberichten, mal genauer zu untersuchen.
P.S.: Sowas wie das hier meine ich: Ministerpräsident Kretschmann spricht in seiner Rede hier die „zitronengelbe Tramete“, einen seltenen Pilz, an – und bringt ihn zumindest als Bild gleich mit ans Redepult.
Keine progressive Mehrheit im Novembernebel
Nach dem Aufstand des 17. Juni
Ließ der Sekretär des Schriftstellerverbands
In der Stalinallee Flugblätter verteilen
Auf denen zu lesen war, daß das Volk
Das Vertrauen der Regierung verscherzt habe
Und es nur durch verdoppelte Arbeit
Zurückerobern könne. Wäre es da
Nicht doch einfacher, die Regierung
Löste das Volk auf und
Wählte ein anderes?
Das schrieb Bertolt Brecht 1953, also vor sechzig Jahren. Historisch ist der Vergleich etwas heikel, aber irgendwie kam mir das Gedicht heute in den Sinn.
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Kinderleicht: Apple Crumble Muffins
Zum zweiten Mal gemacht, und beim zweiten Mal durfte Z. fast ganz alleine ran, was gut geklappt hat: Apple-Crumble-Muffins. Aus dem großen gelben Backbuch.
Zutaten: etwa 3 (säuerliche) Äpfel, 130 g Zucker, 100 g Mehl, 100 g gemahlene Mandeln, 100 g weiche Butter, 2 TL Zimt, 2 EL Zitronensaft.
Backofen auf 180 °C (Umluft 160 °C) vorheizen. Äpfel schälen und kleinschneiden, mit 2 EL Zucker, Zimt und Zitronensaft mischen. Mehl, Rest Zucker, Mandeln und Butter zu Streuseln formen. Streusel in 12+x Muffinförmchen, Äpfelmischung dazu, oben noch mehr Streusel, etwa 20–30 Minuten backen. Abkühlen lassen, so dass die Zuckermasse fest wird. Fertig ist das süß-karamellige Sonntagsgebäck.
Photo of the week: Autumn in Gundelfingen III
Noch ein Herbstbild, auch schon wieder ein bisschen her, dann reicht es aber auch ;-). Gestern morgen wehten mir schon die ersten Schneeflocken ins Gesicht, lange kann es nicht mehr dauern, bis der Winter auch in Freiburg wirklich, wirklich Einzug hält.
Bei der Gelegenheit, weil es ja irgendwie nahe liegt, noch der Hinweis auf eine kleine Kurzgeschichte – Winterschlaf. Oder eigentlich ist es mehr der Anfang und das Ende eines Buches, das irgendjemand mit mehr Zeit schreiben könnte …
Von Tag zu Tag ist es dunkler geworden. Der nachts gefallene Schnee schmilzt jetzt tagsüber nicht mehr. Bald wird ganz Jolando eingeschneit sein. Es sind die letzten Wochen vor der Winterruhe. weiterlesen




