Photo of the week: 22-Uhr-Feuerwerk XXXIV

22-Uhr-Feuerwerk XXXIV

 
Dies­mal habe ich mich schwer getan mit dem Foto der Woche – das ers­te im neu­en Jahr muss natür­lich ein Sil­ves­ter­fo­to sein, auch wenn ich in den Tagen zwi­schen den Jah­ren die Zeit und den Son­nen­schein für eine gan­ze Rei­he wei­te­rer Fotos gefun­den habe, die eben­falls alle gut dafür geeig­net wären, als Foto der Woche ver­wen­det zu werden. 

Da mich jetzt der Arbeits­all­tag wie­der hat (na gut, nach dem ver­län­ger­ten Wochen­en­de) – am Diens­tag geht es mit der meist sehr inten­si­ven Frak­ti­ons­klau­sur los, dem­nächst wird das Lan­des­hoch­schul­ge­setz ins par­la­men­ta­ri­sche Ver­fah­ren kom­men, … – wird es ver­mut­lich die eine oder ande­re Gele­gen­heit in den nächs­ten Wochen geben, eines die­ser Zwi­schen-den-Jah­ren-Fotos hier zu prä­sen­tie­ren. Wer schon mal spi­ckeln will, kann dies hier tun.

Damit also, auch wenn’s Bei­trag Nr. 2 im Jahr 2014 ist, auch im Blog die bes­ten Wün­sche zum Jah­res­wech­sel. Möge 2014 ein biss­chen weni­ger inter­es­sant und dafür ein biss­chen ent­spann­ter sein als 2013.

Kurz: Exzellent verunsichert

Alt­kanz­ler­amts­mi­nis­ter Pofalla bekommt einen Pos­ten bei der Bahn – als Chef­lob­by­ist. Die Medi­en berich­ten, ver­kehrs- und anti­kor­rup­ti­ons­po­li­ti­sche Empörung.

Die Sati­re­sei­te Pos­til­lon behaup­tet, bereits am 1.1. ent­spre­chen­des berich­tet zu haben. Der Schluss liegt nahe (war­um eigent­lich?): Die Medi­en­ma­schi­ne hat fei­er­tags­be­dingt Sati­re für Ernst genom­men und dann schlicht von­ein­an­der abge­schrie­ben. Pofalla – eine gigan­ti­sche Ente?

Oder doch Meta­sa­ti­re? Denn Blog­posts zurück­da­tie­ren kann jeder. Pofalla bei der Bahn ist also doch der Ernst­fall, die Ente sind wir – aber für einen Moment ver­wisch­ten die Gren­zen. Allein schon die Plau­si­bi­li­tät, dass es eben Sati­re hät­te sein kön­nen, zeigt die Absur­di­tät die­ser Per­so­na­lie. Ver­un­si­che­rung par excel­lence. Und dafür Cha­peau, lie­ber Postillon!

P.S.: Der Tho­mas Knü­wer schreibt sehr viel aus­führ­li­cher eine klu­ge Ana­ly­se dazu, was hier pas­siert ist.

Was das Cicero-Intellektuellen-Ranking über den deutschen Diskurs verrät

In einer Klick­stre­cke stellt Cice­ro die „500 wich­tigs­ten deut­schen Intel­lek­tu­el­len“ vor. Genaue­re Aus­sa­gen zur hin­ter die­sem Ran­king ste­hen­den Metho­de gibt es nicht, wohl aber den Hin­weis dar­auf, dass Poli­ti­ke­rIn­nen außen vor gelas­sen wur­den, da es sonst ein „Poli­ti­ker­ran­king“ gewor­den wäre. Ver­mut­lich wur­den irgend­wie die Erwäh­nun­gen in Leit­me­di­en gezählt.

Das Ergeb­nis ist in zwei­er­lei Hin­sicht bemer­kens­wert. Zum einen stellt es zwang­los in Fra­ge, wer oder was über­haupt ein Intel­lek­tu­el­ler oder eine Intel­lek­tu­el­le ist. Bei einer gan­zen Rei­he der auf­ge­führ­ten Publi­zis­tIn­nen, Jour­na­lis­tIn­nen, Schrift­stel­le­rIn­nen und Wis­sen­schaft­le­rIn­nen scheint mir deren Intel­lek­tu­el­len­ei­gen­schaft einem sich selbst ver­stär­ken­den Zir­kel­schluss zu unter­lie­gen: die­se Men­schen sind im Dis­kurs wich­tig, weil sie ger­ne in Talk­shows ein­ge­la­den wer­den – und sie wer­den ger­ne in Talk­shows ein­ge­la­den, weil sie ja offen­sicht­lich im Dis­kurs wich­tig sind. Neben dem Per­so­nal des Talk­show­dau­er­diens­tes fin­den sich in der Lis­te selbst­ver­ständ­lich auch Men­schen, die ich tat­säch­lich als intel­lek­tu­el­le Stim­me im Dis­kurs wahr­neh­me. Aber eben längst nicht alle.

Zum ande­ren zeigt die Lis­te eines sehr deut­lich. Ver­mut­lich gibt sie den deut­schen Medi­en­dis­kurs zwi­schen Talk­show und Feuil­le­ton, Kon­fe­renz­zir­kus und Key­notes gut und wahr­heits­ge­treu wie­der. Das mögen nicht alles Intel­lek­tu­el­le sein, aber es sind die, die öffent­lich reden und dabei Reso­nanz finden. 

Ich habe jetzt nicht gezählt – dafür wäre Daten­jour­na­lis­mus hilf­reich, Cice­ro -, hat­te beim Durch­kli­cken aber das empi­risch gesät­tig­te Gefühl, dass der Frau­en­an­teil in der Lis­te unter­halb von zehn Pro­zent lie­gen muss. Für die ers­ten fünf­zig, sech­zig Plät­ze liegt er ziem­lich genau bei zehn Prozent.

Das lie­ße sich jetzt auf ande­re Dis­kri­mi­nie­rungs­merk­ma­le aus­deh­nen. Was Cice­ro nolens volens lie­fert, ist ein ein­drück­li­cher, wohl sta­tis­tisch abge­si­cher­ter Beweis für das Mei­nungs­kar­tell älte­rer Her­ren in Deutsch­land. Auch älte­re Her­ren kön­nen klu­ge, pro­gres­si­ve Ideen haben – aber wenn die Lis­te eine Aus­sa­ge über den deut­schen Dis­kurs trifft, dann wohl doch die, dass eine gewis­se Gräue, Müdig­keit und Erstarr­heit des „Dis­kur­ses“ – und damit der domi­nie­ren­den medi­al ver­mit­tel­ten Welt­deu­tung – nicht unplau­si­bel ist. Und: vie­le auf­ge­führ­te Welt­deu­te­rIn­nen und Popin­tel­lek­tu­el­le deu­ten die Welt seit eini­gen Jahr­zehn­ten. Nach, so ist es anzu­neh­men, doch weit­ge­hend ähn­li­chen Mustern.

Was das für gesell­schaft­li­che Fol­gen hat, und ob es anders mög­lich wäre, müss­te ein­mal in einer Talk­show bespro­chen wer­den. Oder lie­ber nicht.

War­um blog­ge ich das? Weil mich die geball­te intel­lek­tu­el­le Kom­pe­tenz, die Cice­ro hier zusam­men­ge­tra­gen hat, irri­tiert hat. Dank an J.W. für den Hin­weis auf das Ranking!