Kurz: Bundesversammlung durchgezählt

Am 12. Febru­ar tagt die Bun­des­ver­samm­lung und wählt den nächs­ten Bun­des­prä­si­den­ten – aller Vor­aus­sicht nach Frank-Wal­ter Stein­mei­er, auch wenn’s längst Zeit für eine Bun­des­prä­si­den­tin wäre. Eine Kan­di­da­tin gibt es nicht. Und auch bei den Wähler*innen – 630 Mit­glie­der des Bun­des­tags und eben­so vie­le von den Lan­des­par­la­men­ten gewähl­te Wahl­leu­te – ist der Frau­en­an­teil eher mau. Genau­er gesagt liegt er bei 36,3 Pro­zent, wenn ich mich nicht ver­zählt habe. Das ist ähn­lich schlecht wie im Bun­des­tag insgesamt. 

Auf­ge­schlüs­selt nach den unter­schied­li­chen ent­sen­den­den Frak­tio­nen sieht das Bild so aus:

Auch das ist nicht son­der­lich über­ra­schend – die Dele­ga­tio­nen der LINKEN, der GRÜNEN und z.T. der SPD pro­fi­tie­ren von Quo­ten­re­geln, bei den übri­gen sieht’s wie­der­um unter­durch­schnitt­lich aus.

Daten­quel­le

P.S.: Nicht so rich­tig beim Zäh­len beach­tet habe ich Oli­via Jones, die in der zugrun­de­lie­gen­den Lis­te nur mit dem bür­ger­li­chen Namen „Oli­ver Knö­bel“ auf­taucht, hier also als „m“ gezählt wird. 

P.P.S.: Gewählt wur­de Frank-Wal­ter Stein­mei­er im ers­ten Wahl­gang mit 931 Stim­men. Details sie­he Wahlrecht.de; auf­fäl­lig fin­de ich, dass Stein­mei­er doch deut­lich weni­ger Stim­men bekom­men hat, als CDU/CSU + SPD + Grü­ne + FDP auf­ein­an­der ver­ei­nen. Eben­so auf­fäl­lig ist eine recht gro­ße Zahl an Ent­hal­tun­gen. Zudem haben der Kan­di­dat der AfD und beson­ders deut­lich der Kan­di­dat der LINKEN mehr Stim­men als erwar­tet bekom­men. Wer da jetzt war­um wen gewählt hat, bleibt Spekulation.

Temporäre Freiräume

Die letz­ten zwei Tage habe ich vor allem damit zuge­bracht, mich aus­zu­ku­rie­ren – Ende Janu­ar, fie­se Erkäl­tung, eigent­lich hät­te ich damit rech­nen sol­len. Fie­ber, und ab und zu ein Blick in die Twit­ter-Time­line, die so wirk­te, als sei sie soeben einem Par­al­lel­uni­ver­sum ent­stie­gen. Trump-Ban­non setzt um, was Trump im Wahl­kampf ver­spro­chen hat, und zwar in rasan­tem Tem­po und mit maxi­ma­ler Schock­wir­kung. Das wird sei­ne Grün­de haben. Ich fin­de es jeden­falls extrem gru­se­lig, dass mit einem Feder­strich Visas außer Kraft gesetzt wer­den, Men­schen aus Flug­zeu­gen gezerrt wer­den, Fami­li­en aus­ein­an­der geris­sen wer­den und selbst Greencard-Inhaber*innen fürch­ten müs­sen, ent­we­der die USA nie wie­der ver­las­sen oder nie wie­der in die­se ein­rei­sen zu kön­nen. Und, nein: kein hit­zi­ger Fie­ber­traum, leider.

Checks and balan­ces, mel­ting pot, das Ein­wan­de­rungs­land per se – das, was ich in der Schu­le über die USA gelernt habe, scheint schon lan­ge nicht mehr zu stim­men, und das wird gera­de so rich­tig deut­lich. Ein­zi­ges ermu­ti­gen­des Licht am Hori­zont: doch recht deut­li­che Wor­te der inter­na­tio­na­len Gemein­schaft (und eini­ger High­tech-Fir­men), und vor allem eine extrem akti­ve Zivil­ge­sell­schaft, mit Eil­kla­gen der ACLU, Taxifahrer*innen-Streiks, frei­wil­li­gen Rechtsanwält*innen und Demos an Flug­hä­fen. Wenn es eine Stu­fe gab, die Trump über­stei­gend konn­te, um deut­lich zu machen, dass er das gan­ze Gere­de von Mau­ern, Abschie­bung und „Ame­ri­ca first“ ernst meint, dann sind das die Dekre­te, die er in die­ser Woche unter­zeich­net hat. Wer jetzt noch glaubt, es mit poli­tics as usu­al zu tun zu haben, muss ver­dammt naiv sein. (Inso­fern wür­de ich mir auch von den US-Demokrat*innen wün­schen, sehr bald sicht­bar und stra­te­gisch fun­diert vor­zu­ge­hen, und nicht auf­grund von par­la­men­ta­ri­schen Tra­di­tio­nen etc. z.B. Trumps Per­so­nal durch­zu­win­ken. Es ist ernst.)

Jeden­falls: Wäh­len ändert was. Und es kann auf weni­ge Stim­men ankom­men, die dar­über ent­schei­den, ob am Schluss die eine oder die ande­re Zukunft steht. Ich glau­be, dass das eine Bot­schaft ist, die auch für die Bun­des­tags­wahl im Sep­tem­ber die­sen Jah­res wich­tig ist. (Die ande­re Bot­schaft: manch­mal ist not­wen­dig, sich nicht intern zu zer­strei­ten, son­dern zusam­men­zu­ste­hen … gera­de in erns­ten Zeiten).

Aber eigent­lich woll­te ich gar nicht über Trump schrei­ben, son­dern über die Bücher, die ich im Janu­ar gele­sen habe. Ich habe mir zu Weih­nach­ten einen eBook-Rea­der gegönnt, seit­dem fehlt der Bücher­sta­pel. Des­we­gen habe ich mir mal auf­ge­schrie­ben, was ich so gele­sen habe. Dazu gehört Neil Gai­mans Essay­band The view from the cheap seats, und er schreibt dort unter ande­rem so schö­ne Din­ge wie das hier (S. 8 und 9, mei­ne Übersetzung).

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Photo of the week: Bubbles in ice I

Bubbles in ice I

 
Auch im Win­ter ist der – fast zuge­fro­re­ne – Opfin­ger See einen Besuch wert. Dabei geht es vor allem um Details. Zum Bei­spiel um die­se im Eis ein­ge­schlos­se­nen Luft­bla­sen. Viel­leicht sind’s auch außer­ir­di­sche Qual­len. Genau ist das nicht bekannt.