Mit der richtigen Beleuchtung (und dem Regenbogen, nicht im Bild) sieht selbst die S21-Baustelle bzw. der Rest des Bahnhofs samt integrierter Pilgerweg-Entspannungsübung hübsch aus.
Kurz zur FDP: Noch nicht angekommen
Die letzten Landtagswahlen waren für die FDP nicht schön. Mit 4,7 Prozent aus dem Landtag zu fliegen, wie jetzt in Niedersachsen, das tut weh. Daraus allerdings den Schluss zu ziehen, dass es wichtig sei, in der Bundesregierung jetzt noch stärker zu blockieren, zu bocken und trotzig „Nein“ zu sagen – das halte ich für falsch. Und zwar nicht nur aus der grünen Perspektive, mit dem Interesse, dass diese Regierung (gerade jetzt!) handlungsfähig ist und tatsächlich was erreicht. Stichwort „Fortschritt“. Sondern auch dann, wenn ich mich in die FDP hineinversetze.
Das ist, zugegebenermaßen, nicht ganz einfach. Es gibt so ein Zerrbild der FDP, die Idee, dass das eine Partei individualistischer Männer (v.a.) sei, die hart an der jeweils eigenen Karriere arbeiten, und ansonsten das eine oder andere Klientelprojekt verfolgen. Mag sein, dass diese FDP die Außensicht prägt. Aber eigentlich kann und könnte das ja eine Partei sein, die sich für Freiheit einsetzt (und darunter nicht nur das Verhindern eines Tempolimits versteht), die Technologieoffenheit so ernst nimmt, dass sie dann, wenn es sinnvoll ist, auch mal für Windräder und Photovoltaikanlagen brennt, eine, die mit Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung vorangeht. Und eine, die da, wo es um gesellschaftliche Modernisierung geht, ganz vorne mit dabei ist.
All das ist bei der aktuellen Regierungs-FDP leider nur in Spuren zu sehen. Entsprechend wenig ist da, was von Wähler*innen honoriert werden könnte. Viel lieber versucht sie sich darin, eine bessere CDU als die CDU oder gar eine bessere AfD als die AfD zu sein. Das klappt nicht, sondern macht nur die AfD stark. Anders gesagt: ich glaube, die FDP ist auch nach einem Jahr noch nicht in der Rolle Regierungspartei angekommen. Die Mitglieder der FDP sagen nicht mit Stolz, dass sie Teil der Bundesregierung sind. Lindner geht nicht voran und zieht, sondern blockt ab und hält auf. Und solange die FDP in dieser Rolle nicht ankommt, solange ist es einfach, sich über sie lustig zu machen.
Wenn die Lage insgesamt nicht so dramatisch wäre, mit all den verschränkten Krisen, dann ließe sich darüber schulterzuckend hinwegsehen. Kein „sozialliberales Projekt“ wie in der BRD-Vergangenheit, keine Fortschrittskoalition, sondern Opposition in der Regierung, um die halt irgendwie herumregiert werden muss. Schön ist das nicht. Und in der heutigen Lage ein Problem. Wäre also gut, wenn sich daran was ändert. Spätestens Dreikönig.
Photo of the week: Museumsinsel
Mitte September war ich – seit längerer Zeit zum ersten Mal – wieder in Berlin. Und weil ich zwischen den beiden Terminen, einem Workshop des Vereins der ehemaligen Heinrich-Böll-Stipendiat*innen und der externen Fraktionsklausur der grünen Landtagsfraktion Baden-Württemberg ein bisschen Zeit habe, habe ich mir mal die Museumsinsel angeschaut. Die auch wenn sie grade eine halbe Baustelle ist, durchaus beeindruckt. Besucht habe ich das hübsch inszenierte Pergamon-Panorama und die Alte Nationalgalerie, letztere spannend, weil viele Künstler*innen zwischen Romantik, Biedermeier und klassischer Moderne mir zwar theoretisch bekannt waren, „in echt“ aber nochmal ganz anderes wirkten (z.B. die Miniformate Spitzwegs oder die abseits der mit den jeweiligen Künstlern verbundenen Klischees liegenden Bilder von Menzel oder Böcklin). Da gab es jedenfalls einiges zu sehen und zu entdecken.
Wann endet die Pandemie?
Ich habe meinen Followern auf Twitter zwei Fragen gestellt, und auch wenn die Antworten nicht repräsentativ für irgendetwas sind, finde ich sie doch interessant. Die erste Frage lautete „Was habt ihr im Februar/März 2020 gedacht, wie lange es uns SarsCov2 aka Covid-19 beschäftigten wird?“, die zweite „Und die Anschlussfrage: wann wird die Corona-Pandemie enden?“. Wie bei Twitter-Umfragen üblich, konnte ich nur vier Antwortoptionen vorgeben. Zum Zeitpunkt, als ich diesen Text schreibe, lief die Umfrage noch, insofern kann es noch kleine Änderungen geben.
Auf die erste Frage antworteten demnach 34,5 Prozent, dass sie im Frühjahr 2020 davon ausgegangen seien, dass die Pandemie „bis Sommer 2020“ beendet sein wird, nochmal 30,2 Prozent sagen „bis Sommer 2021“, also nach etwas mehr als einem Jahr. Die dritte Option – „bis Sommer 2022“ – wählen nur 9,5 Prozent, die übrigen 25,9 Prozent entscheiden sich für die Option „länger“. Anders gesagt: etwa zwei Drittel der Antwortenden gingen davon aus, dass die Pandemie nach einigen Monaten bis etwas mehr als einem Jahr zu Ende sein wird, ein weiteres Viertel hatte bereits im Frühjahr 2020 die Erwartung, dass das ganze deutlich länger gehen wird. Ob hier das jetzige Wissen mit reinspielt, wissen wir nicht.
Ich selbst würde mich zu den zwei Dritteln zählen, die von einer überschaubaren Zeit bis zum Ende der Pandemie ausgegangen sind. Wir erinnern uns: am Anfang ging es um einzelne Fälle, die nachverfolgt und in Quarantäne gesteckt wurden, kurze Zeit später gab es dann schon erste Hinweise darauf, dass bald Impfstoffe verfügbar sein würden. Insofern war meine Erwartung tatsächlich, dass uns die Pandemie beschäftigen wird, dass sie auch einiges an Änderungen – vielleicht auch langfristigen Änderungen im Verhalten – mit sich bringen wird. Dass wir jetzt, im Herbst 2022, gerade dabei sind, in die nächste Welle reinzurutschen, hätte ich nicht vermutet.
Damit sind wir bei der zweiten Frage: wann wird die Corona-Pandemie enden? 11,9 Prozent der Teilnehmenden sagen, die Pandemie sei vorbei. 23,7 Prozent haben „2023, max. 2024“ angeklickt, gehen also von einem Ende in einigen Monaten, vielleicht in einem Jahr aus. 35,6 Prozent sagen, dass wir erst 2025 ein Ende der Pandemie erleben werden, und 28,8 Prozent haben sich für die Option „nie“ entschieden.




