Auch in Gundelfingen (hier auf dem Rebberg) gibt es kein Entkommen – das Freiburger Münster ist einfach omnipräsent.
Kurz zu Jacinda Ardern
Vielleicht ist es ein Fall von „the grass is always greener on the other side“. In Neuseeland auf jeden Fall. Gestern hat Jacinda Ardern angekündigt, als Premierministerin Neuseelands aufzuhören. Ich finde das einerseits bedauerlich, weil sie, nach allem, was ich darüber gehört und gelesen habe, einen neuen Politikstil etabliert hat. Dass da eine jüngere Frau ein Land regiert, war vor fünf Jahren etwas ganz Neues. Und dass die Sozialdemokratin das mit einem neuen Stil tat, bis hin zu einer aus Mehrheitsgründen nicht notwendigen, inhaltlich aber sinnvollen Koalitionen mit den dortigen Grünen, wurde auch hierzulande sichtbar.
Jetzt hat sie sehr selbstbestimmt mitgeteilt, dass zur Führung eines Landes gehört, alles zu geben, und dass sie sich dazu nicht weiter in der Lage sieht. Das ist ehrlich und mutig – übliche Praxis wäre ja, quälend und gequält weiterzumachen, weil Aufhören gleich als Aufgeben angesehen wird. Auch dieser Schritt also stilprägend und vorbildhaft. Egal, ob zu Arderns Zukunft irgendwann noch einmal Politik gehört – ich wünsche ihr nur Gutes. Und hoffe, dass das 21. Jahrhundert irgendwann nicht nur für Trump, Johnson, Bolsonaro etc. in Erinnerung bleiben wird, sondern auch für einen neuen Stil der Politik, für den Obama, Ardern und Baerbock stehen.
Photo of the week: Liège
Den größeren Teil der letzten Woche habe ich in Belgien verbracht – wir haben als Fraktion unsere Fraktionsklausur in Brüssel abgehalten. Das war intensiv und interessant, und ließ mir wenig Zeit für Sightseeing und Fotos. Deswegen heute ein Bild von letztem Montag: der Thalys Köln – Brüssel fuhr auch durch Liège/Lüttich, und der dortige Bahnhof ist eindrucksvoll genug, um aus dem Zugfenster heraus ganz viele Bilder zu machen.
Kurz: Technologieoffenheit vs. Wunderglaube
Gerade, weil ich ziemlich viel Vertrauen in Wissenschaft und Technik habe, nervt mich der Spin, den die FDP schon seit langem und aktuell auch die CDU in der Klimakatastrophe setzen möchte – um damit alle wirksamen regulatorischen und technologischen Maßnahmen zu vermeiden bzw. in die ferne Zukunft zu verschieben. Das passende Schlagwort ist „Technologieoffenheit“ – damit ist bei Leibe nicht gemeint, offen für die bestmögliche technische Lösung für das Klimakrisenproblem zu sein. Das wäre sowas wie der sehr schnelle Ausbau von Wind, Sonne und Batteriespeichern.
Nein: wenn die FDP von Technologieoffenheit spricht, meint sie damit, alle politischen Entscheidungen zu vertagen, die dazu führen könnten, dass batterieelektrische Antriebe sich durchsetzen. Es könnte ja sein, dass in Kürze Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe da sind, und dann alle in die falsche Richtung gerannt sind. Nur, dass der Blick auf die Effizienz der Prozesse, um (grünen) Wasserstoff herzustellen oder um CO2-neutrale synthetische Kraftstoffe zu produzieren, hier schnell ernüchtern sollte – und der Blick auf den Zeithorizont, bis eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut ist, erst recht. Insofern ist „Technologieoffenheit“ und damit die Ablehnung von allen Maßnahmen, die regulatorisch batterieelektrische Antriebe fördern, und erst recht die Ablehnung aller Maßnahmen, um den ÖPNV auszubauen, nichts anderes als ein Ablenkungsmanöver. Da will sich jemand nicht mit Lösungen für die heutige Probleme beschäftigen.
Und die CDU? Die fordert allen ernstes, mit ähnlichem Spin, dass für die Lösung des Klimakrisenproblems jetzt schnell ganz viel an CCS (Carbon Capture and Storage), Kernfusion und Transmutation (um radioaktive Abfälle sicher zu machen) geforscht werden soll. In der akuten Lage sind auch das Ablenkungsmanöver, um politisches Handeln in die Zukunft zu verschieben und jetzt nichts zu tun, was mit Komforteinbußen oder der konflikthaften Durchsetzung von Netzausbau und Flächen für Photovoltaik und Wind zu tun hat. CCS mag notwendig werden, weil der Ausbau der Erneuerbaren mit allem, was dazugehört, nicht schnell genug geht. Aber CCS ist keine Lösung für jetzt. Und Kernfusion – wissenschaftlich hochspannend, aber noch immer weit vom Durchbruch entfernt – und die Transmutation von Atomen, um so radioaktiven Abfall zu behandeln, sind heute leider noch weitgehend Science Fiction. Insofern ist jede Klimapolitik, die auf diese Lösungen setzt, eine, die nicht weit weg von technologischem Wunderglaube entfernt ist. Forschung in diesen Bereichen: klar, auf jeden Fall. Aber um jetzt auf einen Pfad unter 2 Grad Erderhitzung zu kommen, hilft nichts davon.
Spannend ist da nur noch die Frage, ob FDP und CDU wissen, was sie da sagen – oder ob sie tatsächlich an diese technologischen Wunder glauben. Und dabei ganz übersehen, welche großartigen wissenschaftlichen und ingenieurtechnischen Leistungen in heutigen Batterien, Photovoltaikzellen und Windkraftanlagen stecken.
Photo of the week: Naturschutzgebiet (fun with filters)
Tatsächlich schon ein Foto aus diesem Jahr – ich bin trotz Wind und Nieselregen im Naturschutzgebiet hinterm Freiburger Rieselfeld spazieren gegangen. Die große Kastanie, die irgendwie das Wahrzeichen dieses Naturschutzgebiets ist, sieht auch ohne Blätter beeindruckend aus. Der Weg dahin war allerdings länger als sonst – der Durchstich von der Mundenhofer Straße ist zur Zeit wegen Astbruchgefahr gesperrt. Wer ganz genau hinsieht, kann auf dem Foto eines der Hinweisschilder dafür finden.



