Kurz: Reisekostenstreits

Span­nend, dass Kon­flik­te in der grün-schwar­zen Koali­ti­on sich ger­ne an schein­ba­ren Neben­säch­lich­kei­ten wie dem Rei­se­kos­ten­recht ent­zün­den. Unse­re grü­ne Finanz­mi­nis­te­rin will’s ver­ein­fa­chen, die CDU stellt sich quer und for­dert nicht nur höhe­re Kilo­me­ter­sät­ze für dienst­li­che Auto­fahr­ten, son­dern auch – so ist es zumin­dest der Pres­se zu ent­neh­men – gene­rell 1.-Klasse-Tickets für dienst­lich Zug fah­ren­de Lan­des­be­diens­te­te. Argu­ment: an Arbeit im Zug sei sonst nicht zu denken.

Fin­de ich lus­tig, weil das Pro­blem für Arbeit im Zug mei­ner Erfah­rung nach nicht 2. Klas­se heißt, son­dern über­füll­te Züge, rucke­li­ges Inter­net und spon­ta­ne Zug­aus­fäl­le. Gera­de bei Dienst­rei­sen las­sen sich durch­aus Sitz­plät­ze reser­vie­ren. Klar ist in der 1. Klas­se mehr Platz und Ruhe – aber zum Akten­stu­di­um oder zum Mail­le­sen reicht die 2. Klas­se völ­lig aus. Und gegen schlech­tes Manage­ment bei der DB hilft das Rei­se­kos­ten­recht des Lan­des lei­der nicht.

Wofür es tat­säch­lich einen Hebel bie­tet: kei­ne Anrei­ze für unnö­ti­ge Auto­fahr­ten, Erstat­tun­gen auch für Rad/ÖPMV, und auch so Din­ge wie Kli­ma­schutz­ab­ga­ben und eine bes­se­re Fami­li­en­ver­ein­bar­keit bei beruf­li­chen Rei­sen wären regelbar.

Kurz: Kaffee im eigenen Becher

imageIch hat­te hier vor eini­ger Zeit mal geschrie­ben, dass ich statt Kaf­fee mor­gens Tee in der Ther­mos­kan­ne zum Pen­deln mit­neh­me, um der Ein­weg­be­cher­pro­ble­ma­tik zu ent­ge­hen (Tee, weil der im Halb­schlaf kurz vor Auf­bruch zuzu­be­rei­ten ist). Inzwi­schen bin ich doch wie­der beim Kaf­fee gelan­det – über­wie­gend im Mehr­weg­be­cher. Den hat­te ich mal von mei­nen Eltern zu Weih­nach­ten geschenkt bekom­men, im Schrank ver­staut, und jetzt nach län­ge­rer Zeit wie­der rausgekramt. 

Was hat sich geän­dert? Den Anstoß, das mit dem Mehr­weg­be­cher mal aus­zu­pro­bie­ren, hat für mich der Auf­kle­ber „Eige­nen Becher mit­brin­gen – ger­ne“ (sinn­ge­mäß) an der Schei­be des Back­wa­ren­im­biss am Bahn­hof gege­ben. Und der klebt da, weil sich das all­ge­mei­ne poli­ti­sche Kli­ma in die­ser Sache ver­scho­ben hat. Ein­mal aus­pro­biert, zeig­te sich: das geht ganz gut. Der Becher hat einen Deckel, der ver­hin­dert das Aus­lau­fen von Milch­kaf­fee­res­ten in die Tasche; mein Büro ver­fügt über ein Wasch­be­cken – das Aus­spü­len ist also auch kein Pro­blem, wenn ich’s nicht vergesse. 

Manch­mal habe ich den Mehr­weg­be­cher nicht dabei; manch­mal auch bewusst, weil es orga­ni­sa­to­risch nicht passt, oder ich das zumin­dest glau­be, oder den­ke, dass die Becher­mit­nah­me umständ­lich wäre. Aber im Regel­fall trin­ke ich den Mit­nah­me­kaf­fee fürs Son­nen­auf­gangs­früh­stück im Zug inzwi­schen aus mei­nem eige­nen Becher statt aus Papier.

Kurz: Infrastrukturabhängigkeit

Ich fin­de es immer wie­der erstaun­lich, fest­zu­stel­len, wie abhän­gig ich vom rei­bungs­lo­sen Funk­tio­nie­ren von Infra­struk­tu­ren (oder „Gro­ßen Tech­ni­schen Sys­te­men“) bin, Ten­denz zuneh­mend. Sicht­bar wird das immer dann, wenn ein Sys­tem aus­fällt. Das pas­sier­te in den letz­ten Tagen gleich zweimal.

Bei­spiel 1: Als ich von der Frak­ti­ons­klau­sur nach Hau­se kam, leuch­te­ten am DSL-Rou­ter nur zwei statt fünf LEDs. Kein Inter­net, damit – IP-Tele­fo­nie – auch kein Tele­fon, und an Strea­ming von Unter­hal­tungs­me­di­en war erst recht nicht zu den­ken. Rück­zug­li­nie: das Han­dy. Am nächs­ten Mor­gen dann Anruf bei der Tele­kom; der ers­te Ter­min für einen Tech­ni­ker, an dem ich auch konn­te: eine Woche spä­ter. Ges­tern wur­de der Defekt, ein Feh­ler im Schalt­kas­ten, dann repa­riert. Eine Sache von weni­gen Minu­ten. Seit­dem läuft’s wie­der, aber bis dahin ging vie­les nicht.

Bei­spiel 2: Der Sturm Frie­de­ri­ke brach­te die Bahn dazu, den Fern­ver­kehr abzu­schal­ten. Ob das in jedem Fall gerecht­fer­tigt war, weiß ich nicht – für mich kon­kret hieß es erst­mal: sit­ze ich jetzt in Stutt­gart fest? Dank der wei­ter fah­ren­den Regio­nal­zü­ge, die dann ent­spre­chend über­füllt waren, kam ich doch noch nach Frei­burg. Dau­er­te aller­dings vier Stun­den statt zwei, was kon­kret bedeu­te­te, dass mei­ne Kin­der abends nicht zu mir konn­ten, son­dern län­ger als geplant von ihrer Mut­ter betreut wer­den muss­ten, die dan­kens­wer­ter­wei­se gelas­sen dar­auf reagier­te. Auch wenn’s bei mir halb­wegs klapp­te mit der Rück­fall­op­ti­on RE: ein paar mehr Red­un­dan­zen im Bahn­ver­kehr wären nicht schlecht.

Kurz: Fahrtzeitverlängerung

Nach mei­nem Urlaub bin ich wie­der im Dienst – und auch, wenn viel per Home Office geht, soll­te ich doch ab und zu in Stutt­gart sein. Also wie­der Pen­deln – mit einem zusätz­li­chen Pro­blem: ein Tun­nel­bau bei Ras­tatt hat dort die Glei­se zum Absen­ken gebracht, die Rhein­tal­stre­cke als eine der euro­päi­schen Haupt­ver­kehrs­adern ist auf unbe­stimm­te Zeit unterbrochen.

imageWäh­rend mir die DB-App am Wochen­en­de noch weiß machen woll­te, dass mei­ne Züge ganz nor­mal fah­ren, gab’s heu­te mor­gen eine rea­lis­ti­sche­re Ansa­ge: der Pend­ler-IC direkt nach Stutt­gart fällt aus, eben­so der Früh-ICE um 6.22 Uhr. Um 6.52 Uhr fährt – wie üblich – ein ICE nach Nor­den. Der endet aller­dings in Baden-Baden, dort Umstieg in Bus­se bis Ras­tatt, von da wei­ter mit dem RE nach Karls­ru­he, dann ein IC nach Stuttgart. 

Bis­her klappt das alles ganz gut. Die Züge sind pünkt­lich, es gibt Ansa­gen und Aus­kunfts­per­so­nen. Erstaun­li­cher­wei­se als unfle­xi­bel erwei­sen sich die digi­ta­len Anzei­gen in den Zügen – die zei­gen Unsinn oder schlicht gar nichts an. Man­ko 1: am Bahn­hof Baden-Baden ist der Weg vom Ankunfts­gleis (4) zu den Bus­sen (direkt vor Gleis 1) nicht aus­ge­schil­dert, zudem wird der Bahn­hof gera­de umge­baut, u.a. sind die Auf­zü­ge der­zeit außer Betrieb. Man­ko 2: in Ras­tatt und Karls­ru­he jeweils rund 20 Minu­ten War­te­zeit – zusam­men mit der Bus­fahrt und der im Ver­gleich zum übli­chen IC in Frei­burg spä­te­ren Abfahrt kom­men so gut eine Stun­de Ver­spä­tung (eine Rich­tung) zustan­de, im Ver­gleich zum 6.22-ICE sind’s sogar 1½ Stun­den. Das ist mir für Hin- und Rück­rei­se an einem Tag zu viel. Auf mei­ne Anfra­ge, ob die Bahn bereit ist, die zusätz­li­chen Über­nach­tungs­kos­ten zu über­neh­men, habe ich lei­der noch kei­ne Antwort …

Ins­ge­samt: zufrie­den­stel­len­des Kri­sen­ma­nage­ment – und die drin­gen­de Not­wen­dig­keit einer Bahn­in­fra­struk­tur­po­li­tik, die Aus­fäl­le mit ein­plant, statt Risi­ken zu ignorieren.

P.S.: Eben kommt die Mel­dung, dass die Stre­cke erst am 7. Okto­ber wie­der frei­ge­ge­ben wird. Das heißt, auch nach Ende der baden-würt­tem­ber­gi­schen Som­mer­fe­ri­en, wenn es für vie­le und vie­les so rich­tig los geht, bleibt es bei drei Stun­den pro Richtung …

Kurz: Schwarztee löst das Becherproblem

Ich hat­te ein Becher­pro­blem. Genau­er gesagt hat­te ich mir ange­wöhnt, mor­gens einen Milch­kaf­fee am Bahn­hof zu kau­fen, für das Früh­stück im Zug. Macht Müll, bekann­ter­ma­ßen. Statt des­sen Kaf­fee im Zug kau­fen? Schmeckt meist wider­lich, kos­tet viel, manch­mal ist das Bis­tro außer Betrieb, und in „mei­nem“ Zug sind schnell alle Plät­ze belegt, was dann wie­der zu Pap­pe statt Por­zel­lan führt. 

Eige­nen Becher mit­brin­gen? Im Prin­zip ja, ich hät­te sogar einen, aber so rich­tig anfreun­den konn­te ich mich damit bis­her nicht. Die Hür­de ist eher psy­cho­lo­gisch (und, wie bei sol­chen Din­gen oft, eher irra­tio­nal): ich müss­te fra­gen, ob ich den Becher ver­wen­den darf, und sicher gibt es irgend­wel­che Pro­ble­me mit Trans­port und Reinigung. 

Was habe ich also statt­des­sen gemacht? Tee statt Kaf­fee, in der Ther­mos­kan­ne von zu Hau­se mit­ge­bracht, hat a. den Vor­teil eines eta­blier­ten und ein­ge­spiel­ten Trans­port­be­hält­nis­ses und kann b. mor­gens in weni­gen Minu­ten zube­rei­tet wer­den – Kaf­fee­ko­chen ist deut­lich zeit­auf­wän­di­ger, und die fehlt mir mor­gens. Ergeb­nis: Ich könn­te mich dran gewöh­nen – viel­leicht ist das, vor­erst jeden­falls mal, mei­ne Lösung für das To-go-Becherproblem.