Neu kaufen oder reparieren lassen? Diesmal: mein Fotoapparat

Canon

Seit März 2005 (Foto einer Blind­schlei­che – eines der ers­ten Bil­der) habe ich die Canon EOS 300D – für mich immer noch eine der bes­ten digi­ta­len Spie­gel­re­flex­ka­me­ras im noch eini­ger­ma­ßen bezahl­ba­ren Preis­seg­ment. Seit­dem habe ich ziem­lich genau 25.000 Fotos damit gemacht. Pünkt­lich zum Ende des grü­nen Neu­jahrs­emp­fangs am 16.1. die­sen Jah­res gab es dann komi­sche Geräu­sche und kei­ne Bil­der mehr (was nicht nur auf­grund des gleich noch aus­ge­führ­ten Punk­tes scha­de ist, son­dern weil es wun­der­ba­res son­ni­ges Win­ter­wet­ter und ein tol­les Land­schafts­pan­ora­ma in Kirch­zar­ten gab, dass ich – neben diver­sen Poli­ti­ke­rIn­nen – auch ger­ne noch foto­gra­fiert hätte).

Heu­te kam nun der Kos­ten­vor­anschlag – eine Repa­ra­tur wür­de 184 € kos­ten (abzüg­lich der 30 €, die für das Erstel­len des Kos­ten­vor­anschlags zu zah­len waren, und die damit wohl ver­rech­net wer­den, wenn ich das rich­tig ver­stan­den habe). Das ist ziem­lich viel Geld. Eine neue Canon EOS 450D oder 500D – also das aktu­el­le Modell in der glei­chen Rei­he – kos­tet etwa drei- bis vier­mal so viel. Und bie­tet eini­ge ver­lo­cken­de Eigen­schaf­ten. Gar nicht so sehr die natür­lich in den letz­ten fünf Jah­ren rasant gewach­se­nen Mega­pi­xel, son­dern eher der deut­lich aus­ge­bau­te ISO-Bereich. Bei der Canon EOS 300D ist bei 1600 ISO Schluss, und das gibt schon sehr ver­rausch­te Bil­der – die 450D und erst recht die 500D gehen deut­lich wei­ter. Fak­tisch heißt das, dass es mög­lich ist, auch bei rela­tiv schlech­ten Licht­ver­hält­nis­sen noch ohne Blitz zu foto­gra­fie­ren. Mach(t)e ich zwar bis­her auch schon, aber weil eben nur bis 800 ISO noch eini­ger­ma­ßen rausch­freie Bil­der raus­ka­men, bedeu­te­te das im Umkehr­schluss Ver­schluss­zei­ten von 1/8 bis zu einer Sekun­de. Und so lan­ge hal­ten Men­schen nor­ma­ler­wei­se nicht still – weder die, die nach­her auf dem Bild zu sehen sein sol­len, noch der, der den Foto­ap­pa­rat in der Hand hält.

Für mich ich klar, dass ich wei­ter­hin mit einer digi­ta­len Spie­gel­re­flex­ka­me­ra foto­gra­fie­ren möch­te. Ich habe zwar noch eine klei­ne „Point-and-Shot“-Kamera, aber die Qua­li­tät ist (obwohl die bei den Mega­pi­xeln etc. deut­lich bes­ser abschnei­det) doch stark unter­schied­lich. Beson­ders deut­lich wird das bei Makro­auf­nah­men und über­all, wo Tie­fen­schär­fe (also der ver­schwom­men wer­den­de Hin­ter­grund) eine Rol­le spielen. 

Damit ste­he ich jetzt vor der Ent­schei­dung: Neu­kauf des Nach­fol­ge­mo­dells oder Repa­ra­tur der EOS 300D? Für einen Neu­kauf spre­chen die Ver­bes­se­run­gen gegen­über der 300D. Ande­rer­seits sind unge­fähr 500 € doch rela­tiv viel, und ich weiss nicht, ob ich die jetzt aus­ge­ben will (oder ob nicht z.B. ein licht­stär­ke­res Objek­tiv eine bes­se­re Inves­ti­ti­on wäre). 

Für eine Repa­ra­tur spricht neben der mone­tä­ren Fra­ge vor allem mein öko­lo­gi­sches Gewis­sen: ich habe kei­ne Ahnung, wie die Öko­bi­lanz einer Digi­tal­ka­me­ra aus­sieht, aber der lang­fris­ti­ge Gebrauch ist auf jeden Fall sinn­voll – da hät­te ich eigent­lich auch ger­ne ein Modell, das auch ent­spre­chend gebaut ist. Das wür­de dann aber ver­mut­lich doch deut­lich mehr kos­ten als die aktu­el­len drei­stel­li­gen Canon-Model­le. Der EOS 300D ist der inten­si­ve Gebrauch inzwi­schen durch­aus anzu­se­hen – im Foto­ge­schäft wur­den erst­mal die Krat­zer am Gehäu­se und am Griff notiert. Das hat aber auch was damit zu tun, dass viel Kunst­stoff ver­baut ist – auch in der Mechanik. 

Jeden­falls ste­he ich jetzt vor der Fra­ge „Neu kau­fen oder repa­rie­ren las­sen?“ und kann mich nicht so recht ent­schei­den. Für Inputs sowohl dazu wie auch zur Qua­li­tät der 450D/500D wäre ich daher dankbar.

War­um blog­ge ich das? Crowd­sour­cing – und weil’s ein schö­nes Bei­spiel für Ent­schei­dungs­punk­te in nach­hal­ti­gen Lebens­sti­len darstellt.

Discounter und ihre Kosten (Update)

Seit ein paar Tagen wird dar­über dis­ku­tiert, dass die Dis­coun­ter-Ket­te Lidl Beschäf­tig­te übelst aus­spio­niert hat – die Debat­te schlägt wei­te Krei­se, im bür­ger­recht­lich-daten­schüt­ze­ri­schen Umfeld kur­siert schon ein Vor­schlag für ein neu­es Fir­men­lo­go. Dass der pri­vat­wirt­schaft­li­che Big-Brot­her-Trieb dem staat­li­chen in nichts nach­steht, ist so neu nun aller­dings auch wie­der nicht. Und wäh­rend die mit Pay­back-Kar­te zah­len­den Kun­dIn­nen das zumin­dest frei­wil­lig tun, geht die inti­me Über­wa­chung von rela­tiv wehr­lo­sen – Betriebs­rä­te und so’n Zeug mögen die Dis­coun­ter, wenn ich das so pau­schal sagen darf, ja auch nicht – abhän­gig Beschäf­tig­ten in ihrer Ver­werf­lich­keit noch um eini­ges über das sons­ti­ge Geba­ren hin­aus. Um es klar zu sagen: die Arbeits­be­din­gun­gen bei Dis­coun­tern sind einer der Grün­de, war­um ich ver­su­che, zu ver­mei­den, dort ein­zu­kau­fen. Und das gilt eben nicht nur für Lidl, son­dern für alle, die in die­se Preis­klas­se hinabreichen.

Julia See­li­ger weist nun dar­auf hin, dass unse­re Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te – und wirt­schafts­po­li­ti­sche Spre­che­rin der Bun­des­tags­frak­ti­on – Kers­tin And­reae einen Vier-Wochen-Boy­kott von Lidl for­dert. Und Julia hat völ­lig recht damit, die­ses zurück­zu­wei­sen. Auf den ers­ten Blick mag der Vor­schlag logisch erschei­nen: ein Wirt­schafts­un­ter­neh­men hält sich nicht an den ord­nungs­po­li­ti­schen Rah­men, wird a. juris­tisch belangt und b. sym­bo­lisch auch von Ver­brau­che­rIn­nen-Sei­te mit Miss­ach­tung – sprich: Kauf­boy­kott – bestraft. Danach gelobt es Bes­se­rung und alles ist wie­der grün und sozi­al in der Markt­wirt­schaft. Wenn es denn so wäre, und wenn der­ar­ti­ges der ein­zi­ge Grund für einen Boy­kott wäre. Nur pas­sie­ren fast jede Woche bei den gro­ßen Bil­lig­händ­lern Din­ge, die hart an der Gren­ze zum Ille­ga­len lie­gen: das zei­gen die gewerk­schaft­li­chen Schwarz­bü­cher eben­so wie die ent­spre­chen­den Pres­se­mel­dun­gen. (Mal ganz abge­se­hen von den Bedin­gun­gen bei Zulie­fe­rer-Fir­men in ande­ren Län­dern oder der öko­lo­gi­schen und gesund­heit­li­chen Qua­li­tät von bil­lig her­ge­stell­ten Produkten).

Und ganz prin­zi­pi­ell stellt sich die Fra­ge, ob die grenz­wer­ti­gen Arbeit­neh­me­rin­nen-Rech­te und das ent­spre­chen­de Lohn­ni­veau bei der­ar­ti­gen Unter­neh­mun­gen nicht schon im kal­ku­la­to­ri­schen Ansatz vor­ge­se­hen sind. Wenn das so ist, dann wäre es bes­ser, wenn Kers­tin statt der Boy­kott­for­de­rung, die ja auch so ein biß­chen Kapi­tu­la­ti­on vor dem Kapi­tal ent­hält, zum Bei­spiel das The­ma Min­dest­lohn in den Vor­der­grund rücken wür­de. Das heißt dann aber auch: mehr Ord­nungs­recht. Und auch, wenn ich von Gewerk­schaf­ten nicht immer viel hal­te – in die­sem Bereich sind sie wei­ter­hin unbe­dingt notwendig.

War­um blog­ge ich das? Weil das klei­ne Bei­spiel „Lidl über­wacht Ange­stell­te“ exem­pla­risch deut­lich macht, dass zur recht­li­chen Ein­he­gung von Kapi­ta­lis­mus und Glo­ba­li­sie­rung auch eine ent­spre­chen­de Kon­trol­le und Durch­set­zung der Rechts­la­ge gehört – ohne jour­na­lis­ti­sche Recher­chen (in die­sem Fall des „Stern“) pas­siert sonst sehr sel­ten etwas.

Update: (10.04.2008) Lidl behaup­tet, auf­grund der (Berich­te über die) Video­über­wa­chung spür­ba­re Umsatz­ein­bu­ßen zu erlei­den. Inter­es­sant, wenn’s denn stimmt.