Aus Langeweile bin ich heute einmal um das Rieselfeld, also den Stadtteil Freiburgs, in dem ich wohne, herum spaziert. Was mir neu war: Das ist fast komplett jenseits von Straßen möglich; das, was ich bisher als Straßenbegleitgrün wahrgenommen habe, sind in Wirklichkeit auch am südöstlichen Rand des Stadtteils kleine lichtdurchflutete Wäldchen mit viel Holunder und Robinie, durch die sich sanfte Wege schlängeln.
Anders gesagt: allmählich gehen mir die Spazierwege aus. Das soll nicht heißen, dass meine Tage nicht gut gefüllt wären. Wenn die Kinder da sind, ist es ein ziemlicher Kampf, Home-Office, Unterstützung der Kinder und Dinge wie Essen für alle Kochen unter einen Hut zu bringen. Wenn sie nicht da sind, ist der Tag mit Videokonferenzen, Mails und Telefonaten (und am Rande noch ein bisschen Parteiarbeit) gut ausgefüllt. Überhaupt: dass jetzt auch Menschen, bei denen ich das gar nicht erwartet hätte – wie etwa unser Ministerpräsident – die Vorteile von Videokonferenzen entdecken, hinterlässt bei mir eine gewisse Hoffnung, dass es auch in der Zeit nach Corona nicht mehr für jeden Zweistundentermin ein Deutschlandreise braucht. Oder, etwas lokaler: viele Teilnehmer*innen des grünen Kreismitgliedertreffens im Flächenlandkreis Breisgau-Hochschwarzwald stellten am Ende fest: geht so auch, und spart lange Anfahrten aus dem Hochschwarzwald oder dem Kaiserstuhl. (Und auch die Kinder haben inzwischen ihre regelmäßigen Video-Termine: die Pfadfinder machen eine Gruppenstunde per Zoom, die Schule setzt auf Moodle beim Landesnetzwerk belwue, dort ist BigBlueButton als Videokonferenzsystem integriert.)
Also, die Tage sind gut gefüllt. Trotzdem wird die Routine so ganz ohne Abwechslungen per Ortswechsel allmählich langweilig. Und ich mache mir Gedanken, ob ich meine Bahncard 100 verlängern soll oder doch noch warte. Denn auf absehbare Zeit sind wir, allen Lockerungsdebatten zum Trotz, noch in einer vom Virus bestimmten Zeit, nicht in der Zeit des Danach.