Photo of the week: Twelve views

Twelve views

Über die letz­ten zwei Jah­re hin­weg habe ich immer mal wie­der die­se Sei­te des Tales foto­gra­fiert, in dem Gün­ter­s­tal liegt. Ein Grund dafür ist, dass ich noch immer fas­zi­niert davon bin, wie unter­schied­lich die Land­schaft je nach Jah­res­zeit aus­sieht. Ein ganz ande­rer, recht pro­fa­ner Grund ist die Lage der Stra­ßen­bahn­hal­te­stel­le Wie­sen­weg – an der ich in den letz­ten Mona­ten recht oft auf eine Stra­ßen­bahn gewar­tet habe, und die einem die Mög­lich­keit gibt, wäh­rend des War­tens die mit­ge­nom­me­ne Kame­ra aus der Tasche zu zie­hen und sol­che Fotos zu machen.

Logokritik

Bünd­nis 90/Die Grü­nen haben ab sofort ein neu­es Logo (war­um auch immer). Ers­ter Bauch­ein­druck: ver­bes­se­rungs­be­dürf­tig, nicht wirk­lich überzeugend.

So sieht’s aus:

Mein Ein­druck: Ziem­lich eckig und sta­tisch für eine orga­ni­sche und dyna­mi­sche Par­tei. Die Käst­chen­auf­tei­lung heißt auch, dass sich die Son­nen­blu­me ein­fach abknip­sen lässt ((wobei das laut Design­lay­out­fa­den strengs­tens ver­bo­ten ist)). Die Schrift sieht aus, als wären die „e„s ange­knab­bert. Der Farb­ver­lauf im lin­ken Kas­ten von gelb zu grün sieht nach „Prak­ti­kan­tIn hat mit Effek­ten rum­ge­spielt aus“.

Aus mei­ner Sicht war das größ­te Pro­blem mit dem alten Logo die Unhand­lich­keit – im Ver­gleich zu „SPD“, „CDU“ oder „FDP“ nahm es ein­fach immer viel Raum ein, was z.B. bei Fern­seh­gra­fi­ken oder Wahl­um­fra­gen­be­bil­de­run­gen ein Pro­blem dar­ge­stellt hat. Ansons­ten war das alte Logo klar, ein­präg­sam und ein­ge­führt und hat durch die typi­schen Far­ben viel zur Wie­der­erkenn­bar­keit und zum Trans­port der Kern­bot­schaft „Umwelt­kom­pe­tenz“ beigetragen.

Das größ­te Pro­blem mit dem neu­en Logo: es ändert am größ­ten Pro­blem mit dem alten Logo nichts. Immer noch han­delt es sich um eine aus­ufern­de Logo­land­schaft, nicht um ein kur­zes, ein­deu­ti­ges Sym­bol. Vor der Fusi­on Grü­ne – Bünd­nis 90 hat die Son­nen­blu­me allei­ne gereicht. Ein gutes Logo wür­de die­sen Grad von Ein­präg­sam­keit errei­chen. Also: das neue ist nicht knap­per, redu­zier­ter, ein­fa­cher, son­dern ein­fach nur anders kom­pli­ziert, und sieht noch dazu nicht schön aus. Und was ich mir noch über­haupt nicht vor­stel­len kann: wie soll das gan­ze in Anwen­dun­gen aus­se­hen, bei denen nur rein ein­far­big gedruckt wer­den kann, ohne Grau­stu­fen oder Farb­ab­stu­fun­gen – z.B. auf Luft­bal­lons? Kas­ten Kas­ten Strich?

Neben­ef­fek­te: sämt­li­ches altes Wahl­kampf­ma­te­ri­al kann (a) weg­ge­wor­fen wer­den oder (b) trotz anders­wei­ti­ger Bit­ten wie­der­ver­wen­det wer­den, und führt dann zu neu­er Unübersichtlichkeit.

Offi­zi­ell wird das neue Logo übri­gens wie folgt begrün­det:

Es drückt sym­bol­haft die Wei­ter­ent­wick­lung der Grü­nen Par­tei auch in der Fra­ge des Erschei­nungs­bil­des aus. Dabei wur­den die tra­di­tio­nel­len und jün­ge­ren Ele­men­te von Bünd­nis 90/Die Grü­nen noch bes­ser mit­ein­an­der ver­eint und modernisiert.

Die wich­tigs­ten Char­ka­te­ris­ti­ka des neu­en Logos:

* Auf­ge­räumt: Das Logo besteht aus drei klar geglie­der­ten Berei­chen: Son­nen­blu­me, Par­tei­na­me und Fun­da­ment, die immer gemein­sam abge­bil­det wer­den. Durch die Zwi­schen­räu­me wird das Logo immer ein­ge­bet­tet in sei­nen Hin­ter­grund und damit Teil dessen.
* Die Son­nen­blu­me: Sie steht euro­pa­weit für die Grü­ne Bewe­gung, ist unver­wech­sel­bar, orga­nisch und klar.
* Das blaue Fun­da­ment: Es bil­det die gra­fi­sche Basis des Logos und stützt das Gesamt­werk. Dabei greift es die Far­be blau auf, als gra­fi­sches Fun­da­ment, das für den Zusam­men­schluss zwi­schen „Bünd­nis 90“ und den „GRÜNEN“ steht.
* Die Schrift: Die kla­re und sach­li­che Schrift ver­mit­telt Direkt- und Offen­heit. Durch die nach­träg­li­che Bear­bei­tung ist sie ein­zig­ar­tig und unverwechselbar. 

Mei­ne vier Spie­gel­stri­che wären dage­gen: lang­wei­lig – Son­nen­blu­me nur noch Hin­ter­grund – das blaue Fun­da­ment steht schief (Bal­ken nur rechts) – 80er-Jah­re-Com­pu­ter­pro­gram­me wur­den mit ganz ähn­li­chen moder­nen und inno­va­ti­ven Schrif­ten bewor­ben. Scha­de – wird Zeit, die Wer­be­agen­tur zu wechseln!

Altes aus Xanga, Teil XIV (und Schluss)

Fri­day, August 13, 2004

Google goes Olympia …

… und scheint dies­mal grie­chi­sche Göt­tIn­nen beim sport­li­chen Wett­kampf zu zeigen.


Thurs­day, August 12, 2004

taz heute in konsequenter kleinschreibung – rechtschreibreform und regelwut

mei­ne eige­nen erfah­run­gen mit tex­ten, die kon­se­quent klein geschrie­ben sind, beru­hen mehr oder weni­ger nur auf über­schrif­ten, ein­lei­tungs­tex­ten und dem einen oder ande­ren pla­kat für den u‑asta frei­burg, dass in – irgend­wie an links-70er-tra­di­tio­nen erin­nern­der – klein­schrei­bung erschie­nen ist. 

die taz geht heu­te einen schritt wei­ter (der link unten zum per­len­tau­cher faßt zusam­men) und erscheint kom­plett in gemä­ßig­ter klein­schrei­bung. das heißt, sie schreibt nur eigen­na­men und satz­an­fän­ge groß, alles ande­re klein. auf den ers­ten blick sehr gewöh­nungs­be­dürf­tig; es dau­ert eine zeit, bis sich der gewohn­te lese­fluss ein­stellt – dann aber durch­aus angenehm.

> perlentaucher.de (12.08.2004)

am schöns­ten aller­dings fin­de ich an der heu­ti­gen taz nicht das klein­schreib-expe­ri­ment (auch wenn’s eine net­te vol­te gegen sprin­ger und spie­gel ist), son­dern das essay von rein­hard kahl zum zivi­li­sa­to­ri­schen gewinn durch die recht­schreib­re­for­m­un­si­cher­hei­ten: statt sich per­ma­nent an regeln hal­ten zu müs­sen, sind die­se damit ein stück weit auf­ge­weicht und ent­ver­selbst­ständ­licht wor­den. hier kann ich kahl nur zustim­men: regel­wut tut sel­ten gut!

> rein­hard kahl: die list der rechtschreibreform


Mon­day, May 10, 2004

Der Grafiker hinter Googles Grafiken

Irgend­wo auf den Goog­le-Sei­ten gefun­den: Com­pu­ter artist dood­les ood­les of ‚Google’s


Fri­day, April 23, 2004

Google-Galerie

Schön aus­ge­führ­te Früh­lings­land­schaft mit Fisch zum Earth-Day 2004:


earthday04.gif (GIF-Gra­fik, 276x139 Pixel)


Sun­day, March 28, 2004

Weapons of Mass Destruction endlich gefunden …

… sie­he die­se Frie­dens­de­mo in den USA:

> What is war?


Wed­nes­day, March 17, 2004

Frühling in Freiburg heißt Sommer

Irgend­wie erscheint die Stadt wie ver­än­dert, kaum dass die war­me Jah­res­zeit ange­bro­chen ist. Das sprich­wört­li­che süd­länd­li­sche Flair wird ange­schal­tet, Fens­ter wer­den auf­ge­ris­sen, die Eis­ca­fes haben wie­der auf (Scho­ko­or­an­ge­zimt!). Und alle Welt rennt im T‑Shirt her­um und sitzt im Stra­ßen­ca­fe. Noch abends um sechs hat es jetzt 27°C: eine Stadt erwacht aus dem Winterschlaf.

Altes aus Xanga, Teil XIII

Wed­nes­day, March 17, 2004

Letzte Filme

Eigent­lich lie­ße sich zu Lost in Trans­la­ti­on eine gan­ze Men­ge schrei­ben – über die Absur­di­tät, die damit ver­bun­den ist, über das unwirk­lich pop­b­un­te Japan, über cul­tu­re shocks und der­glei­chen. Auch über den schon etwas älte­ren Film Tuva­lu könn­te hier was geschrie­ben wer­den – neu­lichs zum ers­ten Mal gese­hen (auf DVD), und fest­ge­stellt, dass die Mischung aus altern­den Jugend­stil­ge­bäu­den, obsku­ren Ost­block­län­dern und farb­ver­frem­de­ter Slap­stick­haf­tig­keit durch­aus überzeugt.

Aber um die­se bei­den Fil­me soll es jetzt nicht gehen. Statt des­sen ein paar Wor­te zur nor­we­gisch-schwe­di­schen Ko-Pro­duk­ti­on Kit­chen Sto­ries: ein Film mit einem trau­ri­gen Ende, und zwei Ebe­nen, die bei­de durch­aus anschau­bar sind. Und schö­ne Bil­der selt­sa­mer Auto­mo­bi­le in ver­schnei­ter Land­schaft gibt es auch. Die eine Ebe­ne ist ein Film über allein leben­de Män­ner (dies­seits und jen­seits der nor­we­gisch-schwe­di­schen Gren­ze, im Beob­ach­ter­stuhl und davor) und ihre Unfä­hig­keit zur Kom­mu­ni­ka­ti­on. Die ande­re Ebe­ne ist ein Film über den Sozi­al­wis­sen­schafts­be­trieb der 1950er Jah­re: Posi­ti­vis­mus a la car­te, der genia­li­sche Wis­sen­schaft­ler zählt noch was, und For­schung heißt: genau nach Plan beob­ach­ten, aber kei­nes­falls mit den For­schungs­ob­jek­ten kom­mu­ni­zie­ren! Was natür­lich nicht funk­tio­niert, ins­be­son­de­re dann nicht, wenn schwe­di­sche, auch schon etwas älte­re Jung­for­scher mit ihren eige­nen Pro­ble­men älte­re nor­we­gi­sche Jung­ge­sel­len in deren Küchen beob­ach­ten sol­len. Der Sinn selt­sa­mer Hand­lun­gen erschließt sich erst durch Nach­fra­ge, und lan­ge bleibt es nicht bei der ste­ri­len For­schungs­si­tua­ti­on. Wenn ein Film die Absur­di­tät (das Absur­de scheint eine Spe­zia­li­tät der letz­ten paar Fil­me zu sein, die ich so ange­schaut habe) eines posi­ti­vis­tisch-objek­ti­vis­ti­schen For­schungs­pro­gramms (im Diens­te der Ratio­na­li­sie­rung des All­tags) dar­stellt, dann die­ser. Und trotz trau­ri­gem Ende: die all­täg­li­che Irra­tio­na­li­tät gewinnt am Schluss, und das ist gut so.

> Lost in Translation

> Kit­chen Stories


Satur­day, Febru­ary 14, 2004

Google goes Valentine


Tues­day, Febru­ary 03, 2004

Fraktale bei Google


http://www.google.de/images?q=julia+fractals


Sun­day, Febru­ary 01, 2004

Bei der US-SuperBowl nicht zu sehen – aber hier

Die Inter­net-Poli­tik-Initia­ti­ve MoveOn.org, bekannt gewor­den durch Gras­wur­zel-Aktio­nen gegen den Irak­krieg, mischt sich auch in den ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­dent­schafts­wahl­kampf ein. Mit einem unter Crea­tive­Com­mons lizen­zier­ten Anti-Bush-Wer­be­spot. Lei­der wei­gert sich der Sen­der CBS, den zu zei­gen – obwohl Move­On dafür zah­len will, und obwohl ande­re poli­ti­sche Wer­bung, etwa von Bush selbst, durch­aus läuft. Der Spot läuft nun bei CNN – und ist zusam­men mit eini­gen ande­ren Ergeb­nis­sen des Move­On-Anti-Bush-Wer­bungs-Wett­be­werbs auch hier zu sehen:

> Bush in 30 Seconds


Thurs­day, Janu­ary 15, 2004

Google on Mars

Altes aus Xanga, Teil XI

Wed­nes­day, Octo­ber 22, 2003

Sammelfilmkritik

Huh, lei­der gar nicht so ein­fach, so ein Web­log aktu­ell zu hal­ten. Eigent­lich wür­de ich hier & jetzt ger­ne noch was über Wha­le Rider (Eth­no­öko­kitsch, gefiel mir eini­ger­ma­ßen gut), einen indi­schen Film namens Waves sowie über Herrn Leh­mann (Genau so waren die 80er Jah­re in Ber­lin, ich – Jahr­gang 1975 – bin mir da ganz sicher!) schrei­ben, kom­me aber gra­de nicht dazu. Also bemer­ke ich ein­fach nur, dass ich neu­lichs (ist auch schon wie­der fast zwei Wochen her) im Rah­men von body.city im fast men­schen­lee­ren Haus der Kul­tu­ren der Welt in Ber­lin Reason, Deba­te and a Sto­ry von Rit­wik Ghat­ak ange­schaut habe: ein ben­ga­li­scher Schwarz­weiss-Film aus dem Jahr 1974, mit ziem­lich ver­wa­ckel­ten eng­li­schen Unter­ti­teln. Body.city schreibt dazu: 

In sei­nem Film por­trä­tiert sich Ghat­ak selbst als den trin­ken­den und aus­ge­laug­ten Intel­lek­tu­el­len Neelkan­tha. Er unter­nimmt eine Art Schel­men­rei­se durch Ben­gal, um sich mit sei­ner von ihm getrennt leben­den Frau zu ver­söh­nen. Der Regis­seur flicht unter­schied­li­che Sti­le und Bil­der inein­an­der. Sei­ne Palet­te reicht von der vul­gä­ren Kalen­der­kunst über kit­schi­ge Lie­bes­fil­me und einen abs­trak­ten moder­nen Toten­tanz bis hin zum Lied­gut der Baul.

War­um ich das erwäh­ne? Weil – neben der inhalt­li­chen Ebe­ne – tat­säch­lich vor allem eini­ge Stil­ele­men­te span­nend waren: die hier „Toten­tanz“ genann­te abs­trak­ten Zwi­schen­blen­den, Groß­auf­nah­men, durch­cho­reo­gra­phier­te Ver­fol­gungs­jag­den und Schie­ße­rei­en im Wald, sowie in groß­for­ma­ti­ge Land­schafts­bil­der glei­ten­de Lie­bes­sze­nen. Ziem­lich viel davon lässt sich auch in neue­ren Bol­ly­wood-Fil­men fin­den. Und das fin­de ich durch­aus erwähnenswert.


Sun­day, July 13, 2003

Miscellaneous

Jede Men­ge Arbeit, des­we­gen wenig Zeit für Ein­trä­ge hier, zum Aus­gleich des­we­gen drei auf ein­mal: Die­ses Wochen­en­de habe ich in Karls­ru­he ver­bracht, und zwar vor allem des­we­gen, weil ich auf dem Linux­tag am Sams­tag den vom Netz­werk Neue Medi­en e.V. orga­ni­sier­ten Initia­ti­ven-Info­stand betreut habe, d.h. ca. 300 Leu­ten einen Fly­er mit kur­zen Tex­ten zu ver­schie­de­nen netz­po­li­ti­schen Initia­ti­ven in die Hand gedrückt, die eine oder ande­re Fra­ge beant­wor­tet und auch ein biß­chen dis­ku­tiert. War nett, und inter­es­sant, wie ver­schie­den die Reak­tio­nen des von Sun/IB­M/HP-Mit­ar­bei­te­rIn­nen bis hin zum klas­si­schen Geek-Coder rei­chen­den Publi­kums waren. Und ganz abge­se­hen davon war es ganz ein­drucks­voll, den Wirt­schafts­fak­tor „Open Source“ mal plas­tisch vor Augen zu sehen.

Da schon mal in Karls­ru­he, und da Angie auch Zeit hat­te, haben wir den Abend dann dazu genutzt, ins Kino zu gehen und uns VERSCHWENDE dei­ne JUGEND ange­schaut. 1980er Jah­re, vie­le Remi­ni­sze­nen an mei­ne jüngs­te Ver­gan­gen­heit (von den Eis­sor­ten bis zum Daten­trä­ger der Zukunft, der CD), eine schi­cke CGA-Pixel-Schrift für die Beschrif­tun­gen, net­te Musik, und eine bemit­lei­dens­wer­te, weil voll­kom­men über­for­der­te Haupt­fi­gur. Unter­hal­tung, bringt einen aber immer­hin dazu, noch­mal dar­über nach­zu­den­ken, was NDW denn jetzt eigent­lich wirk­lich war, wie­viel einem selbst davon mit 10 bis 15 Jah­ren bewusst gewe­sen und gewor­den ist, und wie Trends und Moden so funktionieren.

Karls­ru­he stand auch am Sonn­tag noch, da gab’s dann sci­ence + fic­tion im ZKM. Auch wenn der Name erst­mal ande­res ver­mu­ten lässt, geht’s bei sci­ence + fic­tion nur am Ran­de um Sci­ence Fic­tion, haupt­säch­lich aber um das Wech­sel­spiel zwi­schen Science/Wissenschaft auf der einen und Fiction/Kunst/Gesellschaft/Diskursivität auf der ande­ren Sei­te. Und das in einem ziem­lich span­nen­den Aus­stel­lungs­kon­zept, gespons­ort und ins Leben geru­fen von der Volks­wa­gen­stif­tung. Auf den ers­ten Blick sieht die Aus­stel­lung win­zig aus (vgl. Aus­tel­lungs­kon­zept): drei, vier grö­ße­re Instal­la­tio­nen, ein paar Vir­tri­nen, ein paar selt­sa­me oran­ge­ne For­men mit Tele­fon­mu­scheln dran. Aber trotz­dem waren zwei Stun­den fast zu knapp, um sich damit zu beschäf­ti­gen. Im Unter­ti­tel der Aus­stel­lun­gen geht’s um Nano­tech und kul­tu­rel­le Glo­ba­li­sie­rung – dazwi­schen lie­gen vor allem Neu­ro­wis­sen­schaf­ten, Ful­le­re­ne und die Zukunfts­for­schung. Beson­ders ein­drucks­voll fand ich eigent­lich fast alles, nen­nen möch­te ich die Wild­Card-Instal­la­ti­on von Dell­brüg­ge und de Moll, bei der auf gro­ßen her­aus­zieh­ba­ren Kar­ten State­ments von Künst­le­rIn­nen und Wis­sen­schaft­le­rIn­nen zu The­men der Zukunft ver­ar­bei­tet wur­den. Wis­sen­schaft und Kunst gehen hier flie­ßend inei­anan­der über. Der spie­geln­de Eth­no­ex­pe­di­ti­ons­bus von Chris­toph Kel­ler war mir dage­gen etwas zu sophisti­ca­ted begrün­det, Lacan muss nicht sein. Die flie­ßen­den Über­gän­ge zwi­schen Kunst und Wis­sen­schaft waren auch sehr schön zu sehen in der Wand­pro­jek­ti­on von hand­schrift­li­chen Skiz­zen und Noti­zen zu wis­sen­schaft­li­chen und künst­le­ri­schen Pro­jek­ten. Wäre eine eige­ne Arbeit wert, sich damit zu beschäf­ti­gen! Rund­her­um Vitri­nen – pla­ka­ti­ves Aus­stel­lungs­stück oben in der Vitri­ne, z.B. Joda aus Star Wars oder auch ein ein­ge­leg­tes Gehirn – aus dem Vitri­nen­schrank raus­zieh­bar dann span­nen­de Erläu­te­rungs­schub­la­den. Net­tes Inter­face! Was gibt’s noch: zum Bei­spiel die Links und Essays zum theo­re­ti­schen Hin­ter­grund der Aus­stel­lung. Hat mir gefal­len, schö­nes Kon­zept, und auch die Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen Wis­sen­schaft und gesell­schaft­li­chen Dis­kur­sen (ob Sci­ence Fic­tion, Kunst oder Feul­lie­ton) sind etwas, was ich sicher­lich wei­ter im Auge behal­ten wer­de. Die Aus­stel­lung sci­ence + fic­tion läuft noch bis zum 17.08. in Karls­ru­he und wan­dert dann weiter. 

Und Bücher gibt’s übri­gens auch zu sci­ence + fic­tion: den Aus­stel­lungs­ka­ta­log mit Inter­views mit den betei­lig­ten Künst­le­rIn­nen, und die Essays.

P.S.: Und ganz zum Schluss noch der Hin­weis auf einen kwei­te­ren kürz­lich ange­se­he­nen Film: Bollywood/Hollywood von Deepa Meh­ta wer­den Kli­schees aus indi­schem und ame­ri­ka­ni­schem Film gut durch­mixt und gera­ten zu mei­ner Mei­nung nach sehr humor­voll gewor­de­nen Mischung, die aber wahr­schein­lich nicht bei jeder und jedem auf Anklang stößt. Jeden­falls gab’s eini­ge schlech­te Kri­ti­ken, von wegen ein­falls­los etc. – ich hab eher Selbst­iro­nie und ein ziem­lich gelun­ge­nes Spiel mit Ste­reo­ty­pen gefun­den, das zu einem sicher­lich über­dreh­ten, für Som­mer­näch­te aber wun­der­voll geeig­ne­ten Film gewor­den ist.


Tues­day, June 17, 2003

Google-Kunst

Goog­le hat sei­ne Logo zur Abwechs­lung mal im Stil von MC Escher gestal­tet – und ver­linkt auf die Bil­der­su­che, die allen Copy­right­fra­gen zum trotz recht erfolg­reich ist.

> escher.gif (GIF-Gra­fik, 276x110 Pixel)

> Bil­der­su­che


Tues­day, June 10, 2003

Menschen zu Pixeln?

In Bar­ce­lo­na foto­gra­fiert Spen­cer Tunick 7.000 nack­te Men­schen auf öffent­li­chen Plät­zen (sie­he Spie­gel-Arti­kel unten). Aller­dings fra­ge ich mich, ob das gan­ze nicht viel­leicht noch ein Stück ein­drucks­vol­ler gewe­sen wäre, wenn – dank Com­pu­ter­un­ter­stüt­zung ist sowas heu­te ja rela­tiv ein­fach mög­lich – nicht amor­phe Men­schen­men­gen foto­gra­fiert wor­den wären, son­dern Bil­der? 7000 Leu­te sind recht­eckig ange­ord­net immer­hin 70 x 100 Pixel, und wenn Han­dy­dis­plays mit sowas klar­kom­men, war­um dann nicht auch Künst­ler? Auf die­sem Pixel­ras­ter hät­ten dann mit Haut- bzw. Haar­far­be Figu­ren ange­ord­net wer­den kön­nen – z.B. die Wör­ter LOVE und HATE. Oder viel­leicht sogar (hier wür­de es schon etwas kniff­li­ger) Grau­stu­fen­bil­der. Men­schen zu Pixeln? 

> Foto­kunst: „Bar­ce­lo­na legt die Klei­der ab“ – Pan­ora­ma – SPIEGEL ONLINE


Sun­day, May 25, 2003

Matrix zwei

Einer der im in der letz­ten Zeit im Vor­feld sicher­lich mit am meis­ten gehyp­te Film ist sicher­lich der zwei­te Teil der Matrix-Tri­lo­gie, Matrix Rel­oa­ded. Und eigent­lich macht es fast kei­nen Sinn, noch eine wei­te­re Bespre­chung dazu zu schrei­ben, weil so gut wie jede Kul­tur­sei­te jeder Zei­tung das schon getan hat. Sich den all­ge­mein doch eher zwie­späl­tig aus­ge­fal­le­nen Bewer­tun­gen anzu­schlie­ßen, fällt nicht schwer: guter Action­film, aber dafür zu viel Phi­lo­so­phie, schlech­te Fort­set­zung, selt­sa­me Wen­dung, eigent­lich nur eine Masche, um Video­spie­le und Mer­chan­di­se zu ver­kau­fen. Usw. usf.

Des­we­gen hier nur ein paar höchst sub­jek­tiv gefärb­te Ein­drü­cke aus der Dop­pel­vor­stel­lung Matrix + Matrix Rel­oa­ded im Fried­richs­bau. Vol­les Haus, gute Stim­mung, bei Matrix eins waren mir eini­ge der grau­sa­me­ren Sze­nen gar nicht mehr in Erin­ne­rung gewe­sen. Dafür fällt mir jetzt auch der poten­ti­ell sys­tem­kri­ti­sche Cha­rak­ter auf: der Film lässt sich nicht nur radi­kal­kon­struk­ti­vis­tisch als Meta­pher auf unse­re ein­ge­schränk­te Wahr­neh­mung der Wirk­lich­keit lesen, son­dern auch sozi­al­kon­struk­ti­vis­tisch als Meta­pher auf den unsicht­ba­ren Käfig aus Nor­men und Insti­tu­tio­nen, den wir nicht wahr­neh­men kön­nen, weil wir dar­in auf­ge­wach­sen sind.

Der Film endet, kur­ze Pau­se, die Mög­lich­keit, noch mal etwas fri­sche Luft zu schnap­pen. Drau­ßen sieht alles unwirk­lich aus, die visu­el­le und musi­ka­li­sche Geschwin­dig­keit des Films steckt einem in den Glie­dern. Dann Teil II: Der Vor­spann sieht pro­fes­sio­nel­ler, glat­ter aus, damit aber auch weni­ger authen­tisch. In den letz­ten paar Jah­ren schei­nen Com­pu­ter­buch­sta­ben gro­ße Fort­schrit­te gemacht zu haben. Scha­de eigent­lich. Die Unix-Befeh­le sind aber dafür gleich geblie­ben. Unklar­heit dar­über, wann in der Hand­lungs­zeit Teil II ein­setzt. Wochen oder Jah­re nach dem ers­ten Teil? Aus den rebel­li­schen Out­cast-Cyber­punks sind jeden­falls kaum noch rebel­li­sche (oder wenn, dann in dem Sin­ne, in dem sich Cpt. Picard der ers­ten Direk­ti­ve wider­setzt) Tei­le der Star­fleet, par­don, Zion-Flot­te gewor­den. Sol­da­ten, ein­ge­bun­den in die Chain of Com­mand. Die Nebu­kad­ne­zar ist nur eines von vie­len Schif­fen (war das nicht ursprüng­lich mal ein Hover­craft, sehen Hover­crafts nicht eigent­lich ganz anders aus?). Die optisch ein­drucks­volls­te Sze­ne: eine sehr rea­lis­ti­sche Dar­stel­lung der Matrix, par­don, des visua­li­sier­ten, imersi­ven Cyber­space a la Gib­son ist die „Gate Vir­tu­al Ope­ra­tor“; im weiß der Zukunfts­vi­si­on aus 2001 wer­den per inter­ak­ti­ver imersi­ver Group­ware Lan­de­plä­ne wie Bau­klöt­ze ver­scho­ben. Der Büro­ar­beits­platz der Zukunft?

Wir sind in Zion ange­kom­men: was alles in eine stark auf Tech­nik basie­ren­de unter­ir­di­sche Stadt rein passt, ist schon erstaun­lich. Die Geo­me­trie bleibt unklar und der Ster­nen­him­mel besteht aus Schein­wer­fern. Abge­se­hen von der God-is-a-DJ-Anspra­che von Mor­pheus gefällt die sich anschlie­ßen­de Tanz-und-Sex­ein­la­ge durch­aus. Ob es Absicht ist, jeweils so irgend­wo im ers­ten Drit­tel der Fil­me aktu­el­le Musik unter­zu­brin­gen? An der Stel­le lässt sich viel­leicht auch anmer­ken, dass das Pro­dukt­pla­ce­ment lei­der auch dazu geführt hat, das klas­sisch-stil­bil­den­de Nokia in schwarz durch irgend­wel­chen Out­door­han­dys zu ersetzen.

Lie­bes­ge­schich­ten­kitsch, Der-auf­rich­ti­ge-wah­re-Über­zeug­te-setzt-sich-poli­tisch-durch-Kitsch, zurück in die Matrix. Neo-ist-Super­man-Kitsch (aber erst nach der Prü­ge­lei), mit Dank an den Comic­ver­lag im Abspann. Eigent­lich könn­ten Tri­ni­ty und Neo in dem Film auch gleich­star­ke Figu­ren ver­kör­pern; sym­me­trisch genug ange­legt (Wie­der­be­le­bung!) ist die Rol­le ja. Aber sie bleibt sein Side­kick, der wah­re ech­te Aus­er­wähl­te ist er. Oder dann doch nicht.

Die zwei­te ein­drucks­voll in Erin­ne­rung geblie­be­ne Sze­ne ist nicht die Auto­ver­fol­gungs­jagd (wie­so soviel Phy­sik in einem Com­pu­ter­sys­tem?), son­dern die Begeg­nung zwi­schen Neo und dem Archi­tek­ten: zwei pro­gam­ma­ti­sche Agen­ten tref­fen sich, und – die ein­zig gro­ße Leis­tung des Fil­mes – alles, was wir über Neo wuss­ten, ver­än­dert sei­ne Bedeu­tung. Out­cast, Hacker, Ret­ter der Mensch­heit? Von wegen – das Sys­tem denkt in grö­ße­ren Zusam­men­hän­gen und Zeit­ein­hei­ten und schafft sich regel­mä­ßig sei­ne eige­ne Oppo­si­ti­on, um den aus hygie­nisch-mathe­ma­ti­schen Grün­den not­wen­di­gen Reboot ein­zu­lei­ten, samt Keim­zel­le für die nächs­te Revo­lu­ti­on. Uner­find­li­cher­wei­se kom­men gewis­se hor­mo­nel­le Ungleich­ge­wichts­zu­stän­de dazwi­schen, und der Zuschau­er bleibt bis in den Herbst allei­ne mit der Fra­ge, ob dass den nun wirk­lich die rich­ti­ge Tür gewe­sen ist.

Pro­gno­sen für Matrix III: Wenn’s schlecht läuft, noch mehr Akti­on, noch weni­ger Sinn hin­ter den Phi­lo­so­phie­lek­tio­nen, ein wun­der­sa­mer Wan­del des Musik­stils fürs ers­te Drit­tel und ein Mensch und Mensch gewor­de­ne Maschi­ne (Smith als Virus) beglü­cken­des Hap­py End. Oder noch schlim­mer: alles nur ein böser Traum oder (eXis­tenz) nur ein Com­pu­ter­spiel. Wenn’s gut läuft, kommt in der Syn­the­se alles anders, Cybor­gi­sie­rung, Macht­kämp­fe in der Matrix und Macht­kämp­fe in Zion, die zu neu­en Alli­an­zen füh­ren. Die Ent­schei­dun­gen sind längst gefallen.