Hoffnung am Ende der Welt

SEC, Glasgow - II

Die Welt drau­ßen ist mal wie­der ziem­lich am Ende. Zeit­ge­nös­si­sche Sci­ence Fic­tion reagiert dar­auf auf drei Arten: sie setzt sich ers­tens direkt damit aus­ein­an­der – da sind wir dann bei „Cli­Fi“, Cli­ma­te Fic­tion und Ver­wand­tem, sei es Kim Stan­ley Robin­son, sei es T.C. Boyle, sei es mit ande­rer Per­spek­ti­ve Neal Ste­phen­son. Oder bei Wer­ken, die ande­re Pro­ble­me, die wir gera­de haben, direkt lite­ra­risch ver­ar­bei­ten. Aus­gren­zung und Inklu­si­on beispielsweise. 

Die zwei­te Reak­ti­on ist Eska­pis­mus. Das muss nichts schlech­tes sein. Sci­ence Fic­tion lan­det dann bei­spiel­wei­se bei der neus­ten Form der Space Ope­ra. Einen sehr guten Über­blick dar­über, was da alles drun­ter passt, gibt Jona­than Stra­han in sei­ner gera­de erschie­ne­nen Antho­lo­gie New Adven­tures in Space Ope­ra. Mit Nor­man Spin­rad spricht er davon, dass es sich bei Space Ope­ra nach wie vor um „straight fan­ta­sy in sci­ence fic­tion drag“ han­delt. Das gilt auch für das, was in den 2020er Jah­ren pas­siert, nach dem Höhe­punkt der „new space ope­ra“. Nur dass die­se Tex­te diver­ser und mul­ti­per­spek­ti­vi­scher sind, und sich kri­ti­scher mit den Poli­ti­ken und Macht­ver­hält­nis­sen in den jeweils ima­gi­nier­ten Wel­ten aus­ein­an­der­set­zen, als dies davor der Fall war. 

Drit­tens, und damit sind wir beim The­ma die­ses Tex­tes, erschei­nen eine Viel­zahl von Geschich­ten und Büchern, die irgend­wo zwi­schen „cozy“, Hope­punk und Solar­punk ein­sor­tiert wer­den kön­nen. Obwohl es Über­schnei­dun­gen gibt, ist Solar­punk doch noch ein­mal etwas ande­res als Cli­ma­te Fic­tion, und ist „cozy“ SF&F nicht iden­tisch mit der 2020er-Fas­sung von Space Ope­ra. Wir kom­men gleich zu Defi­ni­tio­nen – hier sei aller­dings schon ein­mal gesagt, dass die­se Grenz­zie­hun­gen weni­ger hart sind, als sie manch­mal erschei­nen, und teil­wei­se noch im Ent­ste­hen befind­lich sind. Mir geht es vor allem dar­um, einen Blick auf etwas zu wer­fen, was ich als aktu­el­len Trend in Sci­ence Fic­tion (und ein­ge­schränkt: Fan­ta­sy) wahrnehme.

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Science Fiction und Fantasy im Januar 2024

Alter Friedhof, Freiburg - X

Zwei sehr unter­schied­li­che Bücher haben mich in die­sem Janu­ar sehr beein­druckt. Das ist zum einen The Saint of Bright Doors von Vajra Chandra­se­kera (2023). Fet­ter ist der Sohn eines Pro­phe­ten wird von sei­ner Mut­ter mit dem Ziel erzo­gen, die­sen Pro­phe­ten umzu­brin­gen. Er hat kei­nen Schat­ten, kann Geis­ter sehen und hat auch sonst die eine oder ande­re magi­sche Fähig­keit. In der von Chandra­se­kera ima­gi­nier­ten Welt mit vager süd-asia­ti­scher Anmu­tung ist das kei­ne Unge­wöhn­lich­keit. Gleich­zei­tig gibt es hier Mobil­te­le­fo­ne und Rea­li­ty TV, im Streit mit­ein­an­der lie­gen­de Par­tei­en, und, wie sich nach und nach her­aus­stellt, ein proto­fa­schis­ti­sches Regime, das Men­schen ohne Ankla­ge weg­sperrt. Vor die­sem Hin­ter­grund eman­zi­piert sich Fet­ter in der gro­ßen Stadt von sei­ner Kind­heit, scheint ein Leben jen­seits des Über­sinn­li­chen zu fin­den, um am Ende doch vor der Fra­ge zu ste­hen, wie er sich sei­nem Vater gegen­über ver­hal­ten soll. Die titel­ge­ben­den ver­wun­sche­nen Türen sind – zur War­nung – knall­bunt ange­stri­chen, und ein biss­chen ist das ein Detail, das für das Buch steht: tur­bu­lent, magisch, und doch glaub­wür­dig – und mit gro­ßen Fra­gen, die sich dahin­ter verstecken.

In gewis­ser Wei­se eben­falls ein Buch über Faschis­mus (und eine ande­re Her­an­ge­hens­wei­se an typi­sche SF-Moti­ve) in einem Sci­ence-Fic­tion-Set­ting ist zum ande­ren Some Despe­ra­te Glo­ry von Emi­ly Tesh (2023). Die Haupt­per­son, Val­kyr, ist Teil einer mili­ta­ris­ti­schen Wider­stands­be­we­gung Gaea, in der sich die letz­ten Über­le­ben­den der Erde nach deren Zer­stö­rung zusam­men­ge­fun­den haben, um gegen das feind­li­che, aus vie­len unter­schied­li­chen Spe­zi­es bestehen­de Ali­en-Reich zu kämp­fen, die eine Wun­der­waf­fe besit­zen. Val­kyr ist wie ihre Altersgenoss*innen Teil eines bru­ta­len Trai­nings­re­gimes mit dem Ziel, sie zu einer Eli­te­kämp­fe­rin zu machen. Pri­vat­sphä­re gibt es nicht, und der ein­zi­ge Lebens­zweck ist es, Rache an den Ali­ens zu neh­men. Val­kyr fal­len Unge­reimt­hei­ten auf. Nach und nach kom­men ihr Zwei­fel, die in einer Flucht aus Gaea mün­den. Das umfasst unge­fähr das ers­te Drit­tel des Buchs, und mehr will ich hier nicht ver­ra­ten, nur: es gibt meh­re­re Kipp­punk­te, an denen Tesh die gan­ze Geschich­te auf den Kopf stellt. Ins­ge­samt ist das ein her­vor­ra­gend geschrie­be­nes Buch, das nach und nach die gan­zen Annah­men der typi­schen mili­ta­ris­ti­schen Space Ope­ra aus­ein­an­der­nimmt, über Trau­ma­ta und Pro­ble­me spricht, für die es kei­ne ein­fa­che Lösung gibt. Ich fin­de den Ver­gleich mit Le Guin durch­aus gerechtfertigt.

Was habe ich noch gele­sen: Trans­re­al Cyber­punk (2016) ist ein Buch, in dem gemein­sam von Rudy Rucker und Bruce Ster­ling geschrie­be­ne Kurz­ge­schich­ten – von den 1980er Jah­ren bis heu­te – gesam­melt sind, jeweils mit einem Kom­men­tar der bei­den Autoren ver­se­hen, der eben­falls inter­es­sant ist. Allen Kurz­ge­schich­ten – die über­dreht mit Moti­ven des Cyber­punk und der Tech-Bubble spie­len – ist gemein­sam, das es jeweils ein mehr oder weni­ger kon­flik­tär zuein­an­der ste­hen­des Paar an Haupt­per­so­nen gibt, von denen eine das Alter Ego Ruckers, die ande­re das Alter Ego Ster­lings ist. Das Ergeb­nis ist min­des­tens amüsant.

Mit Ever­y­whe­re (2019) von Ian MacLeod habe ich noch einen zwei­ten Kurz­ge­schich­ten­band gele­sen (Ian MacLeod bit­te weder mit Ian McDo­nald noch mit Ken MacLeod ver­wech­seln!) – die­se Kurz­ge­schich­ten sind sehr natu­ra­lis­tisch geschrie­ben, sind teil­wei­se sehr düs­ter, ohne dass das auf den ers­ten Blick zu sehen ist, und haben alle einen SF/­Fan­ta­sy-Dreh.

Gele­sen habe ich dann noch Seth Dick­in­sons Exor­dia (2024), das gera­de erschie­nen ist. Gar nicht so ein­fach zu sagen, was ich davon hal­ten soll – einer­seits ist das ein extrem packen­des Buch, schließ­lich steht schon wie­der das Schick­sal der Mensch­heit auf der Kip­pe, und neben­bei wird es in die­sem SF-Thril­ler sehr nerdig, wenn es etwa um Prim­zahl­theo­rien, rei­ne Mathe­ma­tik oder Frak­ta­le geht (oder auch um die Geschich­te Kur­di­stans). Ande­rer­seits funk­tio­niert das Buch nur, weil See­len, eine Schöp­fungs­gott­heit und das abso­lut Böse als real ange­nom­men und dar­ge­stellt wer­den – und zum Gegen­stand von außer­ir­di­schen inge­nieur­tech­ni­schen Meis­ter­leis­tun­gen wer­den. Auch wenn das im Augen­blick des Lesens passt, bleibt ein selt­sa­mer Nachgeschmack.

Eben­falls düs­ter, eben­falls mit einer Erde, die vor ihrer Ver­nich­tung steht: Simon Stå­len­hags Bild­band The Laby­rinth (2021). Der war mir zu düs­ter, viel­leicht weil die unbe­schwert-nost­al­gi­schen Zwi­schen­tö­ne aus Tales from the Loop hier fehlten. 

Und jen­seits von SF & Fan­ta­sy habe ich noch Die Erfin­dung des Lächelns von Tom Hil­len­brand (2023) gele­sen – aus dem tat­säch­lich gesche­he­nen Raub der Mona Lisa 1911 zau­bert Hil­len­brand hier ein – wie heißt das so schön – Sit­ten­ge­mäl­de der Zeit vor den bei­den Welt­krie­gen, ein Paris, in dem tech­ni­sche, poli­ti­sche und künst­le­ri­sche Revo­lu­tio­nen auf­ein­an­der sto­ßen, und in dem es plau­si­bel erscheint, dass Picas­so gemein­sam mit Apol­lin­aire hin­ter dem Dieb­stahl der Mona Lisa steckt.

Auf dem Bild­schirm habe ich mir die Fol­gen 3 und 4 des Doc­tor Who Christ­mas Spe­cials ange­schaut, die ich deut­lich über­zeu­gen­der fand als 1 und 2, und außer­dem Zack Sny­ders Rebell Moon – bild­ge­wal­tig, aber ansons­ten eher Patch­work aus schon oft gese­he­nen Stücken.

Science Fiction und Fantasy im Frühling 2022, Teil I

All­mäh­lich wird es Zeit, die gan­zen Bücher und Filme/Serien, die ich im Früh­jahr ange­schaut habe, Revue pas­sie­ren zu las­sen. Und aus Grün­den tei­le ich das in zwei Bei­trä­ge – heu­te die Fil­me und Seri­en, die Bücher und Kurz­ge­schich­ten fol­gen spä­ter. Ange­guckt habe ich näm­lich – neben einem Rewatch der „Umbrel­la Aca­de­my“ mit mei­nen Kin­dern – ziem­lich viel. Also, eigent­lich nur einen Film – The Green Knight – und gleich vier­ein­halb Serien.

The Green Knight (2021), eine Adap­ti­on der Arthus-Sage, ist ver­dich­tet, hübsch anzu­schau­en, selt­sam, teil­wei­se poe­tisch, und das Ende ist unbe­frie­di­gend düs­ter. Letzt­lich steckt hier in etwas über zwei Stun­den ähn­lich viel Stoff wie in einer gan­zen Staf­fel einer Fan­ta­sy-Serie, aber im ver­dich­te­ten Fokus auf den jun­gen Sir Gawain (der nicht der titel­ge­ben­de Green Knight ist). Also durch­aus inter­es­sant und anse­hens­wert. Und man­ches erschließt sich erst im Nach­le­sen der Wiki­pe­dia-Beschrei­bung. (Machen das ande­re Men­schen auch so, nach dem Film­gu­cken erst mal nach­zu­gu­cken, was sie da gese­hen haben?)

Blei­ben wir bei Fan­ta­sy: The Wheel of Time (2022) ist eine von Ama­zon Prime groß bewor­be­ne Ver­fil­mung der Bücher (ab 1990 erschie­nen) von Robert Jor­dan, die ich aller­dings nicht gele­sen habe. In gewis­ser Wei­se das übli­che: Aus­er­wähl­te, Trau­ma­ti­sie­rung, ein Quest, der Kampf Hell gegen Dun­kel, ein Magie­sys­tem und eine unter­ge­gan­ge­ne Welt. Mir haben sowohl das Cas­ting der Haupt­per­so­nen als auch die Aus­stat­tung, die Kos­tü­me und der Wel­ten­bau (bei allen Plau­si­bi­li­täts­fra­gen) gut gefal­len. Was wahr­schein­lich auf die Vor­la­ge zurück­zu­füh­ren ist, ist der die Serie durch­zie­hen­de Dua­lis­mus: es gibt eine hel­le und eine dunk­le Sei­te, und es gibt eine Welt der Frau­en und eine Welt der Män­ner, die sich durch den Zugan­g/­Nicht-Zugang zu Magie unter­schei­det. Posi­tiv betrach­tet führt das in der ers­ten Staf­fel zu star­ken weib­li­chen Haupt­per­so­nen, aller­dings schwingt für mich da immer auch mehr als ein Hauch Essen­tia­lis­mus mit. Der zwei­te Punkt, bei dem ich mir nicht so sicher bin, was ich davon hal­ten soll (und wie viel davon aus Jor­dans Büchern kommt) ist der Umgang mit den fan­ta­sy-typi­schen sekun­da­ri­sier­ten eth­ni­schen Zuschrei­bun­gen. Das führt einer­seits zu einer im posi­ti­ven Sin­ne sehr divers aus­ge­stal­te­ten Welt, in der unter­schied­li­che Kul­tu­ren, Haut­far­ben, Her­künf­te vor­kom­men, ande­rer­seits sind das teil­wei­se nur sehr dünn über­tünch­te Kli­schees real exis­tie­ren­der Kul­tu­ren, von tra­vel­lers über pseu­do-ara­bi­sche bis hin zu irgend­wie asia­ti­schen Tra­di­tio­nen. Rich­tig selt­sam wird das, wenn einem auf­fällt, dass die wich­tigs­ten Ant­ago­nis­ten der ers­ten Staf­fel dun­kel­häu­tig sind – und der Haupt­geg­ner, The Dark One, bzw. sein Ava­tar Isha­ma­el, an anti­se­mi­ti­sche Kari­ka­tu­ren erin­nert. Soll das so sein?

Die zwei­te Ver­fil­mung einer Buch­rei­he mit Klas­si­ker­sta­tus, die ich mir ange­schaut habe, ist die ers­te Staf­fel von Foun­da­ti­on (2021) nach den Büchern von Isaac Asi­mov. Nomi­nell Sci­ence Fic­tion, in der Jahr­tau­sen­de umspan­nen­den, teil­wei­se mythisch auf­ge­la­de­nen Fas­sung von Sci­ence Fic­tion taucht dann aber doch das eine oder ande­re Fan­ta­sy-Ele­ment auf. Es ist eine Wei­le her, dass ich Asi­movs Foun­da­ti­on gele­sen habe, und ich war mir nicht so sicher, wie die dem Buch zugrun­de­lie­gen­de Psy­cho­his­to­rik als mathe­ma­tisch-sto­chas­tisch basier­ter Blick in die Zukunft in Bil­der umsetz­bar ist. Das ist der Ver­fil­mung gut gelun­gen, wie über­haupt eini­ges an Wow-Effek­ten und span­nen­den ästhe­ti­schen Ent­schei­dun­gen in der ers­ten Staf­fel steckt. Und die Moder­ni­sie­run­gen, die Apple TV bei der Ver­fil­mung vor­ge­nom­men hat – etwa die Ein­fü­gung der einen oder ande­ren weib­li­chen Haupt­per­son in das weit­ge­hend rein männ­li­che Per­so­nal der 1951er Buch­fas­sung – fin­de ich ziel­füh­rend und sinn­voll. Anschaubar.

Und noch eine Buch­ver­fil­mung – The Expan­se ist mit sechs­ten Staf­fel (2021/22) zu Ende gegan­gen, und es ist klar, dass trotz des einen oder ande­ren offe­nen Hand­lungs­fa­dens und Vor­ah­nung wohl – zunächst – kei­ne Fort­set­zung geplant ist. Was scha­de ist, aber immer­hin kommt die Serie in der sechs­ten Staf­fel in gelun­ge­ner Wei­se zu einem Ende. Über alle sechs Staf­fel hin­weg über­zeug­te mich die Mischung aus gro­ßer sola­rer Geo­po­li­tik zwi­schen Erde, Mars und dem „Belt“, dem Aste­ro­iden­gür­tel – und jetzt der Welt hin­ter dem Ring -, über­wie­gend rea­lis­ti­scher Sci­ence-Fic­tion (mit einem zum Glück nur in klei­nen Men­gen bei­gemisch­tem Anteil Hor­ror) und den per­sön­li­chen Ent­wick­lun­gen und Span­nun­gen in der Besat­zung der Rocinan­te. Viel­leicht geht’s ja doch noch weiter.

Dann noch­mal Sci­ence Fic­tion – die zwei­te Staf­fel von Picard (2022) spielt zwar nomi­nell im Star-Trek-Uni­ver­sum, ist aber eigent­lich eine ganz ande­re Geschich­te – über den inner space von Picard und die Trau­ma­ta, die er in sei­ner Kind­heit erlebt hat, über die Ein­sam­keit der Borg – und über die 2020er Jah­re auf der Erde. Dass dafür ein ganz gro­ßer Zeit­rei­se-Bogen gespannt wer­den muss, und nicht immer alles logisch auf­ein­an­der auf­baut: geschenkt. 

Und last but not least: Net­flix hat sei­ner Hor­ror/­Sci­ence-Fic­tion-Antho­lo­gie Love, Death & Robots (2022) eine drit­te Staf­fel gegönnt. Ich habe noch nicht alle Fol­gen ange­schaut, fin­de aber das Kon­zept, Kurz­ge­schich­ten knapp (10–20 Minu­ten je Fol­ge) zu ver­fil­men, zumeist als 3D-Ani­ma­ti­on, durch­aus über­zeu­gend. „The Swarm“ basie­rend auf einer schon etli­che Jah­re alten Kurz­ge­schich­te von Bruce Ster­ling ist nah am Text, wirk­te mir optisch aber zu sehr nach Com­pu­ter­spiel (und außer­dem habe ich mir den Schwarm ganz anders vor­ge­stellt). John Scal­zis drei Robo­ter sind dage­gen ein extrem pas­sen­der Kom­men­tar zur aktu­el­len Lage in den USA. Beson­ders emp­feh­lens­wert fin­de ich die Ver­fil­mung von Micha­el Swan­wicks „The Very Pul­se of the Machi­ne“, allein schon wegen der an Moe­bi­us erin­nern­den gra­fi­schen Umsetzung.

Im Sommer 2021 gelesen

Ich fan­ge mit dem an, was ich nicht gele­sen, son­dern ange­schaut habe – wei­ter Star Trek: Enter­pri­se (von dem ich nach wie vor, auch in Staf­fel 4, durch­aus ange­tan bin), zur Erhei­te­rung die ers­ten paar Fol­gen der 2. Staf­fel Star Trek: Lower Decks, und diver­se Fil­me. Ins­be­son­de­re die bei­den neue­ren Pix­ar-Wer­ke Coco und Soul fand ich sehr gelungen.

Jetzt aber zu den Büchern.
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Temporäre Freiräume

Die letz­ten zwei Tage habe ich vor allem damit zuge­bracht, mich aus­zu­ku­rie­ren – Ende Janu­ar, fie­se Erkäl­tung, eigent­lich hät­te ich damit rech­nen sol­len. Fie­ber, und ab und zu ein Blick in die Twit­ter-Time­line, die so wirk­te, als sei sie soeben einem Par­al­lel­uni­ver­sum ent­stie­gen. Trump-Ban­non setzt um, was Trump im Wahl­kampf ver­spro­chen hat, und zwar in rasan­tem Tem­po und mit maxi­ma­ler Schock­wir­kung. Das wird sei­ne Grün­de haben. Ich fin­de es jeden­falls extrem gru­se­lig, dass mit einem Feder­strich Visas außer Kraft gesetzt wer­den, Men­schen aus Flug­zeu­gen gezerrt wer­den, Fami­li­en aus­ein­an­der geris­sen wer­den und selbst Greencard-Inhaber*innen fürch­ten müs­sen, ent­we­der die USA nie wie­der ver­las­sen oder nie wie­der in die­se ein­rei­sen zu kön­nen. Und, nein: kein hit­zi­ger Fie­ber­traum, leider.

Checks and balan­ces, mel­ting pot, das Ein­wan­de­rungs­land per se – das, was ich in der Schu­le über die USA gelernt habe, scheint schon lan­ge nicht mehr zu stim­men, und das wird gera­de so rich­tig deut­lich. Ein­zi­ges ermu­ti­gen­des Licht am Hori­zont: doch recht deut­li­che Wor­te der inter­na­tio­na­len Gemein­schaft (und eini­ger High­tech-Fir­men), und vor allem eine extrem akti­ve Zivil­ge­sell­schaft, mit Eil­kla­gen der ACLU, Taxifahrer*innen-Streiks, frei­wil­li­gen Rechtsanwält*innen und Demos an Flug­hä­fen. Wenn es eine Stu­fe gab, die Trump über­stei­gend konn­te, um deut­lich zu machen, dass er das gan­ze Gere­de von Mau­ern, Abschie­bung und „Ame­ri­ca first“ ernst meint, dann sind das die Dekre­te, die er in die­ser Woche unter­zeich­net hat. Wer jetzt noch glaubt, es mit poli­tics as usu­al zu tun zu haben, muss ver­dammt naiv sein. (Inso­fern wür­de ich mir auch von den US-Demokrat*innen wün­schen, sehr bald sicht­bar und stra­te­gisch fun­diert vor­zu­ge­hen, und nicht auf­grund von par­la­men­ta­ri­schen Tra­di­tio­nen etc. z.B. Trumps Per­so­nal durch­zu­win­ken. Es ist ernst.)

Jeden­falls: Wäh­len ändert was. Und es kann auf weni­ge Stim­men ankom­men, die dar­über ent­schei­den, ob am Schluss die eine oder die ande­re Zukunft steht. Ich glau­be, dass das eine Bot­schaft ist, die auch für die Bun­des­tags­wahl im Sep­tem­ber die­sen Jah­res wich­tig ist. (Die ande­re Bot­schaft: manch­mal ist not­wen­dig, sich nicht intern zu zer­strei­ten, son­dern zusam­men­zu­ste­hen … gera­de in erns­ten Zeiten).

Aber eigent­lich woll­te ich gar nicht über Trump schrei­ben, son­dern über die Bücher, die ich im Janu­ar gele­sen habe. Ich habe mir zu Weih­nach­ten einen eBook-Rea­der gegönnt, seit­dem fehlt der Bücher­sta­pel. Des­we­gen habe ich mir mal auf­ge­schrie­ben, was ich so gele­sen habe. Dazu gehört Neil Gai­mans Essay­band The view from the cheap seats, und er schreibt dort unter ande­rem so schö­ne Din­ge wie das hier (S. 8 und 9, mei­ne Übersetzung).

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