Wie angekündigt, hier nun noch der Blick auf die Bücher, die ich im November und Dezember gelesen habe.
„Science Fiction und Fantasy im November und Dezember 2024, Teil II“ weiterlesen
Das Blog von Till Westermayer * 2002
Wie angekündigt, hier nun noch der Blick auf die Bücher, die ich im November und Dezember gelesen habe.
„Science Fiction und Fantasy im November und Dezember 2024, Teil II“ weiterlesen
Bei mir sammeln sich ja vor allem Bücher an. Und Lego-Modelle. Und natürlich die inzwischen glücklicherweise weitgehend digitalen Fotografien. Ach ja, und Sachen meiner Eltern, die natürlich auch. Das eine oder andere Souvenir. Bilder an den Wänden. Volle Schubladen. Und Stapel auf den Tischen.
Was da eigentlich passiert, damit befasst sich der Kulturhistoriker Valentin Groebner in seinem Essayband Aufheben, Wegwerfen. Vom Umgang mit den schönen Dingen (Konstanz, 2023). Er zieht dabei Bögen von der kleinen Tasche für die eigenen Dinge, die römische Söldner mit sich trugen, über Reflektionen zu Magie (immer etwas, das andere tun könnten, so dass selbst vorgesorgt werden muss) und Schönheit bis hin zu den den vielfältigen globalen Verflechtungen, Exporte, Importe und Re-Importe der letzten tausend Jahre. Groebner macht das in einem freundlichen Erzählstil, mit gelehrtem Spott und einem Hauch Selbstironie über die distinguierte Welt der Sammler*innen und die Kulte des Minimalismus mit ihren weißen Wänden (schwer zu putzen) und den sich doch wieder ansammelnden Dingen in den Augenblicken, in denen Leben stattfindet.
Das ist auf jeden Fall schön zu lesen. Es finden sich hübsche Formulierungen wie die, dass wir Mollusken gleichen, die sich einen Panzer aus Dingen schaffen. Und viel zu oft das Gefühl eines Ertapptseins und der Wiedererkennung, auch wenn’s nie ganz genau so wie bei Groebner ist. Ob ich jetzt mehr über den Umgang mit den mit Erinnerung aufgeladenen Dingen weiß, da bin ich mir noch nicht sicher. Rat gibt Groebner nicht. Vielleicht den, dass Schönheit und Zufriedenheit in der Begrenzung liegt, und das Streben nach Vollständigkeit und Bewahrung eher eine Last ist. Die erst im Rückblick zu erkennen ist. We will see.
Irgendwie bin ich gar nicht dazu gekommen, mein SF- und Fantasy-Lesetagebuch für den November zu aktualisieren – Ende November/Anfang Dezember war einfach zu viel los. Dafür gibt es jetzt geballt meine Guck-Erlebnisse der letzten paar Wochen. Die Bücher folgen in Teil II.
Angeschaut habe ich mir die letzten Folgen von Star Trek: Lower Decks (Paramount+). Hier habe ich es sehr bedauert, dass die Serie jetzt zu Ende gegangen ist – auch wenn das Ende und die sehr gute letzte Folge die eine oder andere Hintertür für eine Fortsetzung aufstehen lassen hat.
Empfehlenswert auch Delicious in Dungeon (Netflix), eine japanische Anime-Serie, die wohl eine Manga-Reihe verfilmt. Warnung: die erste Staffel endet mit einem üblen Cliffhanger – und die zweite Staffel ist zwar wohl in Produktion, aber existiert noch nicht. Worum geht es: eine Gruppe von Abenteurern a la DnD versucht, in den tiefsten Stock eines Dungeons zu kommen, um eine der ihren aus den Klauen eines Drachens zu befreien. Dummerweise sind sie mittellos, und ihre verschiedenen Fähigkeiten sind noch nicht so besonders ausgeprägt. Was tun? Die Rettung naht in Form des Zwerges Senshi, der die Gruppe begleitet – und große Kunst darin entwickelt hat, aus den verschiedenen Tieren und Pflanzen, äh, Monstern des Dungeons schmackhafte Mahlzeiten zuzubereiten. Das alles mit einem gewissen Anspruch an Nachhaltigkeit und Verständnis für das Monster-Ökosystem. Es wird also gekocht, was durchaus ethische Fragen aufwirft, etwa wenn es um menschenähnliche Monster geht – und gleichzeitig erleben unsere Abenteurer eben … Abenteuer, wir lernen sie näher kennen, und stellen nach und nach fest, dass alles komplizierter ist, als es scheint. Ich warte gespannt auf die zweite Staffel!
Im Kino haben wir – als Weihnachtsfilm – Wicked angeschaut, quasi das Prequel zum „Zauberer von Oz“, und die Verfilmung eines erfolgreichen Musicals. Schon im Vorfeld wurde das große Staraufgebot beworben – Ariana Grande spielt die junge Galinda/Glinda, Jeff Goldblum den Zauberer von Oz als sich selbst, Michelle Yeoh eine Professorin für Hexerei. Aber so richtig überzeugend ist das Ergebnis trotzdem nicht. Das mag daran liegen, dass der Zauberer von Oz per se schon eher furchtbar ist, oder daran, dass hier die Origin Story von Glinda und Effi (der späteren „wicked witch of the west“) unglaublich langwierig und zäh ausgerollt wird. Und das ist nur der erste Teil, Teil zwei folgt nächstes Jahr zu Weihnachten. Noch am besten: dass die grünhäutige junge Hexe verfolgt und verbannt wird, weil sie sich für das Wohl der Tiere und ihrer Mitmenschen einsetzen will, statt alles der Macht unterzuordnen, mag in diesen Zeiten als politische Allegorie herhalten. Gesungen und getanzt wurde natürlich auch. Wir haben aus Gründen die deutsche Fassung mit englischsprachigen Liedern (mit Untertiteln) angeschaut. Das war dann teilweise surreal, weil die eingeblendete deutsche Übersetzung manchmal so gar nichts mit dem englischen Liedtext zu tun hatte. Nicht meines.
Um beim Gesang zu bleiben: im Theater Freiburg wurde A Handmaid’s Tale als Oper aufgeführt, mit deutschen und englischen Obertiteln. Margaret Atwoods Geschichte ist heute relevanter denn je, und das Theater hat das in seiner Inszenierung direkt mit der Gegenwart verbunden – am Anfang steht ein historischer Rückblick, der bei Trump und aktuellen Nachrichtenbildern beginnt und in der Zeit der religiös-faschistischen misogynen Diktatur Gilead endet. Auch das Stück selbst war gut inszeniert. Ich habe aber festgestellt, dass ich mit Operngesang nicht wirklich etwas anfangen kann, auch dann nicht, wenn die Oper eine SF-Dystopie als Grundlage hat.
Bleiben noch zwei Filme, die ich in den letzten Wochen gesehen habe. Zum einen das Beetlejuice-Original von 1988 mit seiner etwas verworrenen Geschichte und wunderbarer Late-80s-Ästhetik, und zum anderen Spaceman: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt (Netflix, 2024). Für meinen Geschmack ein bisschen zu mystisch da, wo der Weltraum selbst eine Rolle spielt, ansonsten aber durchaus sehenswert: Jakub Procházka ist der Vorzeigekosmonaut Tschechiens und nähert sich dem Jupiter. Der öde Alltag im Einpersonenraumschiff ist spürbar, das product placement für die Sponsoren und die eine oder andere Improvisation fügen sich passend ein. Parallel entfremdet sich seine auf der Erde zurückgebliebene Frau Lenka von ihm, da hilft dann auch das Quantenkommunikationsgerät nicht. Diese Beziehung und die eigenen biografischen Verletzungen aufzuarbeiten, gelingt Jakub allerdings erst auf Intervention eines spinnenartigen, psychisch begabten Außerirdischen hin, der plötzlich in seinem Raumschiff auftaucht. Die schwierige Annäherung zwischen Alien und Kosmonaut wird in diesem Fast-schon-Kammerstück gut herausgearbeitet. Insgesamt: ein schöner Film.
Dieses Bild stammt zwar vom 1. Dezember, als es sehr kalt war und dann die Sonne durch den Nebel durchbrach (und es die Gelegenheit gab, wunderbare Kristallfäden zu finden) – trotzdem passt es aus meiner Sicht hervorragend zur heutigen Wintersommersonnenwende auf der nördlichen Halbkugel! Mögen die Tage heller werden!