Allein schon aus Klimagründen ist für mich klar, dass ich nicht zu Konferenzen in den USA oder in Australien reise. Deswegen war ich so froh, dass die Science-Fiction-Worldcon letztes Jahr im gut erreichbaren Glasgow stattfand. An der Worldcon dieses Jahr in Seattle werde ich dementsprechend nicht teilnehmen (jedenfalls nicht vor Ort, ob ich eine virtuelle Teilnahme sinnvoll finde, muss ich mal noch sehen).
Zu den Klimagründen ist mit dem Trump-Musk-Regime ein weiterer Grund dazu gekommen. Es häufen sich Berichte über verweigerte Einreisen (zuletzt: ein französischer Wissenschaftler, der in privaten Chats Kritik an Trump geübt hatte) und Abschiebehaft (u.a. Tourist*innen aus Deutschland, aus Kanada, aus Großbritannien, die wegen kleinster Fehler in Abschiebelagern landeten). Das Auswärtige Amt warnt in relativ harten Worten nicht nur vor Kriminalität und grassierenden Krankheiten wie der Vogelgrippe, sondern weist auch darauf hin, dass Geschlechtsidentitäten nicht anerkannt werden, Mobiltelefone durchsucht und die Einreise jederzeit verweigert werden kann.
Entsprechend stellt sich die Frage, ob es überhaupt noch angemessen ist, in diesen Zeiten große Konferenzen in den USA stattfinden zu lassen. Die Vorsitzende der Seattle Worldcon hat jetzt ein Statement veröffentlicht, in dem zwar einerseits Verständnis dafür geäußert wird, dass die aktuellen Bedingungen dazu führen können, dass individuelle Reiseentscheidungen nach Seattle negativ ausfallen. „The situation ist frigthening.“ Anderseits soll die Worldcon aber weiter stattfinden – „because it is even more important than ever to gather with those who are able to do so to discuss our theme and celebrate the power of SFF to imagine different societies.“ Und zwischen den Zeilen scheint durch, wie machtlos es sich anfühlt, gut gemeint auf „safe spaces“ und Verpflichtung zu Diversity zu setzen, während außen herum die Welt zusammenbricht.
Ich kann das zwar nachvollziehen, schließlich ist eine Konferenz mit ein paar tausend Teilnehmenden nichts, was mal so eben abgesagt oder virtualisiert werden kann, auch aus finanzieller Perspektive. Ich bin aber gespannt, wie sich die Lage auf die Teilnahme von Menschen außerhalb der USA auswirkt. Und eigentlich wäre eine Absage – oder eine Verlagerung ins Ausland – das sehr viel stärkere Zeichen gewesen in einer Zeit, in der die reale Politik SF-Dystopien rechts überholt.