Am 30.09. ein Foto von Wassersprengern in einem Stuttgarter Park zu zeigen, wäre ein bisschen taktlos gewesen. Deswegen gibt’s heute lieber diesen Nachtfalter, den ich vor einigen Wochen an meiner Wohnzimmerlampe gefunden habe – modisch durchaus zueinander passend. Ist dann aber wieder weggeflogen.
Vier Vorschläge zur Identitätskrise der SPD
Die Zeiten, in denen die SPD locker 40 Prozent holte, sind lange vorbei. In der Analyse führender Genossen – Manfred Güllner vom Institut forsa sei hier exemplarisch erwähnt, aber auch Sigmar Gabriel hat sich schon entsprechend geäußert – hängt das immer noch damit zusammen, dass so eine komische kleine Umweltpartei der SPD Ende der 1970er Jahre ihre Themen weggenommen hat. Plötzlich waren rauchende Schlote, rumpelnde Lastwagen und riesige Fabriken nicht mehr Insignien des sozialdemokratischen Wegs zum Paradies, sondern Pfuibäh. Identitätskrise! Eine Partei weiß nicht mehr, wofür sie steht.
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Der langsame Pendelschlag des Zeitgeists
Was haben digitale Demokratie, fahrscheinloser Nahverkehr, das bedingungslose Grundeinkommen und Umsonstläden gemeinsam? All das sind Ideen, die schon einmal populär waren. Und diese vier sozialen Erfindungen, um einen Begriff von Robert Jungk zu gebrauchen, sind sicherlich nicht die einzigen radikalen Forderungen, die in den letzten Jahren wiederentdeckt oder neu erfunden werden. Und zwar nicht im Spannungsfeld von Farce und Tragödie.
Vor einiger Zeit habe ich die Piratenpartei – als Bewegung verstanden – mit den damaligen neuen sozialen Bewegungen der 1970er Jahre verglichen und eine ganze Reihe – oberflächlicher? – Ähnlichkeiten gefunden. Die Wiedergänger der radikalen Ideen, aber auch der Charakter der Piraten als einer gesellschaftlichen Partizipationsbewegung wirft für mich die Frage auf, was hinter diesem periodischen Wiederaufleben steckt, für das sich vermutlich noch viele weitere Beispiele finden lassen würden. Sei es Occupy und die soziale Revolte der 1960er, vielleicht auch der Naturschutz- und Ökogedanke, der ebenfalls in Wellenbewegungen immer wieder auftaucht.
Der Eulenspiegelgraben der Politik
Der Ältestensrat des Landtags Schleswig-Holstein hat ein Verbot für Laptops im Plenarsaal beschlossen. Oder vielleicht auch nicht. Oder wird es tun. Dazu gibt es unterschiedliche Aussagen. (Übrigens: Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es eine solche Regelungen für den Landtag Baden-Württemberg, d.h. alle nutzen halt eifrig lüfterlose Geräte, vulgo Tabs, Pads und Phones).
Wie dem auch sei: Heute erregte ein diesbezüglicher Akt symbolischer Politik die Gemüter in meiner Twitter-Timeline. Die einen meinten dazu „Kindergarten“, andere amüsierten sich oder zollten – wie ich – Lob für die auf orginelle Art und Weise erziele Aufmerksamkeit. Dazwischen liegt, würde ich mit Blick auf meinen Namensvetter sagen, der Eulenspiegelgraben der Politik.
Was war geschehen? Zwei Mitglieder der Piratenfraktionen Schleswig-Holstein – u.a. die Ex-Altgrüne Angelika Beer – hatten im Plenarsaal des dortigen Landtags heute nicht etwa Laptops dabei, sondern … Schreibmaschinen.
Aus meiner Sicht, auf dieser Seite des Eulenspiegelgrabens, ein sehr schönes, eingängiges Bild. Maximal zugespitzt und mir einer Spur Ironie gewürzt: „Wenn ihr uns die Technik von heute verbietet, nehmen wir in diesem altmodischen Haus eben die von gestern.“ Auch wenn’s der politische Gegner ist: gelungen!
Jenseits des Eulenspiegelgrabens wird die selbe Handlung ganz anders gesehen – „albern“, „Kindergarten“, despektierlich gegenüber der Würde des Hauses sei so etwas, der parlamentarischen Ordnung und so weiter. Schön sei etwas anderes. (Ich erinnere hier mal an Tannenzweige, Latzhosen, Wollpullover und Kakteen, die in der Formierung der grünen Bundestagsfraktion als parlamentarische Staffage dienten – oder an Claus Schmiedels Taschenrechner im Jahr 2012).
Kurz und gut: Politik muss – sagt Winfried Kretschmann – keinen Spaß machen. Regieren ist eine ernste Sache. Aber Satire, Verzerrung, sogar eine gewisse Albernheit – all das kann durchaus ein wirksames Werkzeug politischen Handelns sein. Und in diesem Sinne, völlig unabhängig vom Inhalt, gefällt mir der Protest der Piraten in Schleswig-Holstein. Die Aufmerksamkeit haben sie damit erhalten, eine Botschaft rübergebracht. Ob’s nützt – das ist eine andere Frage.
Warum blogge ich das? Um den Begriff „Eulenspiegelgraben“ in Google auffindbar zu machen.
Wissenschaftsorganisationen: Ausstieg aus dem CHE-Ranking
Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS) hat im Juni allen soziologischen Instituten und Fakultäten empfohlen, nicht länger am CHE-Ranking teilzunehmen.
Das CHE-Ranking wird seit 1998 durchgeführt und seit einigen Jahren in der ZEIT veröffentlicht, hat also eine hohe Sichtbarkeit. Die Empfehlung der Fachgesellschaft zum Boykott hat sich durchaus in der Presse niedergeschlagen – es ist ja auch ein recht ungewöhnlicher Schritt, dass eine Wissenschaftsorganisation – langsam und schwerfällig, wie das professoral dominierte Organisationen wohl zumeist sind – sich so offensichtlich gegen das Centrum für Hochschulentwicklung und dessen lange Jahre die deutsche Hochschulpolitik dominierenden Leitideen ausspricht.
Auch und gerade das simplifizierende Ranking mithilfe der Ampelsymbolik täuscht über die Dürftigkeit der Datenbasis hinweg. Es suggeriert, sich hierbei den massenmedialen Präsentationserfordernissen beugend, eindeutige und verlässliche Urteile, die durch die verfügbaren Daten keineswegs gedeckt sind.
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