Solidarität mit unterdrückten Konservativen

Red Venice IV

Inter­es­sant an dem, was seit ges­tern als „Dirndl­ga­te“ ver­han­delt wird, fin­de ich gar nicht so sehr die Fra­ge, ob im Bun­des­tag eine mehr oder weni­ger künst­li­che* bay­ri­sche Volks­tracht getra­gen wer­den darf oder nicht. Wenn die CSU-Abge­ord­ne­te Doro­thee Bär damit meint, ihr Punk-Image auf­fri­schen zu kön­nen, soll sie das eben tun. Und wenn die Grü­ne Syl­via Kot­ting-Uhl dar­an rum­mo­sert – dann gehört das eben auch zur Mei­nungs­frei­heit dazu. (Und weil ich Syl­via seit lan­gem ken­ne, emp­fand ich ihren dies­be­züg­li­chen Tweet zunächst ein­mal vor allem als authentisch …).

So ein­fach könn­te es sein. Statt des­sen tobt jetzt eine Debat­te dar­über. Das hat – wie Ana­tol Ste­fa­no­witsch in einer lesens­wer­ten Ana­ly­se schreibt – etwas damit zu tun, dass das Modi­sche poli­tisch ist. Was wer im Bun­des­tag, in einem öffent­li­chen Amt trägt, ist eben nicht nur Pri­vat­sa­che. Und selbst­ver­ständ­lich ist die Fra­ge, wie sich wer klei­det, immer auch ein State­ment über Hal­tun­gen und Wer­te, was auch immer das sein mag.

Aber es gibt noch mehr. Der eigent­li­che Grund dafür, dass sich so schön eine öffent­li­che Empö­rung ent­fa­chen lässt, liegt wohl auch dar­in, dass seit der Bun­des­tags­wahl inner­grün und öffent­lich­keits­wirk­sam über Frei­heit dis­ku­tiert wird. Und natür­lich muss alle Welt sich empö­ren, wenn eine Grü­ne es wagt, die freie Klei­dungs­wahl einer CSU-Frau zu kri­ti­sie­ren. Sowas geziemt sich nicht für eine Frei­heits­par­tei, so der Tenor.

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Kurz: Schulanfang

Ehr­lich gesagt, bin ich ganz froh, dass am Mon­tag die Schu­le wie­der anfängt. Mein Schul­kind war in den letz­ten Tagen schon ziem­lich grum­me­lig – in die­sen lan­gen Feri­en­wo­chen mit sich klar­zu­kom­men, ist nicht ganz einfach. 

Apro­pos Schul­an­fang: Ich bin nach wie vor recht zufrie­den mit unse­rer Schu­le – eine staat­li­che Grund­schu­le, die sich an Montesso­ri anlehnt und Fami­li­en­klas­sen (je sechs Kin­der aus einem Jahr­gang bil­den zusam­men eine Klas­se mit 24 Kin­dern) anbie­tet. Das funk­tio­niert, weil Montesso­ri viel Eigen­ar­beit der Schü­le­rIn­nen bedeu­tet – und heißt dann umge­kehrt auch, dass die Leh­re­rIn­nen recht inten­siv auf die ein­zel­nen Schü­le­rIn­nen ein­ge­hen muss.

Passt für uns sehr gut – aber selbst in die­sem Set­ting ist es für mein Schul­kind nicht immer ganz ein­fach, von Schu­le moti­viert zu blei­ben. Üben ist müh­sam. Aber jetzt bin ich trotz­dem erst ein­mal froh, dass die Schu­le wie­der anfängt.

Photo of the week: Degrowth 2014, Leipzig

Degrowth 2014, Leipzig

 
Inhalt­lich habe ich im letz­ten Bei­trag ja schon ein biss­chen was zur Degrowth 2014 geschrie­ben. Auch im Foto der Woche noch­mal ein Bild der Uni­ver­si­tät Leip­zig. Den Kon­trast zwi­schen den glit­zern­den Uni­ge­bäu­den und dem alter­na­ti­ven Flair der Kon­fe­renz fand ich durch­aus fas­zi­nie­rend. Das hier zu sehen­de „Neue Augus­te­um“ wur­de 2012 voll­endet. Bis 1968 stand – so die Wiki­pe­dia – am sel­ben Platz ein Uni­ver­si­täts­ge­bäu­de aus dem 19. Jahr­hun­dert, das dann durch einen „nüch­ter­nen DDR-Zweck­bau“ ersetzt wur­de, der wie­der­um dem hier zu sehen­den zeit­ge­nös­si­schen Hoch­glanz­ge­bäu­de wei­chen musste. 

P.S.: Das klei­ne wei­ße Zelt vor­ne rechts war übri­gens eine Anlauf­stel­le des „Glo­bal Eco­vil­la­ge Net­work“, hier prä­sen­tier­ten sich Öko­dör­fer und Kommunen.

Degrowth muss wachsen, oder: Selbstbegrenzung statt Verzicht?

Degrowth 2014, Leipzig

Heu­te ist in Leip­zig die Degrowth-Kon­fe­renz zu Ende gegan­gen. Da waren rich­tig vie­le Leu­te – so um die 3000. Was dann zu Beginn auch halb­wegs stolz ver­kün­det wur­de – in Bar­ce­lo­na 150 Leu­te, in Paris 450, jetzt noch­mal ein erheb­li­ches Wachs­tum. Super, wir sind vie­le! Degrowth wächst. Oder steckt da ein Wider­spruch drin?

Vier Tage lang ging es in Leip­zig vor allem um eines: um Wachs­tum. Dass Degrowth ein hip­pes The­ma ist, zeig­te sich nicht nur an der gro­ßen Teil­neh­men­den­zahl, son­dern auch an der Viel­falt. Die Kon­fe­renz war halb­wegs inter­na­tio­nal. Sie wur­de von den übli­chen Ver­bän­den aus der Umwelt- und der Eine-Welt-Bewe­gung eben­so unter­stützt wie von den Par­tei­stif­tun­gen der SPD, der Grü­nen und der LINKEN. Der Fokus schwank­te zwi­schen radi­ka­ler Kri­tik am Wachstum=Kapitalismus und Geschäfts­mo­del­len, zwi­schen Per­ma­kul­tur­bas­te­lei­en und sozi­al- und geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Theo­rie­schlach­ten. Es war genug für alle da. 

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Kurz: Degrowth-Erwartungen

20 Minu­ten vor Leip­zig ist die Degrowth-Kon­fe­renz fast erreicht. Was ich da will? Neben All­ge­mein­plät­zen wie „span­nen­des The­ma“ und „Net­wor­king“ fah­re ich hin, um …

… zusam­men mit Jen­ny Lay einen Vor­trag zu „Swap, share, expe­ri­ence“ zu hal­ten, bei dem wir Pra­xis­theo­rie nut­zen, um das trans­for­ma­ti­ve Poten­ti­al von urba­nen Gär­ten und Umsonst­lä­den zu unter­su­chen (Don­ners­tag nachmittag);

… über die Fra­ge zu dis­ku­tie­ren, wie IT und die Ent­kopp­lung von Wachs­tum und Res­sour­cen­ver­brauch zusam­men­hän­gen, und wel­che Rol­le dabei Com­mo­ning spie­len kann (Don­ners­tag vormittag);

… mehr dar­über zu ler­nen, wie Tech­nik und Degrowth zusammenpassen;

… und mir eine Mei­nung dar­über zu bil­den, ob Post­wachs­tum über­haupt eine sinn­vol­le Stra­te­gie ist, bzw. wie Trans­for­ma­ti­ons­sze­na­ri­en und Über­gän­ge aus­se­hen können.

Und ihr so?