Kurz: Angewandte Physik auf dem Balkon

imageUm mei­ne Bal­kon­to­ma­ten auch in Abwe­sen­heit bewäs­sern zu las­sen, habe ich mir ein ein­fa­ches Bewäs­se­rungs­sys­tem gekauft: Ton­spit­zen, auf die PET-Fla­schen geschraubt wer­den kön­nen. Durch den porö­sen Ton wird jeden Tag etwa ein Glas Was­ser in die Erde abge­ge­ben. Oben (also am Boden) in die PET-Fla­sche muss eine Öff­nung. Die kann sogar so groß sein, dass bequem die Fla­sche mit der Gieß­kan­ne befüllt wer­den kann. Funktioniert.

Da die­se Spit­zen rela­tiv teu­er sind, freu­te ich mich, bei „Wasch­bär“ deut­lich güns­ti­ge­re zu fin­den. Die kamen heu­te an, und ent­täusch­ten mich zunächst: sel­bes Vor­ge­hen wie oben, und inner­halb weni­ger Minu­ten ent­leer­ten sich 1,5 l Was­ser in die Blu­men­er­de – bzw. tropf­ten unten aus dem Kas­ten wie­der raus. Kein Wun­der, han­delt es sich hier doch ein­fach um per­fo­rier­te Plas­tik­trich­ter mit Gewinde.

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Was tun? Kurz nach­ge­dacht, und dann (in einem ande­ren Blu­men­topf) mit einer PET-Fla­sche ohne Loch im Boden pro­biert. Jetzt perlt alle paar Minu­ten eine Luft­bla­se nach oben. Damit scheint es also zu funk­tio­nie­ren – auch ohne porö­se Tonspitze.

P.S.: Dün­ne PET-Fla­schen wer­den bei die­ser Lösung nach und nach zer­quetscht. Ins­ge­samt erscheint mir die Vari­an­te mit Ton­spit­ze doch wesent­lich ausgereifter. 

P.P.S.: Nach Rück­kehr aus dem Urlaub – durch­wach­se­ne Ergeb­nis­se, so rich­tig zuver­läs­sig schei­nen mir bei­de Sys­te­me nicht zu sein, eini­ges an tro­cke­nen Pflan­zen, wobei die porö­sen Ton­spit­zen doch noch etwas bes­ser abschnei­den als das Plastik-System.

Kurz: State of the AfD

Jetzt ist es also amt­lich: Geset­ze und Land­tags-GO ent­hal­ten kei­ne Rege­lung, die eine Frak­ti­ons­meh­rung ver­bie­ten. Zum Schnäpp­chen­preis von rd. 0,6 Mio. Euro pro Jahr (Steu­er­gel­der für Sockel­fi­nan­zie­rung Frak­ti­on) kann die AfD sich also im Land­tag von Baden-Würt­tem­berg durch zwei Frak­tio­nen ver­tre­ten las­sen. Mit ent­spre­chend dop­pel­ter Rede­zeit, dem Recht, Unter­su­chungs­aus­schüs­se zu bean­tra­gen (zwei Frak­tio­nen), einer dop­pel­ten Anzahl an Slots für Aktu­el­le Debat­ten und so wei­ter. Dazu kom­men dann noch zwei Minu­ten Rede­zeit für das AfD-Mit­glied Gede­on. Unschön, gera­de auch des­we­gen, weil die AfD-Bei­trä­ge bis­her weni­ger durch Sach­kennt­nis und mehr durch eine gewis­se Rüpel­haf­tig­keit hervorstachen.

Die Gren­ze für eine Frak­ti­on lie­gen bei sechs Abge­ord­ne­ten. Theo­re­tisch könn­te die FDP/DVP sich jetzt in zwei tei­len, die SPD könn­te drei Frak­tio­nen bil­den, und auch eine wei­te­re Zell­spal­tung der Meu­then-Grup­pe wäre for­mal abbild­bar (ob Meu­then sei­ne Idee einer „drit­ten Frak­ti­on“ zur Über­win­dung der von ihm her­bei­ge­führ­ten Spal­tung so mein­te?). Rea­lis­ti­scher ist ver­mut­lich eine Über­ar­bei­tung der Geschäfts­ord­nung. Die kann rück­wir­kend nicht das Frak­ti­ons­meh­rungs­ver­bot ein­füh­ren, wohl aber für die Zukunft. Bis­her habe ich es als sehr wohl­tu­end emp­fun­den, dass im Land­tag – anders als im Bun­des­tag – Rede­zei­ten und Debat­ten­an­rech­te weit­ge­hend nicht von der Frak­ti­ons­grö­ße abhän­gen. Ich befürch­te, dass sich hier in Zukunft etwas ändern wird. 

Und ob es im Unter­su­chungs­aus­schuss­ge­setz dabei bleibt, dass zwei Frak­tio­nen einen Unter­su­chungs­aus­schuss bean­tra­gen kön­nen, wird – so mei­ne Ein­schät­zung – auch davon abhän­gen, ob die AfD-Frak­tio­nen die­ses bis­her sehr schar­fe Instru­ment nut­zen wer­den, um ihre poli­ti­sche Are­na aus­zu­deh­nen. Der AfD-Abge­ord­ne­te Räpp­le hat ja schon ange­kün­digt, dass er ger­ne einen Unter­su­chungs­aus­schuss „Mau­sche­lei­en des Minis­ter­prä­si­den­ten“ ein­set­zen wür­de – laut Unter­su­chungs­aus­schuss­ge­setz wäre dies als Min­der­hei­ten­recht mög­lich, wenn die bei­den AfD-Frak­tio­nen es wol­len. So wird ein schar­fes Instru­ment stumpf.

Update zu die­sem Beitrag

Photo of the week: Bumblebee on lavender II

Bumblebee on lavender II

 
Hum­meln – die­se gemüt­li­chen, dick­li­chen Flug­in­sek­ten – haben ganz schön schar­fe Kral­len. Das fällt aber erst bei genaue­rem Hin­se­hen auf. Was sich also manch­mal lohnt.

Apro­pos Hum­meln: Ich bin gera­de damit fer­tig gewor­den, mei­nen Kin­dern den Hum­mel­rei­ter Fried­rich Löwen­maul vor­zu­le­sen. Epi­sche Fan­ta­sy im Jugend­buch, auf rund 500 Sei­ten. Mit viel Humor, mit Anspie­lun­gen und Wort­spie­len, die eher die Vorleser*innen zum Schmun­zeln brin­gen, aber auch mit einer span­nen­den (Anti-)Held*innen-Geschichte. Was ein Hum­mel­rei­ter ist, und wel­che Auf­ga­be dem Hum­mel­rei­ter Fried­rich Löwen­maul in der Saga um Nord­wärts und Süd­wärts zukommt, ver­ra­te ich jetzt nicht. Das Buch ist 2016 bei Beltz & Gel­berg erschie­nen und ist die ers­te Kin­der­buch-Ver­öf­fent­li­chung von Vere­na Rein­hardt, laut Bio­gra­fie Bio­lo­gin („Bestäu­bungs­ver­hal­ten der Honig­bie­ne“) und Anglis­tin, hat auch schon zu „J.R.R. Tolkien’s Midd­le Earth as a Bio­sphe­re“ vor­ge­tra­gen, und ist zudem Lead-Gitar­ris­tin in einer Punk-Band. Passt also alles zusam­men. Der Ver­lag emp­fiehlt das Buch ab 10 Jah­ren, mei­ne bei­den sind sie­ben und zehn und fan­den es bei­de span­nend („Nur noch ein Kapi­tel, bit­te! Los, lies wei­ter!“). Kos­ten­punkt: 17,95 € für einen schön gemach­ten Hardcover-Band.

Dauerschleifen

Merry lettuce snails I

Patri­cia Camma­ra­ta hat was über die Gesell­schaft der Live­ti­cker auf­ge­schrie­ben, und ja, da ist eini­ges dran. Ich, eben­falls Jahr­gang 1975, zwar immer schon poli­tisch inter­es­siert, aber eben­falls lan­ge ohne Fern­se­her, kann mich noch gut an die Zeit erin­nern, als Ereig­nis­se am nächs­ten Tag in den Zei­tun­gen stan­den. Oder viel­leicht eine hal­be Minu­te in den Radio­nach­rich­ten ein­ge­nom­men haben. Jour­na­lis­tisch gefil­tert, zwar sicher­lich auch mit Mei­nung, aber nicht in einem Sumpf von Spe­ku­la­ti­on in Dau­er­schlei­fe ausgebreitet.

Es gibt eine Sehn­sucht nach ein­fa­che­ren Zei­ten. In der nost­al­gi­schen Ver­klä­rung der Ver­gan­gen­heit, mit dem Blick auf den eige­nen Erfah­rungs­ho­ri­zont, erscheint 2016 als das Jahr, in dem die Welt ins Cha­os stürzt. Emo­tio­nal geht mir das auch so. 

„Dau­er­schlei­fen“ weiterlesen

Photo of the week: Bike in the evening sun

Bike in the evening sun

 
Beweis­fo­to dafür, dass ein Grill und diver­se Kin­der­ge­burts­tags­uten­si­li­en in den – zuge­ge­be­ner­ma­ßen schon etwas lädier­ten – Kin­der­an­hän­ger mei­nes tap­fe­ren Fahr­rads pas­sen, und es trotz­dem noch ein gutes Bild abge­ben kann.