Kurz: Darf die „GALFR“ grün sein?
Monika Stein und Coinneach McCabe agieren – nachdem sie inzwischen aus Partei und Fraktion ausgetreten sind (auch die taz berichtet zwischenzeitlich aus der angeblichen „grünen Idylle“ Freiburg) – im Gemeinderat als Grüne Alternative Freiburg. In einem Blogeintrag erläutern sie, was grün für sie heißt:
„Wir verstehen unter grüner Politik die Verbindung von Ökologie, Selbstbestimmung, lebendiger Demokratie und Gerechtigkeit. Wir wollen unsere MitbürgerInnen zu Mitbestimmung und einem kritischen Bewusstsein aufrufen, Bürgerrechte durchsetzen und ein konstruktives demokratisches Miteinander ermöglichen.“
Diese Erläuterung ist notwendig geworden, weil der Kreisvorstand von Bündnis 90/Die Grünen des KV Freiburg inzwischen öffentlich (in der Badischen Zeitung und im Grünen Telegramm) angekündigt hat, über rechtliche Schritte bezüglich der Verwendung des Labels „grün“ nachzudenken.
Ich weiss noch nicht so genau, was ich von dieser neusten Entwicklung halte, meine aber schon, dass das so ein bißchen nach Nachtreten seitens der Partei klingt. Vielleicht wäre „grün-alternativ“ (also mit Bindestrich statt falsch geschrieben getrennt) ein Begriff, der deutlicher macht, dass Monika und Coinneach nicht für „bündnis-grün“ stehen, sich aber doch in dieser politischen Denktradition sehen.
Spin am Beispiel Studienanfängerzahlen
Zum Thema Studienanfängerzahlen liegen heute zwei Pressemitteilungen in meiner Mailbox. Die erste kommt von der grünen Bundestagsfraktion:
Erneut haben mehr junge Menschen auf ein Studium verzichtet. Laut Statistischem Bundesamt sanken die Zahl der Studienanfängerinnen und ‑anfänger um fünf Prozent. Dazu erklärt Kai Gehring, hochschulpolitischer Sprecher:
Der Rückgang der Studienanfängerzahlen ist ein peinliches Armutszeugnis für die Hochschulpolitik von Bund und Ländern. Weniger Studienanfänger sind ein Alarmsignal an die Wissenschaftsminister in Bund und Land.
Die zweite, ein paar Stunden später, von Bildungsministerin Schavan:
Bundesbildungsministerin Annette Schavan sagte am Dienstag in Bonn: „Der Abwärtstrend bei der Entwicklung der Studienanfängerzahlen ist gestoppt. Seit 2007 haben endlich wieder mehr junge Menschen ein Studium aufgenommen als im Jahr zuvor. Damit zeigt der Hochschulpakt erste Wirkung. Wir rechnen auch künftig mit steigenden Zahlen bei den Studierenden. […]“
Beim Statischen Bundesamt gibt es unterschiedliche Daten: die Zahl der Studierenden ist von 2005 nach 2006 gesunken, und liegt auch im WS 2007/08 etwas unter den Vorjahreszahlen. Zur Zahl der StudienanfängerInnen heißt es auf einer Pressekonferenz im Dezember 2007, dass diese 2007 im Vergleich zum Vorjahr um 4 % gestiegen ist. Von 2003 bis 2006 ist die Zahl der StudienanfängerInnen dagegen jedes Jahr gesunken, auch die „Studienanfängerquote“ (d.h. der Anteil der StudienanfängerInnen an der gleichaltrigen Bevölkerung) ist in diesem Zeitraum jedes Jahr gesunken und erreicht 2007 mit 36,6 % auch noch lange nicht die Werte von 2005 oder den Vorjahren. Eine neuere Pressemitteilung dazu habe ich nicht gesehen.
In der Heidenheimer Neue Presse findet sich zumindest eine Erklärung, warum das Thema jetzt auf die Agenda gelangt:
Warum die Deutsche Presseagentur (dpa) gestern die einige Monate alten Angaben mit dem Jahresergebnis von 2003 verglich und zur Schlagzeile „Immer mehr junge Menschen verzichten auf ein Studium“ gelangte, bleibt ein Geheimnis. Tatsächlich könnte das Jahr 2007 zum Wendepunkt werden nach mehrjährigem Rückgang der Bereitschaft junger Menschen, nach bestandenem Abitur ein Studium anzuschließen. Denn die endgültigen Zahlen für 2007, die mittlerweile aus den Ländern gemeldet wurden, übertreffen die vorläufigen Angaben offenbar noch. Von einem Plus von 4,7 Prozent ist jetzt bereits die Rede.
Damit bleiben alle Unklarheiten offen – die Datengrundlage scheint tatsächlich das oben bereits angesprochene Material zu sein. Das gibt beim direkten Vergleich 2006/2007 erst einmal Schavan recht – der mehrjährige Trend bleibt jedoch sichtbar. Es bleibt also offen, ob es sich bei diesen Zahlen tatsächlich um das Ende des „Abwärtstrends“ handelt, wie Schavan es interpretiert, oder ob der Trend weiter nach unten zeigt, wie es Gehring es darstellt. Das wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen.
Interessant ist es jedenfalls schon, wie hier aufgrund der selben Quelle ganz unterschiedliche politische Einschätzungen vermittelt werden, indem unterschiedliche Vergleichsjahre herangezogen werden. Den Daten dürfte es egal sein; als Faustregel bleibt vielleicht die Einsicht, dass die Latenzzeit politischer Maßnahmen mitunter beträchtlich sein kann, was aber nicht unbedingt immer berücksichtig wird, wenn diese gelobt werden, und dass es hilfreich ist, sich im Zweifelsfall die Datengrundlage selbst anzuschauen.
Warum blogge ich das? Vielleicht trägt’s zur hochschulpolitischen Aufklärung bei.
Auch unterhaltsame SF darf progressiv sein
Ein aus meiner Sicht sehr interessanter neuerer SF-Autor ist Charles Stross. Nicht nur, weil er es – mal abgesehen von einer etwas zu positiven Sicht auf die Atomindustrie – schafft, progressive SF zu schreiben, die gleichzeitig extrem spannend ist, humanistischer Post-Cyberpunk, oder so. Sondern auch, weil er ein Blog betreibt, in dem immer wieder lesenswerte Artikel zu seinen eigenen Werken, zur Welt insgesamt und zu einem aufgeklärten Rationalismus erscheinen. Aktuell hat er sein Opus selbstkritisch „Bechdel’s Law“ unterworfen, dem von Alison Bechdel aufgeworfenen Test, ob ein populäres Werk – ursprünglich ging es um Filme – frauenfeindlich ist oder nicht:
1. Does it have at least two women in it,
2. Who [at some point] talk to each other,
3. About something besides a man.
Ziemlich viele Hollywood-Produktionen scheitern an diesem Test (bei Arthouse-Filmen mag’s ein bißchen anders sein). Im oben verlinkten Beitrag diskutiert Stross, was für ein schlechtes Licht es auf unsere Gesellschaft bzgl. Geschlechterfragen wirft, dass so ein Test 1. überhaupt notwendig ist und 2. so viele Werke der Populärkultur und des massenmedialen Diskurses schlicht und einfach durchfallen. Er geht aber noch einen Schritt weiter und schaut sich auch seine eigenen Texte daraufhin kritisch an. Sein Fazit: „From now on I intend to start applying this test to my fiction before I embarrass myself in public.“ Ob sich Stross wirklich schämen muss, sei dahingestellt (nicht zuletzt Glasshouse ist meines Erachtens ein gutes Beispiel für einen soziologisch anspruchsvollen SF-Roman mit starken Bezügen zur Gender-Debatte). Den Anspruch finde ich jedenfalls allemal gut, und die Diskussion, die sich in den Kommentaren zu diesem Beitrag entspannt, erst recht.
Kurz: Nackte Frauen, nackte Männer – nichts als die nackte Wahrheit
Die im Beitragstitel genannten „nackte Frauen“ und „nackte Männer“ sind so ungefähr die häufigsten Google-Treffer für dieses Blog (es gibt auch sinnvollere, aber diese, die mit dem Inhalt des Blogs wenig zu tun haben, fallen auf, wenn ich in die Statistik schaue). Es gibt auch etwas exotischere Kombinationen, gestern z.B. fiel mir ein von der Suchanfrage „nackte Bäckerin“ hierher geleiteter Zugriff auf. Und bei „nackte Kinder“ frage ich mich schon, was das soll.
Ursache für diese Nacktheitstreffer dürfte vor allem dieser Beitrag über die Frage sein, ob es legitim ist, wenn Greenpeace eine Ansammlung nackter Menschen auf einem Gletscher als Werbemaßnahme verwendet. Irgendwo in den Archiven gibt es dann noch eine Kurzkritik zum Film „nackt“. Aber auch die Tatsache, dass ich über dieses und jenes Schöne rede (z.B. „Schöne Wörter“) und auch schon mal den hiesigen Journalisten Jens Kitzler zitiere, kann von Suchmaschinen sexuell aufgeladen und entsprechend missverstanden werden. Und im Zusammenhang mit Flickr habe ich tatsächlich schon mal was zum Jugendschutz geschrieben.

Science Fiction mit Sexroboter
Letztlich zeigt sich hier, dass Sexualität und das Internet zwar erstens tatsächlich irgendwie eng zusammenhängen, dass aber zweitens selbst ausgeklügelte Suchmaschinen wie Google das Ende ihrer Intelligenzsimulation erreichen und vom tatsächlichen Sprachverstehen weit entfernt sind (ist ja auch gar nicht der Anspruch von Google – manche NutzerInnen scheinen dies aber fast zu glauben).
Ich bin jetzt gespannt, wie stark dieser Beitrag mit seinen expliziten Aussagen von entsprechenden Suchenden frequentiert werden wird.


