Vorteil am Pendeln ist es, immer mal wieder an derselben Stelle mit dem Zug vorbeizukommen, und zu sehen, wie sich die Landschaft im Lauf der Jahreszeiten wandelt – sofern keine Tunnel oder Lärmschutzwände die Sicht versperren. Hier kurz vor Stuttgart im regnerischen Septemberausklang.
Kurz: Bahnreisen 2024
Der aktuelle Zustand der Bahn macht mich unglücklich. Und zwar aus purem Egoismus heraus, in erster Linie. Unter anderem deshalb, weil ich ohne Auto und Führerschein auf diese Infrastruktur angewiesen bin; erst recht, um zwischen Freiburg und Stuttgart pendeln zu können. In zweiter Linie würde ich mir wünschen, dass viele die Bahn nutzen. Und auch da fehlt aktuell einiges, um das mit gutem Gewissen empfehlen zu können
Mich nerven dabei sowohl die kurzfristigen wie auch die langfristigen Unzulänglichkeiten. Wobei sich mit letzteren noch halbwegs planen lässt, etwa durch per se längere Umsteigezeiten als im Fahrplan vorgesehen, andere Routen, oder durch das Setzen auf durchgehende Züge. Wenn jetzt allerdings im Sommer die Rheintalbahn unterbrochen wird – Busersatzverkehr auf der mit am stärksten frequentierten Strecke Deutschlands – schwant mir böses. Und auch die Ankündigungen für den Fernverkehr klingen schwierig. Trotzdem sehe ich ein, dass Bauarbeiten an dieser Infrastruktur dringend notwendig sind, und ich mich halt irgendwie arrangieren muss.
Anders die kurzfristigen Probleme. Es gibt zum Beispiel einen durchgehenden Zug zwischen Basel-Freiburg-Stuttgart-München. Der fährt morgens von Freiburg nach Stuttgart und abends wieder zurück. Eigentlich ideal, kein Risiko, den Anschluss in Karlsruhe zu verpassen. Eine schöne Sache. Genau dieser Zug macht allerdings gerade Probleme. Vorletzte Woche: außerplanmäßiger Halt in Bruchsal, alle raus, Zug endet hier. Letzte Woche: Halt in Stuttgart entfällt. Heute: Zug fällt aus (wohl wegen technischer Probleme am Zug). Und jedesmal erst kurz vor Abfahrt eine Information, was es schwer macht, alternative Verbindungen zu nutzen. Mindestens das müsste besser gehen!
Für mich steht in den nächsten Tagen die Entscheidung an, ob ich meine BahnCard 100 verlängere. Rein finanziell lohnt sie sich spätestens, seit der Nahverkehr auch über ein Deutschlandticket abdeckbar wäre, nicht mehr wirklich. Sie ist also ein Luxusgut, vergleichbar einem selten genutzten Kleinwagen. Aber ein Luxusgut für ein System, das zur Zeit nicht richtig funktioniert? Das macht die Entscheidung nicht einfacher.
Photo of the week: Thundertrain
Der Freiburger Bahnhof strahlt vor dem Hintergrund dunkler Wolken. Wobei ich mich an große Menschenmengen auf Gleisen und in Zügen erst wieder gewöhnen muss. Gestern und vorgestern war ich nach längerer Zeit im Home-Office mal wieder in Stuttgart. Das letzte Mal galten im Zug noch Abstandsregeln, nur jeder zweite Platz war besetzt. Dieses Mal: alles voll, auch – wie bei der 6.46-Uhr-Verbindung üblich – zwischen Karlsruhe und Stuttgart auch die Gänge. Unangenehm voll (aber immerhin alle mit Maske).
Pendel-Ende
Nicht mein Pendeln nimmt ein Ende, das ist derzeit nur corona-bedingt ausgesetzt, und irgendwann werde ich auch wieder in Stuttgart sein und nicht nur im Home-Office, sondern das Pendeln meiner Kinder zwischen zwei Wohnungen. Die sind inzwischen Teenager, und hatten die letzten fast zehn Jahren beide jeweils zwei halbe Kinderzimmer. Die halbe Woche bei der Mutter, die halbe Woche bei mir – das hat lange gut geklappt. Aber der Wunsch nach eigenen Räumen und nach einem Ende des ständigen Wechsels samt Rumschleppen aller möglicher Dinge ist zunehmend größer geworden bei den beiden. Gleichzeitig ist der Freiburger Wohnungsmarkt so, wie er ist. Deswegen waren Modelle wie das „Nestmodell“ (Kinder an einem Ort, Eltern wechseln) für uns als getrennte, aber gemeinsam erziehende Eltern lange schlicht nicht denkbar.
Jetzt sind zwei Dinge zusammengekommen – zum einen haben sich unsere finanziellen Möglichkeiten deutlich verbessert, zum anderen ist meinem Vater mein Elternhaus zu groß geworden. Das bringt uns in die privilegierte Situation, jetzt (bzw. in naher Zukunft, wenn wir mit Umräumen und Ausmisten fertig sind …) genügend Platz zu haben, um den Kindern den ständigen Ortswechsel zu ersparen. Wie bisher teilen wir uns als Eltern die Woche auf. WG-mäßig wird jede:r sein/ihr Zimmer haben. Und das Reihenhaus ist groß genug, dass wir auch beide gleichzeitig da sein können, ohne uns ständig auf die Füße zu treten.
Perspektivisch heißt das für mich, auch noch einmal darüber nachzudenken, ob ich – wenn es denn wieder möglich ist – meine mehrmals wöchentlichen Reisen nach Stuttgart wieder aufnehmen will, oder ob ich mich dann dort nach einer kleinen Wohnung umschaue. Bis dahin ist mein Plan, zwischen Gundelfingen und dem Rieselfeld zu pendeln, das geht dann mit dem Rad statt mit der Bahn.
Gleichzeitig sind damit mit Umzügen, Entrümpeln/Renovieren und Gartenarbeit die Wochenenden und freien Tage in nächster Zeit erst einmal gut gefüllt. Mal sehen, wann wir uns wirklich eingerichtet haben (und wann dann irgendwann auch sowas wie eine Einweihungsparty möglich ist). Eines jedenfalls steht schon fest: es gibt viel zu viele Dinge …
Photo of the week: Karlsruhe, 6:32
Normalerweise nehme ich den durchgehenden 6:46-Zug ab Freiburg, um nach Stuttgart zu kommen. Dann bin ich etwa um 9 Uhr dort. Wenn es noch früher sein muss, gibt es noch zwei Züge davor, jeweils mit Umsteigen in Karlsruhe. Normalerweise jedenfalls. Aktuell sieht der Fahrplan morgens anders aus. Das führte dazu, dass ich in Karlsruhe übernachtet habe, um rechtzeitig um 8 Uhr in Stuttgart sein zu können – und das wiederum bot dann beim Warten auf den Zug Gelegenheit für dieses Foto, auf dem die Bögen des Karlsruher Hauptbahnhofs zur Geltung kommen. (Lustigerweise fahren hier zwei IC fast gleichzeitig nach Stuttgart ab – der, der schon dasteht, kommt allerdings erst deutlich nach dem, der noch kommt, in Stuttgart an – schuld sind die unterschiedlichen Streckenführungen über Mühlacker bzw. über Bruchsal.)