Flucht vom Planeten Erde

On a search for the falling star XII

Ana­tol Ste­fa­no­witsch reg­te sich heu­te über, sagen wir mal, die tech­nik­be­zo­ge­ne Ober­fläch­lich­keit der Mensch­heit auf. Also, dass z.B. sehr viel mehr Geld in Smart­phone­schnick­schnack fließt als in z.B. die bemann­te Raum­fahrt. Ich fas­se sei­ne Tweets mal zusammen:

Wir könn­ten längst auf dem Mars sein. Statt­des­sen lesen wir atem­lo­se Nach­rich­ten von einer Fir­men­zen­tra­le namens „Space­ship Cam­pus“. Und zwar der Fir­men­zen­tra­le eines Kon­zerns für Unter­hal­tungs­elek­tro­nik, nicht etwa für Raumfahrt.

Dumm nur, dass die­se Fir­men­zen­tra­le längst Stahl‑, Glas- und Beton­schrott sein wird, wenn uns klar wird, dass wir auf der Erde fest­sit­zen. (Bzw., unse­re Nach­kom­men, die dann zum Trost mit Ber­gen unse­res Elek­tronik­mülls spie­len können.)

Aber viel wich­ti­ger: Das neue iPho­ne, es wird viel­leicht ein gekrümm­te Dis­play haben! Gekrümmt! Ist Wis­sen­schaft nicht wundervoll? 

Ich konn­te dann nicht anders, als ihm zu wider­spre­chen. Nicht, weil ich die Fra­ge der Dis­play­krüm­mung des neu­en iPho­nes beson­ders wich­tig fän­de, son­dern weil ich die Besied­lung ande­rer Pla­ne­ten für ein ziem­lich uto­pi­sches Vor­ha­ben hal­te. Also für eines, das sich gut für – lite­ra­ri­sche – Uto­pien eig­net (und natür­lich noch viel bes­ser für (New) Space Ope­ra), das mir aber als Ret­tungs­kon­zept für das Über­le­ben der Mensch­heit doch höchst unge­eig­net erscheint.

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Soziologie, die unreine Wissenschaft?


Quel­le: xkcd

xkcd bringt ein (aus Sozio­lo­gen­sicht) oft gehör­tes Vor­ur­teil auf den Punkt: Sozio­lo­gie als unreins­te Wis­sen­schaft, nichts wei­ter als eine (schlech­te) Ablei­tung aus den Natur­wis­sen­schaf­ten. Viel­leicht will ja jemand was dazu sagen – mög­li­cher­wei­se ist’s gera­de die feh­len­de Rein­heit, die zum Erkennt­nis­ge­winn beiträgt.

Landkarte des Internets


Quel­le: Rand­all Mun­roes xkcd.org, CC-BY-NC‑2.5 – für eine grö­ße­re Ver­si­on anklicken

Der heu­ti­ge xkcd-Comic ist eine Land­kar­te des Inter­nets. Also die Raum­me­ta­pher mal wört­lich genom­men. Das Ergeb­nis fin­de ich vor allem des­we­gen span­nend, weil die Grenz­zie­hun­gen, die Rand­all Mun­roe ver­wen­det, ja auch etwas über die Iden­ti­tät der Grup­pen inner­halb der Gren­zen aus­sagt (und über die Fremd­zu­schrei­bun­gen). Sei­ne Kar­te hat eine Ori­en­tie­rung – oben die Mas­sen, unten die „Intellec­tu­als“, links die Din­ge mit Real-life-Bezug, rechts Spie­le, Fik­ti­ves und Sub­kul­tu­ren (bzw. der „Focus on the Web“). Die Anord­nung inner­halb der gro­ben Ori­en­tie­rung sagt etwas aus über Nach­bar­schafts­be­zie­hun­gen (sowohl funk­tio­na­ler als auch kul­tu­rel­ler Art), die Grö­ße soll in etwa wie­der­ge­ben, wie attrak­tiv von den Nut­zer­zah­len ein Ange­bot ist.

Inter­es­sant fin­de ich aber nicht nur gene­rell den Ver­such, die ver­schie­de­nen „web‑2.0“-Communities gra­fisch dar­zu­stel­len, son­dern auch die per­sön­li­che Ein­ord­nung: die Diens­te, die ich nut­ze, lie­gen z.B. alle unter­halb der Kar­ten­mit­te (OpenBC/XING ist nicht ein­ge­zeich­net, das wäre mög­li­cher­wei­se links oben) und ten­den­zi­ell eher in der Mit­te (FlickR, div. Blogs, del.ico.us, Wiki­pe­dia, nicht unbe­dingt Last.fm, aber ähn­li­che Ange­bo­te, und auch das hier unter­ge­tauch­te Usenet).

Außer­dem hät­te ich jetzt ger­ne ein Online-Rol­len­spiel, das die­se Kar­te als Grund­la­ge nimmt.

War­um ich das blog­ge? Weil mich inter­es­siert, wo ande­re sich wie­der­fin­den. Und ob die Kar­te den „men­tal maps“ der Inter­net­nut­ze­rIn­nen entspricht.