Wissenschaft in der wirklichen Welt

Zwi­schen OB-Wahl­kampf in Frei­burg und dem Besuch der re:publica in Ber­lin will ich doch noch die Gele­gen­heit nut­zen, ein paar Ein­drü­cke vom Real­la­bor-Sym­po­si­um zusam­men­zu­fas­sen, das letz­ten Frei­tag in Karls­ru­he stattfand.

Real­la­bo­re sind zumin­dest in bestimm­ten wis­sen­schafts­po­li­ti­schen Fel­dern und in der Nach­hal­tig­keits­for­schung ein fes­ter Begriff. Auf­bau­end auf Lehr-Lern-Pro­jek­ten etwa an der ETH Zürich fand das Kon­zept „Real­la­bor“ Ein­gang in die Emp­feh­lun­gen der von Wis­sen­schafts­mi­nis­te­rin The­re­sia Bau­er ein­ge­setz­ten Exper­ten­kom­mis­si­on „Wis­sen­schaft für Nach­hal­tig­keit“ – und wur­de dann auch prompt umge­setzt. Wenn ich mein Ver­ständ­nis von Real­la­bo­ren (oder, im inter­na­tio­na­len Dis­kurs: „real world labo­ra­to­ries“) zusam­men­fas­se, dann geht es dabei um For­schungs­pro­jek­te, in denen kon­kre­te (zumeist loka­li­sier­ba­re) Pro­ble­me gelöst wer­den, indem Wis­sen­schaft und Pra­xis – idea­ler­wei­se auf Augen­hö­he – die­se zusam­men defi­nie­ren (Ko-Design), Lösungs­an­sät­ze erpro­ben (Real­ex­pe­ri­men­te) und dar­aus ent­ste­hen­des Wis­sen wie­der in den wis­sen­schaft­li­chen Dis­kurs einspeisen.

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Kurz: Digitaler Wandel als Chance für Teilen und Tauschen

Was ich ja sehr gespannt beob­ach­te, ist der Wett­be­werb ShareBW, bei dem – noch eine Woche lang, bis 19.10.2015 – die bes­ten Ideen gesucht wer­den, um mit Hil­fe der Digi­ta­li­sie­rung Tau­schen und Tei­len („Share Eco­no­my“) zu erleich­tern, und so nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung und Zukunfts­fä­hig­keit in Stadt und Land vor­an­brin­gen. Oder, in der Spra­che der Aus­schrei­bung: unge­ho­be­ne Digi­ta­li­sie­rungs­po­ten­zia­le för­dern. Der vom baden-würt­tem­ber­gi­schen Wis­sen­schafts­mi­nis­te­ri­um aus­ge­lob­te Ideen­wett­be­werb ist mit einem Preis­geld von bis zu 180.000 € ver­se­hen, das dazu genutzt wer­den soll, die prä­mier­ten Ideen inner­halb der nächs­ten Mona­te zu rea­li­sie­ren. Mit­ma­chen kön­nen Pri­vat­per­so­nen, Ver­ei­ne, Unter­neh­men und Kom­mu­nen. Ein­zi­ge Vor­aus­set­zung: Wohn- bzw. Geschäfts­sitz Baden-Württemberg. 

Ich fin­de die­sen Wett­be­werb aus zwei Grün­den sehr span­nend. Hier berüh­ren sich zwei Wel­ten, die sonst nicht unbe­dingt viel mit­ein­an­der zu tun haben – Men­schen und Pro­jek­te, die „irgend­was mit Medi­en“ machen, IT-Start­ups, etc., auf der einen Sei­te, und auf der ande­ren Sei­te Umwelt­be­weg­te, lokal Enga­gier­te, Nach­hal­tig­keits­freun­dIn­nen. Die The­se – und das Risi­ko hin­ter dem Wett­be­werb – ist es, dass in der Schnitt­men­ge die­ser bei­den Berei­che Neu­es ent­ste­hen kann. Inno­va­tio­nen, die zur Zukunfts­fä­hig­keit Baden-Würt­tem­bergs bei­tra­gen kön­nen. Wenn längst klar wäre, was die zen­tra­len Pro­jek­te in die­ser Schnitt­men­ge sind, wäre der Wett­be­werb lang­wei­lig. So aber for­dert er dazu auf, Neu­es zu den­ken und dann auch tat­säch­lich umzu­set­zen – jen­seits der übli­chen Mus­ter wis­sen­schaft­li­cher Dritt­mit­tel­pro­jek­te und Businessplan-Pitches. 

Ob das gelingt? Das wird nach dem 19.10. klar wer­den. Bis dahin gilt die Auf­for­de­rung, dass alle, die Ideen haben, die in die­sen Bereich fal­len, und die auf drei bis sechs Sei­ten kon­kre­ti­siert wer­den kön­nen, unbe­dingt mit­ma­chen sollten.