Wer hat wen beeinflusst?

Ich habe mir sowas ja immer schon für sozio­lo­gi­sche Lite­ra­tur­ver­zeich­nis­se gewünscht (wer zitiert wen, wer baut auf wen auf …) – in etwas all­ge­mei­ne­rer Form gibt es jetzt ein Tool, dass die Wiki­pe­dia nach Ver­bin­dun­gen zwi­schen wich­ti­gen Wis­sen­schaft­le­rIn­nen, Den­ke­rIn­nen, … der Neu­zeit durch­sucht. Spannend.

> mike-love.net – Genea­lo­gy of Influence

War­um blog­ge ich das? Visua­li­sie­run­gen im All­ge­mei­nen und im Speziellen.

Loske: „Parteipolitik macht dumm“

Rein­hard Los­ke – in letz­ter Zeit bereits durch den einen oder ande­ren Pro­fi­lie­rungs­ver­such (neue Radi­ka­li­tät im Umwelt­schutz etc.) auf­ge­fal­len, darf sich in der taz von heu­te in einem ganz­sei­ti­gen Inter­view äußern. Ein paar Aus­sa­gen fin­de ich span­nend genug, um hier dar­auf hin­zu­wei­sen – etwa den durch­aus nega­tiv für die Par­tei­po­li­tik aus­fal­len­den Ver­gleich von poli­ti­scher Tätig­keit und vor­he­ri­ger wis­sen­schaft­li­cher Tätig­keit, oder auch die rela­tiv aus­führ­li­che Dar­stel­lung von Los­kes Vor­stel­lun­gen eines Grund­ein­kom­mens. Zur Rol­le des „Vor­den­kers“, wie sie ihm der inter­view­en­de Redak­teur Han­nes Koch schmack­haft machen will, reicht es aber doch noch nicht so ganz.

Intelligente Kinder werden vegetarische Erwachsene …

… steht in Spie­gel online und anders­wo. Fin­de ich als erwach­se­ner Vege­ta­ri­er ers­tens (mal abge­se­hen von der not­wen­di­gen Kri­tik an IQ-Tests etc.) gut und zwei­tens nicht son­der­lich erstaun­lich, wenn die Zusam­men­set­zung sozia­ler Milieu betrach­tet wird – jeden­falls schei­nen aka­de­mi­sche Bil­dung und Zuge­hö­rig­keit zum post­ma­te­ria­lis­ti­schen Milieu ganz gut zusam­men­zu­pas­sen. Und vege­ta­ri­sche Ernäh­rung ist eine typi­sche Lebens­stil­ent­schei­dung in die­sem Milieu.

> Abs­tract der Original-Studie

Netzkompetenz statt Verteuflung

Ich lese ja ger­ne Tele­po­lis. Aber man­cher Arti­kel dort ärgert mich auch. Zum Bei­spiel wirbt Ste­fan Weber für sein im Hei­se-Ver­lag erschie­ne­nes Buch über die Copy-Pas­te-Kul­tur im Wis­sen­schafts­be­trieb mit einer drei­tei­li­gen Arti­kel­se­rie. Teil 1 und 2 sind ganz nett, aber Teil 3 fand ich so über­trie­ben, dass ich einen läng­li­chen Kom­men­tar dazu im Forum zum Arti­kel geschrie­ben habe. Der hat fol­gen­den Inhalt:

Kulturpessimismus pur?

Die ers­ten bei­den Tei­le fand ich ja noch ganz nett, und auch in ihrer Pole­mik über­zeu­gend. Bei Teil 3 sieht’s anders aus – da scheint mir der Kul­tur­pes­si­mis­mus der Guten­berg-Gala­xie-Bewoh­ner durch­ge­schla­gen zu haben. Klar gehört eine gewis­se Kom­pe­tenz dazu, sinn­vol­le – zitier­ba­re – wis­sen­schaft­li­che Inter­net­quel­len von Man­ga­fo­ren zu tren­nen. Aber wenn die gege­ben ist, spricht m.E. nichts dage­gen, im Inter­net vor­han­de­ne Tex­te wie ande­re Tex­te auch zu zitie­ren. Und die Auf­find­bar­keit in ech­ter Mate­rie vor­lie­gen­der Tex­te ist so klar auch nicht immer – unver­öf­fent­lich­te Manu­skrip­te, Vor­trä­ge oder ande­re recht obsku­re Quel­len tau­chen auch da mal auf. Darf www.telepolis.de zitiert wer­den? Oder nur, wenn es um Netz­kul­tur geht?

Anders gesagt: statt Wiki­pe­dia und Kopier­funk­tio­nen zu ver­teu­feln, wäre es m.E. sinn­vol­ler, sich zu über­le­gen, was ange­mes­se­ne Ele­men­te einer ent­spre­chen­den Netz­kom­pe­tenz sein könn­ten. Die im Arti­kel auf­ge­führ­ten Regeln sind Blödsinn.

  • Direk­te Zita­te aus dem Inter­net nie zur Fak­ten­ver­mitt­lung, son­dern nur noch als illus­tra­ti­ve Bei­spie­le, wenn also das Zitat selbst the­ma­ti­siert wird (kri­ti­sche Distanz!)

„Das Inter­net“ gibt es nicht. War­um nicht Weber (2006) zitie­ren, wenn Wis­sen­schafts­prak­ti­ken im Infor­ma­ti­ons­zeit­al­ter behan­delt werden?

  • Ver­pflich­ten­der Ausdruck/Screenshot jeder zitier­ten Web­site im Anhang

Gemach, gemach … bei Foren­bei­trä­gen mag das der Fall sein. Bei ArchiX (heißt das so) oder ande­ren insti­tu­tio­nell auf­find­ba­ren Doku­men­ten sieht’s wie­der ganz anders aus (z.B. bie­tet die Uni­ver­si­tät Frei­burg einen Doku­men­ten­ser­ver frei­dok an – war­um nicht von den dort ver­öf­fent­lich­ten Dis­ser­ta­tio­nen etc. zitie­ren, wenn ich’s aus dem ent­spre­chen­den Buch auch tun wür­de?) Oder muss dann das Gesamt-PDF ange­hängt werden?

  • Kei­ne Zita­te von der Wiki­pe­dia, außer zur kri­ti­schen Kommentierung

Die Wiki­pe­dia wird in ihrer Quel­len­la­ge immer bes­ser. Des­we­gen wür­de ich auch das nicht so unkom­men­tiert stel­len las­sen wollen.

  • Idea­ler­wei­se soll­te in wis­sen­schaft­li­chen Arbei­ten von Web­sei­ten nur dann zitiert wer­den, wenn es tat­säch­lich wis­sen­schaft­li­che Quel­len sind (etwa Online-Auf­trit­te von Jour­nals etc.)

Ja – aber dann brau­che ich auch kei­nen Screen­shot. Und man­ches ist halt gar nicht so ein­fach ein­zu­ord­nen (-> Netz­kom­pe­tenz); natür­lich trägt das Inter­net dazu bei, eini­ge Grenz­zie­hun­gen zu ver­un­kla­ren (kommunikation@gesellschaft ist ein klar wis­sen­schaft­li­ches Jour­nal, Tele­po­lis ist es eigent­lich nicht, hat aber manch­mal ganz net­te Ideen zu bie­ten, z.B. wenn Maresch schreibt, und man­che Fak­ten (oder so) zu etwas obsku­re­ren Gebie­ten fin­den sich viel­leicht tat­säch­lich am ehes­ten in einem abge­le­ge­nen Blog). Modus 2?

Der lange Weg vom Vortrag zur Veröffentlichung

Im letz­ten Som­mer – nein, im vor­letz­ten Som­mer, also im August 2005, war ich in Kesz­t­he­ly in Ungarn auf der 21. Kon­fe­renz der euro­päi­schen Agrar­so­zio­lo­gIn­nen und habe dort etwas über das zu die­sem Zeit­punkt eigent­lich schon abge­schlos­se­ne For­schungs­pro­jekt WALD vor­ge­tra­gen. Ursprüng­lich war wohl geplant, die dort gehal­te­nen Vor­trä­ge auch irgend­wie zu ver­öf­fent­li­chen. Vor etwa einem Jahr hieß es dann, dass doch jede und jeder selbst schau­en soll, was er oder sie aus dem jewei­li­gen Vor­trag macht. Gut, dach­te ich mir, im Ver­gleich zu dem, was ich schon anders­wo unter­ge­bracht habe, ent­hielt mein Vor­trag nichts welt­be­we­gend neu­es über forst­li­che Dienst­leis­ter in Deutsch­land und deren Situa­ti­on. Aller­dings gab es zu mei­nen Ergeb­nis­sen bis­her noch nichts schrift­li­ches auf Eng­lisch. Ergeb­nis mei­ner Über­le­gun­gen war die Idee, den Vor­trag in der neu­en Rei­he „Arbeits­wis­sen­schaft­li­che For­schungs­be­rich­te“ des Insti­tuts zu ver­öf­fent­li­chen – genau für sol­che Din­ge passt die­se Rei­he wun­der­bar. Gesagt, getan – vor der tat­säch­li­chen Ver­öf­fent­li­chung als PDF lagen aller­dings noch diver­se eige­ne und frem­de Über­ar­bei­tun­gen. Heu­te (mit Datum „Okto­ber 2006“, weil so schon län­ger ange­kün­digt) steht die Text­fas­sung des Vor­trags end­lich als Arbeit­wis­sen­schaft­li­cher For­schungs­be­richt im Netz. Zumin­dest in einer klei­nen Auf­la­ge wol­len wir die Arbeits­wis­sen­schaft­li­chen For­schungs­be­rich­te auch dru­cken las­sen – bis ich mei­nen Text gedruckt auf Papier in der Hand hal­te, wird es ver­mut­lich Ende Janu­ar oder Anfang Febru­ar 2007 sein.

Aber ein klei­ner Trost bleibt: obwohl das jetzt doch ganz schön lan­ge gedau­ert hat, bis der Vor­trag end­lich im Netz zugäng­lich ist, wäre der Weg über eine „ech­te“ Ver­öf­fent­li­chung in einer wis­sen­schaft­li­chen Fach­zeit­schrift ver­mut­lich noch um eini­ges lang­wie­ri­ger und arbeits­in­ten­si­ver gewe­sen. Und dar­auf hat­te ich – deut­lich nach Pro­jek­ten­de – schlicht und ein­fach kei­ne Lust.