Werbung total

Toyo­ta bringt ein neu­es Auto­mo­dell her­aus, und kauft für 30 Mio. Euro sämt­li­che Pla­kat- und Leucht­flä­chen in diver­sen Groß­städ­ten auf. In Frei­burg auch – dabei fällt aller­dings auf, dass das gar nicht so auf­fällt, d.h. trotz der WALL-Flä­chen gibt’s hier gar nicht so viel Wer­be­flä­che. Anders­wo ist mehr zu sehen (sie­he z.B. den Bericht im Font­blog bzw. sei­ne Fort­set­zung). Wer­bung total – oder tota­li­tä­re Wer­bung? Ich hof­fe jeden­falls, dass das nicht ein­reißt. Von der Gestal­tung her geht die Toyo­ta-Kam­pa­gne ja noch, und hat auf Pla­kat­wech­sel­flä­chen sogar ganz wit­zi­ge Moti­ve – aber wenn ich mir jetzt einen Elek­tro­nik­dis­coun­ter o.ä. in dem Umfang vor­stel­le, wird es mir eher schlecht. Oder eine Image-Kam­pa­gne der Bun­des­re­gie­rung. Oder Spruch­bän­der, die die Werk­tä­ti­gen zum Kampf auffordern.

Dabei fällt mir, neben­bei bemerkt, die­se 1999 ent­stan­de­ne Haus­ar­beit von mir ein: Wer­bung & Mas­sen­me­di­en – ein para­si­tä­res Ver­hält­nis? Eini­ges aus die­ser Arbeit passt ganz gut zur Toyota-Kampagne.

War­um blog­ge ich das? Weil’s was doch eher außer­ge­wöhn­li­ches ist. Und inso­fern fast so eine Art Realexperiment.

Wahlparadoxien

Heu­te habe ich mich an zwei Wah­len betei­ligt, zwei­mal ist nicht das raus­ge­kom­men, was ich gewählt habe, trotz­dem fin­de ich die Ergeb­nis­se in Ordnung.

Die ers­te Wahl war auf dem Lan­des­par­tei­tag von Bünd­nis 90/Die Grü­nen, der heu­te und ges­tern in Bad Kro­zin­gen getagt hat. Dort wur­de Dani­el Mou­rat­i­dis zum neu­en Lan­des­vor­sit­zen­den gewählt. Wie gesagt – gewählt habe ich ihn nicht, aber ich traue ihm zu, sowohl inte­gra­tiv und boden­stän­dig zu wir­ken als auch eige­ne Per­sön­lich­keit zu ent­fal­ten, und damit ist Dani­el sicher­lich eine gute Wahl für die Lan­des­spit­ze der Par­tei (der Rest des Par­tei­tags war bis auf ein paar Albern­hei­ten ges­tern abend eher lang­wei­lig – wie immer, wenn Grü­ne ver­su­chen, kon­tro­vers über Umwelt­the­men zu reden). Gefreut hat mich, dass ein aus mei­ner Sicht gutes Ver­fah­ren zum The­ma Grund­ein­kom­men beschlos­sen wur­de – unge­fähr ein Jahr lang soll ein akti­ver Mei­nungs­bil­dungs­pro­zess in der Par­tei dazu erfol­gen, am Ende soll eine gut durch­dach­te grü­ne Posi­ti­on zu Grundeinkommen/Grundsicherung/etc. stehen.

Die zwei­te Wahl, die anders gelau­fen ist, als ich abge­stimmt habe, war der Frei­bur­ger Bür­ger­ent­scheid zum Ver­kauf der Stadt­bau. Bis zum Schluss war ich mir unsi­cher, wie ich abstim­men soll, habe dann aber doch brav mein Kreuz bei „nein“ gemacht. Die über­wäl­ti­gen­de Mehr­heit der Frei­bur­ger Bür­ge­rIn­nen sah das anders, etwa 70 Pro­zent haben für „ja“ gestimmt, also gegen den Ver­kauf der Stadt­bau und der städ­ti­schen Woh­nun­gen. Damit ist die Pri­va­ti­sie­rungs­lö­sung zum Kas­se­fül­len erst ein­mal aus dem Spiel – ich bin gespannt, ob jetzt tat­säch­lich die ange­droh­ten düs­tern Zei­ten auf Frei­burg zukom­men, oder ob die Stadt­rats­frak­tio­nen jen­seits der Bür­ger­ent­scheids­blö­cke einen Frei­bur­ger Weg aus der Haus­halts­mi­se­re fin­den wer­den. Hoff­nun­gen habe ich da eini­ge; der äuße­re Zwang mag das sei­ne zum Zustan­de­kom­men der­ar­ti­ger Lösun­gen beitragen.

> Infos zum Bür­ger­ent­scheid und Ergebnis
> Über­blick über die Ergeb­nis­se in den Stadt­tei­len (zeigt schön, wo reich und arm wohnen …)

Bürgerentscheid Wohnungsverkauf

Hier in Frei­burg beginnt jetzt ja all­mäh­lich die hei­ße Pha­se des Wahl­kampfs um den Bür­ger­ent­scheid zum geplan­ten Ver­kauf der Stadt­bau. Pla­ka­te gese­hen habe ich bis­her von der Lin­ken Lis­te (für ein Ver­bot des Woh­nungs­ver­kaufs) und in einer zum Teil abge­stimm­ten Kam­pa­gne (gegen ein Ver­bot des Woh­nungs­ver­kaufs) vom Jun­gen Frei­burg (klein und selt­sam) sowie von CDU und Grü­nen. Gra­fisch über­zeu­gen mich dabei die schwarz-weiß-rot gehal­te­nen Pla­ka­te der Lin­ken Lis­te am meis­ten – redu­zier­te Typo­gra­phie + Schwarz-weiß-Foto von Betrof­fe­nen oder so. Ich selbst bin noch hin und her­ge­ris­sen: prin­zi­pi­ell fin­de ich, dass Städ­te nicht ohne Not auf Gestal­tungs­spiel­raum ver­zich­ten sol­len. Aller­dings schei­nen mir bei­de Vari­an­ten – Stadt­bau­ver­kauf ja oder nein – dar­auf hin­aus­zu­lau­fen. Im einen Fall fällt ein wich­ti­ges Ele­ment städ­ti­scher Woh­nungs­po­li­tik weg. Und dass Pri­va­te das prin­zi­pi­ell bes­ser machen, sehe ich nicht.* Die Stadt­bau könn­te ver­mut­lich anders auf­ge­stellt und bes­ser orga­ni­siert wer­den** – aber ob sie als ein der­zeit Gewinn abwer­fen­der Betrieb der Stadt ver­kauft wer­den muss? Und im ande­ren Fall droht das städ­ti­sche Finanz­pro­blem noch grö­ßer zu wer­den, wenn die Argu­men­te der Ver­kaufs­be­für­wor­te­rIn­nen stim­men. Bei­des fin­de ich nicht gut. Glück­li­cher­wei­se sind’s noch ein paar Tage bis zur Abstim­mung am 12.11. – viel­leicht über­zeugt mich die eine oder ande­re Sei­te dann noch.

Was ich eigent­lich ger­ne hät­te, wäre ein Ver­kauf nur eines rela­tiv klei­nen Teils der Stadt­bau (also etwa der Hälf­te der Woh­nun­gen), um so ein biß­chen Geld rein­zu­ho­len, und ansons­ten einen Bür­ger­haus­halts­pro­zess (z.B. so), bei dem nicht an der Ein­zel­fra­ge Woh­nungs­bau, son­dern im abge­stimm­ten Gesamt­kon­zept die Bewoh­ne­rIn­nen der Stadt dar­über ent­schei­den, wo gespart wer­den soll und wo finan­zi­el­le Prio­ri­tä­ten gesetzt wer­den müs­sen. Ob der Erhalt städ­ti­scher Zuschüs­se an Ver­ei­ne da so eine gute Idee sind (die CDU nutzt das als ein Argu­ment auf ihren Pla­ka­ten), müss­te dann zum Bei­spiel dis­ku­tiert wer­den. War­um – um bei die­sem Ein­zel­bei­spiel zu blei­ben – nicht hier etwas machen, was im Zusam­men­hang mit der Stu­di­en­ge­büh­ren­debat­te immer wie­der vor­ge­bracht wird, da aber m.E. nicht so sinn­voll ist (weil öffent­li­che Bil­dung etwas anders ist als die Unter­stüt­zung von Sport­ver­ei­nen): städ­ti­sche Zuschüs­se umstel­len von einem insti­tu­tio­nel­len Zuschuss an Ver­ei­ne auf ein an Per­so­nen (mög­li­cher­wei­se nur bestimm­te Per­so­nen­grup­pen wie Kin­der oder Men­schen mit gerin­gem Ein­kom­men) gekop­pel­tes Gut­schein­sys­tem, das bei Ver­ei­nen (das Spek­trum wäre fest­zu­le­gen) ein­ge­löst wer­den kann und dort finan­zi­el­le Zuschüs­se der Stadt bringt. Damit wäre eine sehr viel genaue­re und spar­sa­me­re Mit­tel­ver­wen­dung und ‑steue­rung möglich.

* Ver­glei­che z.B. aktu­el­le Mel­dun­gen im Spiegel

** P.S.: Weiß jemand eine güns­ti­ge, zwei bis drei Zim­mer gro­ße Erd­ge­schoß­woh­nung für jun­ges Paar mit Kind und Katze?

Wo bleibt das Grün?

Der Sonn­tag, das kos­ten­lo­se Sonn­tags­blatt der Badi­schen Zei­tung, berich­tet heu­te über das Ergeb­nis des Wett­be­werbs zur Umge­stal­tung des Rott­eck­rings. Foto und Arti­kel las­sen mei­nes Erach­tens vor allem einen Schluss zu: eine wei­te­re Grün­flä­che in der Stadt soll weg (wie zuletzt ähn­lich gela­gert das Drei­sam­ufer­ca­fe). Ich habe des­we­gen eine Leser­brief an den Sonn­tag geschrieben:

Wo bleibt das Grün in der Stadt? Ich mei­ne das jetzt ganz wört­lich – irgend­wer scheint sich aus­ge­dacht zu haben, dass gro­ße lee­re Stein- oder Beton­flä­chen und Glas­fas­sa­den groß­städ­tisch wir­ken. Ohne jetzt jemand belei­di­gen zu wol­len: ent­spre­chen­de Plät­ze in Han­no­ver, Ber­lin oder Ham­burg fin­de ich zumin­dest meist nicht urban, son­dern trost­los. Zum Flair der Stadt Frei­burg wür­de hin­ge­gen ein städ­ti­scher Platz pas­sen, der es schafft, die vor­han­de­nen Rasen­flä­chen auf dem Platz der alten Syn­ago­ge und vor dem Thea­ter in ein Umge­stal­tungs­kon­zept ein­zu­be­zie­hen, statt sie durch ein­be­to­nier­te Bäu­me und Was­ser­be­cken (vgl. Karls­platz …) zu ersetzen.