Photo of the week: „BaWü-Labs GO!“

"BaWü-Labs GO!" - Auftaktveranstaltung Reallabore - 30.04.2015, Stuttgart

 
In einer klei­nen Pau­se zwi­schen den GDL-Streiks war ich letz­ten Don­ners­tag in Stutt­gart und konn­te an der schön gestal­te­ten Start­schuss-Kon­fe­renz „BaWü-Labs GO!“ in der Staat­li­che Aka­de­mie der Bil­den­den Küns­te auf dem Kil­les­berg teil­neh­men. Baden-Würt­tem­berg för­dert im Rah­men der Wis­sen­schaft für Nach­hal­tig­keit (dort auch wei­te­re Infor­ma­tio­nen) sie­ben „Real­la­bo­re“ – Ver­su­che, jen­seits klas­si­scher For­ma­te in einer engen Ver­bin­dung von For­schung und Pra­xis (kom­mu­nal, wirt­schaft­lich, zivil­ge­sell­schaft­lich, …) an Lösun­gen für Trans­for­ma­ti­ons­pro­ble­me zu arbei­ten. Klingt abs­trakt – kon­kre­ter geht es bei­spiels­wei­se dar­um, den Natio­nal­park Schwarz­wald für die Regio­nal­ent­wick­lung zu nut­zen, an einer nach­hal­ti­gen Mobi­li­täts­kul­tur für Stutt­gart zu arbei­ten oder am ehe­ma­li­gen Tex­til­stand­ort Die­ten­heim wie­der an die­se Tra­di­ti­on anzu­knüp­fen. Ich ver­ste­he den Begriff Real­la­bor dabei so, dass es dar­um geht, ein For­schungs­for­mat für „Real­ex­pe­ri­men­te“ zu ent­wi­ckeln, bei dem es gelin­gen soll, das wis­sen­schaft­li­che Wis­sen mit dem Wis­sen der Akteu­re vor Ort auf „Augen­hö­he“ zusam­men­zu­brin­gen. Anders als im klas­si­schen Inter­ven­ti­ons­pa­ra­dig­ma geht es nicht dar­um, ein theo­rie­ge­lei­te­tes Kon­zept in die Pra­xis zu trans­fe­rie­ren (wie das miss­lin­gen kann, zeig­te das Frei­burg Sci­en­ti­fic Theat­re in einer bösen Far­ce zur Zukunft des IPCC), son­dern gemein­sam mit der Pra­xis über­haupt erst Fra­ge­stel­lun­gen und Lösungs­we­ge zu erar­bei­ten. Wem dazu Modus‑2 ein­fällt, der liegt wohl nicht so ganz falsch.

Die sie­ben geför­der­ten Pro­jek­ten haben jetzt etwa drei Jah­re Zeit, sich auf den Weg zu machen. Sie ste­hen, wie es Uwe Schnei­de­wind in sei­nem Vor­trag sag­te, unter schar­fer Beob­ach­tung. Gelingt es, tat­säch­lich nach­hal­ti­ge – über den Rah­men des For­schungs­pro­jekts hin­aus – Lösun­gen zu fin­den und vor Ort zu ver­an­kern? Schaf­fen die For­sche­rIn­nen den Spa­gat zwi­schen Pro­jekt­ma­nage­ment, wis­sen­schaft­li­chem Renom­mee und trans­for­ma­ti­ver Pra­xis? Schnei­de­wind wies zurecht dar­auf hin, dass die­ser Weg von den For­sche­rIn­nen nicht nur Hal­tung – das Sich-Ein­las­sen auf Neu­es, auf ande­re Wis­sens­for­men – son­dern auch Mut abver­langt, denn die­se Vor­ha­ben pas­sen ja zunächst ein­mal nicht wirk­lich zu den Hams­ter­rä­dern dis­zi­pli­nä­rer Ver­öf­fent­li­chun­gen und Bewertungen. 

Ich bin jeden­falls sehr gespannt und wer­de den Weg der Real­la­bo­re auch wei­ter­hin inter­es­siert beglei­ten. (Und es geht wei­ter: Die zwei­te Aus­schrei­bungs­run­de mit dem Fokus „Real­la­bor Stadt“ läuft bereits …).

P.S.: Inzwi­schen liegt auch die Ant­wort auf einen Antrag (Drs. 15/6682), den die Frak­ti­on GRÜNE zu die­sem The­ma in den Land­tag von Baden-Würt­tem­berg ein­ge­bracht hat, gedruckt vor. Als PDF hier nachlesbar.