Kurz zu Jacinda Ardern

Viel­leicht ist es ein Fall von „the grass is always gree­ner on the other side“. In Neu­see­land auf jeden Fall. Ges­tern hat Jac­in­da Ardern ange­kün­digt, als Pre­mier­mi­nis­te­rin Neu­see­lands auf­zu­hö­ren. Ich fin­de das einer­seits bedau­er­lich, weil sie, nach allem, was ich dar­über gehört und gele­sen habe, einen neu­en Poli­tik­stil eta­bliert hat. Dass da eine jün­ge­re Frau ein Land regiert, war vor fünf Jah­ren etwas ganz Neu­es. Und dass die Sozi­al­de­mo­kra­tin das mit einem neu­en Stil tat, bis hin zu einer aus Mehr­heits­grün­den nicht not­wen­di­gen, inhalt­lich aber sinn­vol­len Koali­tio­nen mit den dor­ti­gen Grü­nen, wur­de auch hier­zu­lan­de sichtbar. 

Jetzt hat sie sehr selbst­be­stimmt mit­ge­teilt, dass zur Füh­rung eines Lan­des gehört, alles zu geben, und dass sie sich dazu nicht wei­ter in der Lage sieht. Das ist ehr­lich und mutig – übli­che Pra­xis wäre ja, quä­lend und gequält wei­ter­zu­ma­chen, weil Auf­hö­ren gleich als Auf­ge­ben ange­se­hen wird. Auch die­ser Schritt also stil­prä­gend und vor­bild­haft. Egal, ob zu Arderns Zukunft irgend­wann noch ein­mal Poli­tik gehört – ich wün­sche ihr nur Gutes. Und hof­fe, dass das 21. Jahr­hun­dert irgend­wann nicht nur für Trump, John­son, Bol­so­n­a­ro etc. in Erin­ne­rung blei­ben wird, son­dern auch für einen neu­en Stil der Poli­tik, für den Oba­ma, Ardern und Baer­bock stehen. 

Kurzeintrag: Eine schmerzhafte Lektion (Update 2: Transnet/Bahnprivatisierung)

Kirchzarten railway station I
Bahn­hof Kirch­zar­ten –
pri­va­ti­siert besser?

Nach schlech­ten Erfah­run­gen mit der Pri­va­ti­sie­rung ver­staat­licht Neu­see­land sei­ne Bahn jetzt wie­der. Der Staat kau­fe für 665 Mil­lio­nen Neu­see­län­di­sche Dol­lar (rund 335 Mil­lio­nen Euro) die pri­va­ti­sier­te Eisen­bahn vom aus­tra­li­schen Kon­zern Toll Hol­dings zurück, kün­dig­te Finanz­mi­nis­ter Micha­el Cul­len an.

Schreibt tagesschau.de. Und wei­ter heißt es, dass es äußerst schwie­rig sei, mit einem pri­va­ti­sier­ten Bahn-Unter­neh­men etwas zur öko­lo­gi­schen Zukunft Neu­see­lands bei­zu­tra­gen. Die 24,9%-Partei SPD scheint es noch immer anders zu sehen. Oder: nur aus eige­nem Scha­den wird man klug.

Update: (14.5.2008) Im Sci­en­ce­Gar­den gibt es einen Hin­weis auf einen wis­sen­schaft­lich-kri­ti­schen Auf­satz zur Bahnprivatisierung.

Update 2: Die inter­es­san­ten Vor­gän­ge rund um die pri­va­ti­sie­rungs­freund­li­che Hal­tung von Trans­net und den Wech­sel von Han­sen in das DB-Manage­ment schei­nen auch eine gute Sei­te zu haben – jetzt ist der Weg bei Trans­net frei für eine kri­ti­sche­re Haltung.