Zur Kategorie ‚Umgang mit Natur‘

Manch­mal haben auch zwölf Jah­re alte Tex­te noch eine gewis­se Rele­vanz. Heu­te erreich­te mich eine Mail, ob ich denn wohl zu einem 2005 gehal­te­nen Vor­trag ein Manu­skript hät­te. Habe ich, und das zum Anlass genom­men, die­ses Manu­skript mit einer gewis­sen Ver­spä­tung heu­te in mein Blog zu stel­len. Es han­delt sich dabei um den Vor­trag Zur Kate­go­rie ‚Umgang mit Natur’. Wie kann Pra­xis­theo­rie zum Ver­ständ­nis des Natur/­Ge­sell­schafts-Ver­hält­nis­ses bei­tra­gen?, den ich auf der 2. Tagung der Nach­wuchs­grup­pe Umwelt­so­zio­lo­gie in Düs­sel­dorf vom 7.–9. April 2005 gehal­ten habe. Die damals ange­dach­te Ver­öf­fent­li­chung wur­de nicht wei­ter­ver­folgt, und auch die Funk­ti­on, Denk­an­stoß, Stein­bruch und Mate­ri­al für das eige­ne Pro­mo­ti­ons­vor­ha­ben dar­zu­stel­len, hat sich mit dem Abbruch des­sel­ben erledigt. 

Inso­fern: wer wis­sen möch­te, wel­che Gedan­ken ich mir 2005 zum Ver­hält­nis von Pra­xis­theo­rie, Umwelt und Natur gemacht habe, fin­det nun hier das Manuskript 

„Zur Kate­go­rie ‚Umgang mit Natur’. Wie kann Pra­xis­theo­rie zum Ver­ständ­nis des Natur/­Ge­sell­schafts-Ver­hält­nis­ses bei­tra­gen?“.

Bes­ser als auf der Fest­plat­te zu ver­stau­ben, ist das allemal … 

Kurz besprochen: Slow

imageHeu­te hat­te der Film Slow von Sascha Sei­fert in Stutt­gart Pre­mie­re. Vor­ne­weg: So gro­ße Auf­nah­men von Schne­cken habe ich noch nie gese­hen. Schmat­zen­de Schne­cken, krie­chend dahin­glei­ten­de Schne­cken, Bäu­me erklim­men­de Schne­cken. Tote Schne­cken. Leben­de Schne­cken. Mit Haus und ohne, durch­sich­tig schim­mernd oder grell orange. 

Und dazwi­schen beein­dru­cken­de, beweg­te Natur- und Makro­auf­nah­men von Bee­ren, Pil­zen und aller­hand Getier, Auf­nah­men, denen die Tiefen(un)schärfe etwas mys­tisch-ver­zau­ber­tes mit­ge­ge­ben hat. Ich mag die­se Art der Makro­fo­to­gra­fie sehr. Das gan­ze arran­giert zu – wenn ich rich­tig mit­ge­zählt habe – zwölf Medi­ta­tio­nen aus dem schwä­bi­schen Regen­wald, jeweils ein­ge­lei­tet durch einen Gong­schlag und einem Zitat des bud­dhis­ti­schen Leh­rers Thích Nhãt Hanh („Atme, läch­le, gehe langsam“). 

Mehr Text kommt in die­sem Film nicht vor, mehr Plot auch nicht. Das lässt Raum fürs Sel­ber­den­ken, für die unwill­kür­li­che Suche nach Mus­tern. Die meis­te Zeit über sind dabei Natur­ge­räu­sche zu hören – ab und zu gemischt mit CC-Musik (für mei­nen Geschmack: etwas unmo­ti­viert ein­ge­setzt). Der Film läuft 89 Minu­ten – das kann ganz schön lang wer­den, vor allem, weil Schne­cken ganz schön hek­ti­sche Tie­re sein kön­nen. Defi­ni­tiv Ent­schleu­ni­gung – aber manch­mal, für mei­nen Geschmack, etwas zu unent­schie­den zwi­schen Nah­ge­biets-Natur­film und medi­ta­ti­vem Fluß, in dem Ver­sen­kung mög­lich ist. Jeden­falls: ein ganz ande­res Film­for­mat, das auf der gro­ßen Kino­lein­wand erst rich­tig zur Gel­tung gekom­men ist.

Dis­clai­mer: Ich habe eine Frei­kar­te für die Pre­mie­re erhalten.

Kurz: Naturrecht mal anders (Update)

Jede Men­ge Wah­len und Wahl­fol­gen – Ham­burg mit einem Koh­le­kraft­werk, Hes­sen mit dem Ver­such, das Unwahr­schein­li­che zu wagen, Bay­ern mit einer lei­der unwahr­schein­li­chen Vie­rer­ko­ali­ti­on, Öster­reich mit einem dra­ma­ti­schen Rechts­ruck, Bran­den­burg mit Sta­tis­tik­pro­ble­men, usw. 

Wären die Wah­len anders gelau­fen, wenn die Natur im Sin­ne einer Latou­ria­ni­schen poli­ti­schen Öko­lo­gie hät­te mit­stim­men dür­fen? Wer weiß. Ganz so weit geht Ecua­dor nicht, aber span­nend ist es trotz­dem, was dort gera­de geschieht. Das Natu­re-Blog „The Gre­at Bey­ond“ berich­tet, dass in einer Volks­ab­stim­mung Natur mit eige­nen Rech­ten in die Ver­fas­sung auf­ge­nom­men wurde:

Natu­re or Pacha­ma­ma [the Ande­an earth god­dess], whe­re life is repro­du­ced and exists, has the right to exist, per­sist, main­tain and rege­ne­ra­te its vital cycles, struc­tu­re, func­tions and its pro­ces­ses in evo­lu­ti­on. Every per­son, peo­p­le, com­mu­ni­ty or natio­na­li­ty, will be able to demand the reco­gni­ti­on of rights for natu­re befo­re the public bodies. 

Ich bin gespannt, wie und ob das durch­ge­setzt wird. Aber allein die Mög­lich­keit, stell­ver­tre­tend, jedoch nicht anthro­po­zen­trisch für die Natur Rech­te ein­zu­for­dern, die hier­mit ermög­licht wird, ist schon mal beach­tens­wert und öff­net Türen. Oder stellt pro­vi­so­ri­sche Sit­ze im „Par­la­ment der Din­ge“ bereit, um noch ein­mal Latour (der gera­de den Unseld-Preis bekom­men hat), heranzuziehen.

Update: (1.10.2008) Bei Tele­po­lis fin­det sich ein Über­blicks­ar­ti­kel, in dem die gesam­te neue Ver­fas­sung Ecua­dors vor­ge­stellt wird. Die oben beschrie­be­nen Rech­te wer­den aller­dings nicht erwähnt, dafür kommt „das indi­ge­ne Gesell­schafts­prin­zip auf ‚Sumak Kaw­say‘ “ vor, „was auf Quechua ‚gutes Leben‘ bedeutet“.